Nach den Wahlen des Jahres 1896 stellten die Liberalen unter ihrem Führer Wilfrid Laurier die neue Regierung. Zu dieser Zeit kam es auch zu einer Wiederbelebung des Welthandels und Kanada schien für viele Auswanderungswillige in den USA und in Übersee als ein Land mit großen Möglichkeiten. Laurier, der frankokanadischer Abstammung und Rechtsanwalt war, bekannte sich zum englischen Liberalismus. Er war ein Mann des Ausgleichs und besaß ein Gespür für Macht und Zielstrebigkeit.
Im Kabinett waren Vertreter aus allen Regionen. Finanzminister wurde William S. Fielding, der zuvor Ministerpräsident in Neuschottland gewesen war. Der wichtigste Mann war aber Innenminister Clifford Sifton aus Manitoba, der die Besiedlung des Westens vorantreiben sollte. Der ehemalige Konservative Joseph-Israel Tarte aus Quebec übernahm das Ministerium für öffentliche Arbeiten, wodurch besonders die Frankokanadier mit eingebunden werden sollten. Die neue Regierung übernahm vieles von der Politik Macdonals. Auf Rat von Fielding blieb es beim Schutzzoll, auch wenn er für einige Artikel des Farmerbedarfs reduziert wurde. In den Vereinigten Staaten und in Europa startete man eine Kampagne, um Siedler für den "letzten, besten" Westen zu gewinnen. Die Eisenbahngesellschaften boten Land aus den ihnen überlassenen Gebieten zu günstigen Konditionen für die Siedler an. Zwischen 1897 und 1912 strömten fast 800.000 Menschen aus den USA nach Kanada und über eineinhalb Millionen kamen aus Europa. Die Bevölkerung nahm zwischen 1901 und 1911 um mehr als ein Drittel zu.
Es zogen nicht alle Einwanderer in den Westen, sondern manche blieben auch in den Städten im Osten, wo sie in den Fabriken arbeiteten. Die Regierung förderte die Entwicklung schnellreifender und frostfester Getreidesorten, so daß sich die Anbaugrenze immer weiter nach Norden verlagerte. In den Northwest Territories wuchs deshalb die Zahl der Bewohner innerhalb von zehn Jahren auf fast 400.000 und 1905 wurden mit Sasketchwan und Alberta zwei neue Provinzen errichtet.
Behindert wurde die weitere Entwicklung Kanadas aber immer noch durch den Mangel an Transportkapazitäten, besonders zur Erntezeit. Zusätzlich zur Canadian Pacific Railway wurden zwei weitere Eisenbahnlinien gebaut: der Grand Trunk baute von Winnipeg nach Prince Rupert am Pazifik eine neue Linie und die Regierung beschloß eine staatseigene Linie von Winnipeg ostwärts nach Quebec. Die Canadian Northern Railway erstreckte sich über den ganzen Kontinent. Nach der Fertigstellung stellte sich aber heraus, daß man die Transportkapazitäten viel zu großzügig geplant hatte, so daß permanent staatliche Zuschüsse notwendig waren. Nach dem 1. Weltkrieg übernahm die Regierung die beiden neuen Linien und schloß sie zur Canadian National Railways zusammen.
Der Eisenbahnbau löste einen wirtschaftlichen Boom in Kanada aus, den es konnten große Mineral- und Holzvorkommen erschlossen werden, durch den Bau von Dämmen in den Bergen konnte Elektrizität gewonnen werden, die Fertigungsindustrie entwickelte sich stetig und der Weizenexport expandierte. Negativ an dieser Entwicklung war, daß sich Syndikate und Monopole bildeten und es zu viele zugewanderte ungelernte Arbeitskräfte gab. In den Ballungsgebieten gab es deshalb ein starkes Gefälle zwischen Reichen und Armen.
Da es einen Arbeiterüberschuß gab, konnten keine starke Gewerkschaften entstehen. Die Farmer waren allerdings gut organisiert und veranstalteten im herbst 1910 einen "Marsch auf Ottawa", um gegen die hohen Schutzzölle zu protestieren. Die Regierung nahm diesen Protest sehr ernst und schloß zu Beginn des Jahres 1911 ein Abkommen mit den Vereinigten Staaten, wodurch eine große Anzahl von Naturprodukten in beiden Richtungen die Grenze passieren konnte. Hiergegen formierte sich aber Wiederstand in der Wirtschaft, so daß der Schutzzoll das Wahlkampfthema des Jahres 1911 war. Nach fünfzehnjähriger Herrschaft mußten die Liberalen wieder in die Opposition gehen.