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Überblick
In der Zeit von 1904 bis 1918 erschienen insgesamt 34 Briefmarken, wobei erstmals Wasserzeichenvarianten zum Tragen kamen.
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Hannes Hafstein - der erste isländische Minister
Für die Isländer und ihr Streben nach Unabhängigkeit war es ein bedeutendes Ereignis, als am 01.02.1904 Hannes Hafstein zum ersten isländischen Minister ernannt wurde und somit die Exekutive von Kopenhagen nach Reykjavik verlagert wurde. Hafstein war Jurist und Politiker, der schon zuvor mehrere Ämter bekleidet hatte.
Am rechtlichen Status Islands änderte sich nur wenig, da die dänischen Gesetze von 1871 in Kraft blieben und Island offiziell weiterhin ein untrennbarer Bestandteil Dänemark war. Bezüglich Legislative und Jurisdiktion änderte sich ebenfalls nichts, aber die Exekutivgewalt war erstmals in der isländischen Geschichte nach Island verlagert worden- Der königliche Gouverneur war aber durch einen Minister mit eigenen Mitarbeitern in Reykjavik ersetzt worden, dem drei Abteilung für kirchliche Angelegenheiten und Justiz, Industrie und Kommunikation sowie öffentliche Finanzen unterstanden. Dem Minister stand ein Staatssekretär zur Seite, der für das Tagesgeschäft verantwortlich war.
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Entwicklung der Kommunikation und Industrie
Nachdem die Isländer ihre eigene Obrigkeit erhalten hatten, begann Hafstein damit, erste Akzente zu setzen. Zunächst beschäftigte er sich mit dem Kommunikationswesen innerhalb des Landes und mit der übrigen Welt. Es wurde weitere neue Brücken gebaut und auch viele Straßen. Da so das Wegenetz verbessert wurde, kamen Kutschen und Karren in Mode, obwohl noch lange Zeit Packpferde für den Transport von Waren benutzt wurden. Das erste Auto gab es in Reykjavik im Jahre 1904, aber wegen der wenigen Straßen war es wenig in Gebrauch. Erst ein Jahrzehnt später nahm die Anzal der Autos und Lastwagen zu. Es wurden auch Maschinen importiert, wie zum Beispiel für die Butterproduktion. Nachdem 1904 in Hafnarfjördur das erste hydroelektrishsche Kleinkraftwerk in Betrieb genommen worden war, wurden im ganzen Land weitere Anlagen errichtet.
Die Fischerei war schon immer ein wichtiger Wirtschaftszweig gewesen und wurde noch bedeutender, da die zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebräuchlichen Boot durch motorisierte Kutter ersetzt wurden, nachdem ein erstes Motorboot 1902 in Ísafjördur eingesetzt wurde. 1906 entstand die erste große Trawlergesellschaft. 1904 wurde mit Hilfe fremden Kapitals die Bank von Island in Reykjavik gegründet, die Kredite an Fischereiunternehmen vergab. Mit Hilfe norwegischen Kapitals konnte das Fischereiwesen mehr und mehr mechanisiert werden.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es auch Pläne, eine Eisenbahn zu bauen. In Reykjavik gab es zwischen 1913 und 1915 eine Schmalspurbahn, um Material zu transportieren, das für den Hafenausbau benötigt wurde. Nach dessen Fertigstellung wurde die Bahn aber stillgelegt. Grund waren die explodierenden Kosten für den Straßenausbaus und die Zunahme des Fahrzeugbestandes.
Im 19. Jahrhunderts hatten isländische Unternehmer kleinere Dampfschiffe erworben, aber das Schiffswesen wurden immer noch von dänischen Schiffahrtslinien dominiert. Im Jahre 1914 wurde die Isländische Schiffahrtsgesellschaft gegründet, wobei nicht nur Inländer die hierzu ausgegebenen Anleihen zeichneten, sondern auch viele isländische Investoren, die im Ausland und besonders in Nordamerika lebten. Reykjavik erlebte ein großes Wachstum, obwohl die Häuser auch weiterhin meist aus Holz gebaut werden, wenn auch die Ausmaße größer wurden.
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Einführung des Telegraphenwesens
Große Verdienste erwarb sich Hannes Hafstein, indem er durch die Einführung des Telegraphen Island mit der Außenwelt verband. Das Vorhaben nahm im Jahre 1905 Gestalt an, als ein Kontrakt mit der Großen Nordischen Telegraphengesellschaft abgeschlossen wurde, der vorsah, ein Kabel von Schottland über die Färöer-Inseln nach Seydisfjördur an der isländischen Ostküste zu verlegen. Im Althing führte dies zu heftigen Diskussionen wegen der befürchteten hohen Investitionskosten, zumal alternativ auch eine Funkverbindung mit Hilfe des von Marconi entwickelten kabellosen Radiotelegraphen möglich war.
Es kam sogar zu Protestaktionen, die darin gipfelten, daß 300 Farmer su dem Süden und Westen Island mit ihren Pferden nach Reykjavik ritten, um gegen den Telegraphen zu protestieren. Es gelang Hafstein, die Demonstranten zu beruhigen, aber eine Mehrhiet im Parlament beschloß danach die Unterzeichnung des Vertrages mit der Telegraphengesellschaft. Das Kabel wurde verlegt und 1906 war das Projekt fertig gestellt, wobei Reykjavik an Seydisfjördur über Akureyri angebunden wurde.
In den folgenden Jahre wurden dann überall im Lande Telegraphenmasten aufgestellt und Kabel gezogen, was sowohl die privaten, als auch geschäftlichen Kommunikationsmöglichkeiten im In- und Ausland verbesserte. Einige Isländer behaupten sogar, daß mit der Einführung der Telegraphie Island den Schritt vom Mittelalter in die Moderne vollzogen hätte.
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Schulwesen und Wissenschaft
In den ersten Jahren der Selbstverwaltung beschloß das Parlament auch viele Gesetze in Sachen Kultur und Bildung. Das erste _Bildungsgesetz wurde 1907 beschlossen und führte für alle Kinder zwischen zehn und vierzehn Jahren die allgemeine Schulpflicht ein. In den Folgezeit wurde die Schulzeit weiter ausgedehnt, nämlich für Kinder von sieben bis vierzehn, dann von sieben bis fünfzehn und 1990 sogar von sechs bis sechzehn Jahren. Tägliche Schulen waren zunächst noch nicht weit verbreitet, da der Unterricht meist von reisenden Lehrern erteilt wurde. 1908 wurde ein Lehrerseminar in Reykjavik errichtet, um den Bedarf an ausgebildeten Lehrern zu sichern.
Die zunehmende industrielle Mechanisierung führte auch zu einem höheren Bedarf an technisch erfahrenen Arbeitern. Das erste Technikkolleg entstand 1904 in Reykjavik und danach entstanden weitere im ganzen Lande. 1905 entstand ein Gesellschaftskolleg in der Hauptstadt, um Wirtschaftswissen u zu vermitteln und Geistliche auszubilden.
Akademische Erziehung gab es schon seit dem Jahre 1847 durch ein kirchliches Seminar und medizinische Ausbildung seit 1876 sowie eine Juristenschule ab 1909. Alle drei Institutionen wurden zusammengefaßt und führten - zusammen mit einer neuen philosophischen Fakultät zur Gründet der Universität von Island. Die Gründung in Reykjavik erfolgte am 100. Geburtstag von Jón Sigurdsson, nämlich am 17.06.1911. Nun war auch eine qualifizierte akademische Ausbildung in Island möglich und Studenten mußten sich nicht im Ausland an Universitäten einschreiben.
Auch die wissenschaftliche Forschung erfuhr in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts einen Aufschwung. Thorvaldor Thoroddsen (1855-1921) erforschte die Vegetation und schrieb ein Buch über die isländische Flora, Bjarni Saemundsson (1867-1940) war ein bedeutender Meeresbiologe, Valtýr Gudmundsson (1960-1928) forschte über alte Kulturen, Jónas Jónasson (1856-1918) betrieb ethnologische Forschungen sowie Finnur Jónsson (1856-1934) und Björn M. Olsen (1850-1919) betrieben Forschungen über die isländische Sprache und Literatur.
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Gesundheitswesen
Auch das Gesundheitswesen steckte zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Island noch in den Kinderschuhen und wurde entwickelt. Es ließen sich Ärzte in verschiedenen Regionen des Landes nieder und sicherten, über das ganze Land verteilt, die Versorgung. Krankenhäuser wurden in wichtigeren Städten gebaut. 1907 entstand in Reykjavik eine psychiatrische Klinik und eine Kampagne gegen Tuberkulose ging einher mit der Bau eine Sanatoriums in Vifilsstadir im Jahre 1910 sowie in Kristsnes im Norden Islands im Jahre 1927.
Bessere sanitäre Anlagen trugen zur allgemeinen Verbesserung der Volksgesundheit bei und in Reykjavik wurden Wasserleitungen und Drainagen gebaut, Mit zunehmendem Wohlstand konnte man sich auch besser und gesünder ernähren.
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Antialkoholbewegung und Prohibition
Alkoholismus war in Island lange Zeit ein ernst zunehmendes Problem. Seit 1884 gab es eine Antialkoholbewegung, als der Internationale Orden der Guttempler Fuß faßte nach Gründung einer ersten Loge durch Fridbjörn Steinsson in Akureyri auch in Island. Es kam zu weiteren örtlichen Logen und auch führende Persönlichkeiten aus Kultur und Politik schlossen sich der Bewegung an, so daß 19109 im Althing ein Prohibitionsgesetz verabschiedet werden konnte. das ein Jahr zuvor durch ein nationales Referendum angestoßen worden war.
Ab 1915 war die Prohibition wirksam und Trunkenheit in der Öffentlichkeit kam nur noch selten war, da Alkohol nur in einigen heimischen Brauereien hergestellt wurde oder durch Schmuggel ins Land kam. 1922 ging es dann mit der Prohibition wieder zu Ende, als der Import spanischer Weine wieder erlaubt wurde. 1934 wurde das Gesetz nach einem Referendum endgültig wieder aufgehoben, aber Starkbiere blieben bis 1989 verboten. Seit 1934 hatte der isländische Staat zudem das Alkoholmonopol inne, das einen maßgeblichen Teil zu den isländischen Staatsfinanzen beitrug.
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Beginn der Arbeiterbewegung
Über Jahrhunderte war Island agrarisch strukturiert, so daß die Ideen des Sozialismus in dem Land nicht verbreitet waren. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts vertraten Schriftsteller wie Gestur Pálsson und Thorsteinn Erlingsson sozialistische Ideen. Mit dem rasanten Wachstum der Fischindustrie, Windmühlen und der Zunahme technischer Gerätschaften sowie der Entstehung von Städten und Dörfern entstand auch in Island eine Arbeiterklasse. Erste Arbeitervereine wurde im Jahre 1894 gegründet, aber sie waren noch zu klein, um gegen die Unternehmer antreten zu können. 1897 gründeten die Drucker einen eigenen Verein, aus dem 1906 in Reykjavik ein starker Arbeiterverein hervorging. Dies war der Beginn der Ausbreitung der Arbeiterbewegung.
Währung des 1. Weltkriegs wurde dann 1915 durch Ólafur Fridriksson in Akureyri die erste Sozialistische Partei gegründet. Dort führte er auch den ersten erfolgreichen Streik im Jahre 1916 an. 1915 schlossen sich verschiedene Arbeitervereine zu einer nationalen Föderation zusammen. Die Arbeiterbewegung verbündete sich mit weiteren sozialistischen Vereinigungen und 1916 entstand die Sozialdemokratische Partei. Jón Baldvinsson wurde der erste Führer der SDP und wurde kurz danach auch Vorsitzender der Föderation der Arbeitervereine.
Eine weitere wichtige Persönlichkeit war Jónas Jónsson, der sowohl bei den Sozialdemokraten, als auch bei der Föderation der Arbeitervereine eine bedeutende Rolle spielte. Er trat dafür ein, daß Arbeiter und Bauern zusammenarbeiten sollten, wenn dies politisch sinnvoll wäre. 41916 wurde die Fortschrittspartei, die meist aus Bauern bestand gegründet, deren Führer Ólafur Briem war. Die politischen Diskussionen wurden intensiver, zumal es immer mehr Tageszeitungen gab. Die erste erschien 1910 und eine weitere folgte 1913. Beide Zeitungen waren aber eher konservativ eingestellt, denn erst 1917 gab es eine fortschrittlich und 1919 auch eine sozialdemokratisch ausgerichtete Zeitung.
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Markenausgaben 1907-1918
Entwicklung der Frauenrechte
Traditionell waren vom öffentlichen Leben weitgehend ausgeschlossen und besaßen nicht die vollen politischen Rechte der Männer. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es auch in Island erste Kampagne zur Gleichberechtigung von Mann und Frau. An der Spitze der Bewegung stand Bríet Bjarnhédinsdóttir (1956-1939), die sich für politische Reformen in Bezug auf die Stellung der Frau einsetzte. So entstanden 1894 die Isländische Frauengesellschaft und 1907 die Verreinigung für Frauenrechte.
Erste Erfolge waren zu verbuchen, als es ab 1908 möglich war, daß Frauen als Kandidatinnen bei kommunalen Wahlen antreten durften und die erste Frau in den Stadtrat von Reykjavik einzog. 1911 erhielten Frauen den gleichen Rechtsanspruch auf höhere Bildung und die Bekleidung öffentlicher Ämter. 1915 bekamen Frauen ab 40 Jahre und älter dann das allgemeine Wahlrecht und das Recht auf eine Parlamentskandidatur. Seitdem der König das Gesetz zur Gleichberechtigung am 18.06.1915 unterzeichnet hatte, wird es seitdem in Island jährlich gefeiert. 1922 wurde mit Ingibjörg H. Bjarnason die erste Frau ins isländische Parlament gewählt.
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Patriotische Bewegung
Die Jahre vor dem 1. Weltkrieg sind auch die Jahre, in denn das Nationalbewußtsein stieg. Bauernvereine, Frauenklubs, Jugendgesellschaften und zahlreiche andere Gruppierungen entstanden und trugen zum allgemeinen Fortschritt Islands in dieser Zeit bei. Die Jugendbewegung kam zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus Norwegen nach Island. Nachdem 1906 in Akureyri eine erste Jugendgesellschaft entstanden war, griff die Bewegung auf das ganze Land über und trug ebenfalls zur Nationalbewegung bei. Es gab das Motto: Bilde die Leute und kultiviere das Land. Auch sportliche Aktivitäten, kulturelle Ereignisse und ehrenamtliche Tätigkeiten nahmen zu. Eine eigene Nationalflagge mit einem weißen Kreuz auf blauem Grund wurde von dem Schriftsteller Einar Benediktsson vorgeschlagen. Obwohl die isländische Flagge letztendlich ein rot-weißes Kreuz auf blauem Grund zeigt, blieb die blau-weiße Flagge das Symbol der Jugendbewegung und ihrer nationalen Vereine.
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Draft Contitution von 1908
Im Jahre 1906 verstarb der dänische König Christian IX., der Island 1874 eine eigene Verfassung beschert hatte. Nachfolger wurde sein Sohn Frederick VIII., der zusammen mit einigen einflußreichen Dänen den Isländern sehr aufgeschlossen gegenüber stand. Noch im gleich Jahr wurde eine Gruppe isländischer Parlamentarier nach Dänemark eingeladen und 1907 besuchte der König die Insel, wobei er von einigen dänischen Politikern begleitet wurde. Kurz danach berief der König eine Arbeitsgruppe aus dänischen und isländischen Politikern, um die Union zwischen beiden Ländern und die politischen Bindungen zu regeln. Auch Hannes Hafstein, als Minister von Island, und I. C. Christensen, als Premierminister der dänischen Regierung, gehörten dazu. Nach einigen Differenzen kam eine Einigung zustande, die weitestgehend den isländischen Wünschen entsprach.
Das Ergebnis war, daß Island als freies und unabhängiges Land anerkannt wurde, beide Länder in Personalunion durch den König regiert würden und auf zahlreichen Feldern zusammenarbeiten sollten, wie zum Beispiel in der Außenpolitik und beim Militärwesen, der Überwachung der nationalen Gewässer. Der Oberste Gerichtshof in Kogenhagen sollte auch weiterhin das höchste Gericht für Island bleiben. Jede Nation erhielt das Recht, nach 25 Jahren eine Überarbeitung des Vertrages anzustreben. Wobei dies für die Außenpolitik bzw. das Militärwesen schon nach zehn Jahren möglich sein sollte.
Der Vertrag wurde in Island zustimmend aufgenommen, obwohl es schon kurz danach Zweifel gab. In hitzigen Debatten sprachen sich einige politische Führer dagegen aus. Die Diskussion bestimmte auch die Wahlen im Sommer 1908bei denen die Gegner siegten und den Vertrag abwiesen. Ein Ergebnis der Wahlen war auch, daß eine Mehrheit der Isländer nicht länger mit den Dänen irgendwelche Kompromisse schließen wollten.
Als das Althing im Herbst zusammentrat, stellte Minister Hannes Hafstein den Vertrag zur Abstimmung, wobei er keine Mehrheit fand. . Daraufhin trag Hafstein von seinem Amt zurück.
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Minister Björn Jónsson (1909-1911)
Während Hafstein ein Befürworter der Selbstverwaltung, war, gehörte Björn Jónsson zu einer neu gebildeten Partei, der Unabhängigkeitspartei. Er errang im Althing eine Mehrheit unter den vier Kandidaten (Björn Jónsson, Hannes Thorsteinsson, Krístján Jónsson und Skúli thoroddsen), die sich um das Amts des Ministers für Island bewarben. Jónsson machte sich auf den Weg nach Dänemark, wo der König in ernannte. Zu dieser Zeit hatte seine Partei zwar eine solide Mehrheit, spaltete sich aber bald in verschiedene Gruppierungen auf. Da Jónsson sogar Beamte aus seinen eigenen Reihen entließ, wie Tryggvi Gunnarsson, den Direktor der Nationalbank, kam es zu Massenprotesten und Demonstrationen und viele Mitglieder verließen die Partei. Nachdem er auch die Mehrheit im Parlament verloren hatte, wurde er zum Rücktritt aufgefordert. Der König ernannte Kristján Jónsson zum neuen Minsiter, der von 1911 bis 1912 im Amt blieb.
Es kam in Island zu Neuwahlen, aus denen die Selbstverwaltungspartei als Sieger hervorging und Hannes Hafstein wurde zum zweiten Mal Minister für Island. Björn Jónsson verstarb im Jahre 1912.
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Verfassungsrecht und Nationalflagge
Hannes Haftsein war zwischen 1912 und 1914 Minister für Island. Mit 31 von insgesamt 40 Abgeordneten hinter sich verfügte er über eine komfortable Mehrheit im isländische Parlament. Die Selbstverwaltungspartei und der Unabhängigkeitspartei schlossen sich zu einer neuen Allianz zusammen, der Vereinigten Partei. Hauptziel war es, eine zufriedenstellende Lösung bezüglich des Verhältnisses zu Dänemark zu erreichen. Die Opposition vertrat eine härtere Linie und forderte eine Loslösung von Dänemark.
Haftstein setzte die Verfassung von 1908 wieder in Kraft, womit er sich gegen die öffentliche Meinung stellte. Die Dänen lehnten sowieso jegliche Zugeständnisse ab, da nach ihrer Meinung die Isländer durch die Ablehnung des Gesetzes von 1908 sich selbst um jegliche Zugeständnisse gebracht hätten. Im Jahre 1912 starb König Frederick VIII. und sein Sohn Christian X. folgte ihm nach, der gegenüber Island eine konservativere Haltung als sein Vater einnahm. Von dänischer Seite wurden nun Gespräche auf Basis der Verfassung von 1871 angeboten, wobei allerdings keinerlei Konzessionen zugestanden wurden, die über den Entwurf von 1908 hinausgingen. Dennoch gelang es Hafstein 1913, einige Zugeständnisse in Sachen Wahlrecht zu erreichen sowie den Verzicht auf königliche Bestätigung des Parlaments.
Im Jahre 1913 kam es im Hafen von Reykjavik zu einem Zwischenfall, der die öffentliche Diskussion anheizte. Ein junger Mann ruderte mit seinem Boot in den Hafen und hißte die blauweiße isländische Flagge. Er wurde von der dänische Küstenwache festgenommen und die Flagge wurde konfisziert. Als Begründung wurde angegeben, daß auf See nur die rotweiße dänische flagge verwendet werden dürfe.
Die Frage einer Nationalflagge wurde im Althing besprochen, aber es gab keine Mehrheit für Blauweiß, da die Farben nach Meinung einiger Parlamentarier zu sehr an die griechische Fahne erinnere. Dennoch einigte man sich auf eine Resolution, daß Island eine eigene Flagge für das Inland und auf See haben sollte. Der König stimmte zu unter der Voraussetzung, daß diese Fahne nicht zu sehr der Flagge eines anderen Landes ähneln dürfe.
Eine unter Leitung von Hannes Hafstein stehende Kommission kam zu dem Ergebnis, daß der bisherige blauweiße Vorschlag doch zu sehr der griechischen Flagge ähneln würde und schlug statt dessen die Farben Blau, Rot und Weiß vor. Im Parlament votierte eine Mehrheit für Blauweiß als erste Option, wobei die dreifarbige Version eine Alternative darstellen sollte, und bat den König um eine Entscheidung. 1915 erklärte König Christian X., daß es doch die Version in den drei Farben Blau, Rot und Weiß sein solle.
1914 gelang es Hafstein nicht, seinen Wahlerfolg zu wiederholen, da er in der Verfassungsfrage keine wesentlichen Erfolge erreichen konnte. Deshalb wurde nach den Parlamentswahlen Sigurdur Eggerz zum neuen Minister für Island gewählt, der vom König bestätigte wurde. Seine Hauptaufgabe sah er darin, verbindliche Zusagen bezüglich der Verfassung zu erreichen sowie endlich die isländische Nationalflagge zu bekommen. Da der König sich abweisend verhielt, trat er schon 1915 wieder zurück. Der König hatte einen der jüngeren Führer der Unabhängigkeitspartei, Einar Anórsson für das Amt vorgesehen, der bis 1917 im Amt blieb. Dieser sah die Nationalflagge nicht als vorrangig an, sondern setzte mit der Einführung des Frauenwahlrechts eigene Akzente. Langsam wandelte sich auch in Dänemark die Haltung gegenüber Island, als 1916 zwei neue Parteien, die Sozialdemokratische Partei und die Progressive Partei die Wahlen gewonnen hatten und die Opposition sich zersplitterte.
Am Vorabend des 1. Weltkrieges gab Einar Arnórsson sein Amt auf. Angesichts des 1. Weltkriegs stand das Land vor großen Herausforderungen. Da es im Althing keine eindeutigen Mehrheitsverhältnisse gab, kam es zu eine Koalition mit eine gemeinsamen Regierung unter drei Ministern. Jón Magnússon von der Heimatpartei wurde Premierminister und die Unabhängigkeitspartei sowie die Progressive Partei stellte je einen Minister.
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Island im 1. Weltkrieg
Während des 1. Weltkriegs zwischen 1914 und 1918 beschränkte sich die Kontakte zu Dänemark weitgehend auf militärische Maßnahmen und das Land war weitestgehend auf sich selbst gesellt. Man begann, sich immer mehr als eine unabhängige Nation zu sehen. Der Krieg hatte auch zur Folge, daß kam noch ausländische Schiffe sich nach Island zum Fischfang verirrten und die einheimische Flotte konnte die Fischfanggründe alleine ausbeuten. Die Nachfrage nach Fisch und andere Produkte aus Island stieg stark an, was auch eine Explosion der Preise - besonders in den ersten drei Kriegsjahren - zur Folge hatte. Schiffahrtsgesellschaften und exportorientierte Fabrikanten machten gute Gewinne, aber auch die Preise für Importe aus dem Ausland stiegen an. Die Auswirkungen betrafen besonders die Arbeiter, die mit politischen Aktionen und Streiks auf sich aufmerksam machten. Die Arbeitervereine wurden immer stärken und gründeten 1916, mitten im Krieg, eine nationale Dachorganisation.
Im Krieg profitierte Island enorm davon, daß es eine eigene Handelsflotte besaß und somit Direktverbindungen zu den Ländern hatte, mit denen der Handelt besonders profitabel war, ohne die Hilfe dänische Mittelsmänner in Anspruch nehmen zu müssen. Dies waren besonders Großbritannien und die USA. Die Lage verschlechterte sich, als die Briten Island aufforderten, ihre Waren zu festen Preisen zu liefern. So wollte man verhindern, daß diese in deutsche Hände gelangen. Im Frühjahr 1917 begann das Deutsche Reich einen U-Bootkrieg, der dem Schiffsverkehr von und nach Island Probleme bereitete.. Auch einige isländische Schiffe wurden versenkt. In Island wurden ausländische Güter knapp, wodurch die Inflation angeheizt wurde. Besonders betroffen war die Industrie, die Kohle und Salz für die Fischerei benötigte.
Da die Alliierten Schiffskapazitäten benötigten und wegen der Probleme in der Fischerei-Industrie, verkauften die Isländer 1917 einen großen Teil ihrer Flotte an Frankreich, wofür ein guter Preis erzielt wurde. Wegen der angespannten Wirtschaftslage kam es im gleichen Jahr zu Rationierungen. Die Regierung versuchte, die Situation durch eine staatseigene Handelsgesellschaft zu entschärfen, die die meisten importierten Handelswaren übernahm, was auf scharfen Widerstand der einheimischen Kaufleute stieß. Der Verkauf der Schiffe an Frankreich ließ die Arbeitslosigkeit ansteigen, worauf ein Arbeitsbeschaffungsprogramm ins Leben gerufen wurde.
Der schreckliche Kriegswinter 1917/18 war eine der kältesten überhaupt. Das kalte Fetter führte zu einer starken Vereisung der Gewässer, was die Schiffahrt stark einschränkte. Außerdem kam es im Herbst 1918 zu einer Eruption des Vulkans Katla, dessen Vulkanasche landwirtschaftliche Nutzflächen unter sich begrub und in vielen Teilen des Landes Beschädigungen hervorrief. Zu dieser zeit brach auch eine Grippewelle aus.
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Einheitsvertrag mit Dänemark 1918
Die große Koalition von 1917 sah es als ihre wichtigste Aufgabe an, die politischen Diskussion mit Dänemark zu einem zufriedenstellenden Abschluß zu bringen. Außerhalb Islands wurde die nationale Eigenständigkeit als politisches Grundprinzip angesehen und die Isländer waren der Auffassung, daß dieses Prinzip auch auf ihr Verhältnis zu den Dänen gelten solle. Dänemark befand sich in einer ähnlichen Lage, da man versuchte vom Deutschen Reich Nordschleswig zu erhalten wegen der dort lebenden Dänen. Das Gebiet war 1864 zu Deutschland gekommen, obwohl die überwiegende Mehrheit aus Dänen bestand. Auf Grund eines Volksentscheides kam die Region nach dem 1. Weltkrieg zu Dänemark zurück.
Premierminister nahm 1917 mit den dänischen Behörden Gespräche auf, worauf eine gemeinsame Parlamentarierkommission gegründet wurde, die eine für beide Seiten akzeptable Lösung ausarbeiten sollte. Die dänische Teilnehmer kamen Ende Juni 1918 in Island an und man beriet sich mit den isländischen Kollegen über mehrere Wochen. Nachdem Meinungsverschiedenheiten mit den streng konservativen Parlamentariern aus der dänischen Delegation, die keine Änderungen im Verhältnis der beiden Nationen zueinander zulassen wollten, beiseite geräumt waren, kam es zu einem Abkommen. Es wurde ein neuer Vertrag von den beiden Parlamenten in Dänemark und Island ratifiziert, der von einer großen Mehrheit der isländischen Bevölkerung im Rahmen eines Referendums angenommen wurde. In den letzten Tagen des Monats November unterzeichnete der König den Vertrag und am 01.12.1918 wurde das freie und unabhängige Königreich Island mit einem großen Festakt in Reykjavik proklamiert. Die dänische Fahne wurde am Regierungsgebäude eingeholt und dafür die isländische Fahne gehißt.
Der Unionsvertrag erklärte Island zu einem souveränen und unabhängigen Staat- Der Artikel 1 des Vertrages sah vor, daß Dänemark und Island freie und unabhängige Staaten wären, die als Staatsoberhaupt einen gemeinsamen König haben. Es war auch vereinbart worden, daß Dänemark solange für die isländischen Außenangelegenheiten zuständig sein sollte sowie für die Sicherheit in den territorialen Gewässern, bis die Isländer den Wunsch äußern sollten, diese Dinge selber zu regeln. Der oberste Gerichtshof in Kopenhagen sollte auch weiterhin ebenfalls für Island zuständig sein, bis es in Island ein eigenes oberstes Gericht geben würde. Der Vertrag sollte zunächst für 25 Jahre gelten, also bis 1943. Es war weder dem dänischen, noch dem isländischen Parlament erlaubt, den Vertrag vor dem Jahr 1940 zu verändern. Sollte bis 1943 kein neuer Vertrag im beiderseitigen Einverständnis beider Nationen zustande kommen, so sollte der Vertrag dann auslaufen. Dies war 1944 der Fall, als man alle Verbindungen zu Dänemark abbracht und in Island die Republik ausrief.
Der Vertrag von 1918 war ein großer Sieg für Island und gilt im Nationalbewußtsein der Isländer als wichtiges historisches Ereignis. Er brachte den Isländer nicht nur die Unabhängigkeit von Dänemark, sondern mit ihm begann auch die Zeit des Isländischen Königreichs.
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