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Einführung
Niederländisch-Indien ist die Bezeichnung für die früheren niederländischen Gebiete des Malaiischen Archipels und Neuguineas. Die erste Marke erschien am 1. April 1864 und die letzten beiden Marken am 25. September 1948. Insgesamt wurden 363 "normale" Marken verausgabt sowie 7 Brandkastenmarken, 27 Dienstmarken und 58 Portomarken.
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Statistische Angaben
Niederländisch-Indien entspricht im wesentlichen dem Staatsgebiet des heutigen Staates Indonesien.
Fläche: ca. 2 Mio. qkm
Einwohner: 70 Mio. (1940)
Bevölkerungsdichte: 285 Einwohner je qkm
Hauptstadt: Batavia (heute: Djarkata; auf der Insel Java)
Wirtschaft: Kautschuk, Tee, Kaffee, Ölpalmprodukte, Kopra, Zuckerrohr und Chinarinde, Reis, Maniok, Mais, Gemüse, Steinkohlen-, Kupfer-, Zinn-, Bauxit- und Nickel-Abbau
Religion: 80 % der Bevölkerung sind Moslems, daneben gibt es Christen, Hindus und Buddhisten
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Landkarte von Niederländisch Indien
Die Ausgaben des 19. Jahrhunderts
Auch die klassischen Ausgaben des Sammelgebietes "Niederländisch-Indien" verwendeten im 19. Jahrhundert als Motive das Porträt des Regenten bzw. Ziffern. Während die erste Marke mit dem Motiv "König Wilhelm III." , die am 1. April 1864 erschien, noch ungezähnt war, folgte 1868 diese Ausgabe in gezähnter Form. Die dritte Ausgabe (Michel-Nr. 3-16) wurde 1870-88 verausgabt und zeigte ebenfalls das Porträt Wilhelms III.
Als vierte Ausgabe erschien 1883-99 dann eine Ausgabe mit Ziffernzeichnung (Michel-Nr. 17-22) und 1892-97 (nach dem Thronwechsel) folgte eine Serie mit dem Porträt von Königin Wilhelmine (Michel-Nr. 23-30).
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Geographie und Klima
Zu Niederländisch Indien, dem niederländischen Kolonialgebiet in Südostasien gehörte der größten Teil des Malaiischen Archipels mit den vier Großen Sundainseln Java, Sumatra, Borneo (Kalimantan, außer dem Nordwesten), Celebes (Sulawesi), den Kleinen Sundainseln (Bali, Lombok, Sumbawa, Flores, Sumba, Alorinseln, Roti, Timor, außer dem Ostteil), den Molukken (Morotai, Halmahera, Ternate, Tidore, Bacaninseln, Buru, Ambon, Ceram, Kai-, Tanimbar-, Aruinseln) sowie Irian Jaya, dem Westteil Neuguineas.
Die Inseln sind aus steil aufragenden Faltengebirgen aufgebaut. Es gibt über 200 Vulkane, wovon rund 70 tätig (u. a. Krakatau) sind. Die höchste Erhebung wird im vergletscherten Zentralgebirge Neuguineas (in Irian Jaya), im Gunung Jaya mit 5.033 m über dem Meeresspiegel erreicht. Weite Schwemmlandebenen finden sich in Ostsumatra, Südborneo und Nordjava. Auf Sumatra, Westjava, Borneo, Celebes, den Molukken und in Irian Jaya herrscht tropisch-immerfeuchtes Klima (Jahresniederschläge 3.000 bis 4.000 mm, in den Gebirgen zum Teil über 6.000 mm), auf dem übrigen Java, den Kleinen Sundainseln und bis zu den Aruinseln tropisch-monsunales Klima (2.000 bis 3.000 mm).
Tropischer Regenwald bedeckte damals über 60 % der Landesfläche. Infolge ungehemmten Holzeinschlages in den letzten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts sowie zum Teil durch verheerende Waldbrände sind diese regional schon ganz verdrängt (auf Java) und kaum zu nutzenden Alang-Alang-Grasfluren gewichen. In höheren Lagen gehen die Regenwälder in Nebelwälder über. In den Tiefebenen Ostsumatras, Borneos und Irian Jayas sind ausgedehnte Moor- und Sumpfwälder (mit Sagopalmen) verbreitet, an den Küsten oft Mangroven. Die Flüsse werden zum Teil zur Stromerzeugung und Bewässerung genutzt. Größter Binnensee ist der Tobasee auf Nordsumatra.
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Ausgaben bis Ende des 1. Weltkrieges
Zur Jahrhundertwende 1899/1900 erschienen Marken des Mutterlandes mit Aufdruck "Ned. Indie" und Wertaufdruck und 1902 eine Ziffernserie, wie sie ebenfalls in den Niederlanden drei Jahre zuvor verausgabt worden war. Es folgte am 25. Juni 1902 eine Serie mit einem neuen Porträt von Königin Wilhelmine, von der 1905 auch zwei Werte in einem größeren Format erschienen.
1908 gab es von der Serie aus 1902 Aufdruckmarken für Java und mit den Ausdruck "Buiten beezit" (für den Gebrauch in den niederländischen Besitzungen außerhalb von Java und Madara). Im Jahre 1912 erschien die Ziffernserie dann mit weißem Grund und 1914/15 zu Beginn des 1. Weltkriegs erschien die dritte Serie mit dem Porträt von Königin Wilhelmine (ebenfalls auf weißem Grund), nachdem 1913/14 drei Werte mit ihrem Porträt im größeren Format emissiert worden waren. Die Zuschlagmarken für das Rote Kreuz waren die ersten Marken, die nicht Freimarken, sondern Wohlfahrtsmarken waren. Im Jahre 1917/18 gab es dann noch eine vierteilige Notausgabe mit Wertaufdrucken.
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Bevölkerung
Die Bevölkerung bestand überwiegend aus Indonesiern, ferner Papua (in Irian Jaya) und Chinesen. Es gibt insgesamt rund 360 Ethnien. Es gab mehr als 250 Regionalsprachen. Etwa 60 % der Bevölkerung lebten auf Java und Madura auf nur 7 % der Fläche des Gebietes.
Die dominierende Religion ist auch heute noch der Islam, zu dem sich über 80 % der Bevölkerung bekennen. Die größte religiöse Minderheit bildeten die Christen (mehrheitlich Protestanten, in Osttimor überwiegend Katholiken). Außerdem gab es Hindus (auf Bali rund 90 %) und Buddhisten (Chinesen).
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Zwischenkriegszeit
Da die Niederlande sich im 1. Weltkrieg neutral verhalten hatten, waren die Kolonien von den Kriegswirren kaum in Mitleidenschaft gezogen worden. 1921 erschienen sieben Werte mit Aufdruck auf den Ausgaben Michel-Nr. 113-124 (Porträt Wilhelmine) und 1922 folgten Ergänzungswerte zur Ziffern- und dritten Wilhelminen-Serie, die schon nach kurzer Zeit mit einem Aufdruck "3de N.I. JAARBEURS BANDOENG 1922" versehen wurden. Am 20. September 1928 erschienen dann die ersten Flugpostmarken, die ebenso wie die Ausgabe vom 15. Oktober 1930 und vom 12. Juli 1932 (Michel-Nr. 188) mit Aufdruck versehen war. Weitere Flugpostmarken erschienen am 1. Dezember 1928 (Michel-Nr. 166-70), 1. April 1931 (Michel-Nr. 180), 12. Mai 1931 (Michel-Nr. 181ff.) und 1. Dezember 1933 (Michel-Nr. 195).
Am 1. Dezember 1931 erschien eine Ausgabe zugunsten des "Weißen Kreuzes", am 1. Dezember 1932 zugunsten der "Heilsarmee" und eine Sondermarke zum 40. Geburtstag von Wilhelm I. von Oranien am 29. April 1933 und eine Ausgabe zugunsten des "Crisiswerk der Amsterdamschen Mijnheern voor Hongemannen in Bandoeng" (Michel-Nr. 196-199).
Im Jahre 1934 erschienen die Flugpostmarken von 1928 als Dauermarken mit neuer Wertziffer und durchbalkter "Luchtpost", sowie eine Dauermarkenserie "Indonesier mit Karbauengespann auf Reisfeld", neue Werte der Dauermarke Nr. 194 "Wilhelmine", die es auch im größeren Format (Michel-Nr. 223-228) gab, und am 15. September eine Sondermarke zum Tod der Königinmutter Emma.
Am 1. April 1935 erschien eine Wohltätigkeitsausgabe für das "Indisch-Comité von den Christelijk Band voor Oost- en West-Indie", am 1. Dezember 1937 eine Ausgabe für die "Heilsarmee" und im Jahre 1937 eine Marke zum "Pfadfinder-Welttreffen" sowie zwei Freimarken mit Aufdruck auf Nr. 121 und 145 und eine Ausgabe für den "A.S,I.B." (Michel-Nr. 244-48) für den einheimischen Fond der Bedürftigen.
Das Jahr 1938 wurde mit einer Serie von vier Marken zum 40-jährigen Thronjubiläum von Königin Wilhelmine eröffnet. Am 15 Oktober folgten zwei Werte zum 10-jährigen Bestehen der K.N.I.L.M. und eine Ausgabe für das "Central Missie Bureau" in Batavia. Eine 20-teilige Serie mit Ergänzungswerten zu den kursierenden Dauermarken folgte und war die letzte Ausgabe vor dem Beginn des 2. Weltkrieges im Jahre 1939.
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Wirtschaft
Auch im heutigen Indonesien ist der Agrarsektor strukturbestimmend, denn in ihm arbeiten die meisten Erwerbstätigen. Hauptanbauprodukt ist Reis. In den Plantagen wurden u.a. Kautschuk, Tee, Kaffee, Ölpalmprodukte, Kopra, Zuckerrohr und Chinarinde erzeugt.
Für die einheimische Versorgung war neben Reis auch Maniok, Mais und Gemüse besonders wichtig. Steinkohlenbergbau gab es auf Sumatra, in Irian Jaya und auf Timor Abbau von Kupfererzen, auf Bangka und Belitung wurden Zinnerze abgebaut, auf Bintan und Borneo von Bauxit sowie auf Celebes von Nickel.
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Ausgaben im 2. Weltkrieg
Geschichte
- Älteste Zeugnisse -
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Älteste Zeugnisse menschlichen Lebens auf den Inseln des Malaiischen Archipels sind die Skelettfunde von Trinil, Sangiran und Mjokerto auf Ostjava, die der Art Homo erectus zugeordnet werden, die der Entdecker E. Dubois 1890/91 als "Pithecanthropus" bezeichnete.
Altsteinzeitliche Funde auf Sumatra, Borneo und Celebes lassen Zusammenhänge mit Hinterindien vermuten. Im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. wanderten wohl aus Hinterindien palämongolide Völker auf den Archipel ein. Nachweisbar ist die hoch stehende Dongsonkultur, mit der im 1. Jahrtausend v. Chr. die Technik der Bronze- und Eisenbearbeitung nach Indonesien kam.
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- 7. bis 19. Jahrhundert -
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In den ersten Jahrhunderten n. Chr. entstanden auf Sumatra, Java und Borneo kleine Königreiche unter dem Einfluß der indischen Kultur. Das im 7. Jh. in Ostsumatra gegründete Großreich Srivijaya mit dem Zentrum Palembang dehnte seine Macht über den gesamten Archipel und einen Teil der Malaiischen Halbinsel aus und kontrollierte die Handelswege zwischen Indien und China (besonders die Straße von Malakka). Unter der seit dem 8. Jh. auf Zentraljava herrschenden Dynastie der Shailendra, die Anhänger des Mahajana-Buddhismus war, entstanden zahlreiche Kultbauten (Tempel von Borobudur).
1377 wurde Srivijaya von dem auf Java gebildeten mächtigen Reich Majapahit (1293 bis um 1520) erobert, dessen Einfluß sich schließlich über den größten Teil des heutigen Indonesiens erstreckte. Seinen Untergang verursachten der rasche Aufstieg Malakkas zum führenden Handelszentrum Südostasiens (seit etwa 1400) und die Gründung islamischer Sultanate: Demak (1518), Bantam (1552) und Mataram (1586).
Die Portugiesen eroberten 1511 Malakka und errichteten Handelsniederlassungen auf Nordsumatra, Timor und den Molukken, wurden jedoch im 17. Jh. weitgehend von den Niederländern verdrängt (mit Ausnahme von Osttimor). Die 1602 gegründete Niederländische Vereinigte Ostindische Kompanie schuf die Grundlage für das niederländische Kolonialreich in Indonesien. Nach Auflösung der Kompanie (1799) übernahm die niederländische Regierung ihre Besitzungen. Im 19. Jh. festigte sich die niederländische Herrschaft (Niederländisch-Indien), doch kam es immer wieder zu Aufständen einheimischer Fürsten und zu langen Kriegen.
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- Anfang bis Mitte 20. Jahrhundert -
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Seit Beginn des 20. Jh. entwickelte sich eine indonesische Nationalbewegung und es entstanden die ersten politischen Parteien (1911 Sarekat Islam Indonesia, 1920 Kommunistische Partei Indonesiens, 1927 gründete Nationalpartei Indonesiens, die 1931 in der Indonesischen Partei aufging).
1942 bis 1945 war Niederländisch-Indien von japanischen Truppen besetzt. Das rohstoffreiche und fruchtbare Gebiet gehörte zu den Hauptzielen der japanischen Offensive nach Beginn des Pazifik-Krieges. Begünstigt durch den raschen Zusammenbruch der britischen Bastion in Malaya, die Stützpunkte in Indochina und die Besetzung der Philippinen brauchten die Japaner zur Eroberung des riesigen Inselreichs kaum drei Monate. Am 16.12.1941 landeten die ersten japanischen Truppen auf Borneo, Anfang Januar 1942 richteten sich die amphibischen Operationen gegen Celebes, die Molukken, Bali und Timor und am 14.2.1942 gingen 3.000 Japaner auf Sumatra an Land. Ende Februar 1942 richtete sich der entscheidende Angriff gegen Java, das Herz von Niederländisch-Indien mit dem ABDA-Hauptquartier.
Gegen die unter starker Sicherung anlaufenden japanischen Landungstruppen ging ein alliiertes Ostindiengeschwader unter Konteradmiral Doorman in See und stellte die Japaner zur Schlacht in der Java-See (27.2./1.3.1942). Sie wurde zur Katastrophe für die Verbündeten und öffnete den Japanern den Weg nach Batavia (5.3.1942). Am 9.3.1942 kapitulierten die Niederländer unter General Porten und die britisch-australischen Truppen unter General Sitwell.
Während sich die nationalistischen Kräfte um Sukarno und M. Hatta für eine Zusammenarbeit mit den Japanern entschieden, gingen die Kommunisten in den Untergrund. Die "Niederlage des Weißen Mannes" gab der indonesischen Unabhängigkeitsbewegung erheblichen Auftrieb. Am 17.08.1945 riefen Sukarno und Hatta die unabhängige Republik Indonesien aus. Die nach dem Krieg 1945 zurückgekehrten Niederländer versuchten, ihre Herrschaft wieder aufzurichten (zwei militärische Aktionen im Juli 1947 und Dezember 1948). Aber auch mit militärischen Mitteln und drakonischer Härte gelang es den Niederländern nicht, die einstige Kolonie wieder in Besitz zu nehmen.
Auf der Konferenz von Den Haag (August - November 1949) traten sie am 17.12.1949 ihre Souveränität über alle Inseln Niederländisch-Indiens (mit Ausnahme West-Neuguineas) an die zu den "Vereinigten Staaten von Indonesien" umgebildete Republik ab. Sukarno, bereits seit 1945 provisorisches Staatsoberhaupt, übernahm 1949 offiziell als Staatspräsident die Führung Indonesiens, das noch bis 1954 in Personalunion mit der niederländischen Krone verbunden blieb.
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Letzte Ausgaben
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges und der Niederlage Japans versuchten die Niederlande wieder in ihrer Kolonie Fuß zu fassen. 1945 erschien eine Dauermarkenserie mit Landschaftsbildern und dem Porträt der Königin Wilhelmine und 1946 erschien eine Dauermarkenserie mit Darstellungen aus Indonesien. 1947 wurden ältere Werte mit einem Aufdruck "1947" versehen. Im Jahr 1948 wurde eine Zuschlagmarke zugunsten des "Central-Comité der Terrorgeschädigten" verausgabt, sowie neue Dauermarken mit dem Porträt der Königin in geänderter Zeichnung. Je zwei Ausgaben zum 50-jährigen Thronjubiläum Wilhelmines und zur Thronbesteigung von Königin Juliane sowie die Marken "Einheimische Tänzer", schließen das Sammelgebiet Niederländisch-Indien ab.
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Die Bedeutung des Kolonialreiches in Niederländisch Indien
Das Kolonialgebiet in Niederländisch Indien wurde von der "Verenigde Oost-Indische Compagnie" verwaltet, die 1798 verstaatlicht wurde und 140 Mio. Gulden Schulden hatten. Erst 1816, als die Niederlande die Kolonien von England zurück erhielt, konnten die Niederlande die Kolonie nutzen. Da Militäraktionen auf Java Unsummen verschlagen, faßte der spätere Generalgouverneur und Kolonialminister Johannes van den Bosch (1780-1844) den Plan zur Vermarktung der Agrarproduktion, indem er ein Zwangsanbausystem, das "Cultuurstelsel" einführte. Seit dieser Zeit mußten die Bauern auf Java ein Fünftel der Arbeitszeit und ein Fünftel des Landes für die Produktion von Kaffee, Zucker und Indigo bereitstellen. Für die Vermarktung wurde eine staatliche Handelsgesellschaft, die "Nederlandse Handelsmaatschappij" gegründet.
Zwischen 1856 und 1866 brachte das "Cultuurstelsel" jährlich 30 Mio. Gulden ein, die in die Infrastruktur in den Niederlanden investiert wurden. Ab 1870 konnten auch private Unternehmer in Ndl. Indien investieren. Kritik am Kolonialsystem gab es u. a. von den Kirchen: so sprach z. B. der Theologe Baron van Hoevell (1812-79) von einer "moralischen Schuld", da die Javaner weder in christlicher Religion noch in der niederländischen Sprache unterrichtet wurden. Auch der ehemalige Kolonialbeamte Eduard Douwes Dekker (1820-87) geißelte die Ausbeutung der Kolonialbevölkerung und schrieb darüber unter dem Pseudonym Multatuli den Roman "Max Havelaar".
Ab 1870 wurden große Plantagen auf Java gegründet, es folgten Banken und Versicherungen, dann Dampfschiff- und Eisenbahn-Gesellschaften und gegen Ende des 19. Jahrhundert Bergbaugesellschaften, um die Öl-, Gold-, Silber- und Kohlelager zu erschließen. Politisch führten die Niederländer ein strenges Regiment und versuchten, ihre Herrschaft auszubauen, was zu langwierigen Kriegen z. B. gegen das Sultanat Aceh (1879-1903) im Westen Sumatras führte. 1910 war die niederländische Herrschaft auf dem gesamten indonesischen Archipel gefestigt.
Zu dieser Zeit wandelte sich aber auch die Einstellung zu den Kolonien: in einer Thronrede im Jahre 1901 sprach Königin Wilhelmina erstmals von einer "sittlichen Verpflichtung" gegenüber der Bevölkerung in Ndl. Indien. Es wurden Bewässerungsprojekte zur Steigerung der Reisproduktion aufgelegt und die schulische Erziehung wurde durch die Einrichtung einer Dorfschule mit drei Schuljahren im Jahre 1907 verbessert. Nationale Vereinigungen wie die "Budi Utomo" oder "Sarekat Islam" wurden geduldet. In der Rückschau stellte aber Ndl. Indien weder einen aufnahmefähigen Absatzmarkt für niederländische Industrieprodukte dar, noch konnten die relativ kleinen Niederlande mit den anderen Großmächten mithalten, obwohl sie hinter Großbritannien und Frankreich und vor Portugal die drittgrößte Kolonialmacht waren.
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Portomarken etc.
Wie im Mutterland wurden auch in Niederländisch-Indien neben den "normalen" Briefmarken Marken für spezielle Zwecke verausgabt. So erschienen 58 Portomarken und 27 Dienstmarken. Eine Besonderheit waren die Brandkastenmarken für den Postverkehr mit dem Mutterland.
Wie im Mutterland wurde auch hier das Ziffernmotiv verwendet, das immer wieder auf 54 Marken zwischen 1875 und 1948 zum Einsatz kam. Dabei erschien eine einzige Marke, die Michel Nr. 36 aus dem Jahre 1937 mit Überdruck des alten Wertes. Nur 1946 wurden Freimarken der Ausgabe von 1941 mit einem Überdruck "TE BETALEN / PORT" versehen. Insgesamt wurden 58 Marken verausgabt. wobei es vier Typen gab, die besonders bei der zweiten Ausgabe von 1882/88 zu beachten sind.
Auch in Niederländisch-Indien wurden Dienstmarken verausgabt, die alle im Jahre 1911 erschienen. Die ersten sieben Marken trugen mit schwarzem Aufdruckkreis ein "D" und es wurden Dauermarken aus den Jahren 1892/97 überdruckt. Danach erschienen sieben weitere Werte mit Aufdruck "Dienst" (von links nach rechts fallend) auf Dauermarken Nr. 40-44 und elf Werte mit Aufdruck "Dienst" (von links nach rechts steigend) auf Dauermarken Nr. 46-48, 56, 59, 56, 60 und Nr. 54-56.
Die sieben Brandkastenmarken erschienen am 1. Februar 1921 und dienten zur Schiffspostbeförderung nach den Niederlanden. In speziellen "treibenden" Brandkästen sollte die Post sogar ein Schiffsunglück überstehen. Der Nennwert stellte die Versicherungsgebühr dar, für Portobetrag wurde zusätzlich in "normalen" Briefmarken aufgeklebt.
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