Die Zeit Oskars I. (1844-1859) war eine Zeit des Umbruchs. Er folgte seinem Vater Karl XIV. Johann (1818-1848) auf den Thron, der einst als Jean Baptiste Bernadotte unter Napoleon gedient hatte und von den Schweden nach dem Aussterben des Könighauses Wasa auf den schwedischen Thron berufen wurde. Hatte Karl XIV. Johann auf liberale Strömungen noch mit Verboten reagiert. so führte Oskar I 1846 die Gewerbefreiheit ein, wodurch der Zunftzwang abgeschafft wurde. Die Einrichtung von modernen Fabrik- und Handwerkerinnungen war eine Sicherung gegen unbeschränkte Konkurrenz gewesen, weshalb den Konservativen sehr daran gelegen war, daß sich Kleinhändler auf dem Lande nur außerhalb eines Radius von 30 Kilometern zur nächsten Stadt ansiedeln durften, was sich auch durchsetzen konnten.
In der Frage der Union mit Norwegen glaubte Oskar I., das Verhältnis zu festigen, indem er 1844 dem Land die volle Gleichberechtigung "in der Frage der Waffen und Flagge" einräumte. Dies stieß bei den Konservativen, die darin ein einseitiges Zugeständnis sahen, auf wenig Gegenliebe.
Im Jahre 1847 wurde das Gesetz über die Konfiskation von liberalen Zeitschriften aufgehoben. Durch alle diese Maßnahmen wurden die liberalen Kräfte in Stadt und Land gestärkt. König Oskar I. sah sich selbst als Reformer und "Liberaler". Schon 1845 hatte er gegen den Willen des Adels ein neues Erbrecht geschaffen, das die Gleichbehandlung von Söhnen und Töchtern als Erben vorsah. Der Adel und auch die Mehrheit der Bauern befürchteten, daß so der Landbesitz zerstückelt würde.
Auch Schweden geriet in den Sog der Revolutionen im Europa des Jahres 1848. Zwar waren die bisherigen Maßnahmen Oskars I. ein erster Schritt gewesen, aber den Liberalen erschienen diese als Stückwerk und Unzulänglichkeit. Als in Schweden im März 1848 die Nachricht von der französischen Februarrevolution eintraf, liebäugelten einige Liberale sogar mit der Republik als für Schweden angemessene Staatsform. Neben politischen Forderungen nach weiteren Rechten gab es aber auch wirtschaftliche Ängste bei den Arbeitern und Gesellen. Es gab Streiks gegen technische Innovationen. Als schwedisches Militär auf steinewerfende Proletarier schoß, war Oskar I. tief betroffen: mit der Forderung nach Zollerleichterungen und beschränkter Handelsfreiheit glaubte er, den Weg für eine friedliche Entwicklung Schwedens geebnet zu haben.
Er wandte sich nunmehr verstärkt konservativen Ratgebern zu. So wurden mit Hilfe der konservativen Reichstagsmehrheit 1850/51 die Armengesetze verschärft und die Behörden gingen offensiv gegen besitzlose Nichtstuer vor. 1851 wurden Forderungen nach einem Wahlrecht durch den alten Ständereichstag abgelehnt. Besonders die Bauern machten sich für eine Wahlrechtsänderung stark, da sie vom Nachfrageboom nach Agrarprodukten zur Zeit des Krimkrieges in besonderem Maße profitiert hatten und ihren wirtschaftlichen Wohlstand nun in Mitspracherechte ummünzen wollten. Die Anzahl der Bauern im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung stand im Widerspruch zu gerade mal ein Viertel der Sitze im Reichstag.
Außenwirtschaftlich bedeutend war die Annullierung der britischen Navigationsakte von 1849, worauf Schweden mit handelspolitischen Zugeständnissen antwortete. Da auch Frankreich für den Freihandel eintrat, wurde 1856 das Exportverbot für bestimmte Eisenprodukte aufgehoben.
1858 erheilten unverheiratete Frauen die volle Mündigkeit mit Vollendung des 25. Lebensjahres zugestanden. Sehr schwer tat man sich in Schweden mit der konservativen Intoleranz der lutherisch-orthodoxen Staatskirche. Dennoch wurde gegen kirchlichen Widerstand 1858die freie religiöse Ausübung anderer Bekenntnisse erlaubt. Pastoren hatten aber auch weiterhin das Recht, andere Religionsgemeinschaften zu bekämpfen, wenn sie die allgemein übliche Kirchentradition in Schweden störten.