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Einführung
Da nach der Kapitulation des Deutschen Reiches zunächst auch jegliche staatliche Ordnung zerfiel, machten im postalischen Bereich viele Orte aus der Not eine Tugend und veröffentlichten zur Frankatur der innerörtlichen Post eigene Briefmarken. Meist wurden vorhandene Marken der Dauerserie "Hitler" überdruckt, aber es gab auch eigene Emissionen, teilweise auch als Zuschlagmarken und sogar Briefmarkenblöcke. In diesem Kapitel gibt es einen Überblick über diese sog. "Lokalausgaben".
Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches wurden Postsücke zunächst beschlagnahmt und zensiert, wobei besonders Hitlermarken oder NS-Symbole geschwärzt wurden. Nach Wiederzulassung des Postverkehrs wurden die Sendungen dann aber zugestellt. Im Juni 1945 zogen die alliierten Truppen jeweils in die ihnen zugewiesenen Besatzungszonen, wobei vor allen Dingen die amerikanischen Truppen sich aus Thüringen, Sachsen und Mecklenburg zurückziehen mußten.
Die Wiederaufnahme des Postverkehrs erfolgte zuerst in den Gebieten, in den auch die Kriegshandlungen eingestellt waren, und meist auf lokaler und regionaler Ebene, da für weite Entfernungen auch die entsprechenden Transportmittel fehlten. Da zudem die Besatzungsausgaben noch nicht überall und in erforderlicher Anzahl zur Verfügung standen, behalfen sich einzelne Orte mit den in diesem Kapitel beschriebenen "Lokalausgaben". Diese dienten sowohl der Frankatur als auch als Spendenmarken für den Wiederaufbau.
Die einfachste Maßnahme war der Aufdruck eines "Bezahlt"-Vermerks, ansonsten nahm man noch vorhandene Marken des Dt. Reiches, deren Markenbilder wegen des Bezuges zum NS-Regime unkenntlich gemacht wurden. Erst durch das Gesetzt Nr. 48 vom März 1947 wurden Marken mit NS-Symbolik für ungültig und ablieferungspflichtig erklärt. Besonders in der Sowjetischen Zone gab es in den ersten Monaten des Jahres 1946 amtliche Lokalausgaben.
Anders als in den anderen Zonen zentralisierten die Sowjets das Postwesen bewußt nicht, sondern führten zunächst umfangreiche Neugliederungen der regionalen Verwaltungen durch, die auch für das Postwesen verantwortlich waren.
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Altdöbern
Von Altdöbern gibt es acht Gebührenzettel.
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Apolda
In Apolda erschienen drei Marken mit der Inschrift "Stadtpost Apolda".
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Arnsberg
In Arnsberg war nach dem Zusammenbruch 1945 ein Gebührenzettel zu 6 Pfennig im Umlauf.
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Aschaffenburg
In Aschaffenburg gab es einen Postverschlußzettel mit dem Aufdruck "Gebühr bezahlt", sowie eine Lokalausgabe "Wiederaufbau" (in 5 verschiedenen Varianten), die allerdings amtlich verboten war.
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Bad Nauheim
In Bad Nauheim waren Postverschlußzettel mit dem Aufdruck "Gebühr bezahlt" bzw. "Stadtwappen" im Umlauf.
Insgesamt katalogisiert der Michel-Katalog sechs Ausgaben: beim ersten Zettel gab es die Handstempel 1 - 3 und beim Stadtwappen fünf Varianten.
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Bad Saarow
In Bad Saarow wurden Postverschlußzettel mit der Inschrift "Postamt Bad Saarow" verwendet, wobei es sechs verschiedene Wertangaben gibt.
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Barsinghausen
In Barsinghausen wurden Hitler-Marken überdruckt, wobei 7 Werte im Einsatz waren.
Insgesamt unterscheidet der Michel-Katalog die Type I mit zwei und die Type II mit drei Balken.
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Cottbus
Die Stadt Cottbus verwendete eigene Briefmarken. Insgesamt wurden 34 Marken verausgabt.
Der Michel-Katalog nennt die Ausgaben "Wiederaufbau" (20 Werte mit, 4 Werte ohne Unterdruck), 7 Werte mit dem Aufdruck "Tag der Marke", 2 Werte in Farbänderung und eine ungezähnte Marke zum "Tag der Marke".
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Demmin
Aus Demmin sind 6 kleine Etiketten mit blauem Zierrahmen bekannt.
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Döbeln
In Döbeln wurde die 6-Pf-Hitlermarke in bläulichviolett und tiefviolett mit einem Raster überdruckt. Außerdem gibt es ein Jugend-Blockpaar.
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Eckartsberga
In Eckartsberga wurden Gebührenzettel mit Schreibmaschinenschrift zu 6, 10, 24 und 42 Pf verwendet.
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Falkensee
Falkensee verausgabte nach dem 2. Weltkrieg eine eigene Briefmarkenserie mit 6 Werten.
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Finsterwalde
Aus Finsterwalde ist eine Hitlermarke mit Wappenüberdruck bekannt. Außerdem gibt es eine eigene Briefmarkenserie mit der Inschrift "Sängerstadt Finsterwalde", sowie 2 Blockausgaben.
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Flensburg
In Flensburg wurden drei Gebührenzettel mit Schreibmaschinenschrift verwendet.
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Frankenau
Die Stadt Frankenau in Hessen verausgabte je 2 Gebührenzettel mit Aufdruck der Nominale und der Inschrift "Gebühr bar bezahlt" in Hand- und Buchdruck.
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Frankenberg
In Frankenberg gab es eine Ausgabe "Volkssolidarität" mit Aufdruck einer Ziffer.
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Fredersdorf
Von Fredersdorf gibt es insgesamt 70 Ausgaben: neben "FM"-Aufdrucken auf Hitler- und Inflamarken gibt es Ausgaben für den Volkssturm, Behörden- und Parteidienst, sowie diverse Gebührenzettel und zwei Ausgaben "Kinderhilfe" auf Berlin-Marken.
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Freudenstadt
In Freudenstadt waren drei Gebührenzettel zu 6, 8 und 12 Rpf im Umlauf.
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Glauchau
Von Glauchau gibt es insgesamt 42 Lokalausgaben: neben dem Aufdruck "Kreis Glauchau" mit Wertangabe (Nr. 1 - 19) gibt es 10 Werte "Partei-" und 13 Werte "Behördendienst".
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Görlitz
Görlitz verausgabte insgesamt 16 Marken mit der Inschrift "Stadt Görlitz", wobei zwischen grauem , weißem und gelben Papier unterschieden wird. Eine vierte Ausgabe erschien mit Spargummi.
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Gottleuba
In Gottleuba erschienen insgesamt 23 Überdrucke auf Hitlermarken mit dem Aufdruck des Stadtsiegels.
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Großräschen
Großräschen verausgabte insgesamt 46 Marken, die zumeist nur zwei gekreuzte Hammer und das Wort "Post" zeigen, sowie den Aufdruck der Nominale (Nr. 1 - 30). Auf den Nr. 31 - 46 steht zusätzlich die Inschrift "Großräschen".
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Hamburg
In Hamburg wurde ein Einschreibzettel als 30-Pf-Marke verwendet.
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Herrnhut
Herrnhut versah insgesamt 13 Werte der Hitler-Ausgabe mit einem Aufdruck, der den Stadtnamen in kyrillischer und lateinischer Schrift zeigt.
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Holzhausen
Von Holzhausen gibt es drei farbige Scheibenaufdrucke auf Hitlermarken.
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Kiel
In Kiel wurde ein Einschreibzettel als 30-Pf-Marke verwendet.
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Köln
In Köln wurden je 2 Gebührenmarken für Einschreibebriefe verwendet, die einen violetten bzw. schwarzen Stempelaufdruck hatten.
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Lauterbach
Lauterbach verausgabte eine Kurierpost-Freimarke zu 10 Pf in rot.
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Löbau
In Löbau wurden Hitlermarken mit einem violetten bzw. schwarzen Handstempel überdruckt, der ein "D" in einem dicken Ring zeigt. Insgesamt gibt es 28 Werte.
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Löhne
In Löhne fanden ab dem 24. August 1945 drei Gebührenmarken mit Handstempelaufdruck des Stadtwappens zu 42 (Pf), 70 (Pf) und 1 (M) Verwendung. Der Handstempel trug im Kreis die Inschrift "Amt Löhne Westfalen" mit Stadtwappen und quer durch den Kreis "Gebühr / bezahlt". Die Gebührenzettel wurden am Postamt an die Kunden verkauft und von diesen auf die Sendungen geklebt. Obwohl das Postamt entgegen der Dienstanweisung die Gebührenzettel mit dem Wertstempel und dem Gebührenvertrag versehen hatte, duldete die RPD Münster stillschweigend die Verwendung.
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Lohne
In Lohne gab es zwei Gebührenmarken, die allerdings privater Natur sind.
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Lübbenau
Lübbenau verausgabte 12 Werte, die die Inschrift "Deutsche Post" und "Stadt Lübbenau" trugen. Die Marken gibt es in gezähnter und ungezähnter Erhaltung.
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Lütjenburg
In Lütjenburg wurde nach dem 2. Weltkrieg eine Päckchengebührenmarke verwendet.
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Meißen
In Meißen wurden insgesamt 34 Hitler-Marken eingesetzt, die den Aufdruck "Deutschlands Verderber" trugen. Außerdem erschienen 4 Marken "Wiederaufbau Meißen" mit der Bezeichnung "Deutsche Post", die es in ungezähnter und gezähnter Erhaltung gab. Zu diesem Thema gibt es auch einen Block.
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Mindelheim
In Mindelheim in Bayern fanden zwei Gebührenzettel "... Rpf" und "42 Rpf" Verwendung.
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Mühlberg
In Mühlberg waren 16 Marken der Hitler-Serie im Umlauf, die mit einem Aufdruck "Blut und Tränen seine Saat, sein Wirken war nur Missetat" trugen.
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Naumburg
Naumburg verausgabte sieben Werte zum Thema "Kinderhilfe" auf Marken der "Provinz Sachsen".
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Netzschkau-Reichenbach
In Netzschkau-Reichenbach wurden jeweils elf Werte der Hitler-Serie mit einem Gitter- bzw. Netzaufdruck und der Zahl "1945" versehen.
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Niesky
In Niesky erschienen insgesamt 18 Marken mit der Inschrift "Stadt Niesky", die es auf weißem bzw. gelbem Papier bzw. mit Spargummi gab.
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Perleberg
In Perleberg waren fünf Hiltermarken mit einem Handstempel-Aufdruck "Stern mit Perlen" im Umlauf.
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Plauen
In Plauen erschienen sieben Marken mit der Inschrift "Plauen".
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Rosswein
In Rosswein in Sachsen erschien ein Viererblock von der Westsachsen-Nr. 123c mit Aufdruck des Stadtwappens, sowie ein Blockpaar.
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Ründeroth
Aus Ründeroth gibt es sechs private Gebührenzettel mit der Inschrift "Gebühr bezahlt" und "Postamt Ründeroth".
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Saulgau
In Saulgau erschienen je zwölf Aufdrucke auf Hitler- bwz. Behördendienstmarken, die ein "V" und "22.4.45 Württemberg" zeigen.
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Schwarzenberg
Schwarzenberg versah insgesamt 23 Werte der Hitler-Marken mit einem Aufdruck eines Schlosses. Die Marken gibt es jeweils mit und ohne den Ortsnamen "Schwarzenberg".
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Spremberg
Spremberg verausgabte insgesamt 24 Gebührenzettel mit der Inschrift "Gebühr bezahlt Spremberg N. I." und der Wertangabe in "Pfg". Es gibt verschiedene Ausgaben auf grauem, weißem und rotem Papier, sowie in gezähnter und ungezähnter Erhaltung.
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Storkow
Storkow verwendete Marken von Berlin-Brandenburg, die mit einem Zuschlag und dem Aufdruck "Stadt Storkow" bzw. dem Storch-Wappen versehen wurden. Außerdem gibt es einen Block in weiß und grün (diesen Block gibt es in gezähnter und ungezähnter Erhaltung).
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Strausberg
Aus Strausberg gibt es sechs Hitler-Marken mit einer Schwärzung des Porträts und dem Aufdruck "Stadt Strausberg", 24 Sondermarken, eine Ausgabe "Postkongreß" mit drei Werten, eine Edition "Aufbau" mit je vier Marken in gezähnter und ungezähnter Erhaltung, sowie drei Blockausgaben.
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Titisee
In Titisee im Schwarzwald wurden drei Gebührenzettel eingesetzt: 12 Pf Handschrift, 12 Pf Maschinenschrift und ... Pf Maschinenschrift.
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Unna
In Unna fanden drei Gebührenzettel mit einem dreisprachigen Text Verwendung.
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Westerstede
In Westerstede wurden insgesamt 35 Marken des Deutschen Reiches verwendet, die einen Aufdruck "V" und Morsezeichen trugen.
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Wittenberg
In Wittenberg gab es 23 Hitlermarken mit Kork-Stempel, sowie die Nr. 81 der Provinz Sachsen mit dem Aufdruck "4 Rpf bez.". Außerdem gibt es einen Luther-Spendenblock auf weißem und blauem Papier.
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Wurzen
In Wurzen wurden 22 Hitler-Marken verwendet, die mit dem Aufdruck einer "Arabeske" versehen wurden.
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