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Überblick
In der Zeit von 1919 bis 1935, von der Machtübernahme durch die Faschisten bis zur Hinwendung zu Deutschland, erschienen 412 Marken, wobei besonders eine Zunahme der Sondermarkenserien zu erwähnen ist.
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Der Beginn der faschistischen Bewegung
Am 23. März 1919 gründete Benito Mussolini die faschistische Bewegung, die 1922 die Macht in Italien übernahm und das Land bis 1943 beherrschte. Dabei wird zwischen fünf Phasen unterschieden:
- die Gründung und der Kampf um die Macht (1919-1921)
- die Errichtung des Regierungssystems (1921-1925/26)
- die Phase der Festigung (1926-1936)
- die Ideologisierungs- und Expansionsphase (1936-1943)
- die radikalfaschistische Republik (1943-1945)
Direkte Voraussetzungen für den Aufstieg des Faschismus waren die durch den 1. Weltkrieg ausgelösten wirtschaftlichen, sozialen und politischen Erschütterungen und die Unfähigkeit der liberalen Regierungen zum Kompromiß. Der Faschismus verstand sich als national-solidarische Alternative zum Bolschewismus. Neben dem extremen Nationalismus war der Mythos vom Führer, von der Jugend und dem Kampf, die Militarisierung des Staates ein Kennzeichen dieser Bewegung. Im Gegensatz zu konservativen Diktaturen wollte der Faschismus mit Hilfe einer Einheitspartei eine Bewegung schaffen, die Züge einer patriotischen Ersatzreligion hatte. In den 20er Jahren wurde der Faschismus meist als eine speziell italienische Erscheinung gesehen, wobei das Fehlen demokratischer Traditionen und die Nachkriegskrise für das Erstarken der Bewegung verantwortlich gemacht wurden. Außerhalb der kommunistischen Welt verbreitete sich das faschistische Gegenstück besonders nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland.
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Markenausgaben 1920 - 1924
Für das Jahr 1920 sind die Ausgabe "Eilmarke", für 1921 "Rohrpost", "Einverleibung Julisch-Venetiens", "600. Todestag Dante Alighieris" und "Siegesmarken", für 1922 "Philatelistentag in Triest" und "50. Todestag Mazzinis", für 1923 "300 Jahre 'Propaganda Fide'", Freimarken mit Wertaufdruck, "Rohrpost", "1. Jahrestag Marsch auf Rom", "Für die Nationalmiliz" und "50. Todestag Manzonis" sowie für 1924 "Kreuzfahrt des Schiffes 'Italia' nach Südamerika", "Siegesmarken mit Aufdruck" und "Heiliges Jahr" zu nennen.
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Italien nach dem 1. Weltkrieg
Italien hatte nach dem 1. Weltkrieg ca. 680.000 Gefallene zu beklagen und mit wirtschaftlichen und finanziellen Problemen zu kämpfen. Über 60 Prozent der Handelsflotte waren verloren. Das Staatsdefizit war so groß, daß nur 30 Prozent der Ausgaben durch Einnahmen gedeckt waren. Deshalb kam es zu enormen Steuererhöhungen, zu Monopolen auf Kaffee, Zucker und Kohle und zur Vermehrung der Notenausgabe, weshalb die Lira bis 1920 auf ein Fünftel ihres Wertes von 1903 sank. In der Eisen- und Stahlindustrie gab es große Überkapazitäten, die Hoffnung auf eine Landverteilung, die man den Soldaten gemacht hatte, blieb unerfüllt. In der Sozialistischen Partei standen wie vor dem Krieg Reformismus und revolutionäre Haltungen gegeneinander, die bolschewistische Propaganda fand reichlich Nahrung und zwischen 1919 und 1920 gab es zahlreiche Streiks mit Fabrik- und Landbesetzungen. Während die Linke den Klassenkampf schürte, agitierte die Rechte mit nationalistischen Forderungen.
Nach den ersten, entsprechend dem allgemeinen Verhältniswahlrecht durchgeführten Wahlen vom November 1919 begann eine Zeit der permanenten politischen Krise. Liberale Honoratioren verloren ihre traditionelle Mehrheiten und die neuen Massenparteien der Sozialisten und Katholiken gewannen mehr als die Hälfte der 508 Mandate. Beide Parteien waren aber sowohl zu einer gemeinsamen Koalition, als zu auch einer Zusammenarbeit mit den Liberalen nicht bereit. Die Wahlbeteiligung im Jahre 1919 lag bei knapp über 50 Prozent, was zeigte, wie wenig sich die Masse der Bevölkerung in den Staat integriert fühlte.
Es zeigte sich zudem, daß der Sieg im Krieg weniger einbrachte, als man sich erhofft hatte. Italien war bei den Pariser Friedensverhandlungen die schwächste Siegermacht und die anderen Alliierten schätzten den Beitrag Italiens während des Krieges weit geringer ein, als die Italiener selbst. Die italienischen Ansprüche aus dem Londoner Vertrag von 1915 standen zu dem im Gegensatz zu den Prinzipien des amerikanischen Präsidenten Wilson. Mit dem von Serbien dominierten Jugoslawien erstand zudem im Osten ein neuer Gegner. Besonders um die meist von Italienern bewohnte Hafenstadt Fiume (Rijeka) wurde erbittert gestritten. Wilson kam Italien meist nur dort entgegen, wo dies auf Kosten der Besiegten ging. Im Friedensvertrag von Saint-Germain erhielt Italien das Trentino und Südtirol, Triest, Julisch-Venetien, Teile Istriens und Dalmatiens. So erwarb man auch Gebiete mit geschlossener deutscher, ladinischer, Kroatischer und slowenischer Bevölkerung. Aber weder Fiume noch ganz Dalmatien konnte man erringen und auf den Dodekanes erhob Griechenland Ansprüche. Erst im Frieden von Lausanne (23. Juli 1923) kam er von der Türkei zu Italien. Insgesamt waren die hochgesteckten Expansionsziele weder im östlichen Mittelmeer noch in Afrika erreicht worden. Aus Enttäuschung über das Verhalten der Alliierten entstand jener Revisionismus, der später die Außenpolitik Mussolinis bestimmen sollte.
Von den vier Ministerpräsidenten, die zwischen dem Sommer 1919 und dem Herbst 1922 regierten, haben nur der Liberaldemokrat Nitti und der Altliberale den Ernst der Lage erkannt und eine reformistische Politik versucht. Nitti führte ein demokratisches Wahlrecht ein, hielt dann aber die neuen Parteien hin, weil er am früheren Regierungsstil der kleinen Zirkel festhalten wollte. Im November/Dezember 1920 erreichte Nittis Nachfolger Gioitti eine Normalisierung der Beziehungen zu Jugoslawien mittels einer beiderseitig annehmbaren Grenzziehung, unternahm aber nichts gegen die Faschisten. Auch der Reformsozialist Bonomi und Giolittis Gefolgsmann Facta reagierten hilflos auf die zunehmende Radikalisierung und das Erstarken der extremistischen Bewegungen. Das entstehende Machtvakuum verunsicherte die Bevölkerung.
Mussolini verstand es geschickt, sein national-sozialistisches Programm als Alternative zum Bolschewismus darzustellen und gründete im März 1919 in Mailand die "Fasci di Combattimento" (Kampfbünde), die zunächst nur kleine Gruppierungen waren. Das erste Programm verkündete eine weitgehend sozialistische Gesellschaft. Nur in Mailand stellte man sich im November 1919 zur Wahl und erhielt 4.690 von 270.000 Stimmen. Damit konnte man die Arbeiterschaft noch nicht überzeugen, weshalb Mussolini schon bald immer mehr nationalistische Forderungen vertrat, die aber mit Forderungen der Arbeiterschaft verbunden wurden. Mit Hilfe dieser Kombination gelang es ihm, nunmehr auch auf dem Land, Fuß zu fassen. In der Po-Ebene, der Toskana und in Apulien sowie in den großen Städten des Nordens kam es zu einer Mobilisierung der Arbeitermassen und es machte sich die Furcht vor einer bolschewistischen Revolution breit. Mussolini bot seine Sturmtrupps an, um gegen die "Roten" vorzugehen. So gewann er Sympathien in Armee und Bürokratie und auch bei der Kirche. Die Faschisten erhielten Zulauf aus allen sozialen Schichten, besonders aber aus dem mittleren und unteren Bürgertum und auch aus der Arbeiterschaft. Zwischen Ende 1920 und Mai 1922 stieg die Mitgliederzahl von ca. 21.000 auf 320.000.
Im Frühjahr 1921 nahm Giolitti die Faschisten in sein Bündnis auf, wodurch sie bei den Wahlen vom Mai mit 36 Abgeordneten ins Parlament einzogen. Im November 1921 setzte Mussolini die Umwandlung des "Fasci" in die "Partito Nationale Fascista" durch. Im Sommer 1921 trat Giolitti zurück und sein Bemühen um eine erneute Regierung scheiterte im Februar 1922. König Viktor Emmanuel III. und seine Berater kamen zu der Einsicht, daß auf Dauer nur eine Regierung mit den Faschisten möglich wäre. Mussolini machte aber seit Sommer 1922 unverhohlen deutlich, daß für ihn nur die ungeteilte Macht in Frage käme. Einerseits mobilisierte er die Straße, andererseits spielte er die Führungseliten der verschiedenen Gruppierungen gegeneinander aus. Als diese immer noch zögerten, inszenierte er den legendären "Marsch auf Rom", was nichts anderes als die Besetzung der Hauptstadt durch faschistische Freischärler in der letzten Oktoberwoche war. Um einen Bürgerkrieg zu verhindern, gab der König endlich nach, weil er hoffte, daß Mussolini auf Dauer ein konstitutioneller Ministerpräsident bleiben würde.
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Markenausgaben 1925 - 1929
Die Errichtung des Regierungssystems (1922 - 1925/26)
Die Regierungsübernahme durch Mussolini war das Ergebnis eines Kompromisses zwischen dem Faschismus und den administrativen alten Eliten. Dieser verfolgte weiterhin seine Doppelstrategie, indem er gegenüber seinen Unterführern die nationale Revolution proklamierte und gegenüber den alten Kräften den Willen zur Stabilität. In seiner ersten Rede im Parlament am 16. November 1920 betonte er, daß der Faschismus den Staat vor den Gefahren von links gerettet hätte und das er weiterhin den Staat verteidigen würde. Mit 306 gegen 106 Stimmen wurden ihm außerordentliche Vollmachten zur Sanierung der Staatsfinanzen gewährt.
In die erste Regierung wurden auch einige Nationalisten und Rechtsliberale aufgenommen, wodurch eine Koalition mit Kräften des "alten Staates" zu Stande kam. Er hoffte, diese nach und nach schwächen zu können, während die Eingebundenen hofften, mit Hilfe des Königs die Macht der staatlichen Institutionen mit Armee und Beamtenapparat als Gegengewicht gegen die Faschisten erhalten zu können. Mussolinis Unterführer hofften eine zweite Revolution, weshalb dieser weiterhin zweigleisig vorgehen mußte. Das Parlament wurde nicht aufgelöst, die Verfassung blieb in Kraft, aber schon bald wurden erste Schritte zur Schaffung des "faschistischen Staates" ergriffen. Noch im Dezember 1922 wurde der "Gran Consiglio del Fascismo" (Großer Faschistischer Rat) gegründet, der als oberstes Parteigremium und als Bindeglied zwischen Partei und Staat gedacht war und bis 1928 formell ein Konsultativorgan war, aber in Wirklichkeit alle wichtigen Entscheidungen vorbereitete. Auf der ersten Sitzung wurde die Miliz gegründet, die wenig später durch königliches Dekret sanktioniert wurde. In ihr waren alle Kampfgruppen der Partei zusammengefaßt und unter die Leitung der Partei gestellt. Diese Parteitruppe unterstand direkt dem Ministerpräsidenten.
Da die Linke sich zurückhielt und faschistische Übergriffe seltener wurden, kam es zu einer allgemeinen Beruhigung der Lage. Es gelang, die rechtsbürgerlichen Nationalisten zu integrieren. Schon 1923 begann allerdings die Benachteiligung der sprachlichen Minderheiten. In den Schulen mußte auch dort die italienische Sprache gelehrt werden, um das Konzept der Nation als kultureller Gemeinschaft zu stärken. Es wurde aber auch der katholische Religionsunterricht in den staatlichen Schulen eingeführt. Bei den Wahlen vom Mai 1924 errang die nationale Liste der Faschisten und der Rechtsliberalen 65 Prozent und somit 356 Mandate. Die Opposition kam auf 147 sitze, die sich auf Sozialisten, Populisten und Liberale verteilten.
Als der Sozialist Giacomo Matteotti am 10. Juni 1924 von Faschisten ermordet wurde, kam es zu einer Krise. Daß Mussolini diese überstand, verdankte er der Tatsache, daß er das Innenministerium abgab und die gesellschaftlichen Eliten der Meinung waren, daß ein Sturz Mussolinis ein zu großes Risiko für den Staat wäre. Mussolini gewann so Zeit für die Regeneration seiner Partei mit Hilfe von Radikalen. Zudem sicherte er sich die Hilfe von Armee und Polizei. Mit einer Rede vom 3. Januar 1925 leitete er die eigentliche Faschistisierung des Staates ein, die innerhalb von zwei Jahren erfolgte. Man ging hart gegen alle antifaschistischen Organisationen vor, indem man diese auflöste und es Verhaftungen und Beschlagnahmen von Zeitungen gab. Es entstanden Massenorganisationen wie der "Opera Nazionale dopolavoro" (für die Arbeiter) und die "Opera Nazionale Blilla" (für die Jugend). Ein Attentatsversuch eines ehemaligen Sozialisten auf Mussolini bot Anfang November die Gelegenheit für weitere Repressionen. Die sozialistische und die kommunistische Partei wurden verboten, alle Vereine unter polizeiliche Kontrolle gestellt und die Journalisten in eine gemeinsame Berufsorganisation gezwungen.
Zudem gab es Verfassungsänderungen mit Hilfe einiger Gesetze, wie dem Gesetz über die Befugnisse des Regierungschefs (24. Dezember 1925) und dem Gesetz über die Befugnisse der Regierung (31. Januar 1926). Im Oktober 1925 konnte eine Vereinbarung zwischen dem Industriellenverband und den faschistischen Gewerkschaften geschlossen werden, wonach künftig nur noch diese beiden Organisationen die Belange beider Seiten vertreten sollten. Hierzu wurden auf beiden Seiten spezielle Berufsverbände gegründet. Nach einem weiteren Attentat auf Mussolini gab es 1926 ein Gesetz zum Schutze des Staates, 1928 ein neues Wahlgesetz und ein Gesetz über den Großrat. Es wurde ein Sondergerichtshof errichtet, der Attentäter und Aufständische schnell aburteilen sollte. Ebenfalls in diesem Jahr wurde 122 oppositionellen Abgeordneten ihr Mandat aberkannt.
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Die Zeit der Normalisierung (1926 - 1936)
Nachdem die Macht gesichert war, setzte eine Phase der Normalisierung ein, die 1929 in der "conciliazione" mit dem Heiligen Stuhl ihren ersten Höhepunkt fand. Der Diktator nahm Rücksicht auf die Stimmung im Lande. Darum wollte er auch auf die von Oppositionellen gereinigte Bürokratie setzen. Zwar war der Staat inzwischen faschistisch, aber die alten traditionellen Eliten, die zum größten Teil der faschistischen Partei beigetreten waren, behielten ihre Positionen in Verwaltung, Armee und Wirtschaft. Die Partei wurde dem Staat untergeordnet, sie hatte ihn der Gesellschaft zu vermitteln und für die Mobilisierung der Massen zu sorgen, was den Faschismus von anderen autoritären Regimen unterschied. Außerdem hatte die Partei für die Formung der Jugend zu sorgen, die von anderen Einflüssen (besonders von der Kirche) ferngehalten werden sollte.
Eine liberale Wirtschaftspolitik und die Disziplinierung der Gewerkschaften hatten seit 1929 zu einer Steigerung von Investitionen und Profiten geführt und einen wirtschaftlichen Modernisierungsprozeß Begünstigt, wodurch die Zahl der Erwerbslosen erheblich sank. Den Nutzen hatten aber eher die Industriellen, als das Rückgrat der Faschisten, die Klein- und Mittelbürger. Preissteigerungen führten zu Unzufriedenheit, weshalb seit 1926 ein Kurs zum staatlichen Interventionismus eingeleitet wurde. Der wahre Grund war aber das Defizit in der Zahlungsbilanz mit einer Schwächung der Lira. Es setzte eine Politik der Deflation ein, die zur Aufwertung der Lira im Jahre 1927 und einer deutlichen Verbesserung der Gesamtwirtschaft führte. Schon 1925 hatte man begonnen, den Ertrag beim Getreide zu steigern. Auch die Siedlungspolitik und Förderung des Kinderreichtums waren Maßnahmen der Faschisten. Zwischen Bologna und Florenz sowie Rom und Neapel wurden Schnellbahnen gebaut, um Nord und Süd besser miteinander zu verbinden, und in Mailand wurde eine erste Autobahn gebaut.
Ende 1928 wurde der Faschistische Großrat zum obersten Staatsorgan, womit die faschistische Verfassungsgesetzgebung abgeschlossen war. Die Lateranverträge bildeten den Höhepunkt der Kompromisse mit den alten Eliten. Der Handlungsspielraum des Vatikan wurde damit wieder hergestellt und staatlich garantiert. Die Katholiken konnten so endgültig in den Staat integriert werden. Mussolini erkannte die Souveränität des Heiligen Stuhls an, gab aber nur ein kleines Territorium in Rom her. Am 11. Februar 1929 wurde der eigentliche Vertrag unterzeichnet. Der Katholizismus wurde als einzige Religion im Staat anerkannt und die Souveränität des Papstes bestätigt. Der "Stato della Citta del Vaticano" entstand. Das Konkordat garantierte der katholischen Kirche die freie Ausübung ihres Jurisdiktion und der Glaubensverkündigung, die freie Besetzung aller geistlichen Ämter.
1930 erreichte die Wirtschaftskrise auch Italien. Mussolini reagierte darauf mit einer Intensivierung der öffentlichen Arbeiten und Bonifikationen für die Forcierung der Autarkiepolitik, mit gelenkter Produktionssteigerung und Zollerhöhungen. Außerdem wurde die Rüstungsproduktion beschleunigt sowie staatliche Holding-Gesellschaften gegründet. 1932 wurde eine größere Amnestie für über 1.200 politische Gegner verkündet. Die großen gesellschaftlichen Gruppen waren entweder für Mussolini oder wenigstens nicht gegen ihn, die intellektuelle Opposition war minimal und vermied jede Konfrontation. Architektonisch kann es in den 30er Jahren zu einem Klassizismus, der sich an alte römische Traditionen anlehnte. 1935 wurde sein leicht beeinflußbarer Schweigersohn Graf Galeazzo Ciano zunächst Minister für Presse und Propaganda, 1936 Außenminister. Mussolini begann, ihn zu seinem Nachfolger aufzubauen.
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Markenausgaben 1930 - 1935
Im Jahre 1930 wurden die Marken "Hochzeit des Kronprinzen", "Flugpost", "Für die Nationalmiliz", "400. Todestag Ferruccis", "2.000. Geburtstag Vergils" und "Balbo-Geschwaderflug nach Brasilien", 1931 "700. Todestag Hl. Antonius von Padua" und "50 Jahre Marineakademie Livorno", 1932 "50. Todestag Garibaldis", 1933 "Luftschiff Graf Zeppelin", "Balbo-Geschwaderflug Rom-Chicago", "Int. Hochschulspiele in Turin" und "Heiliges Jahr", 1934 "Erstflug Rom-Buenos Aires", "10 Jahre Besitzergreifung Fiumes", "Fußball-Weltmeisterschaft" und "100 Jahre Tapferkeitsmedaille" sowie 1935 "Littoriali-Wettbewerbe", "Für die Nationalmiliz", "Int. Luftverkehrsausstellung in Mailand" und "100. Todestag Bellinis" emissiert.
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Die Außenpolitik Mussolinis
Seit 1926 wandte sich Mussolini auch stärker der Außenpolitik zu. Er verfolgte dabei keine neuen Ziele, sondern setzte das Programm des vorfaschistischen Imperialismus fort. Da er sich für eine Revision der Friedenverträge von1919 stark machte, war er ein interessanter Gesprächspartner für alle Verlierer des 1. Weltkrieges. Dabei folgte er traditionell aber die Linie, daß sich keine Maßnahme gegen England richten dürfte und daß Italien am besten zwischen den Blöcken stehen müßte. Zu dieser Tradition gehörte auch, daß Italien den Mittelmeerraum als seine unmittelbare Einflußzone ansah. Nachdem 1927 faktisch ein Protektorat über Albanien durchgesetzt wurde, dachte Mussolini an die Schaffung eines von Italien abhängigen Kroatien. Überhaupt versuchte er, in das Vakuum einzudringen, das nach der Auflösung des Habsburgerreiches entstanden war.1926 und 1927 wurden Freundschaftsverträge mit Rumänien und Ungarn geschlossen, in Österreich unterstützte Italien die Heimwehren, die dem Faschismus artverwandt waren. In Libyen wurde die Herrschaft zwischen 1924 und 1930 durch General Graziani mit brutalen Methoden gesichert. In Äthiopien ging man zurückhaltender vor und versuchte zunächst eine ökonomische Durchdringung. (Freundschaftsvertrag von 1928). Erst 1930 kam es zu einem härteren Kurs auf Grund der Konsolidierung der Regierung des Kaisers Haile Selassie.
1930 wurde mit Österreich ein Freundschaftsvertrag geschlossen, wo seit 1932 Bundeskanzler Engelbert Dollfuß von Mussolini für seinen nationalistischen Kurs unterstützt wurde. Mit den Römischen Verträgen vom März 1934 konnten Österreich und Ungarn noch enger an Italien gebunden und die französischen Donau-Pläne durchkreuzt und auch einem deutschen Expansionsstreben im Donauraum zuvorgekommen werden. Dem Werben Hitlers stand Mussolini zunächst zurückhaltend gegenüber, erkannte aber schnell, daß er daraus Vorteile ziehen konnte. Schon 1933 schlug er einen Viererpakt zwischen England, Frankreich, Deutschland und Italien über eine friedliche Zusammenarbeit vor, der aber nie ratifiziert wurde. Im September kam ein Freundschaftsvertrag mit der Sowjetunion zu Stande. Nach dem nationalsozialistischen Putschversuch in Wien, bei dem Dollfuß ermordet wurde, trat allein Italien für die Unabhängigkeit Österreichs ein und zog Truppen am Brenner zusammen.
Im Januar 1935 kam es zu einem Abkommen mit Frankreich, in dem Äthiopien unter italienischen Einfluß kam. Den Bruch mit Frankreich und England wollte Mussolini auf jeden Fall vermeiden, indem er deren Interessen in Afrika achtete. Als Hitler im März 1935 einseitig die Rüstungsbeschränkungen des Versailler Vertrages aufkündigte und die allgemeine Wehrpflicht einführte, konnte Italien sich erneut als stabilisierender Faktor einbringen, indem man mit England und Frankreich sich gegen das deutsche Vorgehen aussprach. Am 3. Oktober 1935 begann der Einmarsch in Äthiopien, den Mussolini als Demonstration italienischer Stärke ansah. Der Krieg wurde auch mit Giftgas geführt, um eine schnelle Entscheidung zu erreichen. Italien machte aber nicht die Fehler der anderen Kolonialmächte, das Volk zu unterdrücken, denn das Land sollte ja ins "Impero" eingebunden werden. Man entsandte italienische Beamte und Ingenieure, Ärzte und Lehrer, um Äthiopien zu modernisieren. Der Völkerbund beschloß zwar im November 1935 auf Betreiben Englands wirtschaftliche Sanktionen, aber diese wurden besonders von Österreich und Ungarn umgangen. Die USA lieferten weiterhin Öl und Deutschland Kohle. Am 5. Mai 1936 konnte Addis Abeba endlich erobert werden und am 1. Juni 1936 wurden Äthiopien, Eritrea und Somalia zum "Africa Orientale Italiana" zusammengeschlossen. Schon bald wurden die Sanktionen aufgehoben und auch England akzeptierte die neue Lage, um ein Zusammengehen Mussolinis und Hitlers zu verhindern. Die Eroberung Äthiopiens war der Höhepunkt des italienischen Machtstrebens, dann danach hat Mussolini die italienischen Kräfte nur noch permanent überschätzt. Der Wunsch nach weiteren Eroberungen war mit ein Grund dafür, daß Italien sich letztendlich an der Seite Deutschlands wiederfand und 1940 in den 2. Weltkrieg eintrat.
Mit dem Krieg gegen Äthiopien begann die imperilae Expansion Italiens, die im 2. Weltkrieg in die Katastrophe führte. Die Hinwendung zu Hitler und der Eintritt in den 2. Weltkrieg hatte nicht den Hintergrund eines Rassenkrieges, sonder entsprach dem Geschichtsverständnis des Duce, daß die Zeit der alten Demokratien zu Ende ging. Im Windschatten des Krieges in Äthiopien gelang Hitler im März 1936 die Remilitarisierung des Rheinlandes. Als in Frankreich die Volksfront unter Lion Blum an die Macht kam, bedeutete dies ein Ende der Zusammenarbeit mit dem faschistischen Italien. England beobachtete zudem die Stärkung Italiens am Roten Meer und den Ausbau der Flotte mit Argwohn, wodurch auch hier die Beziehungen abkühlten. Mit dem deutsch-österreichischen Abkommen vom 11. Juli 1936 verlor Österreich für Italien an Bedeutung, da das Land zum deutschen Satelliten wurde.
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