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Überblick
In den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts erschienen ca. 850 Briefmarken, wobei eine zunehmende Zahl an Zusammendrucken, Blocks und Kleinbogen feststellbar ist.
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Die Probleme der 80er und 90er Jahre
In den nächsten Jahren zogen neben dem Verfassungsproblem auch die Frauenfrage und die Lebensbedingungen der indianischen Bevölkerung das Interesse der Kanadier auf sich. Bis Ende der 80er Jahre florierte die Wirtschaft und dann wieder in den 90er Jahren. Ein Kernproblem war die Kommunikation innerhalb des großen Landes, wo große Distanzen zu überwinden waren und es dem einzelnen erschwerten, die Probleme in den entfernteren Teilen des Landes zu verstehen.
Bei der Frauenfrage ging es wie in anderen Ländern um die Gleichstellung von Mann und Frau. Im 1. und im 2. Weltkrieg hatte es Fortschritte gegeben und 1957 war die erste Bundesministerin ernannt worden, 1958 die erste Botschafterin. Die Erwartungen der Frauen bleiben aber noch lange Zeit unerfüllt, obwohl schon Pearson 1967 eine Royal Commission on the Status of Women eingesetzt hatte. Die Empfehlungen der Kommission wurden nur teilweise umgesetzt. Ein grundlegender Wandel setzte erst ein, als 1984 mit Jeanne-M. Sauvé der erste weibliche Generalgouverneur und 1999 mit Adrienne Clarkson der zweite, 1987 der erste weibliche General der Streitkräfte und 1989 mit Audrey McLaughlin zum ersten Mal eine Frau zur Parteiführerin, nämlich bei der NDP, bestellt wurde.
Weiterhin unzufrieden waren die eingeborenen Volksgruppen. Mitte der 80er Jahre lebten in Kanada über 700.000 Indianer, Mestizen und Inuit. Nur wenige noch ernährten sich auf alte Art und Weise durch Jagen und Fischfang. Die meisten fristeten ein trostloses Dasein im Stammesverband und wurden durch Regierungsleistungen vom Hunger bewahrt ohne Aussicht auf bessere Lebensverhältnisse. Daran änderte auch die Einführung des Wahlrechts im Jahre 1960 wenig. In den 60er Jahren schon hatte besonders bei den Indianern eine allgemeine Unruhe eingesetzt. In den folgenden beiden Jahrzehnten versuchten sie, ihr Recht auf gesetzlichen Wege, aber gelegentlich auch gewalttätig durchzusetzen. In der Hauptsache ging es um Statusfragen, Besitzansprüche oder Probleme des Umweltschutzes. Man kam den Ureinwohner aber etwas entgegen, wie etwa 1988 mit dem Kamloops-Zusatz zum Indian Act, der den Stammesräten volle Jurisdiktion über ihre Reservatsländereien zugestand. Ein großer Schritt war 1999, als das Territorium Nunavut gebildet wurde, das bis dahin Ostteil der bestehenden Northwest Territories war. Dies bedeutete eine Aufwertung und Anerkennung der Ureinwohner.
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Die Markenausgaben 1985-1989
Für 1985 sind die Ausgaben "Int. Jahr der Jugend", der Zusammendruck "Frauenrechtlerinnen", "100 Jahre 'Nordwest-Rebellion'", der Kleinbogen "Canada-Tag", "Int. Kongreß für Pharmazie", "75 Jahre Pfadfinderinnen", Block 4 ("Int. Briefmarkenausstellung CAPEX '87"), "Weihnachten", für 1986 "Olympische Winterspiele", "La-Mauricie-Nationalpark", "250. Geburtsatag Molly Brant / 200. Geburtstag Philippe de Gaspé", "75 Jahre Kanadische Armeepost", die Zusammendrucke "Vögel" und "Kanada-Tag", "50 Jahre Kanadischer Rundfunk", der Zusammendruck "Erforschung Kanadas", Block 5 ("Erforschung Kanadas"), der Zusammendruck "Persönlichkeiten des Wilden Westens (Isapo-Muxika / James F. Maclead)", "Int. Jahr des Friedens" und der Zusammendruck "Olympische Winterspiele" zu nennen.
Im Jahre 1987 erschienen der Zusammendruck "Erforschung Kanadas", "Olympische Spiele", Block 6 ("Int. Briefmarkenausstellung CAPEX '87"), "Freiwillige Hilfsdienste", die Zusammendrucke "Kanada-Tag", "Dampfschiffe" und "Schiffswracks", "50 Jahre Air Canada", "Gipfelkonferenz französischsprachiger Länder" und "Commonwealth-Konferenz in Vancouver", 1988 die Zusammendrucke "Erforschung Kanadas", "Naturschutz", "Kanada-Tag" und "Schmetterlinge", "100 Jahre St. John's", "75 Jahre 4-H-Klub", "250 Jahre Hüttenwerk Saint-Maurice" sowie der Zusammendruck "Hunde" und 1989 die Zusammendrucke "Boote der Ureinwohner", "Erforschung Kanadas", "Kanadatag", "Pilze" und "75 Jahre kanadische Regimenter", "Internationaler Handel" sowie die Zusammendrucke "Kunst und Unterhaltung" und "Kanada im 2. Weltkrieg".
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Die Quebec-Frage gegen Ende des 20. Jahrhunderts
Auch an der Schwelle des neuen Jahrtausends bestand das Quebecproblem weiter. Der Constitution Act hatte in der französischsprachigen Unruhe für Aufregung gesorgt. 1985 zog sich Lévesque von den Regierungsgeschäften zurück und im Dezember kamen wieder die Liberalen an die Regierung, aber auch Bourassa mußte die Stimmung in seiner Provinz berücksichtigen. 1986 bot er deshalb die formelle Anerkennung der Verfassungsänderungen von 1982 an, wenn die Zentralregierung und die anderen Provinzen einige Änderungen vornehmen würden. Auf einer gemeinsamen Konferenz am Meech Lake bei Ottawa kam es zu einigen Änderungen wie der Anerkennung der Bevölkerung Quebecs als einer "Gesellschaft eigener Art" (societé distincte), die aber vor allen dingen die Verminderung der Bundesgewalt beabsichtigten. Alle zehn Provinzen und das Bundesparlament sollten dem Abkommen innerhalb von drei Jahren zustimmen. Obwohl sich große Teile der Bevölkerung darüber empörten, ratifizierten die meisten Provinzen den Vertrag.
1990 kam der Vertrag zu Fall, weil Neufundland und Manitoba die Zustimmung verweigerten. 1992 kam das Charlottetown-Abkommen zustande, dem die Regierung von Quebec ebenfalls beitrat. Eine gesamtkanadische Volksabstimmung im Oktober des selben Jahres führte aber zum Scheitern dieses Reformversuches, denn die englischsprachige Bevölkerung wollte eine starke Zentralregierung behalten.
Dadurch bekamen die Separatisten in Quebec wieder Auftrieb. Die wieder regierende Parti Québécois ließ 1994 ein Referendum abhalten, in dem auch die Separationsfrage angesprochen wurde. Mit 49,4 Prozent wurde dieser Versuch aber äußerst knapp abgelehnt. Der neue Parteichef Lucien Bouchard wollte die Politik seiner Vorgänger weiter verfolgen. Bei den Provinzwahlen 1998 erhielt seine Partei zwar mehr Abgeordnete, aber weniger Stimmen als die Liberalen, was einen erheblichen Dämpfer für seine Absichten war.
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Die Markenausgaben 1990-1994
Für 1990 sind die Zusammendrucke "100. Geburtstag Norman Bethune" und "Boote aus dem 19. Jahrhundert", "Kulturelle Vielfalt in Kanada", die Zusammendrucke "Kanadische Post" und "Puppen", "Kanada-Tag", die Zusammendrucke "Prähistorisches Leben" und "Wälder Kanadas", "150 Jahre Wetterbeobachtung in Kanada", "Int. Jahr der Alphabetisierung", der Zusammendruck "Fabelwesen", "100. Geburtstag Agnes Campbell Macphail" sowie der Zusammendruck "Kanada im 2. Weltkrieg", für 1991 die Zusammendrucke "Mediziner" und "Prähistorisches Leben", "Botanische Gärten", "Kanada-Tag", der Zusammendruck "Freizeit- und Sportboote", "Wasserwege", die Zusammendrucke "100 Jahre ukrainische Auswanderer", "Rettungswesen" und "Folklore", Block 7 ("100 Jahre Basketball", der Zusammendruck "Kanada im 2. Weltkrieg" sowie die ersten Marken der Freimarkenserie "Obstbäume" sowie für 1992 "Olympische Winterspiele", Block 8 ("Int. Jugend-Briefmarkenausstellung CANADA '97"), "Olympische Sommerspiele", Block 9 ("125. Nationalfeiertag", der Zusammendruck "Legendäre Helden", "Mineralien", "75 Jahre NHL", "25 Jahre Kanada-Orden" und der Zusammendruck "Kanada im 2. Weltkrieg" zu nennen.
Im Jahre 1993 wurden der Zusammendruck "Prominente Frauen", "100 Jahre Stanley-Cup", "Historische Hotels", der Kleinbogen "Kanadatag", "200 Jahre Toronto", der Zusammendruck "Wasserwege", Block 10 ("Historische Fahrzeuge"), die Zusammendrucke "Volkslieder", "Prähistorische Tiere" und "Kanada im 2. Weltkrieg" sowie 1994 "Grußmarken", "Int. Tag der Frau", "Commonwealth-Spiele", Block 11 ("Int. Jahr der Frau"), der Kleinbogen "Kanada-Tag", der Zusammendruck "Persönlichkeiten", Block 12 ("Historische Fahrzeuge") sowie die Zusammendrucke "Prähistorische Tiere" und "Kanada im 2. Weltkrieg" emissiert.
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Von Mulroney zu Campbell
In Wirtschaftsfragen hatte Mulroney wenig Glück. Sein wichtigster Erfolg war der Abschluß eines Freihandelsabkommens mit den Vereinigten Staaten. Nachdem ein erster derartiger Vertrag 1866 ausgelaufen war, waren weitere Versuche in den Jahren 1911 und 1948 gescheitert. Der wachsende Zusammenschluß in Europa und die Abschottung des Marktes in Japan führten 1986 zu neuen Verhandlungen, aus denen Anfang 1988 der neue Vertrag resultierte.
Als in der Opposition Bedenken wegen eines wachsenden amerikanischen Einflusses aufkamen, schrieb Mulroney Neuwahlen aus. Im November 1988 erhielten die Konservativen 169 Sitze und eine klare Mehrheit, so daß das Abkommen in Ottawa und in Washington ratifiziert und Anfang 1989 in Kraft treten konnte. 1993 wurde der Pakt durch den Beitritt Mexikos zum North American Free Trade Agreement (NAFTA) erweitert.
Schon Anfang der 90er Jahre begann Mulroneys Popularität zu schrumpfen, wofür man auch den gescheiterten Versuch einer Verfassungsreform bei der Konferenz am Meech-Lake und das Charlottetown-Abkommen anführen kann. Im Jahre 1991 trat die "Goods and Services Tax" (GST) in Kraft. Die neue Form der Mehrwertsteuer war zwar aufkommensneutral, weil einige Verarbeitungssteuern aufgehoben wurden, aber es kam zu höheren Preisen um bis zu sieben Prozent. Hinzu kam noch eine Provinzsteuer, worüber sich die gesamte Bevölkerung erboste. Im Juni 1993 trat Mulroney zurück und die bisherige Verteidigungsministerin Kim Campbell wurde seine Nachfolgerin. Bei den Wahlen im Oktober 1993 wurden sie und ihre Partei für Mulroneys Unpopularität abgestraft. Mit nur zwei Sitzen besaßen die Konservativen die niedrigste Abgeordnetenzahl in ihrer Geschichte.
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Die Markenausgaben 1995-1999
Für 1995 sind der Zusammendruck "Kanada im 2. Weltkrieg", "30 Jahre Nationalflagge", "275 Jahre Festung Louisburg", Block 13 ("Historische Nutzfahrzeuge"), "100 Jahre Kgl.-Kan. Golfsport-Vereinigung", Block 14, Block 15 und Block 16 ("Malergemeinschaft 'Gruppe der Sieben`"), "125 Jahre Provinz Manitoba", die Zusammendrucke "Wandertiere" und "Brücken", "Grußmarken", "50 Jahre Nordamerikanisches Antarktis-Institut", "25 Jahre Gesellschaft für Frankophonie" und "Gedenken an den Holocaust", für 1996 "Einheimische Vögel", der Zusammendruck "Hochtechnologie in Kanada", Block 17 ("Int. Briefmarkenausstellung CAPEX '96`") und Block 18 und Block 19 ("100 Jahre Kino in Kanada"), der Zusammendruck "Winnie Puh", Block 20 ("Winnie Puh"), "Schriftsteller" und "50 Jahre UNICEF" sowie für 1997 "Chinesisches Neujahr", die Zusammendrucke "Einheimische Vögel" und "Meeresfische", "Eröffnung der Confederation-Brücke", Block 22 ("15. Todestag Gille Villeneuve"), "Panoramastraßen", die Zusammendrucke "25. Jahrestag des Eishockey-Turniers UdSSR / Kanada", "Bedeutende Politiker" und "Gruselgestalten" zu nennen.
Im Jahre 1998 erschienen der Kleinbogen "Premierminister der kanadischen Provinzen", die Zusammendrucke "Vögel" und "Kunstfliegen am Angelhaken", "100 Jahre Institut für Bergbau", "100 Jahre Penny-Porto", Block 24 ("1. Int. Basho-Turmier für Sumo-Ringer"), Block 25 ("Mountain Police"), "William J. Roué", "Panoramastraßen", der Zusammendruck "Bedeutende Persönlichkeiten", der Kleinbogen "Wohnen in Kanada", "150 Jahre Universität Ottawa", Block 26 ("Zirkus"), "50 Jahrestag Erklärung der Menschenrechte" und "Marine-Reservistenvereinigung" sowie im Jahre 1999 "50 Jahre Theatre du Rideau Vert", "Einheimische Vögel", "50 Jahre Anthropologisches Museum", Block 28 ("Geschichte der Seefahrt"), "Panoramastraßen", "Gründung des Territoriums Nunavut", "Int. Jahr des älteren Menschen", "Neujahrsfest der Sikhs", "Int. Orchideen-Konferenz", "Reitsport", "150 Jahre Anwaltskammer Quebec", "Panamerikanische Spiele", "Ruder-Weltmeisterschaft", "Weltpostunion", Block 29 ("Kanadische Luftwaffe") und "NATO".
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Die Regierung Chrétien
Die Liberalen erzielten bei den Wahlen des Jahres 1993 177 Mandate im Unterhaus. Ihr neuer Führer Jean Chrétien war 1990 Nachfolger von Turner geworden und erwies sich schnell als geschickter Politiker. Er vermied es, durch weitreichende Initiativen eine starke Opposition zu wecken und bezog nur in strittigen Fragen eindeutig Stellung. Er konzentrierte sich viel lieber auf die Sanierung der Staatsfinanzen, indem es ihm durch eine starke Ausgabenbeschränkung gelang, das unter Mulroney entstandene Haushaltsdefizit auszugleichen. Schon 1998 konnte er einen Überschuß vorweisen. Die gute Wirtschaftskonjunktur kam ihm dabei zu Hilfe, zumal auch die Zinsen auf niedrigstem Niveau stagnierten. 1997 wurden die Liberalen mit solider Mehrheit wiedergewählt.
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