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Einführung
Zur Zeit des Pontifikats von Papst Pius XII. (1939-1958) erschienen insgesamt 222 Briefmarken, wobei besonders die Zunahme der Sondermarkeneditionen und der erste Block des Vatikans, der 1952 anläßlich des Ereignisses "100 Jahre Briefmarken des Kirchenstaates" erschien, zu erwähnen sind.
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Der Vatikan und der Beginn des 2. Weltkriegs
Als Nachfolger von Pius XI. wurde nach nur drei Wahlgängen Eugenio Pacelli zum Papst gekürt. Er entstammte einer römischen Patrizierfamilie, war päpstlicher Nuntius in München und Berlin, Sondergesandter und zuletzt Staatssekretär von Pius XI. gewesen. Obwohl der neue Papst den Namen seines Vorgängers annahm, war der Wechsel einschneidend, denn - anders als sein kämpferischer Vorgänger - war Pius XII. eher zurückhaltend, sanftmütig und lehnte Konfrontation ab. Besonders hervorzuheben ist sein diplomatisches Geschick.
Dem Nationalsozialismus stand er genauso ablehnend gegenüber wie sein Vorgänger, aber er vermied jede Art von Provokation. Er versuchte vielmehr mit stiller Diplomatie auf das Regime in Deutschland einzuwirken, hielt Radio Vatikan und das Kirchenblatt "L'Osservatore Romano" davon ab, Hitler zu attackieren und verwehrte Personen, die das Hakenkreuz trugen, nicht länger den Zutritt zum Vatikan. Dennoch blieben die Schergen Hitlers der Inthronisation am 12. März demonstrativ fern. Die Glückwünsche zur Wahl waren auf Weisung Hitlers korrekt, aber nicht besonders herzlich, obwohl Deutschland auf der Prioritätenliste weit oben rangierte. Seit Papst Viktor II. aus Eichstätt, der 1055 auf den Thron kam, gab es keinen Papst mehr mit einer so innigen Beziehung zu Deutschland. Unter den deutschen Katholiken war er sehr beliebt und seine Haushälterin, die Ordensschwester Pascalina Lehnert war aus Deutschland. Zu seinen Mitarbeitern und Beratern zählten ebenfalls viele Deutsche, wie der ehemalige Vorsitzende der Zentrumspartei, Ludwig Kaas, der Jesuit Augustin Bea als Beichtvater, Robert Leiber als Sekretär, Gustav Gundlach als Vorlagenverfasser und Franz Hürth als Berater.
Unverdrossen versuchte Pius XII. den drohenden Krieg abzuwenden und er wollte als Friedensstifter in die Geschichte eingehen. Im Mai 1939 lud er zu Verhandlungen ein, um die Streitigkeiten zwischen Deutschland, Polen, Frankreich und Italien zu schlichten. Die Westmächte wollten kein Abkommen mehr mit Hitler und auch Polen war mißtrauisch. Hitler und Mussolini leugneten sogar rundum jede Kriegsgefahr. Der Pakt zwischen Hitler und Stalin vom August 1939 war eine weitere Niederlage für den Papst. Er versuchte Polen zur freiwilligen Abtretung Danzigs an das Deutsche Reich und einen umfangreichen Schutz für die deutsche Minderheit in Polen zu bewegen.
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Die Markenausgaben 1939-1949
Als erste Marken unter Papst Pius XII. erschien an 3. Juni 1939 die Ausgabe "Krönung von Papst Pius XII.". Für 1940 sind die Freimarken mit dem "Porträt von Papst Pius XII", für 1942 die Ausgabe "Für die Kriegsopfer", für 1943 "25. Jahrestag Bischofsweihe von Papst Pius XII.", für 1944 "Für die Kriegsopfer" und "400 Jahre Akademie der Künste", für 1945 weitere Marken der Freimarkenserie "Papst Pius XII.", dazu die Eilmarken, "Für die Kriegsopfer", für 1946 Nr. 103-112 mit Wertaufdruck, "400 Jahre Tridentinisches Konzil", dazu die Eilmarken, für 1947 Flugpostmarken, für 1948 Flugpost und für 1949 "Basiliken", dazu die Eilmarken, "75 Jahre Weltpostverein" und "Heiliges Jahr" zu nennen.
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Papst Pius XII. und der 2. Weltkrieg
Die letzten Illusionen wurden aber mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 begraben. Als die Westalliierten ihn baten, Hitler als Aggressor anzuprangern, berief er sich auf seine Überparteilichkeit. Auch die Übergriffe gegen polnische Priester und die Einrichtung von Konzentrationslagern in Polen nahm er hin, um Hitler nicht zusätzlich zu reizen.
Als der deutsche Außenminister Joachim von Ribbentrop am 11. März 1940 im Vatikan zu Gast war, beklagte Pius XII. die Kirchenverfolgung in Deutschland, mußte sich aber anhören, daß die Katholiken in Deutschland sich nicht genügend dem Dritten Reich unterordneten. Ribbentrop verwies darauf, daß Hitler persönlich 7.000 Prozesse gegen Geistliche niederschlagen ließ und der Kirche jährlich eine Milliarde Reichsmark für wohltätige Zwecke zukommen ließ. Im Stillen wirkte die Kirche, indem sie sich bemühte, Verbindungen von Kriegsgefangenen mit ihren Familien herzustellen, Vermißte aufzuspüren, Flüchtlinge und Ausgebombte zu versorgen und Ausreisewillige bei der Emigration zu unterstützen. Bis zum Juni 1940 gelang es Pius, Mussolini und Italien aus dem Kriegsgeschehen herauszuhalten.
Am 10. Mai 1940 griff die deutsche Wehrmacht Belgien, die Niederlande und Luxemburg an, um die französischen Verteidigungslinien zu umgehen. Diesmal schwieg Pius nicht ganz, aber es gab nur Mitleidstelegramme an die überfallenen Länder. Die Achsenmächte waren darüber sehr erbost und beim Besuch des italienischen Vatikan-Gesandten Dino Alfieri kam es zu einem heftigen Streit, wobei der Papst seine Zurückhaltung fallen ließ und sein Verhalten in Bezug auf den deutschen Überfall verteidigte. Ende Juni, als Hitler den Waffenstillstand mit Frankreich im Wald von Compiègne diktiert hatte, unternahm Pius XII. erneut eine Versuch, den Krieg zu beenden, in dem er in Deutschland, Italien und Großbritannien nach Möglichkeiten einer Verständigung anfragte. Dabei zeigte er sich besorgt, daß die "gottlose" Sowjetunion, die die baltischen Staaten und Teile Rumäniens besetzt hatte, eine Eroberung Westeuropas plane. Er sah sich dabei in der Tradition seiner Vorgänger, die seit der russischen Revolution einen Übergriff auf ganz Europa fürchteten.
Als im Juni 1941 der deutsche Angriff auf die Sowjetunion erfolgte wurde dies deshalb durchaus mit einer gewissen Sympathie im Vatikan gesehen. Dem Wunsch des neuen italienischen Botschafters am Heiligen Stuhl, Bernardo Attolion, den Kreuzzug gegen die Kommunisten mit einem päpstlichen Segen zu versehen, lehnte Pius XII. aber ab. Ebenso klar erklärte er dem amerikanischen Botschafter, daß der Vatikan die russisch-amerikanische Kriegsallianz nicht billige. Pius XII. erklärte dann aber salomonisch, daß er den Kommunismus als Lehre ablehne, aber für das russische Volk Sympathien hege. Mit zunehmendem Kriegsverlauf erhielt man auch im Vatikan immer mehr Informationen über die Massenmorde der Nationalsozialisten. Die Euthanasie an behinderten wurde in Deutschland öffentlich vom Bischof Clemens August Graf von Galen in Münster angeprangert. Worauf das systematische Töten eingestellt wurde. Auch von den Greueltaten von deutschen Sonderheiten in den besetzten Gebieten Osteuropas erfuhr der Papst in Rom. Im Mai 1942 berichteten Geistliche von den ersten Massendeportationen. Papst Pius XII. zweifelte nicht an der Echtheit dieser Berichte, dennoch ignorierte er die Verbrechen, denn eine öffentliche Verurteilung des NS-Regimes würde das Geschehen nicht aufhalten, sondern sich nur nachteilig für die Katholiken auswirken. So wurde erneut ein klares Wort vermieden und die Kirche versuchte vielmehr, im Stillen zu wirken und NS-Verfolgten zu helfen. In Frankreich gelang es, 6.000 jüdische Kinder in katholische Klöster aufzunehmen. In der Slowakei und in Rumänien gelang es durch Verhandlungen, die Deportationen zumindest für einige Zeit aufzuhalten. 24.000 Juden aus Bulgarien und anderen besetzten Gebieten konnten nach Istanbul gebracht werden. Insgesamt waren es wohl über einhunderttausend Juden, die durch die Kirche so gerettet werden konnten.
Am 19. Juli 1943, als die alliierten Truppen schon in Sizilien gelandet waren, griffen amerikanische Bomber Rom an. Der Papst verließ den Vatikan und beteten mit den Opfern der Luftangriffe. In einer Depesche an die Alliierten protestierte er gegen die Bombenangriffe und forderte die Unversehrtheit der Ewigen Stadt. Am 25. Juli wurde Benito Mussolini gestürzt und die neue Regierung bemühte sich um einen Waffenstillstand. Darauf marschierten deutsche Truppen am 10. September in Norditalien und Rom ein. Deutsche SS-Truppen bereiteten einen Abtransport der römischen Juden vor. Und am 16. Oktober 1943 wurden 1.259 Menschen festgenommen. Papst Pius protestierte gegen dieses Vorgehen beim Vatikan-Botschafter Ernst von Weizäcker. Die meisten Juden konnten der Razzia entgehen, weil ihnen auf Geheiß des Papstes Unterschlupf in Kirchen und Klöstern gewährt worden war. So konnten ca. 80 Prozent der italienischen Juden den Krieg überleben. Nicht verhindern konnte der Vatikan zunächst allerdings, daß im Mai 1944 auch in Ungarn Deportationen von Juden erfolgten. Erst ein Telegramm des Papstes an den Reichsverweser Horthy im Juli 1944 veranlaßte diesen, die Deportationen einzustellen. Nachdem Horthy am 15. Oktober von der antisemitischen Pfeilkreuz-Partei gestürzt worden war, begannen erneut Maßnahmen gegen die verbliebenen Juden.
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Die Markenausgaben 1950-1958
1950 erschienen "100 Jahre Palatingarde", 1951 "Seligsprechung Papst Pius X.", "Dogma Mariä Himmelfahrt", "1.500 Jahre Konzil von Chalzedon" und "800 Jahre Kirchengesetze des Gratianus", für 1952 "100 Jahre Briefmarken des Kirchenstaates", 1953 "50 Jahre Martyrium Maria Gorettis", "Papstköpfe", "700. Todestag Hl. Clara von Assisi", 1954 "25 Jahre Lateranverträge", "Marianisches Jahr", "Heiligsprechung Papst Pius X.", "Abschluß Marianisches Jahr", 1955 "1.200. Jahrestag Ermordung des Hl. Bonifatius", "500. Todestag Papst Nikolaus V.", 1956 "Maria Verkündigung", "450 Jahre Schweizergarde", "300 Jahre Hl. Jungfrau von Tschenstochau", 1957 "500 Jahre Kolleg Capranica", "Päpstliche Akademie der Wissenschaften", "800 Jahre Basilika Mariazell" und 1958 "Weltausstellung Brüssel" (erschienen auch als Block 2) und - nach dem Tod Pius XII. - "Sede Vacante".
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Der Vatikan und die Nachkriegszeit
In seiner Weihnachtsansprache des Jahres 1945 stellte Papst Pius XII. fest, daß es nicht zum Frieden kommen würde, sondern nur zu einer Nachkriegszeit. Besonders besorgt war er über die Ausbreitung des kommunistischen Machtbereichs im Osten Europas. Noch im gleichen Jahr erließ er ein Dekret, indem er den Kommunismus als atheistisch anprangerte und ließ Kommunisten exkommunizieren. Den Mitgliedern der Kommunistischen Partei Italiens verweigerte er die kirchlichen Sakramente. Gegenüber den früheren Feinden war man gnädig, da es Leuten wie Adolf Eichmann, Alois Brunner und Josef Mengele auch mit Hilfe des Vatikans gelang, die Flucht nach Südamerika anzutreten und dort unterzutauchen.
Hatte Pius XII. während des 2. Weltkrieges lange geschwiegen so äußerte er sich nach dem Krieg um so häufiger, um zu Problemen der Welt Stellung zu nehmen. Am 20 Februar 1946 wandte er sich gegen den Mißbrauch des Begriffes "Kollektivschuld", es gab eine Enzyklika zum Epiphanietag 1946, in der er sich um notleidende Kinder sorgte, in einer Radioansprache vom 4. April 1946 sprach er über eine drohende Hungernot und in seinen Weihnachtsansprachen von 1946 und 1947 sowie der zuvor am 16. Dezember 1947 verkündeten Enzyklika "Der heiß ersehnte Friede" brachte er seine Sorge über die Zweiteilung der Welt zum Ausdruck. Für die Liturgie ist die Enzyklika "Mediator Die" vom 20. November 1847 von Bedeutung In Frankreich wandte Pius sich gegen das Arbeiterpriestertum und leugnete, daß es dort ein Arbeiterproblem gäbe. In der Enzyklika "Humani generis" vom 12. August 1950 verbot er zeitgemäße Reformbestrebungen und tat seine Auffassung über das Verhältnis von glaube und Wissenschaft kund. In diesem Jahr wurde auch die leibliche Himmelfahrt der Gottesmutter Maria zum kirchlichen Dogma erklärt. Dennoch blieb der Papst hoch populär, wovon die Besuche von vielen Gläubigen aus aller Welt zeugten. Die Konstitution "Sponsa Christi" vom 21. November 1950 regelte die zeitgemäße Gestaltung des weiblichen Ordenswesens, die Neuordnung der Karsamstagfeier wurde durch eine zeitgemäße Anpassung der Osterliturgie am 9. Februar 1951 geregelt, die Neuordnung der Nüchternheitsvorschriften für den Empfang der heiligen Kommunion und der Abendmessen erfolgte am 6. Januar 1953.
Mit besonderen Problemen hatte die katholische Kirche in Osteuropa zu kämpfen, nachdem viele Staaten kommunistisch geworden waren. Während es in der Bundesrepublik Deutschland gelang, das kirchliche Wirken mit neuem Leben zu erfüllen, sah sich die Kirche im Osten Deutschlands - wie in anderen osteuropäischen Staaten - vielen Repressionen ausgesetzt. Die Sowjetunion annektierte die baltischen Staaten Lettland, Estland und Litauen sowie Ostpolen. Über eine Million Polen mußten die alte Heimat verlassen und sich im Westen in vormals deutschem Gebiet ansiedeln. In Polen, Bulgarien und wurden kommunistische Regierungen etabliert. Im Jugoslawien kam der Kommunist Tito an die Macht und schuf die "Föderative jugoslawische Volksrepublik" aus Kroatien, Slowenien, Bosnien und Montenegro. Albanien wurde wieder selbständig, aber kommunistisch. Nur Griechenland konnte sich dank britischer Hilfe dem kommunistischen Zugriff entziehen und wurde wieder eine Monarchie. In Asien dehnte die Sowjetunion ebenfalls ihren Machtbereich aus: Korea wurde bis zum 38. Breitengrad von den Russen, der Süden von den Amerikanern besetzt und Nord- und Südkorea stehen sich bis heute feindlich gegenüber. In China gelangte der Kommunist Mao Tse Tung an die Macht. Alle diese Länder waren auf sozial-wirtschaftlichen Gebiet kommunistisch und auf dem weltanschaulich-religiösen Gebiet atheistisch ausgerichtet. In der Sowjetunion wurden besonders die mit Rom verbündeten Unierten Christen in der Ukraine bekämpft. Auch in den baltischen Staaten wurden die Katholiken verfolgt. In Rumänien wurde 1948 das Konkordat aufgehoben, 1949 wurden alle unierte Bischöfe verhaftet und der Gottesdienst verboten. In Bulgarien begann die Kirchenverfolgung 1952. In Jugoslawien wurde der Erzbischof von Zagreb 1946 zu 16 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. In Ungarn wurde die katholische Presse unterdrückt. Der Erzbischof von Esztergom, Mindszenty, der 1946 zum Kardinal erhoben wurde, wurde im Dezember 1948 verhaftet und 1949 zu einer lebenslänglichen Zuchthausstrafe verurteilt. In der Tschechoslowakei wurde 1949 ein kommunistisches Regime errichtet, ds versuchte, alte hussitische Instinkte zu wecken. Die katholische Presse wurde unterdrückt und auch die katholische Schule durch ein kommunistisch geprägtes Schulwesen abgelöst. 1950 bzw. 1951 wurden vier Bischöfe zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt. In Polen wagte es die Regierung nicht direkt, gegen die katholische Kirche vorzugehen, aber ihre Arbeit wurde bekämpft. Am 23. September 1953 wurde der polnische Primas, Kardinal Wyszynski seines Amtes enthoben. In China richtete sich der Kampf nicht nur gegen die katholische Kirche, sondern gegen jede ausländischen Missionsversuche. 1951 wurde dort nicht nur der päpstliche Nuntius ausgewiesen, sondern auch die katholischen Universitäten in Schanghai und Peking 1951 bzw. 1953 aufgehoben.
Als Pius XII. im Oktober 1958 die Teilnehmer eines Notarkongresses segnen sollte, verharrte er einige Augenblicke, bevor er den Segen erteilte und den Arm dann sinken ließ. Weniger Tage später, am 9. Oktober 1958 verstarb der Papst nach einem langen Pontifikat.
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