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- Neue Ära (1874-1904) -
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 17.08.2013
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Überblick

In der Zeit von 1874 bis 1904 erschienen in Island insgesamt 42 Marken, wobei es zahlreiche Zähnungsvarianten gab.

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Jahrtausendfeier 1874

isbm_na/is_6a.jpgIm Jahre 1874 konnten die Isländer die tausendjährige Besiedlung ihres Landes feiern. Der erste Siedler, Ingólfur Arnarson, ließ sich 874 in Reyykjavik nieder. Im ganzen Land wurde das Ereignis gefeiert und in Thingvellir fand Anfang August ein großes nationales Fest statt, zu dem auch der dänische König Christian IX. anreiste, der der erste Souverän war, der überhaupt seinen Fuß auf isländischen Boden setzte. Als Geschenk brachte er die neue isländische Verfassung mit.

Die Feierlichkeiten waren auch für die nationale Identität und Einheit der Isländer wichtig. Aus dem Ausland kamen zahlreiche offizielle Delegationen, Zeitungsreporter und private Touristen, so daß sie auch eine gute Gelegenheit darstellten. Das Land dem Rest der Welt näher zu bringen. Das Fest wurde von dem Fotografen Sigfús Eymundsson und dem Maler Sigurdur Gudmundsson arrangiert.

Der königliche Besuch stieß auf großes Interesse. König Christian IX. gastierte in Reykjavik, besuchte das Festival in Thingvellir und unternahm anschließend eine Rundreise durch Island, wobei er auch den Wasserfall von Gullfos und Geysire besichtigte. Die Bevölkerung bereitete ihm einen herzlichen Empfang, zumal er die Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen nutzte.

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Verfassung von 1874

Schon im Januar 1874 hatte der König angekündigt, daß er Island eine eigene Verfassung geben würde, wenn er zum Besuch der Jahrtausendfeier anreisen würde. Die Verfassung war eine Fortschreibung des dänischen Verfassungsgesetzes für Island aus dem Jahre 1871 und ging detailliert auf die lokalen Belange ein. Sie legte fest, daß die Hoheit über die Legislative und das Finanzwesen in die Hand des isländischen Parlaments, des Althings, übergehen sollte, aber neue Gesetze erst durch den König abgezeichnet werden sollten, bevor sie in Kraft treten könnten.

is_7a.jpgDie Judikative sollte bei den Gerichten liegen, wobei allerdings der Gerichtshof in Kopenhagen die höchste Instanz sein sollte. Die Exekutive verblieb beim König, wobei allerdings der Minister für isländische Angelegenheiten in der dänischen Regierung und der königliche Gouverneur von Island in Reykjavik im Namen des Königs handeln sollten. Die Verfassung enthielt auch zahlreiche Passagen bezüglich der Menschenrechte, die Redefreiheit, Handelsfreiheit und Pressefreiheit. Die Landesverteidigung sollte eine öffentliche Angelegenheit sein und ein öffentliches Amt konnte nur bekleiden, der die isländische Sprache in Wort und Schrift beherrschte. Das Parlament sollte jedes Jahr Tagen und 36 Abgeordnete umfassen, von den 30 öffentlich gewählt und sechs durch den König ernannt werden sollten. Das Wahlrecht war auf die männliche Bevölkerung ab 25 Jahren beschränkt.

Die neue Verfassung wurde allgemein begrüßt. Obwohl sie nicht alle Wünsche der Isländer erfüllte, war sie dennoch ein wichtiger Meilenstein in Richtung Freiheit und Unabhängigkeit. Da Legislative und Finanzwesen in die Hand des Althings übergingen, konnte es zukünftig unabhängiger entscheiden und Industrie, Kultur und Fortschritt Impulse geben.

Eine neue Gemeindeordnung aus dem Jahre 1872, die 1873 in Kraft trat, half den meist recht kleinen Ortschaften, ihre Belange effizienter zu regeln. Auch sie war ein wichtiger Meilenstein zur isländischen Selbstverwaltung.

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Erwachen einer Nation

Die neue Verfassung von 1874 gab den Isländern nicht nur mehr Selbständigkeit, sondern kurbelte allgemein den Fortschritt an, denn Island war zu dieser Zeit eigentlich ein armes und rückständiges Land. Die neue Eigenständigkeit ließ die Isländer aber hoffnungsfroh in die Zukunft blicken.

is_7b.jpgIm Jahre 1875 wurde eine neue Währung eingeführt, die Króna. 1885 entstand die erste Bank, die Nationalbank von Island, die Kredite an Industrie und Geschäftswesen vergab. Ein lukrativer Markt tat sich für isländische Schafzüchter in England auf und zum ersten Mal sahen die Isländer auch Goldmünzen. Auch andere Agrarprodukte wie Butter wurden nun exportiert.

Die Fischerei war immer noch ein sehr wichtiger Wirtschaftszweig, aber die kleinen Fischerboote wurden immer mehr durch größere Einheiten ersetzt, so daß ab 1870 die Fangquoten anstiegen. Die ersten Motorboote wurden ab 1902 in Betrieb genommen. Ab1868 gab es allerdings norwegische Konkurrenz, als Heringsfischer an der Ostküste auftauchten, die kurz danach auch vor der Nordküste gesichtet wurden. Von diesen lernten die Isländer sehr schnell effektivere Fangtechniken und Weiterverarbeitung der Fische. Norweger gingen auch auf Walfang und errichteten Stationen in isländischen Fjorden an der Ost- und Westküste, die aber um 1915 aufgegeben wurden, als die Erträge sanken. Auch die Jagd auf Haie war einige Zeit ein lukratives Geschäft, als für Fischtran und -öl hohe Preise erzielt werden konnten.

Die Übermittlung von Nachrichten war in Island schon immer schwierig, das es bis zum letzten Viertel des 19. Jahrhundert kaum ausgebaute Straßen und Brücken gab. Die erste große Brücke wurde 1891 am Fluß Ölfusá fertig gestellt und eine weitere Brücke über den Fluß Thjórsá, die 1895 fertig wurde, machte es möglich, den größten Fluß des Landes zu überqueren. 1878 wurde auf der Halbinsel Reykjanes der erste Leuchtturm in Betrieb genommen, dem zahlreiche weitere folgen sollten.

is_8b.jpgEs wurden auch viele neue Elementarschulen eingerichtet und ab 1876 gab es in Reykjavík eine Mittelschule. Auch die Landwirtschaft machte Fortschritte, denn von 1880 bis 1889 wurden vier Landwirtschaftsschulen eingerichtet. 1874 wurde die erste Schule für Mädchen in Reykjavik gegründet und 1880 entstand in Mödruvellir das erste isländische Gymnasium. Die erste Hochschule gab es1882 in Hafnarfjördur im Süden Islands. Für die Ausbildung der Seeleute gab es ab 1891 ein Seemannskolleg in Reykjavik.

Ebenfalls unterentwickelt war in Island das Gesundheitswesen, da Ärzte rar waren. Obwohl es ab 1876 eine Medizinische Schule gab. Das erste Hospital wurde 1866 in Reykjavik gebaut. 1902 errichtete die katholische Mission in Reykjavik das erste moderne Krankenhaus. Da Baumaterial knapp war, entstanden erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Gefängnis und Althing-Hausd in Reykjavik die erste Steinhäuser.

Der allgemeine Aufschwung gegen Ende des 19. Jahrhunderts führte auch zu einem Anwachsen der Bevölkerung. 1801 hatte Island nur ca. 47.000 Einwohner, deren Zahl um 1900 auf 70.00 anstieg, obwohl es viele Emigranten gab, die nach Amerika zogen. Einher mit dieser Entwicklung ging ein Zuzug in die Städte und größeren Dörfer. Hatte Reykjavik beispielsweise 1801 nur 300 Einwohner, so stieg deren Zahl bis 1901 auf 5.802 an.

Markenausgaben 1876-1902/04

Im Jahre 1876 erschienen fünf Werte "Ziffer mit Krone im Oval" (Wertangabe nun in Aurar), 1882 acht Ergänzungswerte, 1892 drei Ergänzungswerte, 1897 drei Ergänzungswerte mit Aufdruck auf Nr. 13, zwölf Aufddruck "I GILDI '02-03'" und 1902 dreizehn Freimarken mit dem Motiv "König Christian IX.".

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Jón Sigurdsson

is_8b.jpgJón Sigurdsson kann man als einen der größten isländischen Politiker bezeichnen, da die Verfassung von 1874 und der allgemeine Aufschwung auch auf seine Initiative zurückgingen. Mit seinem Namen ist der Kampf Islands um Freiheit und Unabhängigkeit in der Zeit von 1840 bis zu seinem Tode 1879 verbunden. Sigurdsson wurde am 17.06.1811 in Hrafnseyri im Westen Islands geboren. Er besuchte keine Schule, sondern wurde von seinem Vater zu Hause unterrichtet. Er studierte Sprachen, Literatur und Geschichte an der Universität in Kopenhagen und arbeitete dort lange Zeit als Lektor.

Seit 1841 gab er eine eigene Zeitung heraus, die "Neue Gesellschaft", heraus, in der er seine Thesen über die nationalen und politischen Rechte der Isländer, freien Handel, Schulwesen und Erziehung, Gesundheitswesen und andere Reformen veröffentlichte. Ab 1845 war er Mitglied des Althings und sogar einige Jahre dessen Präsident. Neben Artikeln in seiner eigenen und in anderen Zeitschriften schrieb er auch mehrere Bücher. Die Ehe mit Ingibjörg Einarsdóttir blieb kinderlos. Sigurdsson starb 1879.

An seinem ehemaligen Wohnhaus in Reykjavik befindet sich eine Plakette mit der Inschrift "Jón Sigurdsson - der Stolz Islands, sein Schwert und Schild". Diese Inschrift zeugt von der tiefen Verehrung der Isländer für ihren Nationalhelden und sein Name ist bis heute eng mit dem isländischen Kampf um Freiheit verbunden.

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Emigration nach Amerika

is_9b.jpgIn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wanderten viele Isländer aus, wobei das bevorzugte Ziel Nordamerika war. Die Mormonen zog es ab 1856 besonders nach Utah und ab 1860 verschlug es auch einige Isländer nach Brasilien. Die Emigration nach Nordamerika setzte verstärkt ab 1870 ein., wobei die bevorzugten Ziele Wisconsin, Nord- und Süddakota waren, aber die Masse sich in Kanada niederließ, wo sie von der Regierung im Westen des Winnipeg-Sees in Manitoba Land zugewiesen bekamen.

Zwischen 1870 und 1904 verließen ca. 12.000 Isländer ihre Heimat, wobei die Gründe vielfältig waren. Neben Mißernten und schlechtem Wetter spielten auch zahlreiche Vulkanausbrüche eine Rolle, wie z. B. 1875 in den Dyngjufjöll-Bergen und die Erdbeben im Jahre 1896. Auch die politischen Auseinandersetzungen mit Dänemark spielten eine Rolle. Die Auswanderer wurden in den USA und Kanada herzlich begrüßt.

Für die isländische Nation bedeutete die Auswanderung einen großen Verlust, obwohl es in der Fremde bessere Perspektiven für Wohlstand und Erfolg gab als in der alten Heimat. In der neuen Welt pflegten sie aber weiterhin ihre Sprache und ihr Brauchtum, so daß es auch einhundert Jahre später in Winnipeg noch eine isländische Zeitung, den "Western Icelander" gab. Mit Ausbruch des 1. Weltkriegs stoppte die Auswanderung.

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Bedeutende Literaten

is_10a.jpgDie letzten Dekaden des 19. Jahrhunderts und die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts brachten einige bedeutende Literaten hervor, wie Gestur Pálsson (1852.1891), Einar H. Kvaran (1859-1938), und Hannes hafstein (1861-1922). Auch der Schriftsteller Thorgils Gjallandi (1851-1915; Pseudonym: Jón Stefánsson), Torfhildur Holm (1845-1918), Gudmundur Fridjónsson (11869-1944), Jón Trausti (1873-1918; Pseudonym: Gudmundur Magnússon) und die Poeten Thorssteinn Erlingsson (1858-1914) und Einar Benediktsson (1864-1940) sind zu nennen.

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Kampf um die Selbstverwaltung

Die Zeit zwischen 1874 und 1904 war auch eine Zeit intensiver politischer Debatten über die richtige Art des Regierungssystems für Island. Nach dem Tod von Jón Sigurdsson kämpften die Isländer weiter um mehr Rechte, wobei allgemeiner Konsens darüber bestand, daß der Gouverneur am besten ein Einheimischer sein sollte, da er sich besser mit den isländischen Belangen auskennen würde. Die Ideen fanden ihren Niederschlag in einer Resolution, die bei einem Treffen führender Persönlichkeiten in Thingvellir im Jahre 1885 niedergeschrieben wurde und beim Althing auf einhellige Zustimmung stieß. 1889 versuchte eine Parlamentarierdelegation unter Führung von Páll Briem, einen Kompromiß zwischen den verschiedenen isländischen und dänischen Sichtweisen zu finden, aber die Vorstellungen wurden von Dänemark abgelehnt. Das Althing berief sich nun auf ältere Resolutionen, die sofort von dänischer Seite zurückgewiesen wurden. Die damalige dänische Regierung war sehr konservativ und zeigte keinerlei Interesse an progressiven Ideen bezüglich politischer Reformen in Island.

is_11a.jpgIm Jahre 1894 wurde Valtýr Gudmundsson ins Parlament gewählt. Er war hochgebildet und Professor an der Universität in Kopenhagen. Schon bald stieg er zum Führer einer neuen parlamentarischen Bewegung auf, die sich für eine Lösung der politischen Streitigkeiten zwischen Island und Dänemark stark machte. Die Ideen wurde in einem Gesetzesvorschlag zusammengefaßt und ins Parlament gebracht. Der Hauptpunkt war, daß ein Isländer das Ministerium für isländische Angelegenheiten übernehmen sollte, der auch gegenüber dem isländischen Althing verantwortlich sein sollte, aber dennoch seinen Dienstsitz in Kopenhagen haben sollte. Obwohl das Vorhaben 1897 sofort abgewiesen wurde, unternahmen Valtýr Gudmundsson und neu entstandene, isländische Partei für die Selbstverwaltung Islands eine erneute Initiative. 1899 wurde Gudmundssons Gesetzesentwurf erneut abgelehnt. Aber1901 gewann seine Partie die Wahlen und des Gesetz wurde - wenn auch in modifizierter Form - im Althing verabschiedet.

Zeitgleich gewann in Kopenhagen eine neu gegründete liberale Partei die Wahlen und stellte eine liberale Regierung in Dänemark. Die Führer der Selbstverwaltungspartei versuchten nun, noch mehr Zugeständnisse zu erreichen. Der Minister für isländische Angelegenheiten, Alberti, lud Valtýr Gudmundsson und Hannes Hafstein im Sommer 1901 nach Kopenhagen ein.

Dort stellte Gudmundsson den im Althing verabschiedeten Gesetzesentwurf über eine isländische Regierung und Hafstein die Vorstellungen seiner Partei für eine Selbstverwaltung vor. Die dänische Regierung versprach, dem isländischen Althing zwei Gesetzesentwürfe, die auf den beiden vorgetragenen Ideen von Gundmundsson und Hafstein basierten, 1902 dem Althing vorzulegen. 1902 gewann die Selbstverwaltungspartei die Wahlen für die Entsendung eines einheimischen Ministers, worauf der König 1904 Hannes Hafstein zum Minister für isländische Angelegenheiten ernannte, worauf diese am 01.02.1904 auch die Aufgaben des Gouverneurs übernahm. Somit hatten die Isländer ihren langjährigen Kampf um Selbstverwaltung letztendlich gewonnen. Kurz danach kamen auch erste Wünsche bezüglich einer eigenen isländischen Flagge auf. Auf besondere Zustimmung stieß der Vorschlag des Schriftstellers Einar Benediktsson, der ein weißes Kreuz auf blauem Hintergrund vorschlug.

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