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- Die Regentschaft Wilhelms III. (1849-1890) -
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 29.12.2013
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pfeil_weiss_rechts.gif   Einführung
pfeil_weiss_rechts.gif   Über die Niederlande
pfeil_weiss_rechts.gif  Wilhelm III. (1849-1890)
   Einführung
   Zeit der Reformen
   Parteienbildung
   Versäulung der Gesellschaft
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Einführung Die Zeit der Reformen Die Bildung politischer Parteien Die "Versäulung" der Gesellschaft nach unten

Einführung

- Überblick -

nl_nr1paar.jpgDie ersten Marken in den Niederlanden erschienen am 1. Januar 1852. Die drei Werte zu 5, 10 und 15 Cent waren noch ungezähnt und zeigten das Porträt König Wilhelms II. Schon im Jahre 1864 erschienen dann aber drei weitere Werte mit dem Herrscherporträt, die gezähnt waren.

Während der Herrscher auf den ersten beiden Ausgaben noch nach rechts schaute, blickte er auf den Ausgaben von 1867 (Michel-Nr. 7-12) und 1872/88 (Michel-Nr. 19-29) nach links. Außerdem wurden in der Zeit Wilhelms III. noch 1869/71 eine Serie "Reichswappen" (Michel-Nr. 13-18) und 1876 (als letzte Ausgabe in seiner Regierungszeit) eine Serie "Ziffernzeichnung" (Michel-Nr. 30-33) verausgabt.

Insgesamt wurden zur Regierungszeit Wilhelms III. dreiunddreißig Marken (Michel-Nr. 1-33) verausgabt, wobei 1869/71 eine Serie mit dem Reichswappen und 1876 vier Marken mit Ziffernzeichnung verausgabt wurden.

- Historisches -

nl_nr2paar.jpgAls König Wilhelm III. im Jahre 1840 die Nachfolge Wilhelms II. (1849-49) antrat, begann in den Niederlanden eine Zeit des Wandels: 1831 war Belgien selbständig geworden und die ehemalige Reichseinheit, die noch aus der burgundischen Zeit bestand, war endgültig Geschichte. Seine Regierungszeit war auch eine Zeit der Reformen.

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Die Zeit der Reformen

nl_nr3paar.jpgIm Jahre 1848 wurden die Niederlande eine parlamentarische Monarchie: Johan Rudolf Thorbeckes (1798-1872) erarbeitete ein Verfassung mit einem Zwei-Kammern-System, dem Gesetzgebungs- und Haushaltsbewilligungsrecht des Parlaments und der Verantwortlichkeit der Minister. Die Grundrechte wurden um das Recht auf Versammlungs- und Unterrichtsfreiheit sowie das Briefgeheimnis ergänzt. Die Mitglieder der Ersten Kammer bestanden aus gewählten Vertretern der Provinzialstände, die Zweite Kammer wurde vom Volk gewählt. Bei den ersten Wahlen siegten die Liberalen und Thorbecke wurde Ministerpräsident.

nl_nr989thorbecke.jpgIn den folgenden drei Jahrzehnten wurde der liberale Nationalstaat weiter ausgebaut: 1850 wurde ein neues Wahlgesetz verabschiedet, das im Rahmen eines Zensuswahlrechts 11-12 % der männlichen Bevölkerung (die aber insgesamt nur 2,6% der Gesamtbevölkerung darstellten) als Wahlberechtigte vorsah. Wichtig war auch die gesetzlich festgeschriebene Autonomie der Provinzen und Kommunen (Kommunalgesetz von 1851), wodurch die Niederlande sich - anders als das Königreich Belgien - vom Zentralismus verabschiedete.

Bei den Finanzen der Kommunen wurden nach und nach anstelle der uralten Tradition lokaler Verbrauchssteuern (sog. Akzisen) direkte Steuern eingeführt; die Akzisen wurden 1865 endgültig abgeschafft.

nl_nr1075groen.jpgAuch im Bildungsbereich wurden Reformen versucht, wobei sich allerdings konfessionelle Gegensätze als Hemmschuh erwiesen. Der Schulstreit von 1854, der eine staatliche überkonfessionelle Grundschule vor sah und zusätzlich öffentliche konfessionsgebundene Schulen erlaubte, stieß besonders bei den orthodoxen Calvinisten unter Führung des Historikers und Publizisten Guillaume Groen van Prinsterer (1801-76) auf Widerstand. Auch König Wilhelm III. unterstützte ein konfessionsgebundenes Schulmodell.

nl_nr10.jpgErst im Jahre 1857 konnte die überkonfessionelle staatliche Grundschule eingeführt werden, die in Folge den Konfessionsschulen überlegen war: 1870 gab es ca. 3.800 Grundschulen, von denen 2.800 in staatlicher und 1.000 in freier Trägerschaft waren. 200 dieser Schulen waren orthodox-calvinistisch geprägt. Als durch das Grundschulgesetz von 1878 nicht nur Schulgebäude und Lehrerausbildung verbessert wurden, flammte der Streit wieder auf, ohne daß die Orthodoxen sich durchsetzen konnten.

nl_nr26.jpgIn der Frage des Wahlrechts war die Haltung der Parteien uneinheitlich. Nur die Sozialdemokraten, die wegen des Zensuswahlrechts lange Zeit von einer Mitarbeit im Parlament ausgeschlossen waren, forderten ein allgemeines, freies Wahlrecht; die anderen Parteien waren eher für eine Senkung des Zensus, der das entscheidende Kriterium zur Teilnahme an den Wahlen war.

Im Jahre 1887 wurde auch die persönliche Eignung und der Status zur Grundlage für das Wahlrecht gemacht, worauf sich die Wählerschaft auf 13,9%, im Jahre 1896 sogar auf 49% der Bevölkerung vergrößerte. Ein allgemeines Wahlrecht gab es aber erst 1917 (für Männer) bzw. 1919 (auch für Frauen).

nl_nr1285strafrecht.jpg1870 wurde das Strafrecht reformiert und 1889 gab es zum ersten Male Ansätze einer Sozialgesetzgebung, als die Frauen- und Kinderarbeit auf 11 Stunden pro Tag eingeschränkt und eine Sonntagsarbeitsverbot eingeführt wurde.

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Die Bildung politischer Parteien

nl_nr1170kuyper.jpgDie orthodoxen Calvinisten schlossen sich 1879 unter Pfarrer Abraham Kuyper (1837-1920) zur "Antirevolutionären Partei" (ARP) zusammen. Die Partei mußte mit zahlreichen Abspaltungen kämpfen, von denen nur die 1908 gegründete Christlich Historische Union (CHU) von Bedeutung war.

Die politische Organisation der Katholiken erfolgte erst später, als man sich unter Vorsitz des Priesters Herman Schaepman (1844-1903) auf ein gemeinsames Programm einigte. Der "Allgemeine Verband Römisch-Katholischer Wählergemeinschaften" erfolgte aber erst im Jahre 1904.

nl_293schaepman.jpgDie Arbeiterschaft erfolgte auf Grund der in den Niederlanden erst recht spät erfolgten Industrialisierung ebenfalls erst sehr spät: im Jahre 1871 schlossen sich Diamantenschleifer, Handwerker und Drucker zum "Allgemeinen Niederländischen Werktätigenverband" (ANWV) zusammen. Neben dieser liberalen Gruppierung gab es auch sozialistische Vereinigungen, die aber zunächst bedeutungslos blieben. 1881 wurde der "Sozialdemokratische Bund" (SDB) gegründet, von dem sich 1894 die "Sozialdemokratische Arbeiterpartei" (SDAP) abspaltete, die das Allgemeine Wahlrecht zu ihrer Kernforderung erhab.

Obwohl die Liberalen die politisch treibende Kraft zur Zeit Wilhelms III. waren, kam es erst sehr spät - im Jahre 1885 - zum Zusammenschluß in der Liberalen Union, an der sich aber nicht alle lokalen Verbände beteiligten. Auch bei den Liberalen gab es Abspaltungen, Neugründungen und Fusionen und Anfang des 20. Jahrhundert entstanden der "Freisinnig Demokratische Bund" (VDB) und der "Bund der Freien Liberalen".

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Die "Versäulung" der Gesellschaft

Eine Besonderheit der letzten Jahrzehnte des 19 Jahrhunderts ist der Anfang eines politisch-gesellschaftlichen Phänomens, das von den Historikern als "Versäulung" (verzuiling) bezeichnet wird.

nl_nr29.jpgAls die Konfessionen (besonders die Calvinisten und Katholiken) damit begannen, eigene Schulen und Hochschulen (z. B. Vrije Universiteit Amsterdam, Katholieke Universiteit Nijmegen) sowie soziale Einrichtungen zu gründen, entstand ein Milieu, in dem sich die einzelnen Bevölkerungsgruppen voneinander abkapselten. Auch nicht konfessionell orientierte Parteien, wie die Sozialdemokratie, bildeten eigene Milieus. So entstanden in den Niederlanden protestantische, katholische, sozialistische und liberale Säulen, die auch auf das staatliche Handeln in den Niederlanden Einfluß nahmen.

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