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Einführung
Die erste Marke in den Niederlanden erschien am 1. Januar 1852 und war ziemlich unspektakulär. Bis heute erschienen über 2.000 Briefmarken und die Marken dieses Sammelgebietes zeichnen sich besonders durch ihre moderne Gestaltung aus.
Im Jahre 2002 wurde das Ereignis "150 Jahre niederländische Briefmarken" anläßlich der AMPHILEX2002 in Amsterdam groß gefeiert. Wie in Deutschland und Österreich gab es zu diesem Ereignis auch eine Dokumentation, die die Entwicklung der niederländischen Briefmarken von den klassischen Ausgaben des 19. Jahrhunderts bis hin zu den Ausgaben des 21. Jahrhunderts, die weltweit zu den modernsten ihrer Art gehören, darstellt. Leider gibt es keine deutschsprachige Version.
Die vorliegende Dokumentation will auf unterhaltsame Weise den Leser über unser Nachbarland und seine Geschichte informieren, ihn aber auch für die Briefmarken, die - gerade wegen ihrer modernen Gestaltung - eine ideale Ergänzung zu den Sammelgebieten Deutschland, Österreich und Schweiz sein können, begeistern.
Da die Geschichte von Monarchien sich oft an den Regenten ausrichtet, wurde als Zeitrahmen bewußt eine Einteilung nach den niederländischen Königinnen und Königen gewählt: zumal die Briefmarken- und auch Münzeditionen oft von den Porträts der Herrscher bestimmt werden. In den Niederlanden erschien jeweils immer dann eine neue Dauermarkenserie, wenn es ein neues Staatsoberhaupt gab, und das Sammelgebiet Vatikan sammelt man sowieso nach Päpsten und nicht nach Jahrgängen.
Abgerundet wird die Dokumentation durch eigene Kapitel über die einzelnen ehemaligen Kolonien und die Marken des Internationalen Gerichtshofes, der seinen Sitz in den Niederlanden hat. Auch die Portomarken usw. werden gesondert behandelt.
In "Die ganze Welt der Philatelie" der Fa. Hermann E. Sieger GmbH heißt es über die Niederlande:
"In den Niederlanden finden wir die modernste Markengrafik der Welt. Die Postverwaltung hat auf diesem Gebiet mit zeitgenössischen Küntlern schon sehr viele Experimente unternommen. Von der modernen Markengrafik einmal abgesehen, ist die Ausgabepolitik grundsolide wie die niederländische Wirtschaft".
Der Monatsaufwand wird mit ca. 4,50 Euro angegeben und dem Sammelgebiet insgesamt wird die Note "2-3" zugewiesen.
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Statistische Angaben
Das "Königreich der Niederlande" (niederländisch: "Nederland", amtlich "Koninkrijk der Nederlanden") ist ein Staat in Westeuropa. Die Niederlande grenzen im Westen und Norden an die Nordsee, im Osten an Deutschland, im Süden an Belgien. Zum Hoheitsgebiet der Niederlande gehören die Niederländischen Antillen einschließlich der Insel Aruba.
Fläche: 41.526 qkm
Einwohner: (1999) 15,735 Mio.
Hauptstadt: Amsterdam
Regierungssitz: Den Haag
Verwaltungsgliederung: 12 Provinzen
Staatsform: parlamentarische Monarchie (seit 1848)
Amtssprache: Niederländisch
Nationalfeiertag: 30. April
Währung: Euro mit Untereinheit Euro-Cent (bis 2001: 1 Holländischer Gulden (hfl) = 100 Cent (c, ct))
Zeitzone: MEZ (Mitteleuropäische Zeit)
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Landkarte der Niederlande
Wappen der Niederlande
Das heutige Staatswappen geht auf das Jahr 1907 zurück. Bis 1907 war es das Königswappen. Seitdem ist das Königswappen zugleich Staatswappen. Es zeigt einen blauen Schild mit einem goldenen Löwen, der in der rechten Pfote ein silbernes Schwert und in der linken Pfote ein Bündel von sieben Pfeilen hält. Das Schild ist mit goldenen Schindeln besät, die dem Wappen des Hauses Nassau entstammen. Als Schildhalter dienen zwei goldene Löwen. Auf dem Schild liegt eine Krone. Unter dem Schild ist ein Spruchband mit dem Wahlspruch "Je maintiendrai" ("Ich werde beharren"), das bereits im 14. Jahrhundert von den Prinzen von Oranien benutzt wurde. Das Ganze liegt auf einem bekrönten, roten Wappenzelt.
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Staat und Recht
Nach der Verfassung von 1815 (zuletzt 1983 revidiert) sind die Niederlande eine konstitutionelle Erbmonarchie mit parlamentarischem Regierungssystem. Staatsoberhaupt ist der Monarch. Er ist Inhaber legislativer und exekutiver Befugnisse sowie Präsident des in Gesetzesvorlagen beratenden Staatsrats (höchstens 28 von der Krone auf Lebenszeit berufene Mitglieder). Die Regierung unter Vorsitz des Ministerpräsidenten wird vom Monarchen ernannt und ist dem Parlament verantwortlich. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament (Generalstaaten), bestehend aus der 1. Kammer (75 von den Provinziallandtagen auf 6 Jahre gewählte Mitglieder) und der 2. Kammer (150 Abgeordnete, für 4 Jahre direkt gewählt). Einflussreichste Parteien: Partei der Arbeit (PvdA), Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD), Christlich Demokratischer Appell (CDA), Demokraten '66 (D '66), Groen Links.
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Geographie und Klima
In den Niederlanden setzt sich das Norddeutsche Tiefland fort. Die Küste ist von Dünen (bis 60 m Höhe) gesäumt, die im Bereich der Westfriesischen Inseln durch das Wattenmeer vom Festland getrennt sind. Die Küstenlänge beträgt rund 800 km. Landeinwärts liegen eingedeichte See- und Flussmarschen (bis 6 m unter dem Meeresspiegel) und die flachwellige, sandig-moorige Geest, die 110 m Höhe erreicht. Nahezu die Hälfte des Landes liegt unter dem Meeresspiegel. Im äußersten Südosten haben die Niederlande Anteil an der Lössbörde und an der Mittelgebirgszone mit dem höchsten Punkt der Niederlande (321 m über dem Meeresspiegel). Die Zuidersee wurde 1932 durch einen Damm abgeschlossen (Ijsselmeer) und großenteils trockengelegt. Hauptflüsse sind der Rhein und die Maas, deren Mündungsgebiet in zahlreiche Inseln aufgelöst ist und durch die Deltawerke geschützt wird. Das Klima ist gemäßigt maritim, Westwinde herrschen vor.
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Bevölkerung, Religion und Bildung
Sie besteht zum größten Teil aus Niederländern. Minderheiten bilden die seit 1949 eingewanderten Indonesier und indonesischen Mischlinge, ferner Einwanderer aus Surinam sowie Türken, Marokkaner, Deutsche u. a. In Städten und verstädterten Gemeinden leben rund 89 % der Bevölkerung. Amsterdam, Rotterdam, Den Haag und Utrecht, die vier größten Städte, gehören zu dem sich rasch verdichtenden Ballungsraum Randstad Holland. Rund 60 % der Bevölkerung sind Christen: etwa 33 % Katholiken, über 26 % Protestanten (u. a. Reformierte). Nicht christliche religiöse Minderheiten bilden die rund 700.000 Muslime (u. a. Indonesier, Marokkaner, Türken), rund 100.000 Hindus (Einwanderer aus Surinam) und rund 30.000 Juden. Allgemeine Schulpflicht besteht vom 6. bis 16. Lebensjahr (gegliedert in Primar- und Sekundarstufe). Die Analphabetenquote beträgt 1 %. Es gibt 20 Universitäten, darunter drei technische, eine landwirtschaftliche und eine Wirtschaftshochschule, ferner Kunstakademien, Konservatorien sowie theologische Hochschulen.
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Wirtschaft und Verkehr
Die Niederlande sind Mitglied der Euro-Zone. Neben der traditionellen Landwirtschaft hat sich eine bedeutende Industrie entwickelt, geprägt durch den Ausbau der Hafenindustriekomplexe, Erdgas- (2. Stelle in Europa) und Erdölförderung (5. Stelle in Europa), Energiewirtschaft (überwiegend auf Erdgasbasis) sowie Entwicklung der verarbeitenden Industrie und des Dienstleistungssektors. Seit den 1980er-Jahren hat sich die Industriestruktur stark verändert; Werftindustrie, Textilverarbeitung und Bekleidungsgewerbe haben an Bedeutung verloren; zu den wichtigsten Zweigen wurden chemische Industrie, Kunststoffverarbeitung, Gas- und Erdölindustrie. Zentrum von Erdölraffinerien und chemischer Industrie ist der Rotterdamer Hafen.
Große Bedeutung haben Nahrungsmittel- und Genussmittelindustrie, Stahlproduktion, Metallverarbeitung, Kraftfahrzeug-, elektrotechnische und elektronische Industrie. Nordbrabant ist die wichtigste Industrieprovinz; Eindhoven, Rotterdam, Amsterdam sind die wichtigsten Industriestädte. Die Landwirtschaft besitzt hohe Produktivität und ist stark exportorientiert. Rund 24 % der Landesfläche sind Ackerland, 29 % Wiesen und Weiden, 8 % Wald. Die Neulandgewinnung im Ijsselmeer konnte den Rückgang der landwirtschaftlichen Nutzfläche aufgrund des Raumbedarfs der Städte und der Industrie nicht ausgleichen. Intensive Viehhaltung ist auf Friesland und die nördlichen Landesteile konzentriert. Im Osten überwiegen Gemüseanbau und Blumenzucht. Der Anbau unter Glas beziehungsweise Folie hat stark zugenommen: Zuckerrüben, Weizen und Ölfrüchte u. a. im Südwesten und Nordosten.
Die Fischwirtschaft wird als Hochsee-, Küsten- und Ijsselmeerfischerei betrieben. Der Reiseverkehr ist eine wichtige Einnahmequelle (jährlich rund 5 Mio. Auslandsgäste). Die Wirtschaft der Niederlande ist bei positiver Handelsbilanz stark exportorientiert. Haupthandelspartner sind Deutschland und andere EU-Länder sowie die USA.
Das Verkehrsnetz ist gut ausgebaut. Das Eisenbahnnetz hat eine Länge von 2.739 km, davon sind 1.991 km elektrifiziert. Das Straßennetz ist 120.800 km lang, davon 2.300 km Autobahnen. Große Bedeutung haben die Binnenwasserstraßen mit einer Gesamtlänge von 5.046 km. Wichtigste Seehäfen sind Rotterdam (nach dem Umschlag einer der größten Häfen der Erde) und Amsterdam. Wichtigster Zubringer ist die Rheinschiffahrt. Dem Transport von Erdgas, Erdöl und Erdölprodukten dient ein ausgedehntes Pipelinesystem (bis Italien). Internationale Flughäfen sind in Schiphol bei Amsterdam und Zestienhoven bei Rotterdam.
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Geschichte
- 1. Jahrhundert v. Chr. bis 15. Jahrhundert -
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Im 1.Jahrhundert v .Chr. unterwarfen die Römer die im Gebiet der heutigen Niederlande lebenden germanischen Bataver (ansässig an der Rheinmündung) und die Friesen (nördlich davon). Während der Völkerwanderung siedelten sich die Franken im Süden an, in den Osten drangen die Sachsen vor, im Norden behaupteten sich die Friesen.
Im 8. Jahrhundert brachte Karl der Große Friesen und Sachsen unter seine Herrschaft. Bei der Teilung des Fränkischen Reiches (843, Vertrag von Verdun) kam fast ganz Flandern unter die Herrschaft des Westfrankenreiches, der übrige Raum um Maas, Schelde und Niederrhein fiel an das Reich Lothars I., 870/925 an das Ostfränkische Reich (später Heiliges Römisches Reich), wo es Teil des Herzogtums Niederlothringen wurde.
Im 10. bis 12. Jahrhundert erlebten die Maaslande eine hohe wirtschaftliche Blüte. Früh bildeten sich relativ selbstständige Territorien: die Grafschaften Hennegau, Namur, Geldern, Holland und Seeland, die Herzogtümer Brabant und Limburg, die geistlichen Herrschaften Lüttich, Utrecht und Cambrai.
Seit Philipp dem Kühnen von Burgund (Herzog seit 1363) wurden die Niederlande in ein großburgundisches Reich einbezogen. Die Loslösung vom Heiligen Römischen Reich begann unter dem Burgunderherzog Philipp dem Guten, der Namur (1429), Brabant-Limburg (1430), Holland, Seeland und Hennegau (1433) erwarb. 1384 waren Flandern und das Artois an Burgund gekommen. Durch die Hochzeit der Tochter Karls des Kühnen, Maria von Burgund, mit dem späteren Kaiser Maximilian I. fiel 1477 das Gebiet der Niederlande an das Haus Österreich, das die Selbstständigkeit der neu gewonnenen Territorien gegenüber dem Reich stärkte.
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- 16. und 17. Jahrhundert -
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Dem habsburgischen Besitz fügte Karl V. 1524 Friesland, 1528 Utrecht und Overijssel, 1536 Groningen und Drente hinzu, 1543 auch Geldern. 1512/48 wurden die meisten Provinzen zum Burgundischen Kreis zusammengefaßt. Die einzelnen Territorien, die mit Ausnahme Brabants unter einem Statthalter standen und ihre politischen Gremien, z.B. Ständeversammlungen ("Staaten"), bewahrten, wurden von dem Generalstatthalter in Brüssel zentral verwaltet.
1555 übertrug Karl V. seinem Sohn Philipp II. von Spanien die Herrschaft über die Niederlande. Die nun einsetzende religiöse Repression gegen den Calvinismus und die Mißachtung ständischer Freiheiten führten zum Aufstand von Adel und Städten. Philipp II. schickte 1567 Herzog Alba mit einem Heer in die Niederlande, der die Unruhen hart unterdrückte (u. a. Hinrichtung Egmonts und Hoorns). 1568 erhoben sich die Niederländer gegen die Willkür Albas (Beginn des so genannten Achtzigjährigen Krieges). Wilhelm I., der Schweiger, übernahm 1572 die Führung des Aufstandes, der militärisch anfänglich von den Geusen getragen wurde. In der Genter Pazifikation schlossen sich 1576 alle niederländischen Territorien dem Aufstand an. Durch die religiöse Unduldsamkeit der Geusen wurde die geschlossene Front gegen Spanien mit der katholischen Union von Arras (6.1. 1579) aber wieder gesprengt. Die Utrechter Union (23.1.1579) führte daher nur zur Vereinigung der sieben nördlichen Provinzen (Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Overijssel, Friesland, Groningen).
Diese sagten sich 1581 ganz von Spanien und dem Haus Habsburg los und bildeten die "Republik der Vereinigten Niederlande" (nach der Vertretung der Provinzen auch "Generalstaaten" genannt). Die Südlichen Niederlande wurden von Alexander Farnese 1585 einschließlich Antwerpens erneut unterworfen ("Spanische Niederlande"). Nach der Ermordung Wilhelms von Oranien (1584) behaupteten die Nördlichen Niederlande im Waffenstillstand von 1609/21 ihre Unabhängigkeit, die im Westfälischen Frieden 1648 formal anerkannt wurde. Dies bedeutete zugleich die Loslösung der Niederlande vom Deutschen Reich. Die Niederlande erhielten die nördlichsten Teile von Flandern, Brabant und Limburg (Maastricht), die mit ihrer katholischen Bevölkerung als abhängige "Generalitätslande" verwaltet wurden.
Im 17. Jahrhundert stiegen die Niederlande zeitweise zur größten europäischen Handels- und Seemacht auf. Sie verdrängten die Portugiesen aus dem Malaiischen Archipel und aus Ceylon; sie setzten sich im Kapland, an der Goldküste und in Westindien (Curaçao, Guayana) fest, ebenso in Nordamerika (Neuniederland, der spätere Staat New York). Zur gleichen Zeit bildeten die Niederlande mit bedeutenden Künstlern, Gelehrten und Buchdruckern einen geistigen Mittelpunkt Europas. 1652/54 und 1664/67 führten die Niederlande mehrere Seekriege gegen England: trotz bedeutender Erfolge ihrer Admirale Tromp und de Ruyter verloren sie Neuniederland und büßten an Macht ein. Gegen Ludwig XIV. von Frankreich verteidigten sich die Niederlande in vier Kriegen (1667/68, 1672/78, 1688/97 und 1702/13) erfolgreich. Nach dem Tod Wilhelms III. von Oranien (seit 1689 auch König von England) im Jahre 1702 waren die Niederlande wie bereits 1650/72 ohne Statthalter.
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- 18. und 19. Jahrhundert -
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Erst die Niederlagen gegen die Franzosen im Österreichischen Erbfolgekrieg 1747 führten zur Berufung Wilhelms IV. aus der jüngeren Linie Nassau-Oranien zum Erbstatthalter. Die Südlichen Niederlande waren 1713 (Frieden von Utrecht) von spanischen in österreichische Hände übergegangen. 1795 von den Franzosen besetzt, wurden die Vereinigten Niederlande zunächst zur "Batavischen Republik" erklärt, von Napoleon I. 1806 in das Königreich Holland unter seinem Bruder Ludwig umgewandelt und 1810 Frankreich eingegliedert.
Durch den Wiener Kongreß (1814/15) wurde die ehemalige Republik mit den Südlichen Niederlanden und dem Fürstbistum Lüttich zum "Königreich der Vereinigten Niederlande" unter dem Oranier Wilhelm I. verbunden. Der luxemburgische Landesteil wurde Mitglied des Deutschen Bundes. Der Süden wurde jedoch nach einem Aufstand 1831 als Königreich Belgien vom Königreich der Niederlande getrennt. Luxemburg blieb weiterhin in Personalunion mit dem Niederlanden verbunden, mußte jedoch 1839 nahezu zwei Drittel seines Territoriums an Belgien abtreten.
Unter Wilhelm II. (1840/49) kam es im Sinn des liberalen Führers J. R. Thorbecke zu Reformen (u. a. Verfassungsreform von 1848), die unter Wilhelm III. (1849/90) fortgesetzt wurden (u. a. Sozialgesetzgebung). Erstmals in der Geschichte des Landes trat 1890 mit Königin Wilhelmina die weibliche Erbfolge in Kraft und die Personalunion mit Luxemburg wurde beendet.
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- 20. Jahrhundert -
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Im Ersten und Zweiten Weltkrieg betrieben die Niederlande eine strenge Neutralitätspolitik. Trotzdem wurden sie am 10.5.1940 von deutschen Truppen besetzt. Die königliche Familie und die Regierung gingen ins Exil und am 14.5.1940 kapitulierte das niederländische Heer. Die deutsche Besatzungsmacht setzte eine Zivilregierung unter dem Reichskommissar Arthur Seyß-Inquart ein, die von der durch A. Mussert geführten einheimischen Nationaal-Socialistische Beweging (NSB) unterstützt wurde. Die Verfolgung der Juden und der Einsatz von Niederländern zur Zwangsarbeit förderten die Entstehung einer Widerstandsbewegung. 1944/45 eroberten alliierte Streitkräfte die Niederlande zurück.
Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs hatte die niederländische Exilregierung am 8.12.1941 Japan den Krieg erklärt, das nach seinem Sieg über die niederländische Flotte in der Javasee 1942 Niederländisch-Indien besetzte. Nach der Kriegsniederlage Japans versuchten die Niederlande vergeblich, ihre Herrschaft in Niederländisch-Indien wieder zu errichten, wo eine einheimische Nationalbewegung im August 1945 den unabhängigen Staat Indonesien ausgerufen hatte. 1949 wurde die Unabhängigkeit von den Niederlanden anerkannt.
Außenpolitisch trat nach dem Zweiten Weltkrieg an die Stelle der Neutralitätspolitik eine aktive Bündnispolitik (1949 Beitritt zur NATO). Die Niederlande suchten die enge wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Belgien und Luxemburg (Beneluxländer) und förderten die europäische Einigung.
1954 erhielten die amerikanischen Kolonien Suriname und Niederländische Antillen innerhalb des Königreichs die Autonomie. Im Zuge der Entkolonialisierung zogen sich die Niederlande 1963 aus West-Neuguinea (West-Irian) zurück, das an Indonesien fiel, und entließen 1975 Surinam in die Unabhängigkeit. 1948 dankte Königin Wilhelmina zugunsten ihrer Tochter Juliana ab. In der Nachkriegszeit wurden immer wieder Koalitionsregierungen gebildet, bestimmt von der Katholischen Volkspartei (KVP) und der sozialdemokratischen Partei der Arbeit (PvdA).
In den 60er und 70er Jahren veränderte sich das Parteienspektrum: es schlossen sich die konfessionellen Parteien zum Christlich Demokratischen Appell (CDA) zusammen. Nach der Abdankung Königin Julianas (1980) bestieg ihre Tochter Beatrix den Thron. 1982 übernahm R. F. M. Lubbers als Ministerpräsident die Führung einer Koalitionsregierung aus CDA und Liberalen, nach den Wahlen von 1989 wurde er Regierungschef eines Kabinetts aus CDA und PvdA.
Die auf Grund der hohen Staatsverschuldung und der wirtschaftlichen Konjunkturschwäche 1991/92 beschlossenen Sparmaßnahmen führten wiederholt zu Bevölkerungsprotesten und Demonstrationen. Im Januar 1993 beschloß die Regierung, die Streitkräfte bis 1998 in eine Berufsarmee umzuwandeln und ihre Friedensstärke auf 70.000 Mann zu begrenzen. Nach den Wahlen vom Mai 1994, bei denen der CDA eine schwere Niederlage erlitt, wurde W. Kok (PvdA) im August desselben Jahres Ministerpräsident einer Koalitionsregierung aus PvdA, VVD und D'66. Sie leitete zwischen 1995 und 1996 eine Reform des Sozialsystems ein (Abschaffung der gesetzlichen Krankenversicherung, Umbau der Arbeitslosenversicherung, Sicherstellung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall durch die Unternehmen selbst).
Bei den Parlamentswahlen im Mai 1998 konnte die PvdA leichte Stimmengewinne verbuchen (Bestätigung der Regierungskoalition unter W. Kok, die auch nach dem zeitweiligen Rücktrittsgesuch von Mai bis Juni 1999 wegen der Auseinandersetzung um eine Verfassungsreform im Amt blieb). Im November 2000 verabschiedete die 2. Kammer des niederländischen Parlaments ein umstrittenes Gesetz zur Sanktionierung ärztlicher Sterbehilfe (im April 2001 durch die 1. Kammer bestätigt).
In der Außenpolitik nahm das Parlament 1992 den Vertrag von Maastricht an. 1995 wurde ein deutsch-niederländisches Korps gebildet. 1993/95 beteiligten sich die Niederlande mit einem Kontingent von Soldaten an der Einrichtung von Sicherheitszonen in Bosnien. Die Umstände der Übergabe der zur Schutzzone erklärten Stadt Srebrenica durch niederländische UN-Soldaten an serbische Truppen 1995 führten später zu Kontroversen. Ab 1999 nahmen niederländische Einheiten an der Friedensmission im Kosovo teil. Im Juli 1999 nahm in Den Haag die europäische Polizeibehörde Europol ihre Arbeit auf. Im Januar 2002 führten auch die Niederlande den Euro als Währung ein.
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