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Einführung
In der Zeit vom Ende des 2. Weltkrieges bis zur "Nelkenrevolution" am 25. April 1974 erschienen 557 Briefmarken.
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Portugal nach dem 2. Weltkrieg
Es gelang Portugal trotz seiner engen Bindungen an England, sich aus den Kriegswirren des 2. Weltkrieges herauszuhalten. Erst ab dem August 1943 durfte Großbritannien, 1944 auch die USA auf den Azoren Marine- und Luftstützpunkte einrichten. Nach dem 2. Weltkrieg konnte so die politische Isolation durchbrochen werden, zumal die USA auch Portugal aus dem Marschallplan Hilfen gewährte. 1950 schloß man mit den USA ein Militärstützpunkt- und Wirtschaftshilfeabkommen. Schon 1949 gehörte Portugal wegen seiner strategischen Bedeutung mit zu den NATO-Gründungsmitgliedern und durfte 1955 der UNO beitreten.
1958 gab es eine innenpolitische Krise, als der liberale Luftwaffengeneral Humberto Delgado als Oppositionskandidat gegen den Kandidaten des Regimes, Admiral Américo Deus Rodrugues Tomis (1894-1987) antrat und trotz der üblichen Wahlfälschungen auf 23,5 Prozent der Stimmen kam. 1965 wurde Delgado durch die PIDE ermordet.
Auch in der Wirtschaft wies das portugiesische System autoritäre Strukturen auf und besaß gegenüber dem restlichen Westeuropa erhebliche Entwicklungsrückstände. Bis zum Ende des Estado Novo war die Landwirtschaft der größte Wirtschaftszweig mit dem Anbau von Weizen, Oliven, Kork und Wein. Nach dem 2. Weltkrieg kam es zu Aufforstungen, aber insgesamt blieb das Land am Ende der europäischen Skala bei der Arbeitsproduktivität, dem Sozialprodukt, dem Mechanisierungsgrad und dem Düngemitteleinsatz. Trotz des hohen Beschäftigungsgrades in der Landwirtschaft war die Nahrungsmittelversorgung nicht gewährleistet und Agrarimporte blieben erforderlich. Die Industrialisierung setzte erst ab den 50er Jahren und sehr unsystematisch ein. Die größte Bedeutung besaß die Textilindustrie, es folgten die Holz-, Kork-, Naturstein- und Nahrungsmittelindustrie. Eine Schwerindustrie (Chemie, Kraftfahrzeuge, Stahl und Werften) folgten erst später.
Seit dem 2. Weltkrieg setzte auch immer mehr ein Interventionismus der Regierung ein, die den Industrialisierungsprozeß und die Anhebung des allgemeinen Lebensstandard erreichen wollte. Schon 1944 wurde ein Gesetz über Elektrifizierung, 1945 das Gesetz über industrielle Entwicklung Reorganisation verabschiedet. Das Ziel war die Förderung der Importsubstitution und neuer Wirtschaftsbereiche zum Schutz des Binnenmarktes. Nach dem 2. Weltkrieg wurde auch ein mittelfristiger Entwicklungsplan erarbeitet, dem weitere Pläne folgten. Der erste Entwicklungsplan (1953-1958) sah staatliche Großprojekte, Ausbau der Infrastruktur, Anhebung der Produktion und Konsumanreize vor. Der zweite Plan (1959-1964) sollte die Industrialisierung fördern.
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Die Ausgaben der späten 40er Jahre
Portugal ab den 60er Jahren
Die "Policia Internacoinal e de Defesa do Estadao" (PIDE) war ein staatliches Instrument, um Angst in der Bevölkerung hervorzurufen. Außerhalb des Landes wurde sie lange Zeit nicht wahrgenommen und erst gegen Ende der 60er Jahre wurde ihre Rolle anläßlich des Verlaufs der Kolonialkriege der Weltöffentlichkeit bewußt. So war sie z. B. für den Tod des Unabhängigkeitskämpfers Amílcar Cabra aus Guinea-Bisseau verantwortlich. Der PIDE-Chef Silva Pais besaß großen Einfluß und bestimmte nach dem Schlaganfall des Präsidenten im Jahre 1968 maßgeblich die Nachfolge mit. Erst im Verlauf der Nelkenrevolution von 1974 wurde die Polizei aufgelöst. Neben der Staatspolizei war auch die Justiz ein Instrument zur Machterhaltung Salazars und ein komplexes Polizei-, Justiz- und Repressionssystem ermöglichte dem Diktator das politische Überleben, da ein Klima des Gehorsams, der Nichteinmischung und der Anpassung in der Bevölkerung erzeugt werden konnte. Der dritte Entwicklungsplan für 1965-1967 setzte sich die Exportförderung zum Ziel und der letzte und vierte (1968-1973) hatte wiederum die Industrialisierung zum Thema.
Bei der Industrie herrschten Klein- und Mittelbetriebe vor, wobei es einen hohen Konzentrationsgrad gab. 1971 besaßen gerade mal 0,4 Prozent der Firmen mehr als 53 Prozent des Gesellschaftskapitals, das von einigen wenigen Familien kontrolliert wurde. Ab den 60er Jahres floß auch ausländisches Kapital, besonders aus den USA, Großbritannien und Deutschland ins Land. Die Standorte der Industrie waren auf den Küstenbereich und die Großräume Lissabon und Porto beschränkt. In der 60er Jahren ging das Wachstum wegen der starken Auswanderung zurück, da zwischen 1961 und 1973 ca. 1,4 Mill. Portugiesen das Land verließen. Portugal war auch weiterhin stark von industriellen Importen aus Großbritannien abhängig.
Ab den 60er Jahren wurde auch der Verwaltungsapparat abgebaut und eine Integration in die Weltwirtschaft begonnen. 1960 trat Portugal dem Internationalen Währungsfonds (IWF) bei, 1962 dem Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (GATT) und es wurde versucht, einen eigenen Wirtschaftsraum zu schaffen, der auch die Besitzungen in Übersee mit einschließen sollte. Die Bemühungen waren dennoch unzureichend, da die Landwirtschaft maximal um 1,5 Porzent anwuchs. Zwar betrug die Durchschnittsrate beim Wachstum der Wirtschaft in den 60er Jahren ca. 7 Prozent im Jahr, aber dies reichte nicht, um die Entwicklungsunterschiede auszugleichen und den allgemeinen Lebensstandard anzuheben.
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Die Ausgaben der 50er Jahre
Für 1950 sind die Ausgaben "Heiliges Jahr" und "400. Todestag Hl. Johannes", für 1951 "100.Geburtstag Junqueiros", "Fischerei-Kongreß", "Heiliges Jahr", "500 Jahre Kolonisation der Azoren" und "25. Jahrestag der Nationalen Erhebung", für 1952 "3 Jahre NATO", "Rollhockey-Weltmeisterschaft", "100 Jahre Ministerium für öffentliche Arbeiten" und "400. Todestag Hl. Franz-Xaver", für 1953 die Dauermarkenserie "Ritter", "50. Todestag Fernandes", , "50 Jahre Automobilklub" und "100 Jahre Briefmarke" und für 1954 "Volksbildungsplan", "150 Jahre Militärschule" und "400 Jahre Sao Paulo" zu nennen.
Die wichtigsten Ausgaben im Jahre 1955 waren "Könige der Dynastie Alfons" und "100 Jahre Telegraphenwesen in Portugal", im Jahre 1956 "100. Geburtstag da Silvas", "100 Jahre Eisenbahn" und "Muttertag", im Jahre 1957 "100. Todestag Garretts" und "100. Geburtstag Verdes", im Jahre 1958 "Weltausstellung in Brüssel", "Fest der Königin St. Isabella und St. Theotonius", "Internationaler Tropenmedizin-Kongreß", "Nationaler Handelsmarinekongreß" und "500. Geburtstag Königin Eleonore" und im Jahre 1959 "1.000 Jahre Stadt Aveiro".
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Die Kolonialfrage
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges entwickelten sich die Beziehungen zwischen Portugal und seinen Kolonien zunächst positiv. So gab es einen Aufschwung im Exporthandel von Angola und Mozambique und in Angola kam es sogar zu einem Kaffeeboom. Die Verfassungsreform von 1951 hatte auch den "Acto Colonial" und die alte Reichsidee begraben. Die Kolonien wurden zu "Überseeprovinzen" erklärt, die zusammen mit Portugal eine gemeinsame Nation unter dem Begriff des "Lusotropicalismo" werden sollten. Die Wirtschaftspolitik hatte das Ziel, einen "portugiesischen Einheitsmarkt" zu schaffen. Der Wirtschaftsaufschwung in Angola und Mozambique betrug 1963-1973 ca. 7 Prozent im Jahr.
Ab den 60er Jahren änderten sich aber die Verhältnisse. Nachdem 1960 Belgisch-Kongo unabhängig wurde, kam es 1961 in Angola zu Aufständen, die sich ursprünglich gegen den Zwangsanbau von Baumwolle richteten, aber sich zu einem Massaker an weißen Siedlern ausweiteten und eine militärische Offensive Portugals nach sich zogen. Es wurde versucht, die Lage zu stabilisieren, indem die Staatsinvestitionen für zivile und militärische Zwecke erhöht wurden, aber die Guerrillakämpfe dauerten weiter an. 1961 verlor Portugal auch seine indischen Besitzungen. Nachdem die indischen Forderungen nach einer Übergabe Portugiesisch-Indiens abgelehnt worden waren, erfolgte ein Einmarsch indischer Truppen in die portugiesischen Enklaven Goa, Damao und Diu, die ohne Widerstand erobert werden konnten. Eine Anerkennung der Annexion seitens Portugals erfolgte aber erst im Jahre 1974.
1973 kam es auch in Guinea und 1964 in Mozambique zu Kämpfen und der Wirtschaftsaustausch zwischen Portugal und den Kolonien ging deutlich zurück. Die hohen Verluste und Kriegskosten führten letztendlich in Portugal zu einem Gegensatz zwischen Kirche und Militär auf der einen und dem Regime auf der anderen Seite.
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Die Ausgaben der 60er Jahre
Im Jahre 1960 erschienen "10 Jahre NATO", "Weltflüchtlingsjahr", "50 Jahre Aero-Klub", "400 Jahre Universität Evora", "500. Todestag Heinrichs des Seefahrers" und "50 Jahre Republik", 1961 "100 Jahre Philosophische Fakultät der Universität Lissabon", "100 Jahre Stadt Setubal", 1962 "800 Jahre Stadt Tomar", "50 Jahre Nationalgarde" und "Internationaler Kongreß für Kinderheilkunde", 1963 "Kampf gegen den Hunger", "500 Jahre Militärorden Aviz" und "10 Jahre nationale Fluggesellschaft TAP" und 1964 "100 Jahre Nationale Überseebank", "100 Jahre Sameiro" und "Sommerolympiade Tokio".
Die wichtigsten Ausgaben in 1965 waren "Nationaler Verkehrskongreß", "400 Jahre Stadt Braganca", "100 Jahre Portugiesisches Rotes Kreuz" und "50 Jahre Luftwaffe", 1966 "40. Jahrestag der Revolution", "800. Jahrestag der Befreiung von Evora", "Einweihung der Salazar-Brücke" und die Serie "Wissenschaftler", 1967 "Neues Bürgerliches Gesetzbuch", "Einweihung Schiffswerft Margueira", "EFTA" und "100 Jahre Abschaffung der Todesstrafe", 1968 "20 Jahre Weltgesundheitsorganisation" und "Briefmarkenausstellung LUBRAPEX in Funchal", 1969 "500. Geburtstag Cabrals", "200 Jahre Staatsdruckerei", "50 Jahre Internationale Arbeitsorganisation", "200. Gründungstag San Diego/Kalifornien" und "100.Geburtstag da Mottas".
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Das Ende der Diktatur
Als Salazar 1968 verunglückte und regierungsunfähig wurde, wurde er als Regierungschef von Marcelo Caetano (1906-1980) abgelöst. Caetano regierte im Sinne des von ihm postulierten "Präsidentialismus des Ministerpräsidenten" und versuchte, eine Stabilisierung seiner Regierung durch Reformen zu erreichen. Er lockerte die Zensur und ließ eine gemäßigte bürgerliche Opposition in Form von "Wahlkommissionen" zu. Seine Liberalisierungsmaßnahmen scheiterten aber, da er nicht bereit war, die Grundlagen des Systems zu ändern. Als Anfang 1974 der Stellvertretende Generalstabschef General António de Spínola (1910-1996) sein Buch "Portugal und die Zukunft" veröffentliche, in dem er das autoritäre Regime zu kritisieren wagte und die Meinung vertrat, daß der Kolonialkrieg militärisch nicht zu gewinnen wäre, geriet Caetano endgültig in die Krise.
Das Land wurde auch durch die internationale Wirtschaftskrise nach der Ölkrise von 1973 stark betroffen, denn es kam zu hoher Arbeitslosigkeit, Inflation und einem Staatsdefizit. Der Staat krankte auch an der überdimensionierten Bürokratie und der einseitigen Parteinahme für das Unternehmertum, der Industrieprotektion mit Vorherrschaft einer Wirtschaftsoligarchie. Auch die Kolonialkriege verschlangen seit den 60er Jahren Unsummen an Geld, so daß ein gesamtwirtschaftlicher Aufschwung nicht erreicht werden konnte. Besonders die aussichtslosen Kolonialkriege und die Verschärfung der Wirtschaftskrise nach dem Anstieg der Ölpreise sind der eigentliche Grund für den Sturz der Diktatur im April 1974. Dieser war nicht durch eine politische Bewegung lange geplant worden, sondern erfolgte durch das Militär, das von der Aussichtslosigkeit der Kolonialkriege überzeugt war.
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Die Ausgaben der frühen 70er Jahre
Im Jahre 1970 wurden die Marken "100. Geburtstag Carmonas", "25 Jahre landwirtschaftliche Versuchsanstalt Elvas", "EXPO '70", "100 Jahre Tiefseekabel Portugal / Großbritannien" und "Portwein-Werbung" verausgabt, 1971 "Windmühlen", "Portugiesische Bildhauer", "1. Todestag Salazars", "25 Jahre Nationaler Wetterdienst" und "Naturschutz". 1972 erschienen die ersten Marken der neuen Dauermarkenserie "Städte und Landschaften", "Welt-Herzmonat", "Sommerolympiade München", "200 Jahre Universitätsreform" und "150 Jahre Unabhängigkeit Brasiliens", 1973 "Besuch des brasilianischen Staatspräsidenten", "Kinderhilfe", "200 Jahre staatliche Volksschule" und "50 Jahre Liga der Kriegsteilnehmer" und 1974 - bis zur Revolution am 25. April - "400. Todestag de Góis".
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