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Postgeschichte Kamp-Lintfort
- - Die achtziger Jahre - -
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 18.04.2014
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Überblick zur Ortsgeschichte Die Postgeschichte der achtziger Jahre 25. Vereinsjubiläum des BSV Kamp-Lintfort 1989 Ausstellung "Jacques Wiener - Europa in Münzen, Medaillen, Briefmarken" 1989 Jacques Wiener - ein Graveur aus Hoerstgen nach unten

Überblick zur Ortsgeschichte

1980 stieg die Einwohnerzahl erstmals über 40.000 Einwohner. Die Achtziger Jahre kann man getrost als Zeit des kulturellen Aufschwungs bezeichnen. So entstand im Jahre 1984 das Rosenmontagszugkomitee und die Karnevalsvereine schlossen sich zum "Festausschuß Kamp-Lintforter Karneval" zusammen. Im Jahre 1986 begannen die Arbeiten zur Wiedererrichtung des um 1700 von Abt Daniel angelegten Terrassengartens am Kloster Kamp mit archäologischen Grabungen.

1987 erhielt das Geologische Museum der Stadt Ausstellungsräume im Schulzentrum an der Moerser Straße. 1987 öffnete das Ordensmuseum von der Vereinigung Europäische Begegnungsstätte am Kloster Kamp e.V. betreute im ehemaligen Agatha-Stift seine Pforten. In den Achtziger Jahren konnte auch die innerstädtische Infrastruktur weiter verbessert und ausgebaut werden. Es begann 1982 mit der Einweihung des neuen Rathauses.

1986 wurde das innerstädtische Erholungsgebiet Pappelsee fertiggestellt und mit der Einrichtung der verkehrsberuhigten Zone auf der Moerser Straße wurde die Neugestaltung der Innenstadt abgeschlossen. 1989 begann mit dem ersten Spatenstich die Errichtung des Gewerbe- und Computertechnologieparks Dieprahm.

Im Jahre 1989 entfielen nur noch 32,7 Prozent der Arbeitsplätze in Kamp-Lintfort auf den Bergbau, 18,7 Prozent auf das verarbeitende Gewerbe, 10,6 Prozent auf das Baugewerbe, 9,7 Prozent auf den Handel, 28,9 Prozent auf den Beriech der öffentlichen und privaten Dienstleistungen, 0,5 Prozent auf die Land- und Forstwirtschaft sowie 0,9 Prozent auf "Sonstige".

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Die Postgeschichte der achtziger Jahre

Die Kamp-Lintforter Poststempel aus der Zeit der achtziger Jahre

geisbruch-zweikreis-1988-a.jpg   geisbruch-zweikreis-1988-b.jpg   hoerstgen-zweikreis-1986-a.jpg

Stempel des Postamtes Kamp-Lintfort 4 (Geisbruch) - mit Postleitzahl "4132" - (Stempelbuchstabe "b"); hier aus dem Jahre 1988

 

Stempel des Postamtes Kamp-Lintfort 4 (Geisbruch - mit Postleitzahl "4132" - (Stempelbuchstabe "b"); hier aus dem Jahre 1988

 

Stempel des Postamtes Kamp-Lintfort 3 (Hoerstgen) - mit Postleitzahl "4132" - (Stempelbuchstabe "a"); hier aus dem Jahre 1986


lintfort-zweikreis-1988-a.jpg lintfort-zweikreis-1984-f.jpg   lintfort-zweikreis-1983-k.jpg lintfort-zweikreis-1982-o.jpg

Stempel des Postamtes Kamp-Lintfort 1 (Lintfort) - mit Postleitzahl "4132" - (Stempelbuchstabe "a"); hier aus dem Jahre 1988

Stempel des Postamtes Kamp-Lintfort 1 (Lintfort) - mit Postleitzahl "4132" - (Stempelbuchstabe "f"); hier aus dem Jahre 1984

 

Stempel des Postamtes Kamp-Lintfort 1 (Lintfort - mit Postleitzahl "4132" - (Stempelbuchstabe "k"); hier aus dem Jahre 1983

Stempel des Postamtes Kamp-Lintfort 1 (Lintfort) - mit Postleitzahl "4132" - (Stempelbuchstabe o"); hier aus dem Jahre 1982

Die Posttarife der achtziger Jahre

Bis zum 1.7.1982 galten noch die Tarife der aus dem Jahre 1979. Danach gab es 1989 eine Änderung, die bis zum Jahre 1992 Bestand hatte.

Inland
Drucksachen
 
Ab 1.7.1982
Ab 1.4.1989
Bis 20 g
50
60
Bis 50 g
80
100
Bis 100 g
140
140
Bis 250 g
140
180
Bis 500 g
200
240
Geschäftspapiere / Briefdrucksachen
Bis 20 g
70
80
Bis 50 g
110
140
Bis 100 g
160
200
Bis 250 g
210
260
Bis 500 g
210
320
Postkarten
Ortsverkehr
40
40
Fernverkehr
60
60
Briefe (Ortsverkehr)
Bis 20 g
50
60
Bis 50 g
80
100
Bis 100 g
110
140
Bis 250 g
140
140
Bis 500 g
170
220
Bis 1.000 g
200
260
Briefe (Fernverkehr)
Bis 20 g
80
100
Bis 50 g
130
170
Bis 100 g
190
240
Bis 250 g
250
300
Bis 500 g
310
400
Bis 1.000 g
370
480
Einschreiben
Gebühr
200
250
Rückschein
150
250
Eilzustellung
Ortszustellbereich 6-22 Uhr
350
500
Landzustellbereich 22-6 Uhr
600
800
Ausland
Drucksachen
 
Ab 1.7.1982
Ab 1.4.1989
Bis 20 g
60
80
Bis 50 g
90
120
Bis 100 g
120
160
Bis 250 g
170
220
Bis 500 g
280
380
Postkarten
Postkarten
70
80
Briefe
Bis 20 g
120
140
Bis 50 g
180
210
Bis 100 g
230
280
Bis 250 g
430
500
Bis 500 g
830
940
Bis 750 g
. / .
1280
Bis 1.000 g
1450
1650
Einschreiben
Gebühr
200
250

Postgeschichtliches aus den achtziger Jahren

Einschreiben vom 30.06.1981, abgestempelt im Postamt Kamp-Lintfort 4, bedarfsgerecht frankiert mit 0,20 DM Briefporto bis 20 g, und Einschreibgebühr 1,50 DM = 2,10 DM

Auslandspaketkarte vom 15.02.1983 nach Griechenland, eingeliefert beim Postamt Kamp-Lintfort 1; der Münchener Stempel dokumentiert das Leitpostamt, den sog. Leitweg über 8000 München 3; dieses Postamt ist gleichzusetzen mit einer Zollstelle; in Thessaloniki ging die Sendung durch den Zoll, bevor sie den Bestimmungsort erreichte

Die folgenden beiden Postkarten (Ganzsachen), abgestempelt beim Postamt Kamp-Lintfort 1 aus dem Jahre 1984 sind wegen des Stempels mit dem Buchstaben "mb" interessant: deutlich zu sehen ist, daß der obere Balken der Datumsbrücken von April bis Dezember weiter ausgebrochen ist:

Postkarte (Ganzsache) vom 17.04.1984, abgestempelt beim Postamt Kamp-Lintfort 1; deutlich zu sehen ist, daß der obere Balken der Datumsbrücke links ausgebrochen ist

Postkarte (Ganzsache) vom 03.12.1984, abgestempelt beim Postamt Kamp-Lintfort 1; deutlich zu sehen ist, daß der obere Balken der Datumsbrücke weiter ausgebrochen ist

Brief vom 08.05.1984, abgestempelt im Postamt Kamp-Lintfort 2 (Kamp); fünf Jahre später - im Jahre 1989 - wurde das erste Postamt auf Kamp-Lintforter Gebiet aus Rationalisierungsgründen geschlossen

Mitte der Achtziger Jahre tobte noch der "Kalte Krieg", wie die beiden folgenden Belege zeigen. Wenn die Frankatur nicht gefiel, wurde die Postsendung abgewiesen:

Brief vom 05.12.1985 nach Polen mit beanstandetem Postwertzeichen

Brief vom 06.12.1985 in die "DDR" mit beanstandetem Postwertzeichen

Einschreiben vom 19.03.1986, abgestempelt im Postamt Kamp-Lintfort 3

Einschreiben vom 31.03.1988, abgestempelt beim Postamt Kamp-Lintfort 4; bedarfsgerecht frankiert mit 0,80 DM Briefporto bis 20 g und 2,00 DM Einschreibgebühr = 2,80 DM

Postkarte (als Ganzsache) mit "Schnapszahl" 8.8.88, abgestempelt am Postamt Kamp-Lintfort 1

Postkarte als Ganzsache, abgestempelt am 06.12.1989 beim Postamt Kamp-Lintfort 1

Die Postautomation von 1981 - Einführung von Automatenbriefmarken

In den achtziger Jahren begann auch die Post mit einer verstärkten Automatisierung: am 02. Januar 1981 wurden überall im Bundesgebiet Automatenmarken frankaturgültig. Dabei handelte es sich um Marken mit Werteindruck von Münzwertzeichendruckern mit je zwei Transportlöchern am Ober- und Unterrand.

In Kamp-Lintfort wurde ein Automat am Hauptpostamt vor dem Eingang installiert. Durch Einwurf der Münzen und Knopfdruck auf die gewünschte Wertstufe konnte man dann die Marke entnehmen. Es waren dreizehn verschiedene Wertstufen möglich. Auf Wunsch druckte der Automat auch eine Quittung aus.

Einschreiben mit den Automatenmarken von 1981, abgestempelt am 02.01.1981 beim Postamt Kamp-Lintfort 1 (= Datum vom Erstausgabetag)
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1981/82 - Breitbandkabel in Kamp-Lintfort

Ende 1987 wurde in Kamp-Lintfort für die Altsiedlung, den Geisbruch und Gestfeld mit der Verlegung von sog. Breitbandkabeln begonnen. Somit wurde auch in Kamp-Lintfort Kabelfernsehen möglich! Es konnten jeweils sechs Fernseh- und sechs Rundfunkempfangen werden. Zu den Gesamtkosten von 1,8 Mio. DM kamen Zuschüsse von der Statt in Höhe von rund 150.000 DM sowie von der Montan-Grundstücksgesellschaft. Hierzu wurde ua. auf einem Hochhaus der THS an der Markgrafenstraße eine zentrale Empfangseinrichtung installiert. Über Koaxialkabel mit Verstärkereinrichtungen erfolgte die Zuführung der Ton- und Fernsehrundfunksignale zu den Übergabepunkten an den Häusern. Die Hausverteilanlagen, die in den Breitbandkommunikationssteckdosen endeten, wurden vom Fachhandel errichtet.

Insgesamt umfaßte das Programmangebot folgende Sender/Kanäle:
- Fernsehen: ARD - Kanal 2; ZDF - Kanal 4; WDR (Regionalprogramm) - Kanal 6; Niederlande 1 - Kanal 8; Niederlande 2 - Kanal 10; Südwestfunk (Regionalprogramm) - Kanal 12

- Rundfunk: WDR 1-4; Niederlande 1; Niederlande 2/4; Niederlande 3; Britischer Soldatensender; Südwestfunk 1/3; Deutschlandfunk

Es wurde eine einmalige Anschlußgebühr von 400 DM erhoben. Hinzu kamen laufende monatliche Gebühren, deren Höhe von der Anzahl der Breitbandsteckdosen abhängig war, die jeweils abgezweigt wurden. Die Mindestgebühr betrug 5 DM, die sich in der Altsiedlung ermäßigten. Dank einer Bezuschussung durch die Stadt ermäßigte sich die Gebühr auf 345 DM für den Anschluß und 4,76 DM je Monat. Bis Ende 1990 sollte das Netz von der Ringstraße bis zur Auguststraße und im Norden bis zur Moerser Straße reichen. Hinzu kamen Flächen im Geisbruch, im Gestfeld, im Bereich der Markgrafenstraße und an der Tilsiter Straße.

Bericht in der WAZ vom 27.11.1981

Bericht in der Rheinischen Post vom 27.11.1981

Bericht in der NRZ vom 19.06.1982

Neubau der Ortsvermittlungsstelle in Lintfort im Jahre 1984

Am 26.041984 feierte die neue Ortsvermittlungsstelle an der Friedrich-Heinrich-Allee / Ecke Ringstraße Richtfest. Das Gebäude wurde auf dem Gelände des alten Hauptpostamtes errichtet und sollte nach Inbetriebnahme der Technik im Jahre 1985 zunächst für 7.500. Fernsprechteilnehmer bis 1987 reichen. Wegen weiterer Ausbaumöglichkeiten sollte der Platz sogar bis ins nächste Jahrtausend ausreichend sein. Die Baukosten betrugen knapp 1,4 Mio. DM für das Gebäude und 6,9 Mio. DM für die Fernmeldetechnik, so daß sich die Gesamtkosten auf ca. 8,3 Mio. DM beliefen. Der umbaute Raum umfaßte 3.353 cbm bei einer Nutzfläche von 468 qm. Angeschlossen werden sollten alle Telefonbesitzer Lintforts zwischen Autobahn, Friedrich-Heinrich-Allee, Rheinstraße und Großer Gorley.

Im Vorfeld dieses Großbauvorhabens der Deutschen Bundespost waren in der Innenstadt von Kamp-Lintfort auch Baumaßnahmen zwecks Verlegung eines neuen Kabelkanals von der Ringstraße zur Friedrichstraße erforderlich, weil der alte Kabelkanal aus Betonfertigteilen nicht mehr erweiterungsfähig war. Es wurden Bündel von 16 bis 40 PVC-Rohren mit einem Durchmesser von 10 cm verlegt. Zusammen mit neuen Kabelschächten sollte so auch ein zukunftssicherer Ausbau an der Moerser Straße gewährleistet werden. Bis zur Fertigstellung Ende Juni 1984 wurden 260.000 DM an Kosten veranschlagt.

Bericht in der WAZ vom 28.04.1984

Bericht in der Rheinischen Post vom 28.04.1984

Bericht im Stadtanzeiger vom 18.04.1984

Bericht im Stadtanzeiger vom 08.05.1984

Bericht in der NRZ vom 28.04.1984

Der "Kamp-Lintforter Postskandal" von 1984

Am 09. Oktober 1984 geschah etwas Ungeheuerliches: Um für den Großtauschtag der "Gemeinschaft der 6" (einem Arbeitskreis der Briefmarkensammlervereine im Altkreis Moers) zu werben, wollte der Vorsitzende des Briefmarkensammlervereins Kamp-Lintfort von 1964 e.V., Werner Kröger, 80 Handzettel bei der Post in Kamp-Lintfort auslegen lassen, was ihm aber vom Leiter des Postamtes untersagt wurde! "Ist dies nicht ein toller Dienst am Kunden?"

Zeitungsbericht in der NRZ über den "Kamp-Lintforter Postskandal" vom Oktober 1984

Die Inbetriebnahme des ersten Münzwertzeichendruckers am Postamt 1 in Kamp-Lintfort

Am 12. Oktober 1987 wurde auch in Kamp-Lintfort am Postamt 1 ein sog. Münz-Wertzeichendrucker in Betrieb genommen:

Werbehandzettel des Sammler-Service der Post (in Weiden/Oberpfalz), versehen mit einer 20-Of-Automatenmarke, abgestempelt am 12.10.1987 beim Postamt Kamp-Lintfort 1 (= Datum der Inbetriebnahme des Münz-Wertzeichendruckers)

Quittung über den Bezug von Automatenmarken vom 12.10.1987

Übersicht der Poststellen in Kamp-Lintfort (Adreßbuch des Kreises Wesel 1981 bzw. 1989)

Aus den Jahren 1981 bzw. 1989 sind die Poststellen in Kamp-Lintfort (samt Leitern) bekannt:

1981-uebersicht-poststellen-kali.jpg   1981-uebersicht-poststellen-kali.jpg
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25-jähriges Vereinsjubiläum des Briefmarkensammlervereins Kamp-Lintfort von 1964 im Jahre 1989

Der Briefmarkensammlerverein Kamp-Lintfort von 1964, dessen Gründung am 16. Februar 1964 erfolgt war, feierte sein 25-jähriges Bestehen und zu diesem Anlaß erschien auch eine Vereinschronik. Seit dem 16. September 1989 gab es auch erste Verbindungen zum Briefmarkensammlerverein der Kamp-Lintforter Partnerstadt Cambrai in Frankreich. Die nordfranzösische Stadt Cambrai ist seit dem 20.10.1989 offizielle Partnerstadt von Kamp-Lintfort. Der Briefmarkenverein unter dem (damaligen) Vorsitzenden Henry Courtecuisse zählte zu dieser Zeit 160 Mitglieder.

Emblem der Chronik zum 25jährigen Jubiläum im Jahre 1989
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Ausstellung im Ordensmuseum anläßlich "Jacques Wiener - Europa in Münzen, Medaillen, Briefmarken" im Jahre 1989

Anläßlich der Ausstellung im Ordensmuseum vom 03. November 1989 bis 07. Januar 1990 gab es einen Sonderstempel, der neben dem Kloster auch das Porträt des Kupferstechers Jacob Wiener zeigte, der in Hoerstgen geboren wurde und in Belgien die erste belgische Briefmarke entwarf.

Sonderstempel zur Ausstellung "Jacques Wiener - Europa in Münzen, Medaillen, Briefmarken"

 
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Postkarte mit dem Sonderstempel vom 03.11.1989

Bedarfsgerecht frankiertes Einschreiben mit dem Sonderstempel vom 03.11.1989

Katalog zur Ausstellung "Jacques Wiener - Europa in Münzen, Medaillen, Briefmarken"

Deckblatt des Ausstellungskataloges
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Jacques Wiener - ein Graveur aus Hoerstgen

Über die Ursprünge der jüdischen Bevölkerung in Hoerstgen

Mit Jacob Wiener wurde am Morgen des 27. Februar 1815 im ärmlichen Dorf Hoerstgen ein jüdisches Kind geboren, das später - ab 1840, als anläßlich der Rückkehr Venlos unter die niederländische Herrschaft seine erste Münze erschien - vor allem als Graveur von Münzen und Medaillen europaweit zu Ruhm gelangen wird. Nur wenig ist jedoch bisher über Jacob Wieners Herkunft aus dem heutigen Kamp-Lintforter Ortsteil Hoerstgen sowie über sein dortiges familiäres und soziales Umfeld bekannt. Wie lange die Vorfahren Jacobs, die ursprünglich aus Ostpreußen stammen sollen, bereits in Hoerstgen gelebt haben, läßt sich zwar nicht mit Sicherheit sagen. Allerdings weiß man heute, daß die Anfänge der jüdischen Siedlung in der reformierten Herrschaft Hoerstgen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts liegen.

Beispielsweise wird in den aus dieser Zeit nur sehr spärlichen Quellen erwähnt, daß 1741 der jüdische Geschäftsmann Wolff Levi aus Hoerstgen die Leipziger Messe besuchte! Die systematische Ansiedlung einer größeren Zahl von Schutzjuden fällt dann in die Regierungszeit der seit 1749 verwitweten Reichsfreifrau Christina Charlotta Elisabeth von Myllendonk auf Haus Frohnenbruch. Im Jahre 1759 nämlich ließ sie die ersten bescheidenen "Judenhäuser" an der heutigen Dorfstraße errichten. Der Bau weiterer Judenhäuser und der ersten Synagoge folgte 1761. Die aus sehr verschiedenen Regionen stammenden jüdischen Familien, die sich nun gegen Zahlung besonderer Schutzsteuern verstärkt in dem Kleinststaat Hoerstgen niederließen, fristeten ihren bescheidenen Lebensunterhalt in aller Regel dadurch, daß sich die jeweiligen "Familienhäupter" als Hausierer, Schrotthändler oder Metzger betätigten.

Als Jacob Wieners Großeltern zu nennen sind der Metzger Mathias Wiener (1746 - nach 1808) alias Mayer Levy und seine Frau Rosine (um 1755 - nach 1808) alias Reis Israel sowie als seine Eltern der sich selber als "Handelsmann" bezeichnende Marcus Wiener (1794 - ?) alias Marcus Mayer und dessen Ehefrau Hanna Baruch (1791 - ?). Der Großvater wird 1790/91 in einer Liste der jüdischen Tributpflichtigen der Herrschaft Hoerstgen unter der laufenden Nummer 15 namentlich aufgeführt. 1799 lebte er mit seinen Angehörigen als Mieter im Hause des Tagelöhnerehepaars Peter und Gertrud Maas.

Dem Einwohnerverzeichnis der Gemeinde Hoerstgen für das Jahr 1801 ist zu entnehmen, daß der "Schlächter" Mayer Levy mit seiner Familie nunmehr bei einem namens Willems zur Miete wohnte. Der Anteil der Juden an der Einwohnerschaft der kleinen Bürgermeisterei Hoerstgen lag zu diesem Zeitpunkt im übrigen mit 107 Personen bei gut 22 Prozent. In der gesamten Region ist für das frühe 19. Jh. kein auch nur annähernd vergleichbarer Wert bekannt!

Geburtsurkunde von Jacques Wiener

Annahme des erblichen Familiennamens Wiener durch den Großvater

Nach jüdischer Tradition erhielten Kinder den Vornamen des Vaters als Nachnamen. Durch das kaiserliche Dekret vom 20. Juli 1808 wurde jedoch den Juden in den linksrheinischen Gebieten die Annahme fester Familiennamen aufgegeben. Am 8. Dezember 1808 nahm der Großvater Mayer Levy vor dem Hoerstgener Bürgermeister und Standesbeamten Eberhard Keller für sich, seine Frau und seine drei lebenden Kinder Marcus (Mordechai, Mortje), Abram und Reis Mayer verbindlich den erblichen Nachnamen "Wiener" an.

Mayer Levy, der, was zu dieser Zeit keineswegs unüblich war, nicht schreiben konnte, hieß fortan Mathias Wiener. Seine Frau trug nunmehr den Namen Rosine Wiener, während die Kinder die Namen Marcus, Abraham und Therese Wiener erhielten. Bei dieser Gelegenheit erfährt man auch, daß Jacobs Vater Marcus Wiener am 10. Januar 1794 in Hoerstgen geboren wurde.

Insgesamt entschieden sich Ende 1808 in Hoerstgen neun offensichtlich eng miteinander verwandte jüdische Einwohner für den Namen "Wiener", der auf eine Herkunft der Vorfahren aus der Stadt Wien verweist. Dies betrifft neben der fünfköpfigen Familie von Marcus noch die folgenden und in einem eigenen Haushalt lebenden Personen: Abram Levy (1753 - 1831), der später nach Issum abwanderte, und seine Schwester Jette Levy (jetzt: Abraham und Henriette Wiener), wobei es sich bei beiden vermutlich um Geschwister von Mayer Levy handelt, die 1790 in Hoerstgen als Tochter von Abraham geborene Jette Abram (jetzt: Henriette Wiener) sowie die Witwe Heele Salomon, die früher mit Jacob Levy verheiratet war und 1814 als Helena Wiener hochbetagt in Hoerstgen verstarb.

Über die Eltern von Jakob Wiener

Bereits im Sommer des Jahres 1813 schickte sich der noch minderjährige Kaufmann ("marchand") Marcus Wiener an, auswärts die Ehe einzugehen, und zwar mit der drei Jahre älteren Hanna (Jeanne, Johanna, Jeanette) Baruch aus Aachen. Vorangegangen war die übliche einjährige Verlobungszeit. Den beiden in der Gemeinde Hoerstgen sowohl in deutscher und als auch in französischer Sprache vorgenommenen standesamtlichen Heiratsverkündigungen vom 27. Juni und vom 4. Juli 1813 läßt sich entnehmen, daß Hanna die eheliche Tochter des Aachener Graveurs und Siegelstechers Kivit Baruch und der Näherin ("couturière") Lotte Levy war.

Die Familie war aus dem niederländischen Fauquemont (Falkenberg) nach Aachen zugezogen. Hanna Baruch selber, geboren im Juli 1791 in Fauquemont, war die älteste Tochter und das zweitälteste Kind von insgesamt sechs Kindern der Familie. Hannas Bruder Loeb war wie sein Vater von Beruf Graveur. Über Jacob, Sara, Mina und Rebecca haben sich demgegenüber keine näheren Informationen überliefert. Hanna Baruch betätigte sich in Aachen als Stickerin ("brodeuse"). Nach der Eheschließung, die in Aachen stattfand, nahmen der Metzgersohn und die Graveurstochter ihren ersten gemeinsamen Wohnsitz im niederrheinischen Hoerstgen.

Jacob Wiener war das erste von insgesamt zehn Kindern, von drei Mädchen und sieben Jungen, und erhielt seinen Vornamen wahrscheinlich nach seinem Onkel mütterlicherseits. Zeugen bei der standesamtlichen Beurkundung seiner Geburt durch den Hoerstgener Bürgermeister Johann Heinrich te Kolck genannt Kleineschay waren die Nachbarn und Brüder Benedict Goldstein (1788 - ?), 27 Jahre alt und Kaufmann in Hoerstgen, und der 45jährige Hertz Goldstein (um 1773 - ?), Metzger in Hoerstgen. Die Geburtsurkunde seines Sohnes, die bis heute im Standesamt der Stadt Kamp-Lintfort aufbewahrt wird, unterschrieb Marcus Wiener ebenso wie Benedict Goldstein in - wenn auch etwas ungeübter - lateinischer Schrift, während sich Hertz Goldstein traditionsgemäß der hebräischen Schrift bediente.

Bereits 1817 jedoch, kurz nach der Geburt des zweiten Sohnes Baruch (1816 - ?), verzog die Familie von Marcus und Hanna Wiener, die bei der Witwe Batz Wohnung genommen hatte und 1816 "in der Haupt-Straße", also in einem Haus an der Dorfstraße, lebte, von Hoerstgen nach Venlo in die dortige Steenstraat. Die jüdische Siedlung in Hoerstgen hatte zu dieser Zeit ihren Höhepunkt bereits überschritten; der Anteil der Juden an der Hoerstgener Einwohnerschaft war innerhalb nur weniger Jahre vor allem durch Abwanderung von 22 % bis auf 9 % abgesunken. Die von der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen getragene Abwanderung aus dem ländlichen Hoerstgen in niederländische Städte kommt unter der jüdischen Bevölkerung Ende des 18. und im frühen 19. Jahrhundert durchaus häufiger vor.

Von Venlo über Paris nach Brüssel

belgien-marke.jpgwillem1.jpgIm Alter von 13 Jahren verließ Jacob Wiener sein Elternhaus in Venlo, um in Aachen bei Loeb Baruch, dem ältesten Bruder seiner Mutter, der dort 1812 als Inhaber eines Patentes aufgeführt wird, eine Lehre als Graveur anzutreten. In der mütterlichen Familie, die aus Ungarn stammen soll und im Zuge religiöser Verfolgungen in der Heimat schließlich über Bonn und Fauquemont (Falkenberg) nach Aachen gelangt war, waren somit durch die Person des Großvaters Kivit und des Onkels Loeb, die sich später allerdings als Kurzwarenhändler betätigte, die maßgeblichen Anlagen für seinen weiteren beruflichen Werdegang gelegt worden. Nach einem anschließenden vierjährigen Aufenthalt in Paris, wo er seine Kenntnisse vertiefte, zog es ihn 1839 nach Brüssel. Dort wurde ihm 1845 die belgische Staatsangehörigkeit verliehen. Ebenfalls 1845 heiratete er in Brüssel Annette Levy Newton.

Am 17. November 1848 erschien unter maßgeblicher Beteiligung von Jacques Wiener die erste belgische und am 1. Januar 1851 die erste niederländische Briefmarke. Aufgrund der Überanstrengung der Augen beim ständigen Arbeiten mit der Lupe wird Wieners Sehkraft ab 1868 immer schlechter; 1872 ist er bereits nahezu erblindet. Eine Operation hilft nur vorübergehend, so daß 1877 das Augenleiden seinem Schaffen als Graveur ein vorzeitiges Ende setzt. Jacques Wiener, der Träger des preußischen schwarzen Adlerordens war, verstarb am 3. November 1899 in Brüssel.

wiener-briefmarke.jpgJacob Wiener hatte neben seinem noch in Hoerstgen geborenen ältesten Bruder Baruch (1816 - ?) weitere acht Geschwister: Leopold (1823 - 1891) und Karel oder Charles (1832 - 1888), Salomon, Henriette, Alexander Maurits, Rosette, Sophie und Meyer. Leopold, der mit Sara Levy Newton verheiratet war, und Charles waren beide ebenfalls sehr erfolgreich als Graveure tätig, wobei Leopold Chefgraveur der belgischen Münze wurde und letzterer zum Chef der portugiesischen Münze aufstieg, Aus Jacob Wieners Ehe mit Annette Newton sind mindestens vier in Brüssel geborene Kinder hervorgegangen: Helene (1846 - ?), Alexander (1848 - ?), Edouard Samson (1850 - 1930), der Anne Jesse Spielmann heiratete, und schließlich Samson (1852 - 1914).

Im Jahre 1987 - aus Anlaß des "Tages der Briefmarke" - würdigte die belgische Post das Lebenswerk des gebürtigen Hoerstgeners mit der Herausgabe einer 13-Francs-Sonderbriefmarke. Bald darauf erinnerte man sich auch in Kamp-Lintfort des berühmtesten Sohnes der Stadt.

Als erster machte der im Ortsteil Hoerstgen wohnende Sonderschulrektor und Stadtgeschichtsforscher Rolf-Günter Pistor (gest. 1989) einen kleinen Kreis von ortsgeschichtlich Interessierten auf Jacob Wiener aufmerksam. Ende 1989, anläßlich des 90. Todestages, folgte in Kamp-Lintfort dann die von anderer Seite vorbereitete Ausstellung "Jacques Wiener - Europa in Münzen, Medaillen, Briefmarken".

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