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Einführung
Für das Großfürstentum Finnland, das 1809 bis 1917 unter der Herrschaft des russischen Zaren stand, sind insgesamt 66 Briefmarken zu nennen. Waren die ersten beiden Marken von 1856 und 1858 noch ungezähnt, so erschienen ab 1860 alle Marken mit Zähnung. Motivlich trugen alle Marken das Wappen. Es gab keine einzige Ausgabe mit einer Ziffernzeichnung oder dem Porträt des Herrschers, wie dies in anderen Staaten üblich war.
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Die Errichtung des Großfürstentums Finnland
Ein Wendepunkt in der finnischen Geschichte war der Friede von Hamina (Frederikshamm) 1809, als die Verbindung mit Schweden nach 700 Jahren zu Ende ging und das Land unter Zar Alexander I. als Großfürstentum zu Rußland kam. Nach dem Anschluß wurde der Bevölkerung der Treueid abgenommen und im Gegenzug sicherte der Zar zu, die früheren Rechte und Gesetze zu bewahren. Ende 1808 kam eine finnische Abordnung nach St. Petersburg und Zar Alexander I. nahm den Titel eines Großfürsten von Finnland an. Im März 1809 wurde ein Landtag nach Porvoo (Borgk) eingerufen. Zum ersten Mal tagten die Stände als Vertreter eines neuen Gebildes, des Großfürstentums Finnland. Der Sturz des schwedischen Königs Gustav IV. Und seine Inhaftierung am 13. März 1809 war dann die Voraussetzung für Friedensverhandlungen, die im Sommer in Hamina begannen.
Im Vertrag wurde die Tornio-Muonionjoki-Linie als Grenze festgelegt, wobei die Stadt Tornio zu Rußland kam. Finnland war keine politische Einheit, weil die Gebiete, die 1721 schon zu Rußland kamen, ein eigenes "russisch-finnisches" Bewußtsein hatten und das "schwedische Finnland" mit Mißtrauen ansahen. Auch die Alandinseln, auf den schwedisch gesprochen wurde, kamen zu Rußland. Die Grenzen wurden im Vertrag von Turku 1912 und vom Wiener Kongreß 1815 bestätigt. Als Stütze des Zaren erwiesen sich die Bischöfe und Gouverneure, so daß es nicht nötig war, Personal zu entsenden. Da es im schwedischen Teil Finnlands keine eigenen Verwaltungsorgane gegeben hatte, erhielt das Land vom Zaren eine eigene Generalgouverneurverwaltung, ein Konseil mit zwei Abteilungen unter Vorsitz eines Generalgouverneurs. Unter Leitung von Bischof Jakob Tengström ein Komitee gebildet, das ein Reglement für die Verwaltung ausarbeiten sollte. Der schwedische und russische Teil Finnlands sollten zusammengeschlossen werden. Hauptreferent für Finnlandfragen wurde in St. Petersburg der Staatssekretär M. M. Speranski. Sein Mitarbeiter R. H. Rehbinder wurde Staatssekretär für Finnlandangelegenheiten. Dies bedeutete, daß das Großfürstentum Finnland administrativ ein selbständiges Gebilde war. Finnland war unmittelbar dem Zaren unterstellt und der russische Zentralverwaltungsapparat wurde so umgangen. Neue Hauptstadt wurde Helsinki. Die Stände wurden nicht mehr einberufen. Finnland war in den "Rang einer Nation" erhoben worden, wie der Zar in einer Rede in Porvoo einmal sagte. Viele Steuern wurden abgeschafft, die Armee aufgelöst und die Kaufleute vom Monopol befreit (d. h.: es gab nicht mehr die Pflicht, hauptsächlich mit Schweden Handel zu treiben). Die finnischen Beamten wurden sehr kaisertreu, da er sie mit Wohltaten wie russischen Amts- und Hoftitel, Orden und Pensionen überhäufte. Dennoch gab es noch lange enge wirtschaftliche Bindungen an Schweden. Ab 1837 wurde die Verbindung nach St. Petersburg durch den Beginn des Dampfschiffverkehrs besser. 1856 wurde der Saimaakanal fertiggestellt, der Ostfinnland mit dem Wirtschaftgebiet um St. Petersburg enger verband.
Der sog. Dekabristenaufstand von 1825, als Nikolaus I. den Thron bestiegen hatte, führte zu einer Militarisierung der Verwaltung. Finnland gehörte zum St. Petersburger Gendarmeriedistrikt, der über den bürgerlichen Frieden wachen sollte. 1826 wurde die Kanzlei des Komitees für finnische Angelegenheiten in Finnische Kanzlei Seiner Kaiserlichen Majestät umbenannt und Dokumente wurden nicht mehr in Französisch, sondern in Russisch abgefaßt. 1834 erheilt der Staatssekretär für Finnland den Rang eines Ministers, besaß aber nie die gleiche Stellung wie die anderen Minister. 1850 wurde es verboten, Finnisch für religiöse Literatur zu verwenden. Die wirtschaftliche Trennung von Schweden vollzog sich ab 1835 und 1837 mit Verordnungen über den finnisch-russischen und den schwedisch-finnischen Handel. 1840 gab es zudem eine Münzreform. Da die wirtschaftlichen Kontakte zu Rußland keinen Ausgleich boten, mußte Finnland verstärkt auf Selbstversorgung setzen. Die Finnische Bank wurde erneuert und finanzierte neben der Landwirtschaft auch die Industrie.
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Finnland in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
Wie der schwedisch-russische Krieg hatte auch der Krimkrieg von 1854 große Auswirkungen auf Finnland. Als Ergebnis des Krieges war Rußland geschwächt, die Westmächte England und Frankreich aber gestärkt worden. Während des Krieges waren 60 Prozent der finnischen Handelsflotte zerstört worden. Als Folge kam es zu einer schnellen Umstellung auf Dampfschiffe. Als Folge des Pariser Friedensvertrag wurde festgelegt, daß die Alandinseln nicht befestigt werden durften. Alexander II. führte 1869 Reformen durch, die sich auch auf Finnland auswirkten. Die russische Verwaltung wurde vereinheitlicht und die Macht der Minister nahm zu. Kurioserweise bedeutete dies für Finnland eine Erweiterung der Autonomie. 1857 wurde die Gendarmerie neu organisiert. 1863 wurde in Helsinki der Landtag eröffnet, wobei es eine große Militärparade gab. Alexander II. hatte nicht vor, seine Macht mit dem Landtag zu teilen, sondern wahrte streng die russischen Interessen. Er traf keinen Beschluß, ohne zuvor den Rat der Militärs einzuholen.
Zunächst galt es, die Wirtschaft nach dem Krimkrieg wieder aufzubauen. Es sollte Gegenseitigkeit im Handel gelten, Einschränkungen bei der Kreditvergabe und der Gewerbefreiheit sollten beseitigt, die Verkehrswege entwickelt und das Schulwesen erneuert werden. Mit der Durchführung wurde Lars Gabriel von Haartman von Alexander II. anläßlich seines Besuches in Helsinki beauftragt. 1959 wurde die Gewerbefreiheit erweitert und 1861 bekamen die Sägewerke mehr Freiheiten, da auch Dampfsägen erlaubt wurden. In Folge nahm die Produktion von Holz zu und der Papierexport nach Rußland wuchs. Auch die Metallindustrie nahm einen Aufschwung.
1869 wurde vom Zaren die Landtagsordnung bestätigt. Diese kann als Grundgesetz für das Großfürstentum angesehen werden. 1886 konnte auch das von Alexander II. schon 1863 versprochene Initiativrecht der stände verabschiedet werden. Obwohl sich das politische System Finnlands eigentlich nicht änderte, das vier Stände und das Kollegialsystem erhalten blieben, entwickelte sich so langsam eine liberale Bürgergesellschaft. 1879 wurde die Gewerbefreiheit eingeführt. Obwohl das seit 1856 begonnene Reformprogramm eigentlich dazu dienen sollte, Finnland fester an Rußland zu binden, kam es eher zur Abgrenzung. Der Landtag arbeitete so, als ob sich das Land nur in einer Union mit Rußland befände. Das einzige Bindeglied zu Rußland war der Generalgouverneur, der auch Befehlshaber der finnischen Truppen war. 1865 wurde Finnland fiskalisch durch die Münzreform getrennt. Seit 1877 hatte Finnland auch einen eigenen Zolltarif und es näherte sich wirtschaftlich immer mehr Westeuropa an.
Die Ursprünge für den Konflikt zwischen dem finnischen Landtag und der russischen Regierung begannen schon zur Zeit Alexanders II., denn der Minister für finnische Angelegenheiten gehörte - anders als der Ministerstaatssekretär für Polen, weder dem Ministerkomitee noch dem russischen Reichsrat an. Dort waren nur einige Ministerstaatssekretäre und ehemalige Generalgouverneure mit einem Stimmrecht vertreten. Finnische Fragen wurden zwischen dem Zaren, dem Minister für finnische Angelegenheiten, dem Generalgouverneur und den jeweils zuständigen russischen Ministern geklärt, die den Vertretern Finnlands immer öfter eine Niederlage bescherten. 1891 wurde der Einfluß der russischen Minister noch gestärkt, als der Zar beschloß, dazu allen Gesetzes vorlagen über Finnland ein Gutachten des zuständigen Ministers einzuholen wäre. Das eigene Zoll- und Münzsystem für Finnland galt zur Zeit Alexanders II. in der russischen Öffentlichkeit als Störfaktor. Dieser Zar verfolgte in Finnland noch die Politik seiner Vorgänger, indem er die Grundrechte der Stände achtete. Als aber Finnland 1885 versuchte, auf russische Waren in Finnland Zölle zu erheben, wurde dies vom Zaren verboten. 1890 wurde das finnische Postwesen dem russischen Innenminister unterstellt.
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Die Markenausgaben des 19. Jahrhundert
Neben den beiden ersten Marken von 1856/58, bei denen für die Nr. 1 zwischen den Typen I und II (kleine Perlen, Ausgabe vom 1.3.1858 und große Perlen, Ausgabe vom 8.3.1858) und bei der Nr. 2 zwischen den Typen x, y und z (gewöhnliches. senkrecht weit gestreiftes und senkrecht eng gestreiftes Papier) unterschieden wird, war auch noch die Ausgabe vom 1. Januar 1860 in Rubelwährung. Diese Ausgabe wies schon Zähnungen auf, genauso wie die Ausgabe von 1866, die die erste in Markka-Währung war. Am 1. Juli 1875 erschien eine Dauermarke "Wappen", bei der die Wertziffer in den Ecken stand. Hierzu gab es 1875 und 1885 weitere Werte. Für 1889 ist ein Serie mit geänderter Zeichnung zu nennen, bei der es links eine lateinische und rechts eine russische Inschrift gab. Am 1.5.1891 wurde eine Serie mit russischen Marken, aber kleineren Kreisen emissiert.
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Die Geburt der finnischen Nation
Nach dem Krimkrieg entstand in Finnland öffentliches Leben mit Parteien, Zeitungen, Vereinen und Klubs. Zunächst gab es in Finnland noch Schwedisch- und Russischgesinnte, wobei sich aber Untergruppen bildeten. Im Bürgertum kam der Gedanke an eine eigene Flagge und Neutralität auf. Hier wurde der finnische Liberalismus geboren. Ursache dieser Idee war die Bombardierung finnischer Küstenstädte und der finnischen Handelsflotte während des Krimkrieges. Daneben kamen die Loyalisten und die Sprachenfrage auf. Mit ihr begann die Geburt der Finnischen Partei. 1899 entstand auch eine Arbeiterpartei in Finnland, deren Anhänger meist aus Teilen der landlosen Agrarbevölkerung bestanden.
Als 1894 Zar Nikolaus II. auf den Thron kam, schien sich im Verhältnis Finnlands zu Rußland nicht zu ändern. Der neue Zar war aber ein schwacher Regent, der unter dem Einfluß seiner Mutter, seiner Frau, der Großfürsten und einer "Hofkamarilla" stand. Er selber sah sein Zarentum als von Gott gegeben an und wollte die Autokratie bewahren. 1897 wurde zunächst S. O. Gontschanow, 1898 N. I. Bobrikow neuer Generalgouverneur in Finnland. Er wollte die Armee vereinheitlichen, die Macht des Generalgouverneurs stärken und die russische Sprache als Amtssprache in der Administration einführen.
Die Sprachenverordnung kam 1900, das neue Wehrpflichtgesetz 1901 und 1903 erhielt der Generalgouverneur zusätzliche Rechte. Ein gravierender Eingriff war das Februarmanifest vom 15. Februar 1899. Seine wichtigste Bestimmung war, daß bei Belangen von Reichsinteresse Gesetze erlassen werden können, bei denen der finnische Landtag nur eine beratende Rolle hätte. Die Existenz einer eigenen Gesetzgebung in Finnland und des finnischen Landtags wurde anerkannt und die Rolle der finnischen Organe (Stände, Senat, Generalgouverneur und Ministerstaatssekretär) wurden klar definiert. Der finnische Senat sollte zwei Vertreter in den Reichrat entsenden. Auf Basis des Manifest wurde nur ein einziges Gesetz, das neue Wehrpflichtgesetz von 1901 erlassen. Es stellte sich in die lange Tradition zur Vereinheitlichung der Gesetzgebung in Rußland, wurde aber als Vertrauensbruch in Finnland angesehen, da die Grenze zwischen Reichsgesetzen und finnischen Gesetzen nicht klar gezogen war. Man bemängelte, daß quasi jedes finnische Gesetz zum Reichsgesetz erklärt werden könne. Es gab über 500.000 Unterschriften gegen das Manifest, die von einer Delegation nach St. Petersburg gebracht wurden. Die Delegation wurde aber von Zar Nikolaus II. nicht empfangen.
Durch das Februarmanifest und das Wehrpflichtgesetz wurde Finnland politisch in zwei Teile gerissen. Die Altfinnen und Teile der Sozialisten wollten sich nachgiebig zeigen, Schweden Jungfinnen und Sozialdemokraten aber Widerstand leisten. Die Sozialisten arbeiteten nur unter Vorbehalt mit ihren russischen Kollegen zusammen, die Sozialdemokraten lehnten es glatt ab, ein Teil der russischen Sozialdemokratie zu sein. So wurde zu Beginn des neuen Jahrhundert die sog. "russische Frage" zum Hauptzankapfel, während Sprachenfrage und soziale Probleme in den Hintergrund traten.
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Die Markenausgaben 1900-1917
Für den 14.1.1901 ist eine russische Marke, aber mit finnischer Währung zu erwähnen, zu der am 14.01.1901 Ergänzungswerte erschienen, die aber auf Kreidepapier waren. Die Ergänzungswerte vom 5.9.1901 waren dann auf gewöhnlichem Papier. als letzte Ausgabe des Großfürstentums Finnland wurden am 14.1.1911 Marken in Adlerzeichnung nach russischem Muster zu nennen.
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Vom Generalstreik 1905 zur Februarrevolution 1917
Nach dem russisch-japanische Krieg brach in Rußland ein Generalstreik aus, der Anfang November 1905 auch auf Finnland übergriff. Zu Beginn war der Streik in Finnland deutlich national beeinflußt. Schon bald kamen aber sozialdemokratische Reformzeile wie Erneuerung der Volksvertretung und ein allgemeines und gleiches Wahlrecht hinzu. Bürgerliche Kräfte hatten sich von der von linken Kräften gegründeten "Nationalgarde" getrennt und unter Führung Thesleffs eine eigene Truppe gebildet. Unter Führung Kocks bildete der Rest eine Rote Garde. Beide Garden trafen in Helsinki aufeinander, aber ein Blutvergießen konnte vermieden werden, da Kock den Rückzug befahl. In der Endphase des Streik gab es drei Meinungen: die Bürgerlichen wollten ein Vertretungsorgan auf der Basis eines allgemeinen und gleichen Wahlrechts und eine neue Reichstagsordnung, die Sozialdemokraten wollten eine revolutionäre "Nationalversammlung" und die Altfinnen - als Kompromiß - eine "legale Nationalversammlung", wobei der Ständelandtag der Nationalversammlung übergeben wollte. Die Linie der Bürgerlichen setzte sich durch und wurde auch vom Generalgouverneur Obolenski gebilligt, worauf die radikalen Sozialdemokraten eine "Nationalversammlung" auf dem Bahnhofsplatz einberiefen, die eine provisorische Regierung wählte.
Auch in Finnland mußte die russische Regierung Zugeständnisse machen. Im am 4. November veröffentlichten Novembermanifest, mit dem der Streik zu Ende ging, wurden das Wehrpflichtgesetz von 1901 und einige andere Verordnungen widerrufen. Der Senat wurde aufgefordert, einen Vorschlag für eine neue Reichstagsordnung auf Basis des allgemeinen und gleichen Wahlrechts zu machen. Im Februar 1906 wurde die neue Verordnung verabschiedet: anstelle einer Vierständevertretung gab es nun ein durch allgemeine und gleiche Wahl bestimmtes Einkammerparlament. Als erst in Europa durften auch die Frauen wählen. Bedingt durch die Parlamentsreform mußten sich die Parteien, die bisher eher Vereine waren, neu formieren. Die Finnlandschweden gründeten die Schwedische Volkspartei, 1907 entstand die Agrarunion. Es gab eine Altfinnische und Jungfinnische Partei. Bei den Wahlen 1907 wurden die Sozialdemokraten stärkste Kraft, da sie 80 von 200 Sitzen bekamen. Jungfinnen und Schweden errangen nur 26 bzw. 24 Mandate. Mit 59 Sitzen zählten auch die Altfinnen zu den Gewinnern.
1908 wurde nach dem Zivilisten Nikolai Gerhard wieder ein Militär, General Böckman Generalgouverneur und 1909 folgte F. A. Seyn., der bis zur Februarrevolution 1917 im Amt blieb. In Rußland war die Duma zur Unteren und der Reichsrat zur Oberen Kammer geworden. Über die Besetzung gab es zwischen Finnen und Russen Streit, da die Finnen Delegierte entsenden wollten, in Rußland war man aber der Meinung, daß auch die finnischen Vertreter gewählt werden sollten. Per Gesetz wurde 1910 bestimmt, daß das finnische Parlament zwei Vertreter in den Rat und vier in die Duma wählen sollte. Weitere Streitpunkte waren Militärangelegenheiten, die Stellung der russischen Sprache und die Rechte der Russen in Finnland. Das Gesetz wurde in Finnland als "großes Russifizierungsprogramm" angesehen. Wegen des 1. Weltkrieges konnte es nie umgesetzt werden. Im Gleichheitsgesetz von 1912 erhielten die russischen Staatsbürger in Finnland die gleichen Rechte wie die Einheimischen.
Nach Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde auch in Finnland der Kriegszustand erklärt. Trotzdem gab es 1916 Wahlen, aus den die Sozialdemokraten mit einer absoluten Mehrheit von 103 Mandaten hervorgingen. Erste Informationen über die Februarrevolution in Petrograd (wie die 1914-1924 heiß), gelangten am 13. März 1917 nach Helsinki. Am gleichen Tag wurde der Generalgouverneur Seyn verhaftet und am nächsten Tag kam die Nachricht vom Thronverzicht des Zaren. Die sog. Oktobristen ernannten den Gutsbesitzer M. A. Stachowitsch zum neuen Generalgouverneur. F. I. Roditschew wurde Minister für finnländische Angelegenheiten in der Provisorischen Regierung. Bei der Februarrevolution in St. Petersburg handelte es sich um einen Aufstand der Konservativen. Es gab für Finnland nun keinen Großfürsten mehr, sondern nur noch die Duma und einen Ministerrat mit einem Ministerpräsidenten an der Spitze. Man hoffte nun, daß auch ein freies Finnland entstehen könnte. Finnische Delegierte legte ein Manifest vor, das eine Art "Regentenversicherung" (Religion, Grundgesetze und verfassungsgemäße Rechte) vorsah. Es wurde ein neuer Senat gebildet, der als erste Regierung der Welt eine sozialistische Regierung hatte. Im Laufe des Frühjahrs gewannen in Rußland die Bolschewiki immer mehr Einfluß, die gegen die Provisorische Regierung kämpften und für Finnland die Selbständigkeit auf Basis des Völkerrecht forderten. Im Oktober verzichtete die Provisorische Regierung auf die administrative Gewalt in Finnland. Am 7. November 1917 wurde die Regierung von den Bolschewiken gestürzt.
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