|
Einführung
In der Zeit vom Sturz der 1. Republik am 28. Mai 1926 bis zum Ende des 2. Weltkrieges erschienen 287 Briefmarken.
|
Der Militärputsch vom 28. Mai 1926
Der Militärputsch vom 28. Mai 1926 wurde von dem populären General Manuel de Oliveira Gomes da Costa (1863-1929) angeführt. Die letzte republikanische Regierung unter Premierminister António Maria da Silva ergab sich kampflos. Die Putschisten wurden von konservativen Republikanern, sozial engagierten Katholiken, rechtsextremen Integralisten und revolutionären Faschisten unterstützt und entsprechend breit gefächert waren auch die Ziele, die diese Gruppen mit dem Putsch verbanden. Manche Republikaner wollten nur die Regierung stürzen, Royalisten hofften auf eine Wiedereinführung der Monarchie, Militärs wollten die Ordnung wiederherstellen. Viele Portugiesen sahen die Armee als Repräsentant der Nation und einzigen stabilisierenden Faktor an.
Der Ökonomieprofessor António de Oliveira Salazar (1889-1970) aus Coimbra solte unter dem Militärkommandanten José Mendes Cabecadas Finanzminsiter werden, aber weil seine Bedingungen nach einer strengen Ausgabenkontrolle, drastischer Verringerung der öffentlichen Ausgaben, Reduzierung der Staatsverschuldung und Mitspracherecht in allen Finanzgesetzgebungsverfahren nicht erfüllt wurde, verzichte er auf seine Berufung. Am 27. April 1928 wurde Salazar unter General Oscar Carmona (1869-1951) erneut berufen, da sich der Amtsvorgänger Sinel de Cordes als unfähig erwiesen hatte.
|
Die Ausgaben der späten 20er Jahre
Die Errichtung der Diktatur Salazars
Nach seiner Ernennung zum Finanzminister schaffte es Salazar recht schnell, die Kontrolle über die Wirtschafts- und Finanzpolitik zu erlangen. Nicht der Premierminister Oberst José Vicente de Reitas, sondern Salazar war der eigentliche "starke Mann" in Portugal. Die Armee hatte keine Alternative, weil nur Salazar über genügend ökonomische Kenntnisse verfügte und seine Maßnahmen als einzige Lösung der Finanzkrise erschien. Salazar entwickelte seine Lehre vom Vorrang des Finanzausgleichs. Er hatte bald Erfolge vorzuweisen und war bei konservativen Militärs und Politikern hoch angesehen. Es gelang ihm, die portugiesische Rechte zu einigen und wurde am 5. Juli 1932 Ministerpräsident. Dieses Amt bekleidete er bis zu seinem Unfall im Jahre 1968. Seine Diktatur entstand somit in den Jahren der Großen Depression nach 1929, konsolidierte sich im Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939), überlebte den 2. Weltkrieg (1939-1945) und überlebte auch noch lange danach bis zur "Nelkenrevolution" des Jahres 1974.
Zwischen 1927 und 1933 gab es mehrere Revolten, wie z. B. im Februar 1927 in Porto und Lissabon, im April/Mai und August 1931 auf Madeira, den Azoren, in Guinea und Lissabon. Da Salazar die Mittelschicht auf seiner Seite hatte, waren die Revolten aber nicht erfolgreich.
|
Die Ausgaben der 30er Jahre
Die Verfassung des Estado Novo
Der "Estado Novo" (= "Neuer Staat") erhielt im Frühjahr 1933 eine neue Verfassung. Der Text wurde am 19. März 1933 durch ein Referendum gebilligt und die Verfassung trat am 11. April 1933 in Kraft. Von ca. vier Mill. Erwachsenen hatten ca. 1,3 Mill. das Wahlrecht. Die Zustimmung lag bei fast 100 Prozent. Oberste Verfassungsorgane waren der Präsident der Republik, die Nationalversammlung, die Regierung und die Gerichte, die Korporativkammer und der Staatsrat.
Der Präsident der Republik wurde für sieben Jahre (bis 1959) direkt gewählt, ernannte und entließ den Ministerpräsidenten, konnte die Nationalversammlung auflösen und leitete die Außenpolitik. Ihm war als Beratungsorgan ein Staatsrat beigeordnet. Der Regierungschef mußte alle Verfügungen des Präsidenten gegenzeichnen. Die Regierung besaß zudem eine eigene Gesetzgebungskompetenz. Ohne parlamentarische Zustimmung sollte die Exekutive eigentlich nur dann Gesetze erlassen, wenn das "öffentliche Interesse" betroffen war, aber in Wirklichkeit berief sich die Regierung immer öfter auf die Ausnahmekompetenz und umging so das Parlament. Der Ministerpräsident konnte nur vom Präsidenten kontrolliert werden.
Die Nationalversammlung hatte nur wenig Rechte, da Salazar eine starke Legislative mit Zerstörung des Staates durch eine Diktatur von Partei- und Partikularinteressen gleichsetzte. Die Nationalversammlung war somit eigentlich nur ein Hilfsorgan und an Stelle des Parlaments sollte nach seinen Vorstellungen die Gesamtheit der Bürger (= "korporative Nation") treten, da Grundlage der Herrschaft die natürlichen Zusammenschlüsse der Bürger, die Familien, Berufsstände, die Kirche und die Universitäten sein sollten. Oberstes Vertretungsorgan war die Korporativkammer ("Camara Corporativo"), die allerdings keine richtige Kompetenz besaß, sondern nur ein Konsultativorgan war. Auf örtlicher Ebene und nach Berufszweigen getrennt wurden die Arbeitnehmer in "Syndikaten" und die Arbeitgeber in "Gremine" zusammengeschlossen. Darüber wurden die Syndikate und Gremien zu "Bünden" zusammengeschlossen. Durch die Kontrolle von oben konnten sich besonders die Arbeitnehmer nicht wirklich an den politischen Entscheidungen beteiligen. Zudem gab es kein Streik- und Vereinigungsrecht mehr für die Arbeitnehmer und nur die Arbeitgeber behielten ihre Eigenständigkeit.
Zwar war auch im "Estado Novo" die Trennung von Kirche und Staat festgeschrieben, aber die römisch-katholische Kirche wurde zugleich als traditionelle Konfession des portugiesischen Volkes bezeichnet. Glaubensfreiheit und freie Religionsausübung wurden garantiert, nichtkatholische Religionsgemeinschaften wurden dennoch benachteiligt. 1940 wurde ein Konkordat unterzeichnet, das auch ein Missionsabkommen für die überseeischen Gebiete in Afrika und Asien vorsah und die staatlichen Schulen zum Unterricht in katholischer Religion und Sittenlehre verpflichtete. Die Kirche erhielt einen Teil ihres 1910 enteigneten Eigentums zurück, erhielt Abgabenbefreiung und Missionen in Übersee wurden unterstützt. Als Gegenleistung verpflichtete sich die Kirche, vor Ernennung von Bischöfen die Regierung zwecks Prüfung auf "politische Unbedenklichkeit" zu befragen.
Da Salazar den Einfluß der Armee auf die Politk einschränkte und auch das Militär nicht von den Reform- und Sparmaßnahmen ausgenommen wurde, war das Verhältnis nicht ohne Spannungen, zumal er ein neues Beförderungswesen einführte. Im Jahre 1933 wurde nach dem Vorbild der deutschen Geheimen Staatspolizei (GESTAPO) die Staatsschutzpolizei "Policia de Vigilancia e de Defesa do Estado" (PVDF) gegründet. Sie umfaßte 10.000 Mitglieder, besaß Sondergerichte und Spezialgefängnisse und baute mit der Zeit ein regelrechtes Informanten- und Spitzelnetz auf, so daß sie das öffentliche und private Leben überwachen konnte. Im Jahre 1945 wurde sie mit erweiterten Befugnissen in "Polizia Internacional e de Defesa do Estado" (PIDE) umbenannt.
In den 30er Jahre setzte Salazar eine Abkehr vom liberalen Parlamentarismus durch. Durch die Einrichtung einer politischen Polizei, paramilitärische Milizen, durch Propaganda, die Korporativierung der Gewerkschaften und Wirtschaftsaktivitäten, aber auch durch eine Hinwendung zum Kolonialreich nahm das System immer mehr faschistoide Züge an. Ab 1930 wurden drei Massenorganisationen gegründet: die "Uniao Nacional" (als Einheitspartei), die Legiao Portuguesa (1936; als paramilitärische Freiwilligenmiliz) und die "Moridade Portuguesa" (als Staatsjugend). Die Einheitspartei hatte in Portugal den gleichen Stellenwert wie die faschistische Partei in Italien oder die NSDAP im Dritten Reich. Ihre Hauptaufgabe war es, die lokalen Oligarchen in die Strukturen des neuen Staates zu integrieren. Die "Legion" sollte den moralischen Widerstand der Nation organisieren und gegen die Feinde Portugals kämpften. Der Jugendverband war nach dem Vorbild der Hitlerjugend organisiert und sollte die Jugend betreuen und im Sinne des neuen Staates erziehen. Obwohl sich alle demokratischen Parteien selber aufgelöst hatten oder zerschlagen worden waren, gab es in Portugal Wahlen und Abstimmungen, um Legitimität zu verschaffen. Zur Teilnahme an der Wahl waren nur Männer, aber keine Analphabeten zugelassen und man mußte einen bestimmten Steuersatz haben.
|
Die Ausgaben der frühen 40er Jahre
Die Wirtschaftspolitik des Estado Novo
Recht und Pflicht des Staates war die Regulierung der Wirtschaft und des Sozialbereiches, der Einkommen und der Schutz der Wirtschaft vor Ausbeutung. Noch im Jahre 1929 hatte Salazar eine Kredit- und Steuerreform durchgeführt und 1930 eine Reform des öffentlichen Rechnungswesens. Wegen der Sparmaßnahmen mußte besonders die Stadtbevölkerung viele Opfer bringen und es gab eine Wirtschaftsrezession. Mit dem "Gesetz über die Ökonomische Rekonstituierung" von 1935 wurde eine langfristige Wirtschaftplanung versucht. Im 2. Weltkrieg wurde die Wirtschaft immer mehr gelenkt, denn die Regierung kontrollierte und regulierte den Außenhandel, rationierte Produkte wie Brennstoffe und Nahrungsmittel und beschleunigte die industrielle Entwicklung. Wegen des geringen Industriewachstums blieb der Anteil der Arbeiter an der Bevölkerung gering. So waren noch 1940 nur ca. 20 Prozent der gesamten Arbeiterschaft in der Industrie beschäftigt. Nur in Lissabon und nördlich und südlich des Tejo gab es ein bedeutendes Industrieproletariat. Wollindustrie gab in und um Covilha, Glas in Marinha Grnde und Vieira de Leiria, Papier und Textilien in Tomar, Metallverarbeitung in Tramagal und Entrencamento und Konserven und Kork an der Algarve.
Im September 1933 wurde das "Nationale Arbeitsstatut" erlassen, das ein Recht auf Arbeit und angemessenen Lohn, feste Arbeitszeiten und einen bezahlten Jahresurlaub festlegten. Die außereuropäischen Territorien in Afrika, Indien, China und Ozeanien wurde zu "Überseeprovinzen" erklärt, die somit in den Staat integriert und mit dem "Mutterland" eine Solidargemeinschaft bilden sollten. Besonders bedeutend waren Angola an der Westküste Afrikas mit 1,2 Mio. qkm und Mozambique an der Ostküste mit 738.000 qkm. Das Kolonialreich galt den meisten Portugiesen als "heilig" und war ein wichtiger Bestandteil der nationalen Identität. Die Diktatur unter Salazar verstärkte die Kontrolle der Kolonien durch das "Mutterland", denn im "Acto Colonial" vom 8. Juli 1930 hieß es: "Es ist das Wesen der portugiesischen Nation, ihre historische Aufgabe zu erfüllen und Gebiete in Übersee zu besitzen, zu kolonisieren und die dort lebenden Eingeborenen zu zivilisieren". Hiermit wurde die Herrschaft über die Eingeborenen ideologisch legitimiert und die Überlegenheit der westlichen Zivilisation betont, die zur Unterwerfung und Katholisierung nichtzivilisierter Völker verpflichtete. Die Kolonien lieferten der Industrie Portugals die nötigen Rohstoffe und sollten die portugiesischen Produkte aufnehmen. Allerdings betrug der Handel mit den Kolonien in den 30er Jahren nie über 15 Prozent. Erst zur Zeit des 2. Weltkriege stiegen die Exporte in die Kolonien auf 20 Prozent und Portugal wurde der bedeutendste Handelspartner für Angola und Mozambique.
|
|