|
Einführung
Zur Zeit des Kirchenstaates erschienen während des Papsttums von Pius IX. (1846-1878) in der Zeit von 1852 bis 1868 drei Ausgaben mit insgesamt 25 Briefmarken, die zu den altitalienischen Ausgaben gerechnet werden. Während die ersten beiden Ausgaben noch ungezähnt waren, war die letzte Ausgabe mit Zähnung.
|
Der wiedererrichtete Kirchenstaat (1810-1846)
Nachdem 1809 Napoleon den Kirchenstaat säkularisiert hatte, bildete er das Königreich Italien aus der cispadanischen und der transpadanischen Republik, dem auch die römische Republik eingegliedert wurde. Der Kirchenstaat war damit im Königreich Italien aufgegangen. Nach dem Sturz Napoleons wurde Europa auf dem Wiener Kongreß im Sinne der Restauration neu geordnet und auch der Kirchenstaat in seinen Grenzen von 1797 als Enklave innerhalb des Königreichs Italien wieder eingerichtet. Das Papsttum erhielt somit das Gebiet zurück, das ihm seit 1.500 Jahren gehörte.
Die Lage der Kirche in Italien war dadurch geprägt, daß Rom die Hauptstadt war, von der aus durch den Papst die katholische Kirche regiert wurde, und ein Teil des Landes das Herrschaftsgebiet des Kirchenstaates bildete. Die Zeit des 19. Jahrhunderts war deshalb besonders vom Kampf der Päpste um den Kirchenstaat geprägt. Die Ursprünge des Kirchenstaates gehen bis in die Zeit nach Konstantin den Großen zurück. Papst Pius VII. beauftragte seinen Staatssekretär Consalvi mit der Aufgabe, das verwüstete Land wieder aufzubauen. Es kam wiederholt zu Umsturzbewegungen. Drahtzieher waren die Geheimbündler der Carbonnari (auch Köhler genannt, da sie sich in den Abruzzen, der Heimat der Köhler trafen, um ihre Sitzungen abzuhalten. Der Aufstand in den Jahren 1831/32 konnte nur mit französischer und österreichischer Hilfe niedergeschlagen werden. Dabei wurden italienische Städte von den ausländischen Truppen besetzt, was den Haß gegen den Kirchenstaat vermehrte.
Eine andere Bedrohung ging von der italienischen Einheitsbewegung aus, die die Beseitigung aller ausländischen Herrschaft in Italien und die Vereinigung des Landes unter einer Regierung zum Ziel hatte. Nach dem Wiener Kongreß gab es nämlich nicht nur den Kirchenstaat unter dem Papst in Rom, sondern Sardinien-Piemont unter dem Geschlecht Savoyen, Neapel-Sizilien und Lucca unter dem französischen Geschlecht der Bourbonen, das Königreich Lombardo-Ventien und die Toskane und Modena unter den Habsburgern, Parma-Piacenza unter der Gattin Napoleons, Maria Luise. Die Einheitsbewegung war nicht unbedingt kirchenfeindlich, denn viele Italiener konnten sich für Italien durchaus einen Staatenbund vorstellen, in dem der Papst den Vorsitz hatte und der Fürst von Piemont-Sardinien den militärischen Schutz übernehmen würde. Im Gegensatz hierzu gab es unter Führung des Rechtsanwaltes Mazzini aus Genua die radikale Partei "Jungitalien", die die Herrschaft der Fürsten und somit auch des Papstes stürzen wollte. Als Problem für den Kirchenstaat erwies sich auch die Unfähigkeit der Kirche zu Reformen und der mangelnde Wille, Neuerungen anzunehmen. So unterbreiteten die Großmächte Pius VII. (1800-1823) im Jahre 1820 Vorschläge zu Reformen. Leo XII. (1823-1829) führte zwar einige Maßnahmen durch wie eine Senkung der Steuern, aber er blieb dennoch zaghaft. Pius VIII. (1829-1830) regierte zu kurz, um etwas zu bewegen. Gregor XVI. (1831-1846) hatte nicht die politischen Fähigkeiten und Erfahrungen, um den Staat zu reformieren. Seine Verdienste liegen eher im Missionswesen, der Kunst und der Wissenschaft. Besonders seine Sekretäre Bernetti und Lambruschini widersetzten sich bürgerlichen Fortschritten.
|
Papst Pius IX. (1846-1878) und das Ende des Kirchenstaates 1870
Als eine der ersten Maßnahmen seines Papsttums erließ Papst Pius IX. Am 16. Juli 1846 eine Amnestie für politische Straftäter und 10.000 Menschen jubelten ihm abends zu, als sich die Nachricht in Rom verbreitete. Die Menge wuchs immer mehr an und der Papst mußte sich wiederholt dem Volke zeigen. Der Papst besaß neben einer tiefen Frömmigkeit und Menschenfreundlichkeit auch Schlagfertigkeit, Vorstellungskraft und ein fürstliches Auftreten. Er milderte das Gesetz zur Überwachung der Zeitungen, ein Ministerrat wurde geschaffen, eine Bürgerwehr eingeführt, die römische Gemeindeverfassung wieder eingeführt und der Staatsrat eröffnet. Diese liberale Haltung des Papstes brachte ihm die Feindschaft Österreichs ein. Durch Verhandlungen konnte dieser zwar beigelegt werden, aber die Freiheitsbewegung wurde immer stärker. Hierzu trug auch der Gnadenerlaß vom 16. Juli 1848 bei, als sämtliche politischen Gegangenen freigelassen wurden. Die Anhänger der Umsturzbewegung meinten, aus dem Verhalten des Papstes weitere Zugeständnisse ableiten zu können. Auch der Kirchenstaat blieb also vom dem Jahr des allgemeinen Aufruhrs in Europa nicht verschont. Am 8. Februar war es in Rom zu einem Volksauflauf gekommen. Der Papst willigte in Verwaltungsreformen ein und erließ eine Verfassung. Der Jubel des Volkes verebbte aber, als er nicht bereit war, sich an die Spitze eine Befreiungskrieges gegen Österreich zur Vollendung der Einheit Italiens zu stellen. Sein neuer Staatssekretär Pelegrino Rossi wurde am 15. November bei der Eröffnung der Abgeordnetenkammer erdolcht und am 24. November floh der Papst nach Gaeta bei Neapel. Am 9. Februar 1849 wurde die Republik ausgerufen, Kirchen und Klöster wurden geplündert und entweiht. Der Papst rief die ausländischen Mächte um Hilfe und am 30. Juni 1849 marschierten französische Truppen in Rom ein., worauf Pius IX. Am 12. April 1950 nach Rom zurückkehren konnte.
Schuld am Ende des Kirchenstaates war aber auch die feindselige Haltung von Viktor Emanuel II. (1849-1878) von Piemont-Sardinien, der große finanzielle Mittel zur Einigung Italiens einsetzte. Nach der Eroberung von Neapel und Sizilien durch die Freischärler unter Garibaldi und der Niederlage der päpstlichen Truppen bei Castelfidardo wurde das Gebiet des Kirchenstaates im Jahre um zwei Drittel verkleinert. 1864 verpflichtete sich die italienische Regierung, den Rest des päpstlichen Territoriums nicht anzugreifen. Als Frankreich 1870 seine Truppen nach der Niederlage bei Sedan gegen Preußen aus Italien zurückzog, rückten die Truppen von Piemont dennoch in den restlichen Kirchenstaat ein und beschossen am 20. September Rom. Nach einer Volkstabstimmung wurde das Gebiet mit dem Königreich Italien vereinigt und die päpstliche Residenz nach Florenz verlegt. Durch das Garantiegesetz vom 13. Mai 1871 wurden dem Papst die Unverletzlichkeit und die Herrschaftsrechte, eine Jahresrente von 3,5 Mill. Lire, der Nießbrauch der Paläste des Vatikan und Lateran und der Villa Castel Gandolfo zugesichert. Da die Regierung Gewalttaten gegen die Kirche nicht ahndete, bleib das Verhältnis zwischen dem Hl. Stuhl und Italien gespannt. Es dauerte 60 Jahre, bis die sog. "Römische Frage" gelöst wurde. Papst Pius IX. starb am 7. Februar 1878.
|
Die Markenausgaben des Kirchenstaates
Die ersten elf Marken des Kirchenstaates wurden am 1. Januar 1852 verausgabt und zeigen das "Papstwappen". Wie damals noch üblich waren die Marken noch ungezähnt und es werden zahlreiche Farbvarianten unterschieden. Die Währungsangabe lautete auf "Bajocchi". Am 21. September 1867 wurden acht weitere Marken mit dem "Papstwappen" emissiert, wobei die Währungsangabe nun auf "Centesimi" lautet. Die letzten acht Marken mit gleicher Währung und gleichem Motiv gab es am 15. März 1868, wobei die Marken nun eine Zähnung aufwiesen.
|
Die Zeit der Päpste Leo XIII., Pius X. und Benedikt XV.
Der Nachfolger von Pius IX., Leo XIII. (1878-1903) trat kein leichtes Amt an, denn in Italien dominierten die Freimaurer, in Frankreich waren 1877 die katholischen Schulen entrechtet, 261 Klöster geschlossen und das öffentliche Leben entkirchlicht worden, in Belgien mußten per Gesetz 1877 die Gemeinden religionslose Schulen einführen, in der Schweiz wurden die Jesuiten ausgewiesen und Österreich hatte schon 1870 das Konkordat gekündigt. Auch in Deutschland verschlechterte sich die Lage für die Kirche, als in Preußen der Kulturkampf tobte. 1878 waren nur noch ein Drittel der Bischöfe auf ihrem Posten. 1882 wurde die preußische Gesandtschaft beim Hl. Stuhl wieder erreichtet und ab 1883 geistliche Amtshandlungen straffrei. Auch in anderen Ländern wie Belgien, den Niederlanden, England, Schottland und Irland besserte sich die Lage für die Kirche. Dies war ein besonders Verdienst von Leo XIII., der aber nicht nur politisches Geschick bewies, sondern auch das kirchliche Leben förderte. So wurden unter im 248 neue Bistümer und Erzbistümer eingerichtet, die Mission in Indien, China, Japan, Afrika und Amerika gefördert, sondern auch die kirchliche Wissenschaft unterstützt. Er erließ viele Rundschreiben, wie z. B. 1881 über den Ursprung der bürgerlichen Gewalt, 1885 über die bürgerliche Staatsordnung und 1888 über die bürgerliche Freiheit.
Papst Pius X. kann als unpolitischer Papst und als Reformpapst bezeichnet werden. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger lag seine Stärke nicht in der Verhandlung mit staatlichen Organen der Welt, denn er war stark religiös und seelsorgerlich eingestellt. Er versuchte, moderne Einstellungen wie Infragestellung von religiösen Wahrheiten etc. zu bekämpfen. Hierzu diente u. a. der sog. "Modernisteneid", den alle angehende Priester ablegen mußten. Der Papst wollte auch die kirchliche Verwaltung reformieren. So schuf er ein päpstliches Amtsblatt und nahm die Vereinheitlichung des Kirchenrechts in Angriff. Auch wenn er die Vollendung seines Werkes nicht mehr erlebte, wird ihm dies in der Kirchengeschichte zugebilligt. Er ordnete das Seminarwesen neu, trat für häufige Kommunion und Kinderkommunion ein sowie Kirchenmusik, und Feiertage, Religionsunterricht und eucharistische Kongresse. Kurz nach Ausbruch des 1. Weltkrieges starb Pius X. am 20. August 1914.
Angesichts der schwierigen Weltlage wählten die Kardinäle mit Papst Benedikt XV. einen Papst, der staatsmännische Erfahrung besaß. Beide Kriegsseiten warfen ihm allerdings jeweils Parteilichkeit für die Gegenseite vor. Der Kriegseintritt Italiens vereinfachte die Dinge für den Apostolischen Stuhl auch nicht gerade, da die Vertreter der Mittelmächte aus Rom abreisen mußten. Italien ließ sich am 26. April 1915 von den Alliierten den Ausschluß jeder Vertretung des Apostolischen Stuhles von allen Kriegsverhandlungen und Friedenserörterungen zusichern. Dennoch erreichte der Papst vieles, da er es zum Beispiel schaffte, daß auf Grund seines Vorschlages vom 31. Dezember 1914 alle kriegsuntauglichen Kriegsgefangenen ausgetauscht wurden. Am 26. Januar 1916 erreichte er, daß Kranke und Verwundete, die nicht dienstunfähig waren, zur Heilung in die Schweiz, nach Holland bzw. nach Dänemark gebracht wurden. Auch sammelte er reichlich Spenden, wie z. B. am 28. Dezember 1919 für notleidende Kinder in Mitteleuropa. Unentwegt mahnte er die kriegsführenden Parteien zur Wahrung der Gerechtigkeit, zur Schonung fremder Gebiete und der dortigen Bevölkerung. Vom Friedensvertrag von Versailles war Papst Benedikt XV. sehr enttäuscht, da er immer für gegenseitigen Verzicht auf Reparationen und Wiedergutmachung eintrat.
|
|