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Postgeschichte Kamp-Lintfort
- Vom Beginn des Bergbaus bis zum Ende des 1. Weltkriegs -
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 18.04.2014
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Das Jahr 1907 kann man getrost als Wendepunkt in der Geschichte von Kamp-Lintfort bezeichnen. War die Gegend seit der Errichtung des Klosters in Kamp über Jahrhunderte ländlich strukturiert, so änderte sich dies ab diesem Jahr einschneidend, als mit der Errichtung der Zeche begonnen wurde. Am 1. Mai 1907 erfolgte der erste Spatenstich und man begann mit dem Abteufen der Schächte. Am 1. Juli 1912 wurde dann die erste Kohle auf Schacht 2 gefördert.

Die Errichtung des Bergwerks veränderte das Landschaftsbild: ein 80 m hoher Förderturm und ein 120 m hoher Schornstein waren damals die höchsten Gebäude am Niederrhein. In der Umgebung des Bergwerks entstand der 2 ha große Pappelsee, der bis 1962 als Badeanstalt diente. Die benötigten Arbeitskräfte wurden zunächst in den Nachbargemeinden rekrutiert, später aus allen Teilen Deutschlands: aus dem Ruhrgebiet, aus Schlesien, Sachsen, Ostpreußen, von der Saar, aber auch aus Österreich-Ungarn. Angesiedelt wurden die Arbeiter in von der Zeche selbst geplanten Siedlungsformen, so daß in Lintfort die aus dem Ruhrgebiet bekannten, wild in die Landschaft verstreuten Werks- und Kleinsiedlungen vermieden werden konnten.

In Lintfort, aber auch in Camperbruch entstanden neue Siedlungen, wobei die ersten Siedlungen noch werksnah angelegt wurden. Da es zu Beginn des 20. Jh. zwischen Arbeitern und Angestellten noch stark ausgeprägte Standesunterschiede gab, wurden beide Viertel von einander getrennt: die Arbeiter wohnten auf der Ost- und die Angestellten auf der Westseite um den Pappelsee herum. Im Jahre 1913 gab es noch 400 Arbeitskräfte auf der Zeche Friedrich Heinrich, die über keine Werkswohnung verfügten und nicht in Lintfort wohnen konnten. Deshalb errichtete der Ziegeleibesitzer Pauen auf eigene Kosten nördlich der Moerser Straße im Bereich des Wilhelmplatzes die sog. "Pauen-Siedlung" mit 282 Wohnungen im Baustil der Zechenaltsiedlung. 1916 wurde die Siedlung von der Zeche gekauft.

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Die Serie "Alt-Camperbruch" des BMSV Kamp-Lintfort von 1964 e.V. aus dem Jahr 2010

Im November 2010 erschien eine dreiteilige Serie mit Marken Individuell der Deutschen Post AG zum Thema "Alt-Camperbruch ", die alte Motive aus der Zeit kurz nach dem Einzug des Bergbaus in Kamp-Lintfort zeigt. Die Auflage betrug jeweils 120 Stück.

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- Briefmarke aus "Deutschland" mit dem Motiv "Moerser / Ecke Grenzstraße" -

- Briefmarke aus "Deutschland" mit dem Motiv "Montplanetplatz / Moerser Straße" -

- Briefmarke aus "Deutschland" mit dem Motiv "Moerser / Ecke Kirchstraße" -

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Die Deutsche Reichspost bis zum Ende des 1. Weltkriegs

Die Postordnung vom 20.03.1900, in Kraft getreten am 01.04.1900, brachte eine wesentliche Neugestaltung. Bei Postkarten waren Bilderschmuck und Aufklebung auf der Rückseite zugelassen. Das Gewicht der Mischsendungen (Drucksachen, Warenproben und nun auch Geschäftspapiere) wurde von 350 g auf 1 kg erhöht. Die Gebühr für Bahnhofsbriefe betrug 4 Mark die Woche. Bei Briefen mit Zustellungsurkunde konnte der Absender sich künftig auch in privaten Angelegenheiten der vereinfachten Zustellung bedienen. Für Briefe, Postkarten, Drucksachen, Geschäftspapiere und Warenproben im Orts- und Nachbarortsverkehr wurden ermäßigte Gebühren festgesetzt. Zum 01.08.1903 trat eine eigene Rohrpostordnung in Kraft.

Weitere wichtige Änderungen der Postordnung waren zum 01.07.1906 erschienen. Die besondere Gebühr im Orts- und Nachbarortsverkehr wurde auf Briefe beschränkt. Das Porto für Briefe blieb unverändert bei frankiert 5 Pf, unfrankiert bei 10 Pf und bei unzureichend frankierten Briefen wurde die Gebühr für unfrankierte Briefe abzüglich des Betrags der verwendeten Postwertzeichen berechnet. Vom 10.10.1907 durfte auch die linke Seite der Vorderseite einer Postkarte beschrieben werden. Durch Gesetz vom 30.03.1900 war der Reichskanzler ermächtigt worden, "den Postscheckverkehr einzuführen". Es wurden neun Postscheckämter im Reichspostgebiet, drei in Bayern und eines in Württemberg eingerichtet. Mit der "Änderung der Postordnung" zum 01.01.1913 wurden Blindenschriftsendungen, bisher als Drucksache zugelassen, eingeführt. Das Meistgewicht einer Blindenschriftsendung betrug 3 kg.

Das Postscheckgesetz vom 26.03.1914 änderte die Gebühren. Für eine Einzahlung mittels Zahlkarte, bei Beträgen bis 25 RM - 5 Pfg., bei Beträgen von mehr als 25 RM - 10 Pfg., für jede Auszahlung eine feste Gebühr von 5 Pfg., und außerdem eine Steigerungsgebühr von 1/10 vom Tausend des ausgezahlten Betrags, und für jede Überweisung von einem Postscheckkonto auf ein anderes 3 Pf. Ab August 1914 wurden die Vorschriften für Postprotestaufträge aus Elsaß-Lothringen und einigen Kreisen in Ost- oder Westpreußen (z.B. verlängerte Fristen für die erneute Vorzeigung) häufig geändert, denn der 1. Weltkrieg hatte begonnen.

Am 01.08.1916 wurde zur Finanzierung des Krieges eine Reichsabgabe zu Post- und Telegraphengebühren erhoben. Aus diesem Grund war wieder die Postordnung zu ändern. Für unfrankierte Briefe im Orts- und Nachbarortsverkehr waren nicht mehr 10 Pfg, sondern als Nachgebühr das Doppelte der Gebühr oder des Fehlbetrags unter Abrundung auf eine durch fünf teilbare Pfennigsumme zu zahlen. Zum 01.09.1917 wurden noch die Gebühren für die von der Post angebotenen Formulare geändert. Die neue Postordnung wurde zum 01.10.1917 gültig und galt bis in die Nachkriegszeit.

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Die Postgeschichte bis zum Ende des 1. Weltkriegs

Übersicht der Postgebühren bis zum Ende des 1. Weltkriegs

Bis zum Ende des 1. Weltkriegs galten folgende Postgebühren im Inlandsverkehr:

Drucksachen
 
Ab 1.7.1906
Ab 1.8.1916
Ab 1.10.1918
Bis 20 g
3
3
5
Bis 25 g
3
3
5
25 bis 50 g
3
3
5
50 bis 100 g
5
5
7 1/2
100 bis 250 g
10
10
15
250 bis 500 g
20
20
25
Postkarten
Ortsverkehr
5
5
7 1/2
Fernverkehr
5
5
10
Briefe (Ortsverkehr)
Bis 20 g
5
7 1/2
10
20 bis 100 g
5
7 1/2
15
100 bis 250 g
5
7 1/2
15
Briefe (Fernverkehr)
Bis 20 g
10
15
30
20 bis 100 g
20
25
30
100 bis 250 g
20
25
30
Einschreiben
Gebühr
20
20
20
Rückschein
20
25
30
Eilzustellung
Im Orts-Bestellbezirk
25
25
25
Im Land-Bestellbezirk
60
60
60

Für den Auslandsverkehr galten die folgenden Gebühren:

Drucksachen
 
Ab 1.7.1906
Ab 1.8.1916
Ab 1.10.1918
Bis und für je 50 g
5
5
5
Postkarten
Postkarten
10
10
10
Briefe
Bis 20 g
20
20
20
Je weitere 20 g
10
10
10
Im Grenzverkehr
10
10
20
Einschreiben
Gebühr
20
20
20

Die postgeschichtliche Entwicklung bis zum Ende des 1. Weltkriegs

Von der Verwendung der damals gültigen Portostufen zeugen die beiden folgenden Postkarten:

Ganzsache für Orts- und Fernverkehr, gestempelt am 23.10.1913

Postkarte für den Fernverkehr, gestempelt am 30.07.1919

Auch der 1. Weltkrieg ging an Kamp-Lintfort nicht spurlos vorüber, wie diese Feldpostkarte zeigt:

Feldpostkarte, gestempelt in Hoerstgen am 28.06.1915

In Hoerstgen wurde seit 1908 ein Kreisstempel verwendet, der auf einer Wohlfahrts-Postkarte zu sehen ist, die am 10.6.1918 gestempelt wurde. Die Vorderseite hat eine Abbildung von Generalleutnant Ludendorff, Chef des Stabes der Streitkräfte im Osten. Ob für die Karten ein Zuschlag bezahlt werden mußte, ist nicht bekannt:

Wohlfahrtspostkarte mit Kreisstempel "Hoerstgen" vom 10.05.1918

Ein Meilenstein - die Errichtung der Postagentur in Lintfort

lintfort-zweikreis-ab1909.jpgDie Postagenturen Camp, Hoerstgen und Kamperbruch waren durch den Aufschwung, den der Bergbau mit sich brachte, schon bald überlastet. Außerdem konnten diese durch die Verlagerung des Siedlungsschwerpunkte die Bedürfnisse der Bevölkerung nicht mehr erfüllen. Zwangsläufig erfolgte am 1.6.1909 die Errichtung der Postagentur Lintfort, die zunächst in zwei kleinen Räumen der Zechenverwaltung untergebracht wurde. Die Zeche beanspruchte für die Zurverfügungstellung der Räumlichkeiten keine Entschädigung. Das Personal bestand aus dem Materialienverwalter Kronier als Postagenten und einem Postboten.

Diese Ansichtskarte zeigt das kaiserliche Postamt in Lintfort; oben ist das gegenüber liegende Hotel "Zur Post" zu sehen

Um die Post wegen der sprunghaft wachsenden Bevölkerung und der zunehmenden Postaufträge besser befördern zu können, wurde diese ab dem 1. Dezember 1909 in einem besonderen Wagenabteil der Zechenbahn Repelen - Lintfort befördert. Hierfür mußte eine "Anerkennungsgebühr" von jährlich 300,- RM gezahlt werden. Ab dem 20. November 1911 wurde die Zechenbahn auch an Sonntagen zur Postbeförderung benutzt.

Am 15. August 1911 wurde in der Lintforter Postagentur auch eine öffentliche Telefonsprechzelle eingerichtet. Da das Postaufkommen ständig weiter wuchs, wurde die Agentur am 1. Februar 1913 in ein Postamt III. Ordnung umgewandelt. Die Räumlichkeiten auf dem Zechengelände reichten ebenfalls nicht mehr aus, denn die Bevölkerung war mittlerweile auf über 14.000 Personen gewachsen. Der Postverwalter Stuckmann schloß am 26. Juli 1913 mit H. Bleckmann, Geschäftsführer der Gewerkschaft Rothekirche in Schelden (Krs. Siegen) einen Vertrag, in dem die Gewerkschaft sich verpflichtete, auf ihrem Grundstück an der Friedrich-Heinrich-Allee ein Postgebäude nebst Zubehör auf eigene Rechnung zu erstellen. Es konnte nach den Vorstellungen der Reichspost ausgebaut und eingerichtet werden. Das Haus wurde am 1.1.1914 bezogen und bis zum Jahre 1930 genutzt.

Karte aus Lintfort, gestempelt am 19.7.1911; Empfängerinnen waren die Töchter Frieda und Emmi des aus Saalhoff stammenden Geheimrats Johann Tilmann Noebels

Dort gab es neben einem allgemeinen Dienstraum eine Packkammer und ein Amtsvorsteherzimmer. Die Fernsprechteilnehmer waren zunächst noch der Vermittlungsstelle Rheinberg angeschlossen, aber schon am 15.2.1914 erhielt das Postamt eine eigene Vermittlungsstelle mit einem Klappenschrank für 100 Doppelleitungen. Zu dieser Zeit gab es bereits 70 Fernsprechteilnehmer. Es wurde dem Postamt Moers zugewiesen. Nach der Eröffnung der Straßenbahnlinie Moers - Lintfort - Kamp am 15. März 1915 wurde die Briefpost durch die neue Straßenbahn befördert, die Pakete wurden aber weiterhin in geschlossenen Waggons der Zechenbahn transportiert. Das "Kaiserliche Postamt" befand sich nahe der heutigen Gaststätte "Zum Schwarzen Diamanten", Friedrich-Heinrich-Allee, Ecke Konradstraße.

Eine nette Anekdote - Beleuchtung vor der Postagentur Kamperbruch

Auch die Technik und besonders die Elektrifizierung machte vor der Post nicht Halt! Anfang 1912 schrieb der Landwirt Hendricks, der die Postagentur in Kamperbruch betrieb, an den Gemeinderat und bat um Erlaubnis, an der Postagentur eine elektrische Lampe anbringen zu dürfen.

Der Brief ist leider nicht erhalten geblieben, aber im Stadtarchiv gibt es das handschriftliche Protokoll der Gemeinderatssitzung vom 4. Januar 1912, im dem u.a. sein Anliegen genehmigt wurde:

"b. Von dem Schreiben des Postagenten Hendricks nimmt Gemeinderat Kenntnis. Es wird beschlossen, an der Postagentur eine elektrische Lampe anbringen zu lassen".

Das Protokoll ist von allen anwesenden Gemeinderatsmitgliedern abgezeichnet worden.

Vom Beschluß des Gemeinderates Kamperbruch, an der Postagentur eine elektrische Lampe anbringen zu lassen, zeugt auch das erhaltene Sitzungsprotokoll vom 4. Januar 1912
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Die Serie "Bergwerk Friedrich Heinrich" des BMSV Kamp-Lintfort von 1964 e.V. aus dem Jahr 2011

Zwischen Juli und Dezember 2011 erschien eine neunteilige Serie mit Marken Individuell der Deutschen Post AG zum Thema "Bergwerk Friedrich Heinrich ", die alte Motive aus der Frühzeit des Bergwerks zeigt. Die Auflage betrug jeweils 160 Stück.

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- Briefmarke aus "Deutschland" mit dem Motiv "Schächte 1910" -

- Briefmarke aus "Deutschland" mit dem Motiv "Verwaltung 1913" -

- Briefmarke aus "Deutschland" mit dem Motiv "Totalansicht 1913" -

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- Briefmarke aus "Deutschland" mit dem Motiv "Direktorenvilla Nolte 1916" -

- Briefmarke aus "Deutschland" mit dem Motiv "Direktorenvilla Brenner 1916" -

- Briefmarke aus "Deutschland" mit dem Motiv "Zechengelände 1915" -

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- Briefmarke aus "Deutschland" mit dem Motiv "Zechengleise 1919" -

- Briefmarke aus "Deutschland" mit dem Motiv "Beamtencasino 1919" -

- Briefmarke aus "Deutschland" mit dem Motiv "Totalansicht 1921" -

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