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Einführung
Während der 23 Jahre dauernden Regierungszeit Gustavs VI. Adolf erschienen insgesamt 472 Briefmarken. Da im Jahre 1950 (dem Todesjahr von Gustav V.) keine Briefmarken emissiert wurden, war die erste Ausgabe eine Freimarkenserie vom 6. Juni 1951 (Michel-Nr. 356ff.), die das Porträt des neuen Königs zeigte. Die letzte Ausgabe waren zwei Sondermarken vom 24. Oktober 1973 (Michel-Nr. 826/27) zum Tode des Monarchen.
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Die Ausgaben der 50er Jahre
Die Fünfziger Jahre
Im Jahre 1950 führten die Sozialdemokraten die allgemeine neunjährige Einheitsschule ein, weil sie glaubten, mit dieser Maßnahme die gleiche Allgemeinbildung für alle zu garantieren. Hiergegen wurde besonders von akademischen Kreisen protestiert, die befürchteten, daß sich durch die neue Schulpolitik der allgemeine Bildungsstand der Schweden senken und die Förderung der Begabten vernachlässigt würde. 1951 verlängerte der Reichstag den allgemeinen, gesetzlich gesicherten Urlaubsanspruch von zwei auf drei Wochen, was für die Schweden ein weiterer Grund war, an das schwedische Modell des Wohlfahrtsstaates zu glauben. Um einen möglichst breiten Konsens mit den anderen Parteien zu finden, unterbreiten die Sozialdemokraten im Frühjahr 1951 der Bauernpartei ein Angebot, sich an der Regierungsverantwortung zu beteiligen. Im Oktober 1951 konnte Ministerpräsident Tage Erlander sein neues Kabinett aus Politikern der Bauernpartei und der Sozialdemokratischen Partei vorstellen. Die Koalition wollte durch weitere Reglementierungen die Wirtschaft des Landes lenken und den eingeschlagenen Reformkurs fortsetzen.
Beide Parteien hatten auch einen Kompromiß bezüglich der Fortführung der sog. "Hochbesteuerung" gefunden und zugleich neue Steuern auf Alkohol, Tabak und Autoimpoerte ausgehandelt. Im Jahre 1957 kam eine allgemeine Energiesteuer auf Brennstoffe hinzu. Die Mehrheit der Schweden trug die Reformpolitik mit, zumal 1953 ein Gesetz über eine obligatorische Krankenversicherung, das 1955 in Kraft treten sollte, beschlossen wurde. 1957 wurde außerdem der Kindergeldbeitrag erheblich erhöht und für alle Schüler zwischen 16 und 18 Jahren ein monatliches Stipendium eingeführt. Gegen den Willen der Bauernpartei mußten die Sozialdemokraten allerdings die Verringerung der Wochenarbeitszeit von 48 auf 45 Stunden durchsetzen. Das bürgerliche Lager befürchtete ein Ende des Wirtschaftswachstums und Konkurse vieler Industrien mit Massenarbeitslosigkeit. Die Bauernpartei hatte auch Bedenken gegen weitere Sozialisierungsmaßnahmen, wie der 1955 durchgeführten Verstaatlichung der norrländischen Eisenerzreviere der Kirunaer Aktiengesellschaft.
Ein weiterer Zankapfel war die Einführung einer allgemeinen obligatorischen Zusatzrente. Die Opposition argumentierte, daß der Rentenfonds es der Regierung ermöglichen würde, die Privatwirtschaft zu kontrollieren, und daß sie letztendlich eine Sozialisierung der Schlüsselindustrien anstreben würde. Es wurde sogar unterstellt, daß die Sozialdemokraten in Schweden ein osteuropäisches Gesellschaftsmodell einführen wollten. Die Neuwahlen brachten den Sozialdemokraten keine Mehrheit in der Zweiten Kammer. Nur die Stimmenthaltung eines Liberalen ermöglichte 1959 mit einer denkbar knappen Mehrheit das Reformvorhaben. Für die zusätzliche Alterpension wurde eine Rente in Höhe von 65 Prozent des mittleren Einkommens der bestentlohntesten fünfzehn Arbeitsjahre festgesetzt.
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Die Ausgaben der 60er Jahre
Die erste Ausgabe der 60er Jahre war "100. Geburtstag Anders Zorn". Weitere wichtige Emissionen von 1960 waren "Internationales Weltflüchtlingsjahr", "100 Jahre Schützenbewegung", "100. Geburtstag Gustav Fröding" und "100. Geburtstag Hjalmar Branting". In diesem Jahr erschien auch die erste schwedische Europa-Marke. Für 1961 sind "10 Jahre SAS" und "Nobelpreisträger des Jahres 1901" zu erwähnen. 1962 waren wichtige Ausgaben "100 Jahre Postzustellung", "100 Jahre Gemeindeverfassung", "Historische Bauwerke", "80. Geburtstag von König Gustav VI. Adolf" und "Nobelpreisträger des Jahres 1902". Im Jahre 1963 wurden die Marken "Eishockey-Weltmeisterschaft", "Kampf gegen Hunger", "Ingenieurkunst", "300 Jahre Reichsgesundheitsamt", "Historische Bauwerke" und "Nobelpreisträger des Jahres 1903" emissiert und 1964 - neben einigen Ergänzungen zu den aktuellen Freimarken-Serien - "100. Geburtstag von Erik Axel Karlfeldt", "800 Jahre Erzbistum Uppsala" und "Nobelpreisträger des Jahres 1904".
Die wichtigsten Ausgaben von 1965 waren "Historische Bauwerke", "100 Jahre Fernmeldeunion", "100. Geburtstag Prinz Eugen" und "Nobelpreisträger des Jahres 1905". 1966 wurden Marken zu "100. Geburtstag Nathan Söderblom", "Eisschnellauf-WM", "100 Jahre Verfassungsreform", "Schwedische Flotte" und "Nobelpreisträger des Jahres 1906" verausgabt. Für 1967 sind "Handball-WM", "Aufhebung der EFTA-Zollschranken", die Freimarken "Bronzematrizen aus Torslunda", "Einführung des Rechtsverkehrs", die Freimarken "Postgeschichte und Natur", "85. Geburtstag König Gustav VI. Adolf" und "Nobelpreisträger des Jahres 1907" zu nennen. Sehr schöne Ausgaben erschienen auch 1968 mit "100. Todestag Franz Adolf Berwald", "300 Jahre Reichsbank", der Freimarkenserie "Blumen", "100 Jahre Volkshochschulen", den Freimarken "Tiere" und "Nobelpreisträger des Jahres 1908" einige interessante Briefmarken. 1969 erschien in Schweden der 1. Block "100. Geburtstag Ivan Aguéli". Sehr schön ist auch die Freimarkenserie "Kriegsschiff Wasa" und natürlich gab es auch in diesem Jahr "Nobelpreisträger des Jahres 1909".
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Die "Goldenen Sechziger"
Im Herbst 1959 sahen die Konservativen Chancen, die Sozialdemokratie bei der Regierungsverantwortung ablösen zu können. Im Wahlkampf des Jahres 1960 bekundeten Liberale und Konservative nochmals ihre Ablehnung der Altersrenten. Sie hofften auf die Unterstützung der Unternehmer und Gewerbetreibenden sowie der Landwirte. Schließlich waren es diese, die durch die Politik der Sozialdemokraten belastet würden. Das Ergebnis war allerdings dann enttäuschend. weil schon wieder die Sozialdemokraten die Wahlen gewannen. Im Jahre 1962 errangen die Sozialdemokraten bei den Kommunalwahlen sogar über 50 Prozent der Stimmen. Erlanger und sein Kabinett bedankten sich mit einem Gesetz, das den Schweden seit 1963 vier Wochen Urlaub zugestand. 1962 hatten die Sozialdemokraten im Reichstag endlich das Gesetz über den gleichen Lohn für gleich Arbeit durchsetzen können, womit die Benachteiligung der Frauen unterbunden werden sollte. Weitere Gesetze brachten eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit und auch die schon lange geplante "Allgemeine obligatorische Versicherung" wurde verabschiedet.
Zwischen 1955 und 1965 stiegen die Sozialausgaben Schwedens von 23,8 auf 28,5 Prozent, wobei alleine ein Anstieg bei der Bildung von 10.3 auf 13.6 Prozent zu nennen ist. Auch ein neues Gymnasialsystem entstand: die Reformer unter den Pädagogen wollten eine Gesellschaft von hochgebildeten Schweden und entwarfen ein Modell, das 90 Prozent der Jugendlichen ein Hochschulstudium ermöglichen sollte. Ein staatliches Schulfeld für die Jugendlichen sollte das Budget der Familien entlasten, damit auch begabte junge Menschen aus niederen Klassen in den Genuß einer akademischen Ausbildung gelangen könnte. Der noch junge Olaf Palme war damals Bildungsminister und reagierte auf die 68er Revolten in Westeuropa mit einer Hochschulreform in Schweden. Er forderte eine Umgestaltung der Studiengänge auf eine berufsorientierte Ausbildung, führte einen Numerus clausus im Ingenieurwesen, der Mediziner- und Lehrerausbildung ein. Es entstanden viele neue Hochschulen und in Umea im Norrland wurde eine weitere Universität gegründet.
Die den Parlamentswahlen 1964 zur Zweiten Kammer erhielten die Sozialdemokraten weitere Mandate. Nach einem Rückgang bei den Kommunalwahlen des Jahres 1966 folgte 1968 der größte Sieg der Sozialdemokraten nach dem Ende des 2. Weltkrieges. Die Partei war mit dem Slogan angetreten, eine "Gesellschaft der Gleichen" verwirklichen zu wollen, und sprachen von einer "solidarischen Lohnpolitik". Die Gewerkschaften hofften, nun durch landesweit gültige Abkommen eine stärkere Berücksichtigung der Niedriglohngruppen erreichen zu können. die Unternehmer stimmten - dies ist eine schwedische Besonderheit - einer stärkeren Anhebung der Löhne für Niedrigverdiener zu, auch wenn die Exportindustrie damit übertariflich bezahlte.
Eine Zäsur stellte das Jahr 1969 dar, als die Regierungsverantwortung Tage Erlander auf Olof Palme als Ministerpräsidenten überging. In diese Zeit fiel auch die Diskussion einer staatlich bestimmten Profitrate der Unternehmen, die großes Entsetzen bei den Unternehmern auslöste. Der Mehrgewinn der Betriebe sollte in den staatlichen Haushalt fließen, um weitere Sozialprojekte zu finanzieren. Fraglich ist allerdings, ob Olaf Palme sich an diesen Überlegungen beteiligte und eine derartige Politik auch wünschte. Mit Beginn der Siebziger Jahre kam es auch in Schweden auf jeden Fall zu einer schwerwiegenden Gesellschaftskrise, die ihre Ursache in einer Konzentration auf Großstädte, Umweltproblemen und einer hohen Kriminalitätsrate hatte. Die junge Generation hinterfragte zudem kritisch das "Wohlfahrtsmodell" und war der Meinung, daß es trotz aller Erfolge keinen wirklichen sozialen Ausgleich gegeben hätte. In den Jahren 1969 und 1970 gab es zudem mehrere Arbeitskämpfe, da ein deutlicher Rückgang des Wachstums in der Industrie die Finanzierung weiterer Reformen erschwerte.
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Die Ausgaben der frühen 70er Jahre
Die 70er Jahre wurden mit zwei Marken "Hl. Staffan" und "Flößer" eröffnet. Weitere interessante Ausgaben waren "Tourismus", die Freimarken "Wirtschaft und Industrie", "25 Jahre UNO" und die Freimarken "Vögel". Für 1971 sind "Stockholmer Schloß", "Steinkunst aus Gotland" und die Freimarken "Reichskleinodien" zu nennen. Außerdem erschienen erstmals auch "Weihnachtsmarken". Wichtige Ausgabeanlässe im Jahre 1972 waren die Freimarken "Sportlerinnen", "Persönlichkeiten", "Schwedisches Glas", "Tourismus", "Stockholmia `74", "Schwedische Kunst im 18. Jahrhundert", die Freimarkenserie "König Gustav VI. Adolf" und "90. Geburtstag König Gustav VI. Adolf". Im Todesjahr des Königs erschienen eine weitere Serie "Tourismus", "Forschungsreisende", "100 Jahre Nordisches Museum" und die Serie "Tierschutz". Die Ausgabe vom 24. Oktober 1974 "Tod König Gustavs VI. Adolf" (Michel-Nr. 826/27) ist die letzte Ausgabe mit dem Porträt des Königs.
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