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Einführung
Auch die deutsche Kolonialgeschichte ist an den Briefmarken abzulesen. Die Gründung der Kolonien ging meist auf private Initiativen zurück, aber bald wurden die Kolonien in die staatliche Obhut genommen.
Während die deutschen Auslandspostämter in China, Marokko und der Türkei ausschließlich Brustschild- und Germania-Ausgaben mit entsprechendem Aufdruck verwendeten, wurden in den Kolonien diese Überdrucke bald durch eigene Marken ersetzt. Einheitlich zeigen alle Marken der Kolonien ab ca. 1900 als Motiv die kaiserliche Jacht "Hohenzollern".
Während des 1. Weltkrieges verlor das Deutsche Reich die Kontrolle über die Kolonien, die ihm im Vertrag von Versailles am 28. Juni 1919 abgesprochen wurden und meist an Großbritannien und Frankreich fielen.
"Deutsche Post im Ausland" ist die Bezeichnung für Postanstalten des Deutschen Reiches in fremden Staatsgebieten. Deutsche Postanstal-ten gab es in China (Kaiserreich), Marokko und der Türkei.
"Deutsche Kolonien" ist die Sammelbezeichnung für den deutschen Kolonialbesitz. Das Deutsche Reich besaß bis zum 1. Weltkrieg die Kolonien Deutsch-Neu-Guinea, Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika, Kamerun, Kiautschou, Samoa, Togo, die Karolinen-Inseln, die Marianen und die Marschall-Inseln.
- Das Zeitalter des Imperialismus -
Um die Kolonial-Philatelie verstehen zu können, ist es wichtig, etwas über den Zeitgeist in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu wissen. Diese Zeit ist auch durch die Anfänge des Nationalstaates geprägt. Besonders zum Ende des Jahrhunderts steigerte sich der Nationalismus dann zum Imperialismus: man glaubte, daß diejenigen Nationen aus dem Kreis der Weltmächte ausgeschlossen werden könnten, die keine eigenen Kolonien besaßen. Die Begeisterung für Reise- und Forschungsberichte und ein Überlegenheitsgefühl der Europäer über weniger zivilisierte Völker taten ein Übriges.
Besonders England ging immer mehr dazu über, Schutzgebiete, Handelsniederlassungen und Stützpunkte systematisch über große Gebiete in Afrika und Asien auszudehnen und andere Staaten wollten nicht zurückstehen. Standen vorher Forschung und Abenteuer im Vordergrund, ging es jetzt um die systematische wirtschaftliche Ausbeutung der Territorien, wobei die Errungenschaften des Mutterlandes bzgl. Seeverbindungen, Eisenbahnen, Verwaltung und Postnetz sowie Gesundheitswesen und Sozialeinrichtungen einfach auf die Kolonialgebiete übertragen wurden.
1909 gehörten ca. 23% der damaligen Weltbevölkerung und ca. 20% der Erdfläche zum britischen Empire, wobei in den Kolonien 7,7-mal soviele Menschen wie in Großbritannien lebten und der Kolonialbesitz 96-mal so groß wie Großbritannien war. Die französischen Kolonien waren ca. 10-mal so groß wie das Mutterland. Die deutsche Kolonialpolitik setzte erst später ein, da die Folgen der Reichsgründung 1871 zunächst andere Schwerpunkte verlangten.
- Die Kolonialpolitik unter Bismarck -
Der erste deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898) betrieb noch keine agressive Kolonialpolitik, sondern sah die Sicherung des Reiches gegenüber Frankreich und Rußland als Hauptziel an. Gewissermaßen hatte er sogar eine Abneigung gegen Kolonien und soll sogar einmal gesagt haben, Kolonien seien "ein Luxus, den Deutschland sich nicht leisten kann".
Als Geburtsstunde des deutschen Kolonialreiches kann der 24. April 1884 angesehen werden, als die südafrikanischen Besitzungen des Kaufmanns Franz Adolf E. Lüderitz (1834-1886) unter den Schutz des Reiches gestellt wurden und Bismarck im Mai verkündete, daß Deutschland das Protektorat über "die Bucht Angra Pequena samt Umgebung" in Südwestafrika übernommen hätte. Im Juli stellte der Afrikaforscher und Militärarzt Dr. Gustav Nachtigal (1834-1885) Kamerun und Togo unter den Schutz des Reiches.
Zunächst wollte man allerdings nicht die direkte Verwaltung übernehmen, weshalb man die Kolonien auch als "Schutzgebiete" bezeichnete, aber ab 1894 gab es eine Kolonialabteilung im Auswärtigen Amt, ab 1907 ein Reichskolonialamt und der Dt. Kaiser Wilhelm II. ernannte Gouverneure für die Kolonien.
- Die Kolonialpolitik nach Bismarck -
Die festere Einbindung der Kolonien dokumentiert sich in der Zeit nach Bismarck unter anderem auch in der Gründung einflußreicher Vereine wie z. B. dem "Deutschen Kolonialverein" (gegründet 1882), der "Deutschen Kolonialgesellschaft" (gegründet 1887) und des "Alldeutschen Handelsverbandes" (gegründet 1891). 1897 sprach der Staatssekretär im Auswärtigen Amt Bernhard von Bülow (1849-1929) vor dem Reichstag den berühmten Satz, daß man auch einen "Platz an der Sonne" verlange.
Dennoch erwiesen sich die Kolonien als wenig lukrativ: deutsche Auswanderströme blieben mangels Arbeitsmöglichkeiten aus (1903 lebten nur ca. 5000 Deutsche in den Kolonien) und auch als Absatzmärkte erwiesen sich die Kolonien als wenig geeignet, da es dort keine Kaufkraft gab. Bis auf Togo und Samoa waren die Kolonien ein großes "Zuschußunternehmen".
Schlimmer noch waren der Hang des Deutschen Kaisers für alles Militärische und seine diplomatischen Eskapaden, die nicht dazu beitrugen, das Vertrauen der europäischen Nachbarn in die deutsche Politik zu stärken. Beispielhaft sei hier nur die Reise in die Türkei im Herbst 1898 erwähnt, als er sich gegenüber den Mohammedanern als "zu allen Zeiten ihr Freund" bezeichnete. Der einzige "Erfolg" war der Bau der "Bagdadbahn", allerdings wurde das Unternehmen durch den Ersten Weltkrieg gestoppt. Die englisch-deutschen Beziehungen wurden hierdurch jedenfalls belastet und das Flottenbauprogramm verschärfte noch das englische Mißtrauen.
Das Verhältnis zu Frankreich war seit dem Krieg von 1870/71 sowieso angespannt und durch die erste Marokkokrise 1905 wurden die Spannungen weiter verstärkt. Auf der Konferenz von Algeciras im Jahre 1906 stand nur Österreich auf deutscher Seite. Als es 1911 zur zweiten Marokkokrise gab, schickte Deutschland das Kanonenboot "Panther", um Frankreich in die Schranken zu weisen. Deutschland war zwar bereit, Marokko den Franzosen als Protektorat zu überlassen, bekam aber als Ausgleich nicht das französische Kongogebiet, sondern nur einige kleinere Gebiete, die Kamerun angegliedert wurden.
1914 brach dann der 1. Weltkrieg aus, der am 11. November 1918 endete. Mit dem Frieden von Versailles am 28. Juni 1919 endet die deutsche Kolonialgeschichte.
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Deutsche Post in China
Das deutsche Auslandspostamt in China gab die ersten Marken 1898 heraus. Alle Marken tragen den Aufdruck "China". Bis 1905 war die Währung in Mark und Pfennig, ab 1905 in Dollar und Cent.
Insgesamt katalogisiert der Michel-Katalog (in den Hauptnummern) 47 Ausgaben. Die Ausgaben Nr. 1 - 7 (1898 bis 1900) verwendeten die Brustschildausgabe, danach wurden Germania-Marken benutzt.
Wie das Osmanische Reich befand sich auch China in einem Stadium politischer Ohnmacht und geriet in das Blickfeld der Großmächte. 1860 unternahmen drei deutsche Kriegsschiffe eine Expedition nach Ostasien, um Handelsverträge mit China, Japan und Siam abzuschließen. 1861 wurde zwischen China und Preußen ein Handelsvertrag abgeschlossen, der Preußen und dem Dt. Zollverein die gleichen Handelschancen wie den Engländern und Franzosen ermöglichte.
China war als Absatzmarkt sehr interessant und auch chinesische Waren waren in Deutschland sehr begehrt. In den 90er Jahren errichtete das Deutsche Reich eigene Niederlassungen in Tientsin und Hankou, ein Schutzgebiet gab es aber noch nicht. Den Anlaß zur Besetzung der Bucht von Kiautschou (siehe ebenda) bot sich erst, als die beiden Missionare Nies und Henle am 1. Noverber 1898 ermordet wurden.
Der Boxer-Aufstand, der zu Übergriffen auf Ausländer in Peking führte, ermöglichte es den ausländischen Mächten, Druck auf China ausüber zu können. Am 19. Juni 1900 wurde der deutsche Gesandte Klemens von Ketteler ermordet, das Gesandtenviertel wurde vom 20. Juni bis zum 14. August belagert und am 21. Juni erklärte China England, Frankreich, Rußland, Italien, Deutschland und Japan den Krieg. Ein englisch-französisch-deutsches Expeditionskorps unter Generalfeldmarschall Graf von Waldersee (1832-1904)schlug den Aufstand nieder. Im Boxerprotokoll von 1901 mußte China 450 Millionen Silberdollar zahlen, die Waffeneinfuhr unterbinden, Sühnegesandschaften schicken und alle fremdenfeindliche Aktionen verbieten.
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Deutsche Post in Marokko
Das deutsche Auslandspostamt in Marokko gab die ersten Marken 1899 heraus. Alle Marken tragen den Aufdruck "Marokko" und die Wertangabe. Während die erste Ausgabe von 1899 in Mark und Pfennig war, erschien schon die 2. Ausgabe 1899 in Piaster und Centimes.
Insgesamt katalogisiert der Michel-Katalog (in den Hauptnummern) 58 Ausgaben. Die ersten beiden Ausgaben Nr. I - VI und Nr. 1 - 6 von 1899 verwendeten die Brustschildausgabe, danach wurden Germania-Marken benutzt.
Das Sultanat Marokko geriet anfangs des 20. Jahrhunderts in den Blickfeld der Großmächte. Am 31. März 1905 unterstrich Kaier Wilhelm II. durch seinen Besuch die deutschen Ansprüche, die im Januar 1906 auf der Konferenz von Algeciras bestätigt wurden. Marokko stand zu diesem Zeitpunkt allerdings schon weitestgehend unter französischer Kontrolle, so daß Spannungen mit Frankreich vorprogrammiert waren.
Die Dampfer der Hamburger Woermann-Schiffahrtslinie verwendeten vor der Ausgabe deutscher Briefmarken für Marokko die Dauermarken des Deutschen Reiches. Am 20. Dezember 1899 konnte eine Postagentur in Tanger eingerichtet werden. Eine Ausgabe mit dem Aufdruck "Marocco" gelangte auf Grund von Umrechnungsproblemen bei der Währung nicht zur Ausgabe. Die nächste Ausgabe erschien dann aber termingerecht zur Eröffnung der Postagentur. Der Aufdruck des Landesnamen unterstrich ganz gezielt die deutschen Ansprüche in Marokko. Aus diesem Grunde wurde auch bei der Germania-Serie der Landesname mit aufgedruckt.
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Deutsche Post in der Türkei
Das deutsche Auslandspostamt in der Türkei gab die ersten Marken 1884 heraus. Alle Marken tragen als Aufdruck die Wertangabe. In der Türkei galten als Währung Piaster und Centimes.
Insgesamt katalogisiert der Michel-Katalog (in den Hauptnummern) 52 Ausgaben. Die ersten beiden Ausgaben von 1884 und 1889 verwendeten die Brustschildausgabe, danach wurden Germania-Marken benutzt.
Das Osmanische Reich war für die Kolonialmächte als Einflußgebiet deshalb besonders interessant, weil die Meerenge von Konstantinopel ein wichtiges Nadelöhr für den Handel im Osten darstellte und die Gebiete auf der arabischen Halbinsel einen Zugang zum Indischen Ozean ermöglichten.
Die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei waren sehr gut. Schon der Norddeutsche Bund unterhielt seit dem 1. März 1870 eine Postagentur in Konstantinopel. Anfang der achtziger Jahre intensivierten sich die engen wirtschaftlichen und politischen Beziehungen, die im Bau der Bagdadbahn durch deutsche Ingenieure ihren Höhepunkt fanden. Die deutschen Aktivitäten wurden dabei besonders von Großbritannien und Rußland mit Argwohn beobachtet.
Bis 1884 benutzte man in der Postagentur die normalen Dauermarken des Deutschen Reiches, die erst ab 25. Januar 1884 durch Überdrucke in türkischer Währung ersetzt wurden. Da die Türkei keine deutsche Kolonie war, verzichtete man den Eindruck der Landesbezeichnung. Als 1900 die neuen Germania-Marken verausgabt wurden, benutzte man die Inschrift "Reichspost", ab 1905 "Deutsches Reich" und im gleichen Jahr erschienen Germania-Marken auf Wasserzeichenpapier.
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Deutsch-Neuguinea
Die erste Ausgabe von Deutsch-Neuguinea erschien 1897 (Nr. 1 - 6) und trug den Aufdruck "Deutsch-Neu-Guinea" auf Brustschild. Als Währung galten in Deutsch-Neuguinea Mark und Pfennig.
Insgesamt katalogisiert der Michel-Katalog (in den Hauptnummern) 24 Ausgaben. Neben den Brustschilden mit Aufdruck wurde ab 1901 das Motiv der "Hohenzollern-Jacht" mit der Landesangabe "Deutsch-Neu-Guinea" verwendet.
Im Jahre 1880 wurde in Berlin durch den Geheimen Kommerzienrat von Hansemann eine Gesellschaft zum Aufbau eines Kolonialreiches in der Südesee gegründet, die sich 1884 in Neuguinea-Compagnie umbenannte. 1885 erhielt die Gesellschaft den kaiserlichen Schutzbrief, der deutsche Teil der Insel wurde vom niederländischen Territorium abgegrenzt und mit England wurde 1886 vereinbart, das Gebiet unter diese drei Mächte aufzuteilen. Außerdem erhielt Deutschland die Salomon-Inseln, Buka, Bougainville, Choiseul und Isabel.
Die deutsche Bevölkerung in Deutsch-Neuguinea bestand um 1914 herum aus ca. 1.000 Menschen und in den übrigen Südseegebieten mit Samoa dürften ca. 500 Deutschstämmige gewohnt haben.
1887 wurde Neuguinea dem Weltpostverein angegliedert. Die erste Postanstalt wurde am 15. Februar 1888 in Finschhafen eingerichtet und bestand bis zum 17. Oktober 1891. Bis 1888 wurden auch hier die Dauermarken des Deutschen Reiches verwendet, was an der Abstempelung "Finschhafen" erkennbar ist.
Die postalische Verwaltung wurde in Deutsch-Neuguinea vom Postamt Rabaul ausgeübt, zu dem bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges 13 Postagenturen und 1 Posthilfsstelle gehörten.
Ab 1897 standen dann Dauermarken mit dem Aufdruck "Deutsch-Neu-Guinea" zur Verfügung und ab Anfang 1901 wurden auch hier die Kolonialmarken mit dem Motiv "Hohenzollern-Jacht" in deutscher Währung verwendet.
Die Verbindung nach Deutschland erfolgte durch deutsche Seeposten und zwischen der Poststation Morobe auf Kaiser-Wilhelmland und Samarai in Britisch-Papua gab es eine Botenpostverbindung.
Als im März 1893 die Australier ihre Postdampferlinie von Sysdney nach den Tonga-Inseln und Samoa einstellten, übernahm der Dampfer "Lübeck" des Norddeutschen Lloyds die bisher von der Neuguinea-Compagnie betriebene Route Singapore - Soerabaja - Deutsch-Neuguinea als "Neu-Guinea-Zweiglinie", die bis 1900 wirtschaftlich erfolgreich betrieben wurde und danach sogar bis nach Sydney erweitert wurde. Ab 1904 gab es - aus wirtschaftlichen Beweggründen - eine neue Linie Sydney - Deutsch-Neuguiney - Yap(Karolinen) - Manila - Hongkong - Japan, die bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges beibehalten wurde. Außerdem unterhielt der Norddeutsche Lloyd mehrere kleine Küstendampfer auf Deutsch-Neuguinea
- Post von Deutsch-Neuguinea nach Kriegsausbruch -
Die Nachricht vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges traf über Funk am 5. August 1914 durch ein Telegramm aus Nauru ein und am 6. August wurde für Deutsch-Neuguinea der Kriegszustand erklärt. Der letzte ordentlich beförderte Brief aus Morobe nach Berlin, der bekannt ist, stammt vom 22. Juli 1914, so daß naheliegt, daß unterwegs befindliche Post von englischen und australischen Schiffen abgefangen wurde. Als am 30. August der Dampfer "Siar" der Neuguinea-Compagnie die Insel Richtigung Niederländisch-Indien verließ, um Nahrungsmittel zu beschaffen, weigerte sich die Compagnie, Postsäcke des Postamts Rabaul zu befördern.
Am 7. September wurde durch den Gouverneur eine Postzensur veranlaßt. Die mit der "Kalili" am 14. September beförderte Post trug derartige Zensurvermerke. Auf den Umschlägen waren Zensurstempel mit dem Text "Gouvernementsseitig unter Kriegsrecht geöffnet. Rabaul ... September 1914. Überwachungsoffizier". Diese Post ist die letzte vor der Kapitalation am 17. September 1914 bekannte. Sie erreichte Mitte November 1914 Deutschland mit neutralen Schiffen.
- Forschungsgemeinschaft -
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Deutsch-Ostafrika
Die erste Ausgabe von Deutsch-Ostafrika erschien 1893 (Nr. 1 - 5) und trug - wie die 2. Ausgabe von 1896 - als Aufdruck die Wertangabe auf Brustschild. Als Währung galten in Deutsch-Ostafrika zunächst Rupie und Pesa, ab 1905 Rupie und Heller.
Insgesamt katalogisiert der Michel-Katalog (in den Hauptnummern) 39 Ausgaben. Neben den Brustschilden mit Aufdruck wurde ab 1901 das Motiv der "Hohenzollern-Jacht" mit der Landesangabe "Deutsch-Ostfrika" verwendet. 1916 erschien noch eine durchstochene Notausgabe (Nr. III - V), für die im Katalog keine Bewertung für gebrauchte Werte vorzufinden ist.
Am 28. März 1884 gründeten der Historiker und Geograph Dr. Carl Peters und Graf Behr-Bandelin die "Gesellschaft für deutsche Kolonisation", die es sich zur Aufgabe machte, möglichst einen großen deutschen Kolonialbesitz zu schaffen. Obwohl Bismarck einer Kolonisierung eines Gebietes am Sambesi und im Transvaal kritisch gegenüber stand, weil er Konflikte mit Großbritannien befürchtete, fand im September 1884 eine Expedition nach Sansibar statt.
Am 27. Februar 1885 wurde Deutsch-Ostafrika als vierte deutsche Kolonie unter deutschen Schutz gestellt und am 31. Juli 1887 konnte Peters mit Salid Bargasch, dem Sultan von Sansibar einen Schutzvertrag abschließen. Obwohl England das deutsche Engagement in Ostafrika als Bedrohung seiner Interessen ansah, kam es 1886 und 1890 zu Übereinkünften über die Aufteilung Ostafrikas. Dar-es-Salam und Pangani, sowie die Küste und das Hinterland von Witu wurden als deutsches Protektorat anerkannt, um deutschen Ansprüchen auf Uganda zuvorzukommen. Außerdem kam Helgoland nach Deutschland im Tausch gegen Sansibar.
In Ostafrika wurden besonders die Bahnverbindungen wichtig für die Erschließung des Landes: so wurden eine Bahn vom Kilimandscharo nach Taga und eine Linie vom Tanganjikasee nach Dar-es-Salam gebaut.
1904 gab es außer dem Postamt im Dar-es-Salam an der Küste acht und im Landesinneren 21 Postagenturen, wobei die Postämter in Dar-es-Salam, Bagamojo, Kilwa, Pangani, Tanaga und Udjidji von Postbeamten geleitet wurden. 1909 gab es insgesamt 35 Agenturen mit 2,8 Millionen Briefen und 24 Telegrafenstationen mit ca. 180.000 Telegrammen und 86.000 Ferngesprächen.
In Ostafrika unterschiedet man drei Ausgabegebiete: Wituland mit der Postagentur Lamu (22. November 1888 bis 31. März 1891; am 1. Juli 1890 wurde Wituland an Großbritannien abgetreten, die Postagentur schloß aber erst am 31. März 1891), Sansibar (27. August 1890 bis 31. Juli 1891) und die Postanstalt Deutsch-Ostafrika mit Dar-es-Salam, Bagamoyo, Bukoba, Kilimatinde, Kilossa, Kilwa, Lindi, Mikindani, Mohorro, Pangani, Saadani und Tanga (Einrichtung am 4. Oktober 1890).
Anders als in den übrigen Schutzgebieten wurden in Deutsch-Ostafrika Marken in Rupien-Währung verwendet (1 Rupie = 64 Pesa; ab 1906 1 Rupie = 100 Heller). Zunächst wurden auch hier Dauermarken des Dt. Reiches verwendet und ab 1896 gab es diese Marken mit dem Aufdruck "Deutsch-Ostafrika". Das Motiv "Hohenzollern-Jacht" wurde in Deutsch-Ostafrika erst spät verausgabt. 1905 gab es eine zweite Ausgabe wegen der Umstellung auf das Dezimalsystem. Eine Ausgabe auf Wasserzeichen-Papier kam hier - im Gegensatz zu anderen Kolonien - noch voll zum Einsatz und das Ende als deutsche Kolonie kam erst zum Ende des Ersten Weltkrieges: die Schutztruppe unter General Lettow-Vorbeck konnte sich bis zum Waffenstillstand 1918 halten, obwohl britische Truppen Teile der Kolonie erobert hatten.
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Deutsch-Südwestafrika
Die erste Ausgabe von Deutsch-Südwestafrika erschien 1897 (Nr. 1 - 4) und trug - wie die 2. Ausgabe von 1898 - den Aufdruck "Deutsch-Südwestafrika" auf Brustschild. Als Währung galten in Deutsch-Südwestafrika Mark und Pfennig.
Insgesamt katalogisiert der Michel-Katalog (in den Hauptnummern) 32 Ausgaben. Neben den Brustschilden mit Aufdruck wurde ab 1900 das Motiv der "Hohenzollern-Jacht" mit der Landesangabe "Deutsch-Südwestfrika" verwendet.
Schon 1883 schloß der Kaufmann Franz Adolf E. Lüderitz einen Vertrag mit Einheimischen, nachdem er 1881 eine Fabrik in Lagos gegründet hatte und dann das Gebiet um die Bucht von Angra Pequena erwarb, das auch als "Lüderitzland" bekannt ist. Am 7. August 1884 wurde das Gebiet als "Deutsch-Südwestafrika" dann offizielles deutsches Schutzgebiet.
Bis 1895 gab es nur eine von Polizisten mit verwaltete Postagentur, die am 16. Juli 1888 in Otyimbingue eingerichtet und auf Grund von Unruhen mehrfach verlegt wurde. 1895 wurde der Postsekretär Sachs zwecks Aufbau des Postdienstes in die Kolonie geschickt. Obwohl vor 1897 keine eigenen Briefmarken veräußert wurden, bedeutete die Verwendung der Dauermarken des Deutschen Reiches die Übernahme der deutschen Währung. Frühe Stempelungen sind aus Otyimbingue, Windhuk und Swakopmund bekannt.
Ab März 1897 wurden Marken mit einem zweizeiligen Aufdruck "Deutsch-Süd-West-Afrika" verwendet, deren Überdruck am 15. November 1899 in "Deutsch-Süd-Westafrika" geändert wurde.
Da ab 1891 die eingewanderten Siedler die Weidegebiete und die wenigen Wasserstellen der Herero besetzten, kam es 1896 zu einem ersten Aufstand, der von Gouverneuer Theodor Leutwein (1849-1921) blutig niedergeschlagen wurde. 1904 kam es unter Häuptling Samul Maherero zu einem erneuten Herero-Aufstand, aber General Lothar von Trotha (1848-1920) gelang mit der Schlacht am Waterberg am 11. August 1904 ein Sieg. Ein Aufstand der Hottentotten im Süden folgte, der sich als Witbooi-Krieg bis 1908 hinzog. Durch diese Kriege wurde besonders der Aufbau eines Nachrichtensystem forciert und die Feldtelegrafie war maßgeblich mit entscheidend für den Sieg über die Hottentotten.
Im November 1900 wurden auch in Deutsch-Südwestafrika die neuen Kolonialbriefmarken mit dem Motiv der "Hohenzollern-Jacht" verwendet, eine Neuauflage aus 1906 mit Wasserzeichenpapier gelangte aber nicht mehr vollständig zur Ausgabe. Nach den Burenkriegen in 1899 bis 1902 wurden die britischen und burischen Gebiete 1910 zur "Südafrikanischen Union" zusammengeschlossen und nach der Kapitulation der deutschen Schutztrupp im Juli 1915 wurde die deutsche Kolonie als Mandatsgebiet übernommen.
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Kamerun
Die erste Ausgabe von Kamerun erschien 1897 (Nr. 1 - 6) und trug den Aufdruck "Kamerun" auf Brustschild. Als Währung galten in Kamerun Mark und Pfennig.
Insgesamt katalogisiert der Michel-Katalog (in den Hauptnummern) 25 Ausgaben. Neben den Brustschilden mit Aufdruck wurde ab 1900 das Motiv der "Hohenzollern-Jacht" mit der Landesangabe "Kamerun" verwendet.
Im Jahre 1868 gründete der Reeder und Inhaber der Hamburger Handelsfirma C. Woermann, Adolf Woermann an der Mündung des Kamerunflusses in Batanga eine Niederlassung und 1875 folgte die Hamburger Firma Jantzen & Thormälen, die zusätzliche Niederlassungen in Viktoria, Bimbia, Malimba und am Campofluß errichtete.
Die Firma Woermann richtete auch eine Dampferlinie ein, die die Handelsplätze miteinander verband, was der britischen Konkurrenz nicht gefiel. 1882 baten einheimische Häuptlinge um die Einrichtung einer Schutzherrschaft. Da England aber zu spät reagierte, wurde diese Bitte auch an die deutschen Niederlassungen gerichtet, so daß am 14. Juli 1884 unter Anwesenheit von Reichskommissar Dr. Gustav Nachtigal (1834-1885) die deutsche Flagge gehißt werden konnte.
Das Postamt in Duala war die Zentrale des Post- und Telegrafenwesens und im gesamten Schutzgebiet gab es ca. 20 Poststellen. Die Post zwischen Kamerun und dem Dt. Reich wurde alle 14 Tage durch Dampfer der Woermann-Reederei, der African Steamship Company und der British Steam Navigation Company befördert. Nach Gründung des ersten Postamtes gab es 1914 schon ca. 45 Post- und Telegrafenämter.
Auch Kamerun verwendete zunächst die Marken des Deutschen Reiches und bis 1897 war die Herkunft allein durch die Stempel erkennbar. Neben dem Stempelabdruck "KAMERUN" gab es auch einige weitere, wie z. B. mit der Inschrift "Viktoria-Kamerungebiet". Ab dem 14. April 1897 wurden Briefmarken mit dem Aufdruck "Kamerun" verwendet und ab November 1900 gab es in Kamerun die Kolonialmarken mit dem Motiv der "Hohenzollern-Jacht". Schon 1915 begann die Besetzung der Kolonie durch britische Truppen und als am 18. Februar 1916 die deutschen Truppen kapitulierten, endete die deutsche Kolonialgeschichte in Kamerun.
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Karolinen
Die erste Ausgabe der Karolinen erschien 1899 (Nr. 1 - 6) und trug - wie die 2. Ausgabe von 1900 - den Aufdruck "Karolinen" auf Brustschild. Als Währung galten auf den Karolinen Mark und Pfennig.
Insgesamt katalogisiert der Michel-Katalog (in den Hauptnummern) 19 Ausgaben. Neben den Brustschilden mit Aufdruck wurde ab 1901 das Motiv der "Hohenzollern-Jacht" mit der Landesangabe "Karolinen" verwendet.
Der Versuch, in den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts auch auf den Karolinen und Marianen Handelsniederlassungen zu gründen, scheiterte zunächst an spanischen Ansprüchen. 1886 wurden die Inselgruppen durch Schiedsspruch des Papstes Leo XIII. Spanien zugesprochen und Deutschland erhielt als Ausgleich die Insel Nauru, die über ein großes Phosphatvorkommen verfügte. 1899 konnte das Deutsche Reich aber die Karolinen, die Marianen und die Palau-Inseln von Spanien für ca. 18 Millionen Mark erwerben.
Mikronesien bestand aus drei Inselgruppen, wobei die Karolinen und die westlich gelegenen Palau-Inseln die Mitte bildeten, die Marianen lagen im Norden und im Osten die Marshall-Inseln. Meist waren es sehr kleine Inseln; nennenswert sind eigentlich nur Ponape mit 348 qkm, Yap mit 207 qkm, Truk mit 132 qkm und Kusaie mit 110 qkm, während der Rest in einer Größenordnung von 200 qkm aus 700 Koralleninseln bestand. Die Entfernung zwischen Yap im Westen und Kusaie im Osten betrug etwa 3.000 km.
Auf den Karolinen wurden seit 1899 Dauermarken des Deutschen Reiches mit dem Aufdruck "Karolinen" benutzt. Das erste Postamt wurde in Ponape am 12. Oktober 1899 erreichtet und am 6. Novemer 1899 wurde auch eine Agentur in Yap eröffnet. Insgesamt gab es auf den Karolinen fünf Postagenturen. Ab Anfang 1901 wurden auch auf den Karolinen eigene Marken mit dem Motiv "Hohenzollern-Jacht" verwendet.
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Kiautschou
Die erste Ausgabe von Kiautschou erschien 1900 (Nr. 1 - 4). In Abweichung von den Ausgabe der Deutschen Post in China wurde neben dem Aufdruck "China" auch das Kürzel "Pf" (als Währungsangabe) mit auf der Marke aufgedruckt. Ab 1905 lautet die Währungsangabe auf Dollar und Cent.
Insgesamt katalogisiert der Michel-Katalog (in den Hauptnummern) 37 Ausgaben. Neben den Brustschilden mit Aufdruck wurde ab 1905 das Motiv der "Hohenzollern-Jacht" mit der Landesangabe "Kiautschou" verwendet.
Als am 1. November 1897 die beiden deutschen Missionare Nies und Henle ermordet werden, nimmt Admiral von Diederichs dies zum Anlaß, das Kiautschou-Gebiet zu besetzen. Am 6. März 1898 schloß der Gesandte in Peking, Freiherr von Heyking, mit China den Kiautschou-Vertrag ab.
Im Unterschied zu den anderen Gebieten war Kiautschou keine klassische Kolonie. Für 99 Jahre hatte man einen Pachtvertrag zwecks Austausch von Gütern geschlossen. In der Bucht wurde die Stadt Tsingtau gegründet, im Juni 1899 wurde die Schantung-Eisenbahngesellschaft aus der Taufe gehoben, die bis 1904 die 395 km lange Linie Tsingtau-Kiautschou fertigstellte. In Tsinanfu gab es einen Anschluß an die Tientsin-Peking-Bahn und ab 1914 konnte die Post unter Einbeziehung der Sibirischen Eisenbahn binnen zwölf Tagen von Berlin nach Tsingtau befödert werden.
Mit dem Handel ging auch ein reger Postverkehr einher. Die ersten Stempel trugen die Inschrift "KAIS. DEUTSCHE MARINE-SCHIFFSPOST", die von der Besatzung von Kiautschou vom 14. November 1897 bis zur Errichtung des Postamtes in Tsingtau am 26. Januar 1898 verwendet wurden. Der Stempel trug nun die Inschrift "TSINTANFORT MARINE-FELDPOST" und wurde bis zum 12. März 1898 eingesetzt, danach wurde die Inschrift "MARINE-FELDPOST" entfernt.
Zwischen 1898 und 1908 wurden 1,8 Millionen Briefe befördert, 15.000 Postanweisungen, über 16.000 Pakete und 51.000 Telegramme. Das chinesische Verbindungspostamt für Sendungen in das Innere von China beförderte in dieser Zeit ca. 3.1 Millionen Briefe und 66.000 Pakete.
Seit Beginn der Besatzung wurden auch in Kiautschou die Dauermarken des Deutschen Reiches verwendet, aber bereits ab 1898 trugen einige dieser Marken schon den Aufdruck "CHINA". Ab Januar 1901 wurden auch in Kiautschou Briefmarken mit dem Motiv "Hohenzollern-Jacht" eingesetzt. Briefmarken mit der Bezeichnung "CHINA" wurden nur noch außerhalb der deutschen Kolonie Kiautschou benutzt, ansonsten erhielten sie die Bezeichnung "Kiautschou". Ab 1095 wurde das Porto in der chinesischen Dollarwährung berechnet. Als der 1. Weltkrieg ausbrach, besetzten im November 1914 japanische Truppen die Kolonie und im Dezember 1920 wurde das Gebiet an China zurückgegeben.
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Marianen
Die erste Ausgabe der Marianen erschien 1899 (Nr. 1 - 6) und trug den Aufdruck "Marianen" auf Brustschild. Als Währung galten auf den Marianen Mark und Pfennig.
Insgesamt katalogisiert der Michel-Katalog (in den Hauptnummern) 21 Ausgaben. Neben den Brustschilden mit Aufdruck wurde ab 1901 das Motiv der "Hohenzollern-Jacht" mit der Landesangabe "Marianen" verwendet.
Der Versuch, in den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts auch auf den Karolinen und Marianen Handelsniederlassungen zu gründen, scheiterte zunächst an spanischen Ansprüchen. 1886 wurden die Inselgruppen durch Schiedsspruch des Papstes Leo XIII. Spanien zugesprochen und Deutschland erhielt als Ausgleich die Insel Nauru, die über ein großes Phosphatvorkommen verfügte. 1899 konnte das Deutsche Reich aber die Karolinen, die Marianen und die Palau-Inseln von Spanien für ca. 18 Millionen Mark erwerben.
Mikronesien bestand aus drei Inselgruppen, wobei die Karolinen und die westlich gelegenen Palau-Inseln die Mitte bildeten, die Marianen lagen im Norden und im Osten die Marshall-Inseln. Die Marianen wurden am 6. März 1521 von dem Portugiesen Fernando Magellan entdeckt. Ihren endgültigen Namen erhielten sie 1668, als die Spanier die Inseln eroberten und nach der Witwe Königs Philips IV., Königin Maria Ana de Austria auf den Namen Islas Marianas tauften.
Auf den Inseln gab es in der zweiten Hälfte des 19. jahrhunderts drei deutsche und zwei japanische Handelsgesellschaften, die Kopragewinnung, Fischerei und Seevögelfang betrieben. Nach Europa gab es eine recht gute Verkehrsverbindung, denn Saipan wurde viermal im Jahr von Schiffen aus der Heimat besucht.
Auf Saipan wurde am 18. November 1899 eine Postagentur eingerichtet, die von Anfang an Dauermarken des Deutschen Reiches mit einem entsprechenden Aufdruck "Marianen" versah: auf den Marianen gab es also keine sogenannten Vorläufer. Ab 1901 wurden auch für die Marianen Dauermarken mit dem Motiv "Hohenzollern-Jacht" verausgabt.
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Marschall-Inseln
Die erste Ausgabe der Marschall-Inseln erschien 1897 (Nr. 1 - 6) und trug den Aufdruck "Marschall-Inseln" auf Brustschild. Als Währung galten auf den Marschall-Inseln Mark und Pfennig.
Insgesamt katalogisiert der Michel-Katalog (in den Hauptnummern) 23 Ausgaben. Neben den Brustschilden mit Aufdruck wurde ab 1901 das Motiv der "Hohenzollern-Jacht" mit der Landesangabe "Marschall-Inseln" verwendet.
Der Versuch, in den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts auch auf den Karolinen und Marianen Handelsniederlassungen zu gründen, scheiterte zunächst an spanischen Ansprüchen. 1886 wurden die Inselgruppen durch Schiedsspruch des Papstes Leo XIII. Spanien zugesprochen und Deutschland erhielt als Ausgleich die Insel Nauru, die über ein großes Phosphatvorkommen verfügte. 1899 konnte das Deutsche Reich aber die Karolinen, die Marianen und die Palau-Inseln von Spanien für ca. 18 Millionen Mark erwerben.
Mikronesien bestand aus drei Inselgruppen, wobei die Karolinen und die westlich gelegenen Palau-Inseln die Mitte bildeten, die Marianen lagen im Norden und im Osten die Marshall-Inseln. Die Marshall-Inseln wurden 1889 entdeckt und erhielten ihren Namen nach dem Entdecker. Sie bestanden aus 32 Atollen, die nur eine Fläche von 400 qkm abdecken. 1910 waren 30 Inseln bewohnt, auf denen knapp 10.000 Einheimische und etwas über 80 Weiße lebten. Die meisten Einwohner hatte die Hauptinsel Jaluit.
Die Postagentur in Jaluit auf den Marshall-Inseln wurde am 29. März 1889 errichtet und der verwendete Stempel trug die Inschrift "JALUIT MARSCHALL-INSELN". Insgesamt gab es dort 2 Postagenturen. Zunächst wurden Briefmarken mit der Inschrift "Marshall-Inseln" verwendet und 1901 wurden auch für die Marshall-Inseln Dauermarken mit dem Motiv "Hohenzollern-Jacht" verausgabt. In Tongatabu auf den Tonga-Inseln wurde am 21. September 1886 eine Deutsche Postdampferschiffs-Agentur errichtet, die im April 1893 aber wieder geschlossen wurde.
Auf den Marschall-Inseln gab es außerdem eine Besonderheit, die sogenannte "Atoll-Post", die Briefe zwischen den Inseln mit kleinen Schiffen beförderte. Die Poststücke mußten handschriftlich entwertet werden und sind äußerst selten.
Zu Beginn des 1. Weltkrieges wurde die gesamte Inselgruppe von den Japanern besetzt, so daß die neue Ausgabe der Kolonialmarken auf Wasserzeichenpapier die Kolonien nicht mehr erreichte und - wie die anderen während des Krieges gedruckten Kolonialausgaben - fast ausschließlich am Postschalter in Berlin an Sammler verkauft wurden.
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Samoa
Die erste Ausgabe von Samoa erschien 1900 (Nr. 1 - 6) und trug den Aufdruck "Samoa" auf Brustschild. Als Währung galten in Samoa Mark und Pfennig.
Insgesamt katalogisiert der Michel-Katalog (in den Hauptnummern) 27 Ausgaben. Neben den Brustschilden mit Aufdruck wurde ab 1901 das Motiv der "Hohenzollern-Jacht" mit der Landesangabe "Samoa" verwendet.
Auch in der Südsee waren es Kaufleute, die mit ihren Handelsniederlassungen die Voraussetzung für ein späteres deutsches Schutzgebiet schufen: der Inhaber des Hamburger Handelshauses Johann Cesar Godeffroy und Sohn, Johann Cesar Godeffroy (1813-1885) ließ sich zunächst auf den Turmotu-Inseln, auf Tahiti und zur Mitte des 19. Jahrhunderts auch auf Samoa nieder. 1873 folgten Niederlassungen auf den Marschall-Inseln, im Bismarck-Archipel und in Neupommern. Gleichzeitig errichtete das Handelshaus Hernsheim und Kompagnon Stationen auf den Karolinen, den Marshall- und den Gilbert-Inseln. Als 1878 das Haus Godeffroy in Konkurs ging und der Deutsche Reichstag die Erteilung der Schutzherrschaft über Samoa ablehnte, kam es zu einer kurzen Unterbrechung der kolonialen Entwicklung.
Am 16. Februar 1900 wurde zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland ein Vertrag unterzeichnet, der eine Aufteilung Samoas vorsah. Als Ersatz für seinen Gebietsanspruch erhielt England die Tonga-Inseln und die Salomon-Inseln Choiseul und Isabel zugesprochen.
Das Nachrichtenwesen war nicht mit dem in den anderen Kolonien zu vergleichen: auf Samoa gab es schon seit 1886 eine deutsche Post, obwohl das Gebiet zu dieser Zeit noch ein unabhängiges und souveränes Königreich war. Ab Dezember 1901 wurden auch hier die Dauermarken mit dem Motiv "Hohenzollern-Jacht." Am 29. August 1914 wurde Samoa von den Briten besetzt und wurde zunächst von Neuseeland verwaltet, bis es 1920 Deutsch-Samoa als Völkerbundsmandat zugesprochen bekam.
Samoa besaß auch die erste in der Südsee eingerichtete Postdampferlinie, die sog. "Australische Zweiglinie", die die Verbindung Sydney - Tonga-Inseln - Samoa befuhr. Im Jahre 1885 wurde zwischen dem Reichskanzler von Bismarck und dem Norddeutschen Lloyd der Subventionsvertrag unterzeichnet und ab September 1896 befuhr der Dampfer "Lübeck" erstmals diese Linie. Da sie aber starke Defizite einfuhr, wurde sie im März 1893 schon wieder eingestellt.
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Togo
Die erste Ausgabe von Togo erschien 1897 (Nr. 1 - 6) und trug den Aufdruck "Togo" auf Brustschild. Als Währung galten in Togo Mark und Pfennig.
Insgesamt katalogisiert der Michel-Katalog (in den Hauptnummern) 23 Ausgaben. Neben den Brustschilden mit Aufdruck wurde ab 1900 das Motiv der "Hohenzollern-Jacht" mit der Landesangabe "Samoa" verwendet.
In Togo hatten in der Mitte des 19. Jahrhunderts Hamburger und Bremer Kaufleute in Anécho und Klein-Popo Handelsniederlassungen errichtet. Am 5. Juli 1884 unterzeichnete der deutsche Reichskommissar Dr. Gustav Nachtigal (1834-1885) mit dem togoischen König Mlapa das Abkommen über die deutsche Schutzherrschaft.
Am 1. März 1888 wurde in Klein-Popo das erste Postamt eingerichtet und eine weitere Agentur gab es in Lome. Bis 1914 gab es dann insgesamt 17 Agenturen. Nach Französisch-Dahomey und zur britischen Goldküste gab es Botenpostverbindungen.
Bis 1897 wurden in Togo Dauermarken des Dt. Reiches verwendet und die Verwendung dieser Marken ist nur am Stempel zu erkennen. Benutzt wurden die Stempelabdrucke "Klein-Popo" und "Lome-Togo-Gebiet". Ab Juni 1900 wurden Briefmarken mit der Aufschrift "Togo" verwendet und danach wurden auch hier Marken mit dem Motiv der "Hohenzollern-Jacht" herausgegeben. Die 2. Ausgabe dieser Marken mit Wasserzeichen kam allerdings nicht mehr zum Einsatz, da die Alliierten nach Kriegsausbruch die Verbindungen zum Dt. Reich blockierten und schon ab 1914 den Postverkehr übernahmen.
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Witu-Schutzgebiet
Im Witu-Schutzgebiet (auch Suaheliland genannt) wurden in Lamu am 22.11.1888 und in Zanzibar am 28.08.1890 deutsche Postagenturen eingerichtet. Die Agentur in Lamu wurde am 31.03.1891 und die Agentur in Zanzibar am 31.07.1891 geschlossen. Das Suaheli-Sul-tanat unter Sultan Fuma Bakari stand vom Mai 1895 bis zum Juli 1890 unter deutscher Schutzherrschaft.
Insgesamt führt der Michel-Katalog 60 Freimarken und 36 Dienstmarken an.
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Deutsche Seeposten
Eine Deutsche Seepost gab es erstmals durch die Woermann-Linie ab August 1863, ohne besondere Marken, aber mit Seepoststempeln versehen. Ab 1886 gab es in den Bordpost-ämtern eigene Stempel. Als Frankatur dienten in der Regel Marken der Dt. Reichsost, deren Verwendung nur an den Stempeln als Auslands-Schiffspost erkennbar ist. Allerdings gab es zweimal auch eigene Briefmarken.
Insgesamt katalogisiert der Michel-Katalog 3 Ausgaben. 1875-79 handelte es sich um Briefmarken der Hamburg-Amerikanischen Paketfahrt- Aktiengesellschaft (HAPAG), die im Westindiendienst verwendet wurden (Nr. 1-2).
1916 erschienen Briefmarken der Deutschen Versicherungsbank, die für den Handelsunterseebootverkehr zwischen Deutschland und Amerika während des ersten Weltkriegs das Porto und den Versicherungswert für Wertbriefe absicherten. Der Michel-Katalog nennt hier 2 Ausgaben: Nr. 3-8 und Nr. 8-16.
Zu nennen ist in diesem Zusammenhang aber auch ein interessantes Provisorium: die berühmte VINETA-Ausgabe ist nämlich eigentlich eine Marine-Schiffspostausgabe. Die Teilung der 5-Pf-Germania und der Ausdruck von violetten 3-Pf-Handstempeln in 1901 erfolgte während einer Fahrt des Kreuzers "Vineta" durch die Gewässer vor der Küste Brasiliens. Die Marke wurde schon 1903 als Mi.-Nr. 67 unter "Deutsches Reich" katalogisiert, obwohl sie dort eigentlich garnicht hingehört.
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