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- Die Regentschaft Haakons VII. (1905-1957) -
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 20.11.2008
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pfeil_weiss_rechts.gif   Einführung
pfeil_weiss_rechts.gif   Über Norwegen
pfeil_weiss_rechts.gif   Oskar I. (1844-1859)
pfeil_weiss_rechts.gif   Karl IV. (1859-1872)
pfeil_weiss_rechts.gif   Oskar II. (1872-1905)
pfeil_weiss_rechts.gif  Haakon VII. (1905-1957)
   Einführung
   Oldenburg-Glücksburg
   Konzessionsgesetze etc.
   Ausgaben 1906-19
   1. Weltkrieg
   Ausgaben 20er Jahre
   Revolutionsfurcht
   Entwicklung 1920-39
   Wende 1935
   Ausgaben 30er Jahre
   Vor dem 2. Weltkrieg
   Ausgaben frühe 40er Jahre
   2. Weltkrieg
   Ausgaben späte 40er Jahre
   Nachkriegszeit
   Ausgaben 1950-57
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Einführung Das Haus Oldenburg-Glücksburg Die Konzessionsgesetze und der Aufschwung Norwegens Die Ausgaben 1906-1919 Norwegen im 1. Weltkrieg Die Ausgaben der 20er Jahre Revolutionsfurcht und Eismeerimperialismus Die wirtschaftliche und politische Entwicklung 1920 bis 1939 Die innenpolitische Wende im Jahre 1935 Die Ausgaben der 30er Jahre Norwegen am Vorabend des 2. Weltkriegs Die Ausgaben der frühen 40er Jahre Norwegen im 2. Weltkrieg Die Ausgaben der späten 40er Jahre Nachkriegszeit und "Ära Gerhardsen" Die Ausgaben 1950-57 nach unten

Einführung

Während der 52 Jahre währenden Regentschaft von König Haakon VII. erschienen insgesamt 103 Briefmarken. 1914 gab es anläßlich 100 Jahre Selbständigkeit die erste Sondermarke. Die ersten Flugpostmarken wurden 1927 emissiert. Ab 1940 stieg die Zahl der Marken merklich an, wobei auch immer mehr Sondermarkenserien herausgegeben wurden, wodurch die Motivvielfalt zunahm.

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Das Haus Oldenburg-Glücksburg

Mit der Auflösung der Union mit Schweden erhielt Norwegen nicht nur ein eigenes Konsularwesen, sondern auch einen eigenen Außenminister. Der Venstre-Politiker Jorgen Lovland (1838-1922) war bisher Staatsminister in Stockholm sollte 1907 nach Christian Michelsen sogar Regierungschef werden. Notwendig war aber auch ein neuer König: die Wahl fiel auf den dänischen Prinzen Carl von Oldenburg-Glücksburg. Auf seinen Wunsch hin ließen sich Storting und Regierung am 12. und 13. November 1905 die Kandidaturaufforderung vom Volk bestätigen. 259.563 Norweger votierten dafür, 69.264 (über 20 Prozent) dagegen. Am 18. November 1905 wurde der dänische Prinz vom Storting einstimmig zum König gewählt.

no_276.jpgDer greise dänische König Christian IX. zeigte sich hocherfreut, daß "Norwegen zu seinem alten Königsgeschlecht zurückgekehrt" sei. Für die Norweger war allerdings wichtiger, daß der neue König ein Schwiegersohn des britischen Königs Eduard VII. war, da er mit der Prinzessin Maud vermählt war. Man orientierte sich ja schon lange an Großbritannien, daß eine Art Garantie für die Selbständigkeit Norwegens war. Schon am 3. November 1905 hatte man deshalb in London eine Gesandtschaft eingerichtet. Die anderen Großmächte waren in Konflikte verwickelt, wie z. B. Rußland im Krieg mit Japan, Deutschland und Frankreich stritten in der Marokko-Krise miteinander. Norwegen wollte auf jeden Fall neutral bleiben. Im Abkommen von Kristiania garantierten die vier Großmächte am 2. November 1907 die territoriale Integrität Norwegens und die Stockholmer Deklaration vom 21. Dezember 1912 legte für ganz Skandinavien Neutralitätsregeln fest.

Carl bekannte sich als König Haakon VII. ganz zur norwegischen Tradition und Geschichte: er gab nicht nur seinem Sohn Alexander den Königsnamen Olav, sondern wählte als Motto seiner Regentschaft "Alt for Norge" (Alles für Norwegen). Am 25. November 1905 traf er in Kristiania ein und wurde am 27.11. vereidigt. Am 22. Juni 1906 wurde das Königspaar im Dom von Trondheim gekrönt.

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Die Konzessionsgesetze und der Aufschwung Norwegens

no_277.jpgZur Zeit des Regierungsantritts Haakons VII. war die Demokratisierung in Norwegen recht weit fortgeschritten. Ein bedeutendes Industrieunternehmen war die Norwegische Hydroelektrische Stickstoff-AG (Nors Hydor-Elektrist Kvaelstofaktieselskab - Norstk Hydro), die in Notodden und Rjukan die weltweit größten Wasserkraftwerke errichtete. In zwei Fabriken wurde zudem Kalziumnitrat produziert. Es herrschte in Norwegen zwar kein Kapitalmangel, aber im Bankwesen gab es so gut wie keine Konzentration. Es gab keine norwegische Großbank, die ein Unternehmen wie Norsk Hydro hätte finanzieren können. Die Finanzierung übernahm die Stockholms Enskilda Bank, die dafür sorgte, daßß sich die Banque de Paris et des Pays Bas an dem Unternehmen beteiligte. Auch die Badische Anilin- und Sodafabrik aus Deutschland beteiligte sich. Um diese Zeit entstand auch die erste elektrische Eisenbahn in Norwegen, die von der Lokken-Grube bis zum Orkdalsfjord fuhr. Britische und französische Aluminiumkonzerne errichteten Hüttenwerke, in denen Tonerde zu Rohaluminium verarbeitet wurde.

Ausländisches Kapitel wurde nicht nur in die Bodenschätze, sondern auch in die Wasserkraft investiert. Der Schwede Nils Persson versuchte, Erzvorkommen an sich zu bringen, die er für seine Kunstdüngerfabrik in Helsingborg benötigte. 1906 übernahm er so die Eisenerzlagerstätte in Sør-Varanger. Auch deutsche Unternehmen beteiligten sich an der Erschließung von Erzvorkommen, wie z. B. die Waldhof AG, die 1908 zwei Drittel der Aktien einer belgischen Gesellschaft erwarb, die in Litlabo auf Stord Schwefelkies förderte. Schon 1909 befanden sich 39 Prozent des Kapitels in ausländischem Besitz, bei der elektrochemischen und elektrometallurgischen Industrie waren es 85 Prozent, bei den Bergwerken 80 Prozent, bei den Kraftwerken 48 Prozent und bei der Zellstoffindustrie 44 Prozent. Die Regierung unter Michelsen reagierte darauf per Gesetz und untersagte ausländischen Gesellschaften erst einmal den Erwerb von Wasserkraft. Das sog. "Panikgesetz" war eher ein Provisorium und besonders die Venstre nahm sich dieses Themas an.

In der Stortingswahl von 1906, bei der alle Kandidaten erstmals direkt in 123 Wahlkreisen gewählt wurden, erlittdie regierende Samlingspartei eine Niederlage und sie löste sich auf. Bevor sich die Høyre unter Fredrik Stang (1867-1941), die konservative Partei und die Freisinnige Venstre neu formieren konnten, gelang es Gunnar Knudsen, die Venstre zu konsolidieren und eine Mehrheit im Storting zu etablieren. Zusammen mit den Arbeiterdemokraten, die vier Sitze im Parlament hatten, bildete er 1908 eine Regierung. Dies war die letzte große Zeit der Venstre, da die Høyre und die Freisinnige Venstre nach den Wahlen von 1909 für drei Jahre an die Regierung kamen.

no_278.jpgDer Erwerb von Wasserfällen, Bergwerken und anderem Grundeigentum wurde in Norwegen durch die "Konzessionsgesetze" von 1909 neu geregelt. Es gab nun eine Konzessionspflicht für die Erwerber und ein Heimfallrecht für den Staat. Ausnahmen gab es nur für den Staat selber, die Kommunen und norwegische Staatsbürger, sofern sie nicht eine Kapitalgesellschaft vertraten. Aktiengesellschaften mußten nach dem Bau von Kraftwerken kostenlos Strom und nach Ablauf der Konzessionsfrist die komplette Anlage zur Verfügung stellen. In der endgültigen Gesetzesfassung vom 17. Dezember 1917 wurde bestimmt, daß nur Gesellschaften mit norwegischer Kapital- und Vorstandsmehrheit sowie Sitz in Norwegen eine Konzession erhalten konnten. Ein Kraftwerk mußte mit norwegischem Material und Arbeitern erstellt werden, 60 Jahre lang 10 Prozent der Energie abgeben und danach fiel das Werk an den Staat. 1919 machte der ausländische Anteil am Kapital nur noch 15 Prozent aus.

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Die Ausgaben 1906-1919

no_65.jpg1906 wurde die Nr. 21 mit einem neuen Wertaufdruck versehen und am 10.8.1907 gab es drei Werte mit dem Porträt von "König Haakon VII.", am 9.4.1908 wurde die Nr. 19 mit einem neuen Wertaufdruck versehen und 1909 gab es drei Werte mit dem Porträt von "König Haakon VII." in einem etwas größeren Format. 1910 erschienen vier Werte mit dem Porträt von "König Haakon VII." mit glattem Hintergrund und 1914 drei Sondermarken "100 Jahre Selbständigkeit".

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Norwegen im 1. Weltkrieg

Als der 1. Weltkrieg ausbrach, erklärte sich Norwegen für neutral und schloß am 8. September 1914 mit Schweden ein Abkommen, in dem man sich verpflichtete, neutral zu bleiben und nicht gegeneinander Krieg zu führen. Von Deutschland wurde Norwegen zur Fortsetzung und Ausbreitung des Handels, besonders von Fisch und Fischkonserven, Erzen und Salpeter, aufgefordert. Während Schweden und Dänemark auf deutsche Brennstofflieferungen angewiesen waren, bezog Norwegen Kohle und Petroleum besonders von Großbritannien. Deshalb befand sich Großbritannien gegenüber in einer vorteilhaften Position, zumal es die See beherrschte. Es gelang, Norwegens Handelsflotte für Dienstleistungen zu gewinnen und die Lieferungen nach Deutschland zu reduzieren, was die Wirksamkeit der englischen Blockade erhöhte. Auch die USA traten für die Reduzierung ein und machten ihre eigenen Lieferungen hiervon abhängig.

no_279.jpgDie meisten Norweger standen sowieso auf Seiten der Westmächte. Obwohl man neutral bleiben wollte, gelang dies der Regierung unter Gunnar Knudsen nur in den ersten beiden Jahren. Die Briten brachten nicht nur die transatlantische Handelsschiffahrt, sondern auch den Außenhandel Norwegens fast ganz unter Kontrolle. Ganze Branchen mußten garantieren, daß sie ihre Rohstoffe und Industriewaren nur aus Großbritannien beziehen wollten. Ein Dorn im Auge waren den Briten besonders die Fischlieferungen an Deutschland. Als Wende in der norwegischen Neutralitätspolitik kann das geheime britisch-norwegische Fischabkommen vom 5. August 1916 angesehen werden, nach dem Deutschland nur noch maximal 15 Prozent der Fischmenge erhalten sollte. Am 13. September 1916 folgte ein Kupfer-Abkommen, das den Briten das Verkaufsrecht für Kupfererz zugestand, und am 15. Oktober 1916 die U-Boot-Resolution, mit der die Regierung ausländischen U-Booten das Befahren norwegischer Gewässer nur noch im Ausnahmefall erlaubte. Das Abkommen richtete sich naturgemäß nur gegen Deutschland. Auf deutschen Einspruch lenkte Norwegen ein und ein neues Abkommen vom 23. Januar 1917 legte fest, daß die Resolution keine Handels-U-Boote betraf.

Um sicherzustellen, daß die norwegischen Reeder auch weiterhin englische Häfen anliefen, hielt Großbritannien die Schiffe solange fest, bis ein neues Schiff eingelaufen war. Am 17. August 1917 gab es ein norwegisch-britisch-französisches Tonnage-Abkommen, das besagte, daß England Norwegen mit Hohle versorgte, während norwegische Schiffe in britische und französische Dienste traten. Dies führte zu einer Steigerung norwegischer Schiffsverluste: waren es bis 1918 nur 124 Schiffe mit 188.909 BRT, so waren es bis Kriegsende insgesamt 831 Schiffe mit 1,2 Mill. BRT. Dies entsprach immerhin einem Viertel der norwegischen Flotte.

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Die Ausgaben der 20er Jahre

no_108.jpgFür 1922 sind die ersten Marken der neuen Freimarkenserie "Löwe" (Inschrift in Antiqua), für 1925 die Sondermarken "Polarflug Amundsens" und "Besitznahme Spitzbergens" (Aufdruck "SVALBARD 1925" auf Marken der "Löwen"-Serie), für 1926 weitere Werte der Freimarkenserie "Löwe" (Inschrift in Grotesk), für 1927 drei Marken der Serie "Löwe" mit Werteindruck und die erste Flugpostmarke, für 1928 die Sondermarken "100. Geburtstag Ibsens" sowie für 1929 Portomarken mit Aufdruck, "100. Todestag Abels" und - als letzte Ausgabe der Zwanziger Jahre - die Nr. 12 mit Aufdruck zu nennen.

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Revolutionsfurcht und Eismeerimperialismus

no_280.jpgWährend Reeder und Kaufleute in den ersten Kriegsjahren gute Geschäfte gemacht hatten, verschlechterte sich die Lage zusehends und die Regierung griff in die Verteilung von Lebensmittelns ein, reglementierte die Preise und rationalisierte zunehmend Mehl, Brot, Zucker und Kaffee. Besonders die Arbeiter protestierten gegen die Verschlechterung und am 24. Mai 1917 marschierten 7.000 Metallarbeiter zum Storting, um eine Teuerungszulage einzufordern. Am 6. Juni 1917 gab es einen landesweiten Protest, an dem über 300.000 Arbeiter teilnahmen. Die Regierung kam der Wunsch nach einem Teuerungszuschlag nach. Dennoch entstanden eine Reihe von Arbeiterräten, die Ende März 1918 170 Delegierte zu einer Landeskonferenz nach Kristiania entsandten. Diese forderten nicht nur schnelle Maßnahmen gegen die Teuerung und Lebensmittelmangel, sonder auch die Einführung eines Achtstundentages ohne Lohnminderung.

Die Rätebewegung ebbte aber schnell wieder ab. Entscheidend dafür, daß es in Norwegen keine Revolution gab, waren die intakten Staatsapparate, über die die Regierung Knudsen verfügte. Dennoch gab es damals eine reale Revolutionsgefahr: schon im Februar/März 1918 hatten Polizei und Militär ihre Waffenlager gesichert und loyale Einheiten aufgestellt. Im April 1918 wurden 341 Mann per Schiff nach Bodø entsandt und mit der Erzbahn nach Sulitjelma transportiert, um gegen Arbeiter vorzugehen. Gleichzeitig kam die Regierung den Arbeitern aber entgegen mit der Einführung des Achtstundentages. Per Gesetz vom 14. August 1918 wurde die Aufnahme von Tarifverhandlungen im Frühjahr 1919 mit dem Ziel einer 48-Stunden-Woche festgelegt. Die Arbeitgeber sagten zudem die Gewährung von einer Woche bezahltem Urlaub und Lohnerhöhungen zu. Im November 1919 beschloß das Storting die Einführung der Verhältniswahl und eine Erhöhung der Abgeordneten auf 150, um die bisherige Benachteiligung der DANN zu beseitigen.

no_281.jpgDie in Paris tagenden Großmächte honorierten Norwegens Verhalten im 1. Weltkrieg in Bezug auf russisches Gebiet im Norden. Das Land mußte sich allerdings mit dem Besitzt von Spitzbergen begnügen. Am 25. September 1919 beschloß der Oberste Rat der Alliierten Mächte, Norwegen die 1912 neutralisierte und seitdem von Norwegen verwaltete Inselgruppe zu überlassen. Im Spitzbergentraktat vom 9. Februar 1920 behielten sich allerdings die Großmächte ein Recht zur wirtschaftlichen Nutzung des Archipels vor. Die Ausbeutung der Kohlevorkommen erfolgte zunächst durch Norwegen allein. Der Gedanke an ein Norgevelde-Imperium wurde nicht zuletzt durch die Expeditionen Fridjof Nansens und Roald Amundsens geschürt. Auch die Entwicklung des Fisch- und Walfangs ließ wirtschaftliche Begehrlichkeiten wachsen. Mit Dänemark geriet man allerdings in Streit um Ostgrönland. Erst ein Vergleich vor dem Ständigen Internationalen Gerichtshof löste das Problem. Am 5. April 1933 wurde Norwegen wegen seiner Okkupationsversuche verurteilt. Als Ausgleich erhielt man die Insel Jan Mayen, die 1930 Teil des Königreiches Norwegen geworden war. Der sog. "Eismeerimperialismus" betraf aber auch das Südpolarmeer. Dort waren die Norweger schon seit Ende des 19. Jahrhunderts als Walfänger aktiv.. Die erste Fangstation, Grytviken, war auf der britischen Insel Südgeorgien errichtet worden. Nach dem 1. Weltkrieg nutzte man meist unbewohnte und herrenlose Inseln als Stationen. 1928 nahm Norwegen die Bouvet-Insel, 1931 die Peter I.-Insel und danach noch die unter dem Namen Dronning-Maud-Land benannten Küstengebiete in Besitz. Zu dieser Zeit waren die Wale allerdings schon fast ausgerottet.

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Die wirtschaftliche und politische Entwicklung 1920 bis 1939

no_372.jpg1920 unternahm der neue Direktor der Norges Bank, Nicolai Rygg, den Versuch, die Bindung der norwegischen Krone an den Goldsstandard, die zu Beginn des 1. Weltkriegs aufgegeben worden war, wiederherzustellen. Die Krone hatte seitdem die Hälfte ihres Wertes verloren. Hinzu kamen die allgemeinen wirtschaftlichen Probleme, von denen auch Norwegen nicht verschont blieb: erst ab Herbst 1920 fielen die Preise und im Frühjahr 1921 waren 111.000 Norweger arbeitslos. Nach kurzfristiger Entspannung stieg die Arbeitslosigkeit wieder, die auch 1930, als der Aufschwung wieder einsetzte, noch relativ hoch war. 1933 wurde mit 150.000 Arbeitslosen ein Höchststand erreicht. 1931 meldeten die beiden größten Banken, die Den norske Creditbank und Bergens Privatbank, Konkurs an. Um die Währungen stabil zu halten, beschlossen Ende 1930 die drei skandinavischen Staaten, die Niederlande, Belgien und Luxemburg, Zölle nur nach Absprache zu erheben; 1933 trat Finnland dieser sog. Oslo-Konvention ebenfalls bei.

no_373.jpgAuch den Bauern ging es nach dem Kriege nicht sonderlich: es gelang zwar, bis 1930 die Preise für Milch, Butter und Käse zu halten, aber wegen Überproduktion fielen sie danach. Viele Bauern konnten ihre Kredite nicht mehr bezahlen und es kam zu Zwangsversteigerungen: 1920 500, 1925 2.000, 1929 4.000 und über 6.500 Versteigerungen im Jahre 1932. Die Fischerei war ebenfalls vom Preisverfall betroffen, was nicht nur auf die erstarkende isländische Konkurrenz zurückzuführen war. Die Industrieproduktion fiel bis zum Jahre 1931 auf den Stand von 1931 zurück, wobei auch Arbeitskämpfe mit verantwortlich waren, weil die Unternehmer die Lohnkosten drücken wollten. Durch technischen Fortschritt, Marktregulierung und Rationalisierungsmaßnahmen ließ sich bis dahin allerdings ein Fortschritt feststellen.

Bis 1936 kam es auch erneut zu einem Anwachsen des ausländischen Kapitals am Aktienmarkt auf ca. 26 Prozent. Die norwegische Handelsbilanz konnte lediglich durch die Schiffahrt aufpoliert werden: die Handelsflotte hatte im 1. Weltkrieg viele Schiffe verloren und nach dem Krieg stagnierte der Welthandel, wodurch die Frachtraten sanken. Trotzdem verdoppelte die norwegische Schiffahrt von 1924 bis 1934 ihre Einnahmen. Die letzten Segelschiffe wurden ausgemustert und durch Dampf- und Motorschiffe ersetzt. Nach der britischen, amerikanischen und japanischen war die norwegische Flotte die viertgrößte, aber auch die modernste der Welt. Zu nennen sind besonders auch die Tanker, deren Zahl sich von 15 im Jahre 1918 auf 260 im Jahre 1938 erhöhte, was ein Fünftel der Welttonnage ausmachte.

no_374.jpgDie Venstre-Regierung unter Knudsen hatte 1918 ihre Mehrheit verloren und war 1920 zurückgetreten. Es folten bis Anfang 1928 Minderheitenkabinette der Høyre und Venstre. Anfang 1928 gab es - für nur 18 Tage - erstmals eine Minderheitenregierung der DANN unter Christopher Hornsrud. Bis 1963 war die Høyre nicht mehr an der Regierung, da Høyre und Venstre ihre Gegensätze nicht unterdrücken konnten. Die Venstre bekam in den 20er Jahren zwar weniger Stimmen als die Høyre, stellte aber öfters und länger die Regierung. Die letzte Venstre-Regierung unter Mowinckels wurde Mitte April 1935 durch ein Mißtrauensvotum gestürzt und stellte seitdem nie wieder den Regierungschef. Wähler hatte die Partei vor allen Dingen an die DNA verloren. Die einzige Bauernpartei-Regierung, die Norwegen ja hatte, war 1932 bis 1933 an der Macht und wurde auf Betreiben Mowinckels gestürzt, indem er Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit forderte. Mit Hilfe der DNA erhielt er eine Mehrheit. Zeitgleich wurde unter Quisling am 13. Mai 1933 eine neue Partei der Nationalen Einheit (Nasjonal Samling - NS) gegründet, die ein Sammelbecken aller Bürgerlichen sein sollte. Diese Partei war eine Bewegung, die dem Führerprinzip huldigte, und konnte bis 1935 gut 10.000 Mitglieder rekrutieren. Dennoch spielte sie bei den Wahlen 1936 keine Rolle und zerfiel danach.

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Die innenpolitische Wende im Jahre 1935

no_387.jpg1933 hatte die DNA mit ihrer Vorstellung, in Norwegen eine Planwirtschaft nach sowjetischem Muster einzuführen, besonders in der Arbeiterschaft großen Erfolg. Zu der Zeit stabilisierte sich gerade der Wert der Krone und die Exporterlöse stiegen an, allerdings gab es auch weiterhin eine hohe Arbeitslosigkeit und auch die Krise der Landwirtschaft bestand weiter fort. Dennoch lehnte die regierunde Venstre eine Erhöhung der Verbraucherpreise und eine Regulierung der Märkte ab, weil ihr eine Aufrechterhaltung des Arbeitsfriedens wichtiger war. Im sog. "Hauptabkommen" vom 9. März 1935 wurde festgelegt, daß die Tarifpartner eigenverantwortlich handeln sollten.

no_388.jpgAm 19. März 1935 gab es eine Zäsur in der norwegischen Geschichte, als König Haakon VII. eine DNA-Regierung ernannte und eine über 30 Jahre dauernde Epoche anbrach, in der die DNA fast ununterbrochen die Regierung stellen sollte. Dieser Regierungswechsel wird von den Historiker deshalb auch als Macht-, Regime- und Systemwechsel bezeichnet. Regierungschef Mowinckel trug eigentlich daran die Schuld, weil er die Forderungen der Bauernpartei für die Landwirte ignorierte und in der Haushaltsdebatte die Vertrauensfrage stellte. Er verlor die Abstimmung mit 94 zu 55 Stimmen und trag am 15. März zurück. Der zukünftige Regierungschef Johan Nygaarsvold (1879-1952) hatte nicht unwesentlichen Anteil am Sturz der Regierung, da er sich mit dem Vorsitzenden der Bauernpartei, Jens Hundseid geeinigt hatte. Schon am 28. März wurde ein Zusatzhaushalt zur Finanzierung der Forderungen der Bauernpartei vorgestellt. Die DNA setzte ansonsten aber keine Sozialisierung der Verhältnisse in Gang, da sie nur einer Minderheitenregierung vorstand, was sich auch bei den Wahlen von 1936 nicht änderte. 1939 fand keine Wahl statt, weil die Amtsperiode des Storting auf vier Jahre verlängert worden war.

no_390.jpgDer Regierung Nygaardsvold kam der wirtschaftliche Aufschwung zu Gute, der bei Regierungsantritt schon eingesetzt hatte. Da der Arbeitsfrieden hielt, wurde von den Unternehmen auch wieder mehr investiert und in Industrie, Landwirtschaft und Fischerei entstanden bis 1939 fast 100.000 neue Arbeitsplätze. Qualifizierungsmaßnahmen für Arbeitslose schufen zudem etliche neue Kleinbetriebe. Auf Grund der geburtenstarken Jahrgänge nach dem 1. Weltkrieg konnte dennoch keine Vollbeschäftigung erzielt werden und es gab auch 1939 noch 100.000 Arbeitslose. 1936 wurde der Arbeitsschutz neu geregelt und eine Altersrente für Männer und Frauen über 70 eingeführt, die Kranken- und Unfallversicherung erweitert und Fischer und Seeleute einbezogen. 1938 kam die Arbeitslosenversicherung hinzu und Norwegen war auf dem Weg zu einem Sozial- und Wohlfahrtsstaat.

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Die Ausgaben der 30er Jahre

no_165.jpg1930 erschienen "900. Todestag Hl. Olav" und "Nordkap", 1931 "Für das Radiumhospital", 1932 "100. Geburtstag Björnsons", 1934 "250.Geburtstag Holbergs", 1935 "Fridtjof Nansen",1937 19 Freimarkenergänzungswerte, 1938 "Fremdenverkehr", "Nordkap" (im kleineren Format) und 1939 "Königin Maud".

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Norwegen am Vorabend des 2. Weltkriegs

no_297.jpgDas Verhältnis Norwegens zum Völkerbund war zwiespältig. Das Land war neben Dänemark im Jahre 1920 beigetreten. Mit dem Haager Gerichtshof zur friedlichen Konfliktlösung konnte man sich anfreunden, aber gegen die Verpflichtung, an Sanktionen teilnehmen zu müssen, gab es in Norwegen starke Bedenken. Die nordischen Staaten pflegten nach dem 1. Weltkrieg wieder regelmäßige Treffen ihrer Außenminister. Bei dem Treffen im September 1934 in Stockholm forderte Johan Ludwig Mowinckel eine Ablehnung der Sanktionspflicht. Die Begründung war, daß Norwegen auf Grund seiner geographischen Lage nicht unmittelbar von einer Aggression betroffen war, aber sehr leicht wegen einer Sanktion des Völkerbundes in eine Auseinandersetzung der Großmächte mit einbezogen werden konnte. Der neue Außenminister Halvan Koht (1873-1965) schlug 1935 zudem eine Erweiterung der skandinavischen Neutralitätsvereinbarung von 1912 auf den Luftkrieg vor. Als die schwedische Regierung im April 1938, angesichts der deutschen Wiederaufrüstung, Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht und des Aufbaus der Luftwaffe, einen entsprechenden Vorschlag machte, wurde dieser von Norwegen gerne aufgegriffen. Ein Abkommen wurde im Mai 1938 von den drei nordischen Staaten beschlossen.

no_298.jpgIn Norwegen selbst mußte Koht aufpassen, daß das Land nicht in den Sog der Solidaritätswelle für die Spanische Republik geriet. Die norwegischen Reeder wollten an den Frachten für das Franco-Regime verdienen, die Seeleutegewerkschaft boykotierte alle Spanienfahrten. Die Regierung stellte sich gegen die Gewerkschaft und am 31. Mai 1938 gab es einen Beschluß des Stortings, der es Norwegen vorbehielt, "volle und unbedingte Neutralität zu wahren in jedem Krieg, den es nicht selbst als eine Völkerbundsaktion gutheißt". Bei einem Treffen der "Exneutralen" (Norwegen, Dänemark, Schweden, Niederlande, Schweiz, Luxemburg und Belgien) am 23./24.1938 in Kopenhagen wurde der Völkerbund aufgefordert, den Mitgliedern das Recht einzuräumen, selber über eine Teilnahme zu entscheiden. Sie verbanden damit die Hoffnung, im Falle eines Krieges neutral bleiben zu können. Als die deutsche Wehrmacht in Prag einmarschierte, schien dies der einzige Weg zu sein, so daß Norwegen auch nicht auf Hitlers Angebot für einen Nichtangriffspakt einging. Bei Beginn des 2. Weltkrieges erklärte man sich offiziell für neutral. Durch den Hitler-Stalin-Pakt war die Situation diesmal allerdings eine andere als im 1. Weltkrieg, wie der sowjetische Angriff auf Finnland zeigte. Die Alliierten planten, Deutschland zuvorzukommen und Großbritannien beschloß, ein Hilfskorps nach Norwegen zuschicken.

no_299.jpgDeutschland hatte im Bezug auf Norwegen ebenfalls Pläne. Schon vor dem sowjetischen Angriff auf Finnland hatte man sich um Stützpunkte in Norwegen bemüht. Im Dezember 1939 traf der Führer der norwegischen NS, Vidkun Quisling in Berlin ein. Quisling erhoffte sich eine deutsche Unterstützung für einen Putsch. Am 14. Und 18. Dezember 1939 traf er mit Hitler zusammen. Hitler sicherte Hilfe zu und beauftragte Generalmajor Alfred Jodl mit der Ausarbeitung eines Planes zur Invasion in Norwegen. Die deutschen und alliierten Planungen liefen also parallel. Der Fall "Weserübung" vom 1. März 1940, wie Hitler die Operation taufte, war am 12. März 1940 so weit ausgearbeitet, daß am 20. März (als auch die alliierte Landung geplant war) die Invasion erfolgen konnte. Der sowjetisch-finnische Friedensvertrag vom 12. März 1940 sorgte allerdings auf beiden Seiten für einen Aufschub. Die Vorbereitungen wurden aber forciert.

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Die Ausgaben der frühen 40er Jahre

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Norwegen im 2. Weltkrieg

Gegen die Verletzung seiner Neutralität protestierte Norwegen sowohl in London, als auch in Berlin. In der Nach vom 7. auf den 8. April 1940 legten britische Kriegsschiffe vor Bodø ein Minenfeld aus, um deutsche Erzfrachter zum Verlassen norwegischer Hoheitsgewässer zu zwingen. Dabei wurde ein britischer Zerstörer von zwei deutschen Schiffen versenkt, die zu dem Verband gehörten, der sich seit dem 7. April auf dem Weg nach Trondheim und Narvik befand. Die Pläne für den Fall "Weserübung" sahen vor, diese Städte nebst Oslo, Arendal, Kristiansand, Egersund, Stavanger und Bergen am 9. April um 4,15 Uhr durch die Wehrmacht besetzen zu lassen.

no_299.jpgDer Überfall auf Dänemark und Norwegen war eine strategisch hervorragende Operation, da alle drei Waffengattungen zusammenarbeiteten. Zuletzt war Norwegen zur Zeit der Napoleonischen Kriege von der See her angegriffen worden. Die Besatzung wurde von den meisten Norwegern als Trauma angesehen. Am 9. April gelang es den Norwegern aber, im Oslofjord den schweren Kreuzer Blücher, das deutsche Flaggschiff, zu versenken. Dadurch wurde die Besetzung der Hauptstadt um mehrere Stunden verzögert. Die Regierung und die Königsfamilie konnten nach London flüchten. Zwischenstationen waren Hamar, dann Elverum. Dort trafen sich auch die meisten Storting-Abgeordneten, die die Regierung ermächtigten, alle notwendigen Maßnahmen im Interesse Norwegens zu unternehmen. Als der König die "Nationale Regierung" anerkennen sollte, die Vidkun Quisling am 9. April in Oslo proklamiert hatte, lehnte Haakon VII. ab. Der deutsche Gesandte Carl Bräuer wandte sich nun an Paul Berg, den noch in Oslo verbliebenen Präsidenten des Obersten Gerichts. Nachdem er Quisling zum Rücktritt bewegen konnte, etablierte dieses Verfassungsorgan am 15. April einen "Verwaltungsausschuß für die besetzten norwegischen Gebiete", der mit den deutschen Besatzern zusammenarbeiten sollte. Da es nicht zur Einstellung der Kämpfe kam, wurde Bräuer abberufen und durch den Essener NSDAP-Gauleiter Josef Tervoben als "Reichskommissar für die besetzten norwegischen Gebiete" ersetzt.

Im "Führer-Erlaß" vom 24. April 1940, der bis zum 8. Mai 1945 in Kraft blieb, wurde dem Reichskommissar die oberste Regierungsgewalt übertragen. Gleichzeitig hieß es aber, daß sich Norwegen und das Deutsche Reich im Kriegszustand befänden. Als "Wehrmachtbefehlshaber Norwegen" dienten bis zum18. Dezember 1944 Generaloberst Nikolaus von Falkenhorts, und dann bis zum 18. Januar 1945 Generaloberst Lothar Rendulic und zuletzt noch der General der Gebirgstruppen Franz Böhme. Von Falkenhorst hatte die "Weserübung" geplant und durchgeführt, befehligte auch den Feldzug gegen Norwegen. Sein Gegenpart war General Otto Ruge, der die von Oslo nach Trondheim vordringenden deutsche Truppen aufhalten wollte. Die in Mamsos und Ändalsnes gelandeten britischen und französischen Truppen konnten ihm aber nicht helfen und schifften nach deutschen Luftangriffen sich wieder ein.

no_300.jpgAm 10. Juni 1940 wurden die Kampfhandlungen mit der norwegischen Kapitulation eingestellt. Die Regierung Nygaardsvold und die königliche Familie hatten sich schon am 7. Juni von Tromso nach Großbritannien begeben. Es kam zu Verhandlungen über die Bildung einer kollaborationswilligen Regierung, die die Bezeichnung "Reichsrat" (Riksrad) erhalten sollte. Für den 9. September 1940 wurden die Abgeordneten des Storting nach Oslo berufen. 130 erschienen auch. 80 Abgeordnete stimmten für die Absetzung des Königs, 75 billigten seine Suspendierung für die Zeit des Krieges. Am 18. September, als 145 Abgeordnete versammelt waren, stimmten sogar 92 für den Vorschlag einer Suspendierung. Terboven fürhte einen Führer-Erlaß aus, erklärte die Parteien und das Storting (mit Ausnahme der Najonal Samling) für aufgelöst und berief 13 überwiegend zur NS gehörende Kollaborateure zu kommissarischen Staatsräten und beauftragte sie mit der Leitung der Ministerien. Quisling fungierte inoffiziell als Chef eines neuen Regimes. Gegen die NS gab es in Norwegen starken Wiederstand. Eine erste Aktion war der sog. "Sportstreik", als zum Boykott aller Sportveranstaltungen aufgerufen wurde. Olaf Helset, der Vorsitzende des Sportverbandes und schuf im Frühjahr 1941 (in Absprache mit General Ruge) die norwegische Widerstandsbewegung.

Die politischen Parteien fielen nach der Auflösung als Träger des Wiederstandes aus. Nur die verbotene NKP arbeitete im Untergrund weiter. Nachdem Terboven im September 1941 auch für die Gewerkschaftsleitung Kommissare der NS eingesetzt hatte, formierte sich auch hier der Widerstand. Allerdings arbeiteten auch Gewerkschaftsführer mit dem Reichskommissar zusammen, wie z. B. Elias Volan (Vorsitzender der Bauarbeitergewerkschaft und NKP-Mitglied) und Viggo Hansteen (Justitiar der LO und Ex-NKP-Mitglied). Sie hofften, so die Existenz der Gewerkschaften sichern zu können. Da der Lebensstandard sich allerdings immer mehr dem der deutschen Arbeiter anglich, wuchs die Unzufriedenheit der Arbeiter. Am 1. Mai 1941 kam es in einem Maschinenbaubetrieb in Oslo zu Arbeitsverweigerungen. Am 8. September 1941 kam es in 50 Betrieben zu Streiks, als die übliche Frühstücksmilch nicht angeliefert wurde. Terboven wollte ein Exempel statuieren, verhängte das Standrecht über Oslo und ließ über 200 Bürger verhaften. 28 Personen kamen vor ein Standgericht, es gab 25 Zuchthausstrafen und am 10. September wurden Todesurteile gegen Viggo Hansteen und Rolf Wickstrom vollstreckt. Im Zusammenhang mit der Niederschlagung des Streiks sammelte die Gestapo in Norwegen alle Rundfunkgeräte ein, damit keine Sendungen der BBC mehr empfangen werden konnten. Am 25. September 1941 ernannte Terboven die kommissarischen Staatsräte zu Ministern und Quisling wurde das Ministerpräsidentenamt übertragen zwecks Bildung einer "nationalen Regierung". Er war natürlich nur eine Marionette, da die Macht auch weiterhin bei Terboven lag. Ab dem 26. Oktober 1941 begannen auch in Norwegen Judenverfolgungen. Von ca. 1.800 Juden hatten sich aber schon über 1.000 nach Schweden abgesetzt, so daß 767 nach Auschwitz deportiert wurden, von denen aber nur 32 überlebten.

no_301.jpgAm 16. August 1943 ließ der Wehrmachtsbefehlshaber von Falkenhorst alle aus der Kriegsgefangenschaft entlassenen norwegischen Offiziere festsetzen. Sie sollten erklären, daß sie das Land nicht verlassen wurden. Allerdings zogen die meisten die Gefangenschaft vor und wurden ins Lager Schildberg gebracht, wo sie bis Kriegsende blieben. Am gleichen Tag wurden auch 470 Polizisten verhaftet. Und 271 kamen ins KZ Stutthof zur "Umerziehung". Im Frühjahr 1942 hatte die norwegische Exilregierung in London die Offiziere zum Verlassen des Landes aufgefordert, da sie Teil eine Invasionsarmee werden sollten. Am 4. März 1941 hatten norwegische Exilstreitkräfte in britischen Uniformen die Lofoten überfallen, worauf Terboven mit Repressalien reagierte und Häuser niederbrennen ließ. De facto war das Königreich Norwegen also mit Großbritannien verbündet. Am 28. Mai 1941 wurde eine Militärkonvention zwischen der britischen und norwegischen Regierung zur Befreiung Norwegens geschlossen. Das Abkommen wurde von Trygve Lie (1896-1968) unterzeichnet, der eine Annäherung zwischen den Westmächten und der Sowjetunion betrieb. Nach dem 2. Weltkrieg wurde er erster UN-Generalsekretär. Verglichen mit anderen Exilregierungen war die Regierung Nygaardsvold in London in einer guten Situation, da sie gebraucht wurde und sich auch im besetzen Norwegen Einfluß verschaffen konnte. Im Sommer 1941 erlangte die MILORG (die norwegische Widerstandsbewegung) von der Exilregierung ihre Legitimation. Ab der Jahreswende 1943/44 erhielt sie ihre Befehle vom Oberkommandierenden der Alliierten Expeditionsstreitkräfte, General Dwight D. Eisenhower. Ab Winter 1944/45 wurde die MILORG in den Sabotagekrieg einbezogen und sprengte Eisenbahnlinien, um die deutschen Truppen zu behindern. Als größtes Symbol des Widerstandes galt im In- und Ausland aber König Haakon VII., der unermüdlich zu seiner Exilregierung hielt. Am 1. Juli 1944 übernahm Kronprinz Olav das Oberkommando über die norwegischen Exilstreitkräfte. Am 16. Mai 1944 hatte die Exilregierung die Unterzeichnung eines "Befreiungsabkommens" mit den Alliierten erreicht.

no_302.jpgDie Befreiung Norwegens begann am 18. Oktober 1944, als die Sowjetarmee im Norden die Grenze überschritt. In Kirkenes hatte die deutsche Wehrmacht sich in Stellung gebracht, weshalb die Stadt von den Sowjets bombardiert und praktisch zerstört wurde. Nachdem Finnland die Beziehungen zu Deutschland abgebrochen hatte, hatte sich die deutsche Armee schon am 4. Oktober 1944 zurückgezogen, wobei die Taktik der verbrannten Erde angewandt und die norwegische Bevölkerung zwangsevakuiert wurde. Mehr als 40.000 Norweger mußten ihre Heimat verlassen. Die Dörfer und Städte wurden niedergebrannt. Die sowjetische Armee rückte in Nordnorwegen nicht ein und von der Exilarmee traf am 11. November 1944 nur eine Kompanie mit 300 Mann ein. Der Bevölkerung erschien die Armee auch wegen ihrer geringen Größe nicht als Befreier. Die Soldaten unterstellten ihrerseits, daß die Bewohner mit dem Fein eng zusammengearbeitet hätten. Besonders Frauen, die sich mit Deutschen eingelassen hatten, wurden als "Deutschen-Damen" (tyskertoser) kahl geschoren. Dies geschah nach der deutschen Kapitulation übrigens im ganzen Land. Die Kinder aus Beziehungen mit deutschen Soldaten, die "Deutschen-Kinder" (Tyskerbarna) wurden bis weit in die Nachkriegszeit benachteiligt. Nach dem 2. Weltkrieg sind an den "Tyskerbarna" sogar medizinische Versuche durchgeführt wurden, im Auftrag und mit Billigung der Regierung. Mengele ist überall!

Die sog. "Heimatfront" spielte beim Beginn der Befreiung keine Rolle Bei Kriegsende gab es noch gut 300.000 deutsche Soldaten im Land, die die "Heimatfront" entwaffnen wollte, was aber den Expeditionskräften vorbehalten blieb. Zu ihrer Delegation gehörte nur der Kapitän zur See Per Askim als einziger Norweger. Nach der deutschen Kapitulation stellte sich Quisling mit sechs Ministern seiner "nationalen Regierung" der Polizei in Oslo. Der Prozeß gegen ihn und 92.798 Norweger wegen Landesverrat hielt sich streng an das Gesetz. Die Gerichtsverfahren dauerten sechs Jahre und 55.655 Norweger sowie 86 Angehörige der Gestapo und Wehrmacht wurden angeklagt. 30 Norweger und fünfzehn Deutsche wurden zum Tode verurteilt. Quisling wurde am 10. September 1945 ebenfalls zum Tode verurteilt und am 24. Oktober hingerichtet. 20.120 Norweger und 66 Besatzer erhielten Freiheitsstrafen, 28.630 Norweger Geldbußen. 44.025 Norweger und 266 Deutsche gingen straffrei aus. Bei den Norwegern handelte es sich fast ausschließlich um Nationalsozialisten, von denen fast 20.000 auch noch wegen Landesverrats verurteilt wurden, weil sie Funktionär des Quisling-Regimes, Angehörige der Waffen-SS, Gestapo-Mitarbeiter oder Geschäftspartner der Besatzungsbehörden waren.

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Die Ausgaben der späten 40er Jahre

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Nachkriegszeit und "Ära Gerhardsen"

Die Norweger feierten ab dem 7. Mai 1945 acht Wochen lang ihre Befreiung. Es gab Umzüge und Paraden und die politischen Gefangenen wurden umgehend freigelassen. Mit der Eisenbahn trafen die norwegischen Truppen in Oslo, Trondheim und Narvik ein. Es kamen auch 30.000 britische und amerikanische Soldaten unter dem Befehl von General Sir Andrew Thorne. Am 13. Mai kehrte auch Kronprinz Olav, der Oberkommandierende der norwegischen Streitkräfte mit einer Regierungsdelegation nach Oslo zurück. Am 31. Mai folgte der Rest der Regierung und am 7. Juni König Haakon VII. Offiziell hatte sich Norwegen nur mit dem Deutschen Reich im Kriegszustand befand. Am 6. Juli 1945 erklärte das Storting, daß man sich seit dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor und dem Kriegseintritt der USA auch mit Janna im Krieg befände. Die Japaner hatten im Pazifik norwegische Schiffe gekapert, wobei Hunderte norwegischer Seeleute starben. Der Kriegszustand gegenüber der Bundesrepublik Deutschland (als Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches) wurde erst am 13. Juli 1951 für beendet erklärt und gegenüber Japan mit der Unterzeichnung des Friedensvertrages von San Francisco vom 8. September 1951.

no_390.jpgDas Storting von 1936 war von der Regierung Nygaarsvold für den 14. Juni 1945 gegen den Willen der Heimatfront einberufen worden. Zwei Tage zuvor hatte sie um ihren Abschied ersucht und Paul Berg wurde vom König mit der Bildung einer Übergangsregierung beauftragt. Vom Storting wurde die nächste Parlamentswahl auf den 8. Oktober 1945 festgelegt. Da die Bildung einer Regierung nur aus Widerstandskämpfern wegen der Kommunisten und ohne Einbeziehung von Exmitgliedern der Exilregierung und bisherigen Parteien nicht durchsetzbar war, trat Berg schon nach vier Tagen wieder zurück. Der König bestellte deshalb den Osloer Bürgermeister Elmar Gerhardsen (1897-1987) zu dessen Nachfolger. Gerhardsen gehörte zur DNA und war vor dem Krieg Kommunialpolitiker in Oslo. Sein Bürgermeisteramt konnte er aber ab 1940 nicht ausüben, da die Gestapo ihn absetzte. Während des "Milchstreiks" wurde er verhaftet, in Grini interniert und mit 2.500 anderen Norwegern ins KZ Sachsenhausen gebracht. Im August 1944 kam er wieder nach Grini bei Oslo zurück. Im April 1945 gehörte er zu den 7.000 Norwegern, die in einer mit Heinrich Himmler persönlich ausgehandelten Aktion des schwedischen Roten Kreuzes nach Schweden evakuiert wurden. In Grini hatte er mit anderen Vertretern der DANN und der bürgerlichen Parteien sich ein Programm für die Zeit nach dem Kriege ausgedacht.

Am 25. Juni 1945 berief Gerhardsen die Mitglieder seiner Übergangsregierung, die die einzige Allparteien-Regierung war, die Norwegen jemals hatte. Inklusive der NKP waren fünf Parteien und auch die Heimatfront vertreten. Mit den DNA-Vertretern Trygve Lie als Außenminister und Oscar Torp als Verteidigungsminister gab es auch Mitglieder der Exilregierung in seinem Kabinett. Mit der Witwe von Viggo Hansteen, Kirsten Hansteen, die NKP-Mitglied war, gehörte erstmals auch eine Frau einer norwegischen Regierung an. Die meisten Norweger hofften, daß sich mit der neuen Regierung besonders die Arbeiterbewegung Einfluß sichern könne. Bei den Stortingswahlen von 1945 bis 1947 konnte die DNA die absolute Mehrheit der Mandate erzielen und sogar bis 1963 ununterbrochen regieren.

no_391.jpgNach den Wahlen von 8. Oktober 1945 bildete Gerhardsen seine zweite Regierung mit dem Milorg-Chef Jens Christian Hauge als neuem Verteidigungsminister und Torg als Wiederaufbauminister. Lie wurde nach seiner Wahl zum UN-Generalsekretär von dem Historiker Halvard Lange (1902-1970) als Außenminister abgelöst. Es kamen viele neue Abgeordnete ins Storting und nur noch 40 Mitglieder des alten Storting waren weiter dabei. Besonders die Bauernpartei verlor viele Mandate. Die Christliche Volkspartei hatte 1936 nur zwei Abgeordnete, konnte ihre Mandate aber stark erhöhen und wurde vierte bürgerliche Kraft. Die NKP konnte auch von den Wahlen profitieren, aber mit Beginn des Kalten Krieges begann ihr Niedergang. Dazu trug auch Gerhardsen selber bei, der am 29. Februar 1948 eine antikommunistische Rede hielt, bevor vier Tage später die Kommunisten in der Tschechoslowakei die Alleinherrschaft übernahmen und nachdem zwei Tage zuvor zwischen Finnland und der Sowjetunion der "Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand" abgeschlossen hatten. Bestärkt wurde er in seiner Haltung, weil norwegische Gesandte in Moskau, Helsinki und Warschau im März 1948 darauf hingewiesen hatten, daß die Sowjetunion auch mit Norwegen einen derartigen Vertrag schließen wollte.

Norwegen stand vor der Wahl, seine traditionelle Neutralitätspolitik, die auf die Vereinten Nationen fixiert war, wieder aufzunehmen oder sich noch stärker der Atlantischen Gemeinschaft anzuschließen, die sich unter der Führung der USA abzeichnete. 1951 trat Gerhardsen erst einmal zurück, weil er sich selber nicht ganz im Klaren war, welchen Weg er und sein Land gehen sollten. Als Nachfolger schlug er Oscar Torp vor, der das Amt des Regierungschefs für drei Jahre übernahm. 1955 wurde er dann aber doch zum dritten Mal Regierungschef. Geprägt wurde die Nachkriegszeit in Norwegen auch von einer Politik, die die Gesellschaftsentwicklung planen und steuern, zwischen Interessensverbänden vermitteln und sozial und regionale Unterschiede durch Umverteilung ausgleichen wollte.

no_392.jpgEin wichtiges Problem war, nach dem 2. Weltkrieg den Wiederaufbau zu bewerkstelligen. Schon im Jahre 1950 konnte das Wiederaufbauministerium abgeschafft werden, denn Norwegen hatte längst schon wieder den Stand vor dem Kriege erreicht. Allerdings waren von 100.000 zerstörten Wohnungen bis Ende 1949 erst 56.000 wieder aufgebaut. Nach dem Krieg wurde alles deutsches Kapital, das in norwegische Firmen investiert worden war, konfisziert. So wurde der norwegische Staat ein großer Eigner im Eisenerzbergbau und spielte auch in der Eisen- und Stahlproduktion ein wichtiger Arbeitgeber. Beim Wiederaufbau ging es weniger um die Rückkehr zur alten, freien Marktwirtschaft, sondern um die Errichtung einer Planwirtschaft, die sich aber an der Kriegswirtschaft der USA und nicht am sowjetischen Vorbild orientierte. Bereits am 4. Mai 1945 hatte die Exilregierung von London aus einen zentralen Koordinierungsrat eingerichtet, 1946 wurden in allen Betrieben Produktionsausschüsse eingesetzt und 1947 wurden Branchenräte geschaffen, die die Betriebe einer Branche koordinieren sollten. Obwohl es sehr schnell gelang, die Produktion wieder anzukurbeln, gab es Widerstand den "Bedriften Norge" zu organisieren. Statt für den Export zu produzieren, gab es eine starke Nachfrage auf dem Binnenmarkt. Dies lag nicht nur daran, daß die alten Handelspartner durch den Krieg verloren gegangen waren und es außerdem einen großen Bedarf im Inland gab. Importe aus dem Ausland konnten leicht durch die Gewinne der norwegischen Handelsflotte während des Krieges bezahlt werden, aber die Valuta war schon 1947 aufgebraucht. Deshalb nahm Norwegen gerne die 100 Millionen Dollar aus dem Marschall-Plan an.

In den 50er Jahren kämpften besonders die Høyre und die anderen bürgerlichen Parteien gegen die staatliche Kontrolle und Reglementierung der Wirtschaft. Die Regierung mußte deshalb die Umsetzung der Planwirtschaft aufgeben. Dennoch hörte die Reglementierung der Wirtschaft nicht ganz auf, denn für die Land- und Fischwirtschaft wurde 1954 mit den jeweiligen Verbänden ein "Hauptabkommen" vereinbart. Industrie und Handel sowie die Schiffahrt wurden subventioniert oder es gab Steuererleichterungen.

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Die Ausgaben 1950-1957

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