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Einführung
Die ersten Marken der Schweiz waren Kantonspostmarken aus Zürich, Genf und Basel, die erste Marke erschien am 1. März 1843 im Kanton Zürich. Insgesamt gibt es 10 Kantonsmarken, wobei es - wie bei anderen Sammelgebieten - Varianten gibt, die für den Spezialisten interessant sind.
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Die Auswirkungen der Französischen Revolution auf die Schweiz
Auch die Schweiz blieb von der Revolution 1789 in Frankreich nicht unberührt. Schon bald suchten besonders Geistliche in der Schweiz Zuflucht. Den Krieg von 1792 zwischen Frankreich und Österreich sah man als Wiederaufflammen des alten Machtkampfes zwischen den Bourbonen und Habsburgern um die Vorherrschaft in Europa. Im Gebiet des Deutschen Reiches eroberte Frankreich zunächst das Fürstbistum Basel, dessen südliche Täler man als schweizerisch ansah, da das Bistum enge Beziehungen zu eidgenössischen Orten pflegte. Die Vernichtung der Schweizergarde beim Sturm der Jakobiner auf die Tuilerien am 10. August 1792 führte zum Abbruch der Beziehungen, wenn gleich man über den Züricher Bürgermeister weiterhin inoffizielle Kontakte mit dem französischen Gesandten hielt. Frankreich kam die Neutralität der Schweizer gelegen, zumal viele Orte mit den Alliierten sympathisierten. Der französische Angriff ging südlich und nördlich an der Schweiz vorbei, die ihre Integrität durch Grenzbesetzungen sicherte.
Die Eroberung der Lombardei und der Friede von Campoformio vom 18. Oktober 1897 änderte jedoch die außenpolitische Lage, da mit der Schaffung der Cisalpinischen Republik der Anschluß der drei bündnerischen Gebiete Veltlin, Chiavenna und Bormio erfolgte. Die französische Politik wurde seit dem 18. Fructidor (4. September 1797) von der Armee bestimmt, die einen Wall gegen Österreich mit einer Linie zwischen Basel und Mailand wollte, was eine Einbeziehung der Eidgenossenschaft in das System der revolutionären Satellitenrepubliken bedeuten würde. 1792 entstand eine "republique soeur", die es nur kurz gab, es folgten die "Raurachische Republik" im besetzten Bistum Basel und seit 1795 die "Batavische Republik", die die ehemaligen niederländischen Provinzen umfaßte. Neben der "Cisalpinischen Republik" gab es nach der Eroberung Genuas die "Ligurische Republik".
Im Jahre 1798 kam es zur "Helvetischen Revolution", als sich die meisten Untertanengebiete erhoben. Die Hauptstädte sahen sich gezwungen, die Bewohner der Territorien mitregieren zu lassen und es konstituierten sich eigene Kantone. Die Patrizier von Bern, Freiburg und Solothurn gewährten den Untertanen nur wenige Rechte, so daß Frankreich das von Bern abgefallene Waadt unter seinen Schutz nahm und im März 1798 Bern angriff. Als die Stadt am 5. März 1798 fiel, bedeutete dies auch die Kapitulation der übrigen Kantone. Die ganze Schweiz wurde von Frankreich besetzt und am 19. August 1798 mußte die neugeschaffene "Helvetische Republik" eine Allianz mit Frankreich abschließen. Die Städte Mühlhausen und Genf wurden französisch.
Schon bald versuchte man aber, sich Frankreich zu wiedersetzen, als sich Neuwald im September 1798 von Österreich besetzen ließ. Im Frühjahr 1799 konnten die Gebiete östlich von Aare - Züricher See - Vierwaldstätter See - Grimsel - Simplon von den Alliierten befreit werden. Die Schlacht von Zürich am 25. und 26. September 1799 wurde allerdings von Frankreich gewonnen. 1800 waren die Gebiete Tessin, Graubünden und Schaffhausen wieder französisch besetzt. In der zweiten Phase des Krieges dienten helvetische Truppen in der französischen Armee, die schweizerischen Emigranten in der alliierten Armee. Der Friede von Amiens vom 25. März 1802 stellte scheinbar die Neutralität der Eidgenossenschaft wieder her, aber die Restauration der alten Ordnung wurde von Napoleon verhindert, der am 19. Februar 1803 der Eidgenossenschaft eine neue Verfassung ab. Nachdem die Schweiz mit Frankreich am 27. September 1803 eine neue Defensivallianz geschlossen hatte, zogen die französischen Truppen 1804 ab. Allerdings wurde die Republik Wallis von der Schweiz als eigene Republik zwischen der Cisalpinischen, der Helvetischen und der Französischen Republik von der Schweiz abgetrennt.
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Die Helvetische Republik als erster Versuch eines Einheitsstaates
Die "Helvetische Republik" von 1798 bis 1803 hatte zwar nur kurz Bestand, aber doch für das Freiheitsstreben der Untertanengebiete in der Schweiz eine große Bedeutung, da man von einer Erweiterung der bisher dreizehn auf ca. vierzig gleichberechtigte Republiken träumte. Die Hoffnungen wurden allerdings von den französischen Besatzern enttäuscht, da die Führung an Peter Ochs, einem Mitglied der alten Basler Regierung, und Frédéric César de la Harpe aus Waadt übergeben wurde, hinter denen ein Großteil der Intellektuellen, Industriellen, der bürgerlichen Oberschicht und der wohlhabenden Bauernschaft stand. Zum neuen Symbol anstelle des Schweizer Kreuzes wurde ein Freiheitsbaum mit dem Tellhut erkoren und die kantonalen Symbole sollten verschwinden. Zudem sollte eine grün-rot-gelbe Trikolore die neue Flagge werden. Die neue Verfassung, die von der Gründung am 12. April 1798 bis zum Ende der Helvetischen Republik am 10. März 1803 galt, hatte enge Anlehnungen an die Direktorialverfassung Frankreichs: wie in anderen, von Frankreich gegründeten Satellitenrepubliken sollte die Souveränität von einer sogenannten "Urversammlung" von je 100 Bürgern per Elektorenwahlrecht ausgeübt werden. Es gab eine zweikammerige Legislative (Großer Rat und Senat), eine Exekutive mit fünf Direktoren, und den Obersten Gerichtshof für die Judikative. Für die gesamte Schweiz wurden Deutsch, Französisch und Italienisch als Staatssprachen festgelegt.
Die Verwaltung sollte zentralisiert werden, wobei man zwar den Begriffs des Kantons beibehielt, aber sechs Kantone wurden neu zusammengesetzt und der Kanton Bern in vier Teile aufgelöst. Die Kantone sollten reine Verwaltungsbezirke sein, die einem vom Direktorium ernannten Regierungsstatthalter unterstanden. Es traten aber schon 1799 erste Schwierigkeiten auf Grund der Kriegswirren in Europa auf und auch die Ersetzung der alten Abgabenordnungen durch indirekte und direkte Steuern störten den Finanzhaushalt. In den Kantonen regte sich eine konservative Opposition, die für die alte Selbständigkeit der Kantone eintrat.
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Die Ausgaben der Kantone
Der Kanton Zürich verausgabte die ersten Marken der Schweiz überhaupt. Am 1. März 1843 wurden zwei Freimarken emissiert, wobei es sich um zwei Ziffernwerte zu 4 und 6 Rappen handelte, die im schwarzen Stichtiefdruck auf weißem Papier gedruckt wurden. Bei diesen Marken wird zwischen Type I mit senkrechten roten Unterdrucklinien und Type II mit waagerechten roten Unterdrucklinien unterschieden. Die Währung in Zürich lautete zu dieser Zeit auf 1 Gulden = 16 Batzen zu 10 alten Rappen = 2,33 Goldfranken.
Im gleichen Jahr (am 30. September 1843) erschien im Kanton Genf eine Wappen-Doppelmarke mit gemeinsamer Überschrift zu 5 und 5 Centimes, die aber auch einzeln vorkommt. Als Währung galt in Genf 1 Franc franz. = 100 Centimes. Genf ist der einzige Kanton, in dem noch weitere Werte erschienen: am 1. April 1945 wurde die Marke von 1843 als Einzelmarke mit kleinem Adler, aber größerem Wappen verausgabt und am 6. Januar 1847 in abgeänderter Zeichnung mit größerem Adler. Letztere gab es am 22. August 1848 dann nochmals, wobei der Hintergrund nun nicht gelbgrün, sondern dunkelgrün war. Bekannt ist als letzte Emission noch ein Ganzsachen-Ausschnitt vom 1. Juni 1849 (Adler mit Krone), der als Freimarke verwendet wurde. Alle Genfer Marken wurden im Stichtiefdruck hergestellt.
Als dritter Kanton mit einer eigenen Markenausgabe ist der Kanton Basel zu nennen, der am 1. Juli 1845 eine Freimarke zu 2,5 Rappen verausgabte, die das Wappen von Basel zeigt und als "Basler Taube" wohl die bekannteste Briefmarke der Schweiz ist. In Basel galt - wie in Zürich - die Guldenwährung. Die Marke selber wurde im Buchdruck, die Taube im farblosen Prägedruck hergestellt.
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Die Wiederherstellung der Eidgenossenschaft - von Napoleon zur Restauration
Unter Napoleon wurde die Helvetische Republik wieder aufgehoben, da er die von Frankreich gegründeten Republiken nach und nach in Monarchien umwandeln wollte: so wurden die Cisalpinisch-Italienische Republik 1804 Königreich, die Republik Lucca 1805 Fürstentum und die Batavische Republik 1806 niederländisches Königreich. Die Kantone wurden wieder hergestellt und 1806 wurde nach dem Sieg über Preußen das Fürstentum Neuenburg an den napoleonischen Generalstabschef Berthir, der sich fortan "Prince et Duc de Neuchatel" nennen durfte, übergeben. Die Aufhebung der helvetischen Verfassung im Frühjahr 1803 legte die Zuständigkeiten wieder in die Hand der Kantone.
Die Zeit von 1803 bis 1813 bedeutete einerseits eine enge Bindung der Schweiz an Frankreich, andererseits aber auch eine Zeit der Erholung. Allerdings war auch die Schweiz von dem Niedergang des französischen Kaisers betroffen. 1810 wandelte er nach dem Einbezug der Niederlande in das Kaiserreich Frankreich die unabhängige Republik Wallis in ein "Departement Simplon" um und besetzte den Kanton Tessin. Die wirtschaftliche Selbständigkeit verlor die Schweiz durch ihre Einbeziehung in die Kontinentalsperre, die ein Einfuhrverbot für englische Waren vorsah. Ende 1813 machten die Alliierten die Schweiz zum Aufmarschgebiet gegen Frankreich. Die Eidgenossen selber marschierten bis vor Besancon und beteiligten sich an der Belagerung der Festung Hüningen. Auf dem Wiener Kongreß wurde am 20. März 1815 die Neutralität der Schweiz bestätigt und man erreichte eine Schutzzusage für das wiedererrichtete Königreich Piemont-Sardinien. Auch die Grenzen der Schweiz wurden neu festgelegt, wie sie bis heute gültig sind. Der Stadtstaat Mühlhausen verblieb nach 350-jähriger Zugehörigkeit zur Schweiz beim Elsaß und auch die drei Vogteien der Bündner im Addatal, die 285 Jahre lang autonom unter bündnerischer Kontrolle standen, kamen nun zu Lombardisch-Venetien bzw. zu Italien. Aber Genf, Wallis und Neuenburg kamen zur Schweiz zurück und wurden gleichberechtigte Kantone, wobei es beim Fürstentum Neuenburg wieder die Doppelstellung der Personalunion mit Preußen und der eines schweizerischen Kantons gab. Ein kleiner Teil des Fürstbistums Basel kam zum Kanton Basel, der größere Teil zum Kanton Bern. In den Kantonen Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus, Zug und Appenzell wurde die Landgemeinde in alter Form wieder eingerichtet und in den Stadtkantonen Zürich, Bern, Luzern, Freiburg, Solothurn, Basel, Schaffhausen und (in dem neuen Kanton) Genf wurden die Klein- und Großräte restauriert. Als Relikt der Helvetischen Republik gab es die (neuen) Kantone Waadt, Tessin, Thurgau, St. Gallen und Aargau.
Die Schweizerische Eidgenossenschaft als Konföderation von 23 Republiken war eigentlich ein Fremdkörper im System der restaurierten europäischen Monarchien, das 1815 geschaffen wurde. Die Republiken Genua und Venedig waren nicht restauriert worden und die Niederlande wurden ebenfalls zum Königreich. Wieder aufgenommen wurde auch die Tradition, das schweizerische Truppen in ausländischen Armeen dienten. In den Jahren nach 1815 wurde die Schweiz verstärkt Zufluchtsort für politisch Abtrünnige aus Frankreich, Italien, Lombardo-Venetien und Deutschland. Schon 1823 mußte man dem Drängen der Nachbarn nachgeben und ein "Preß- und Fremdenkonklusum" erlassen, was eine Überwachung der Presse und Ausweisung der Flüchtlinge bedeutete. 1836 bis 1838 mußte man dieses "Konklusum" erneut erlassen.
Wirtschaftlich tat sich das Land zunächst schwer, da man ab 1815 mit der englischen Konkurrenz in der Textilindustrie zu kämpfen hatte. Auch 24 verschiedene kantonale Systeme bei Münzen, Maßen und Gewichten hemmten den Aufschwung. In den 30er Jahren zählten zwar nur 7 Prozent der Bevölkerung zu den Arbeitern, aber 5 Prozent waren hilfsbedürftig. 1845 brach auch über die Schweiz die europäische Wirtschaftskrise herein. Liberale und romantische Vorstellungen und der Neuhumanismus gewannen auch in der Schweiz ihre Anhänger. Bis 1831 wurden liberale Verfassungen nach dem Prinzip der Volkssouveränität und der Gewaltenteilung in den Kantonen eingeführt. Ein Versuch, die liberale Verfassung auch für die gesamte Eidgenossenschaft durchzusetzen, scheitete allerdings 1833 bei einem ersten Abstimmversuch in einem Kanton. Zudem kam es in den Kantonen Schwyz, Neuenburg und Basel (das 1833 in Basel-Land und Basel-Stadt geteilt wurde) zu liberal-republikanischen Aufständen. Von den Liberalen spaltete sich eine radikale Linke ab. Die aufklärerischen Kräfte standen auch im Gegensatz zu streng konservativ-katholischen Kräften. Am 11. Dezember 1845 schlossen die konservativ-katholischen Kantone eine "Schutzvereinigung" und es schien, als ob sich alte Zeiten der Glaubenskriege wiederholen würden. Die Vereinigung wurde 1847 allerdings wieder aufgelöst. Der Ausbruch der Revolutionen 1848 in verschiedenen europäischen Ländern führte im Februar 1848 zu einer Revision des Bundesvertrages, woraus der schweizerische Bundesstaat moderner Prägung hervorging.
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