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Überblick
In der Zeit von 1866, dem Beginn des Wiederaufbaus nach dem Bürgerkrieg, bis zum Jahre 1898 erschienen in den USA insgesamt 105 Briefmarken, wobei auch weiterhin Präsidenten und Staatsmänner bei der Motivwahl im Vordergrund standen. Allerdings gab es auch schon erste Sonder- und Eilmarken, so daß schon eine gewisse Variation der Motive stattfand.
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Die Zeit des Wiederaufbaus (1865-1877)
Der Bürgerkrieg führte zu einer Belebung der Wirtschaft und kurz nach Kriegsende stieg die Industrieproduktion stark an. Der Boom der Hochindustrialisierung, des transkontinentalen Eisenbahnbaus setzte allerdings eigentlich schon vor dem Bürgerkrieg ein.
Die Zeit nach dem Sessionskrieg wird auch als Zeit der "Wiedererrichtung" (Reconstruction) bezeichnet. Damit meinte man nicht nur den Wiederaufbau der zerstörten Städte und Eisenbahnlinien im Süden, sondern besonders auch das soziale Element, das auf die Rolle der Schwarzen zielte. Der Süden wurde nach den Vorstellungen des Nordens gestaltet. Territoriale Veränderungen gab es durch den Bürgerkrieg nicht; lediglich Virginia beklagte des Verlustes von West Virginia.
Mit dem 13. Zusatzartikel zur Verfassung wurden die Schwarzen 1865 befreit, aber sie blieben dennoch nach dem Verständnis der Weißen im Norden wie im Süden Angehörige einer minderwertigen Rasse und Bürger zweiter Klasse, da man ihnen keinen Anteil am politischen und sozialen Leben zubilligte.
Zu klären war auch die neue Rolle des Südens, da die Frage im Raum stand, ob die Südstaaten gleichberechtigt wären oder als eroberte Provinzen zu betrachten seien. Schon im Dezember 1863 hatte Lincoln die "Proclamation of Amnesty and Reconstruction" verkündet, die allen Südstaaten Absolution gewährte, die den Eid auf die Verfassung der USA leisteten und die Sklavenemanzipation anerkennen würden. Wenn mindestens 10 Prozent der wahlberechtigte Bevölkerung eines Staaten sich dafür aussprachen, konnten sie eine neue Regierung wählen und wieder in die Union zurückkehren. Dies war 1864 in Louisiana und Arkansas der Fall. Einspruch kam aber vom Kongreß, der Lincoln Kompetenzüberschreitung vorwarf, zumal er die Rechte der Schwarzen nicht berücksichtigte und ihnen kein Wahlrecht gewährte.
Nach der Ermordung von Lincolns am 14. April 1865 wurde Andrew Johnson (1865-1869) neuer Präsident. Er wollte die Aussöhnungspolitik seines Vorgängers fortsetzen, allerdings überwarf er sich mit dem Kongreß und seiner Republikanischen Partei. Zunächst wurde sein Amtsantritt begrüßt, weil er die Session schon vor dem Krieg abgelehnt hatte. Aber die im Mai 1865 eingeleitete Versöhnungspolitik stieß auf Ablehnung, weil der im Süden eingeführte sog. "Block Code" die ehemaligen Sklaven besonderen Regelungen und Restriktionen unterwarf und ihnen Rechte vorenthielt. So wurde die freie Wahl des Arbeitsplatzes verweigert, es gab Zwangsarbeit, spezielle Strafgesetze und das Verbot, vor Gericht auszusagen. Als in einigen Südstaaten althergebrachte Sezessionisten wieder zu Amt und Würden kamen, verweigerte der Kongreß im Herbst 1865 diesen Vertretern das Sitzrecht.
Johnson wollte die Vorkriegszustände wieder herstellen, mit Ausnahme von Sklaverei und Sezession. Die Mehrheit im Kongreß wollte aber verhindern, daß die alte Elite in den Südstaaten weiterhin die Schwarzen unterdrückte. Deshalb sollte die Bundesgewalt gestärkt werden, um die Bürgerrechte der Schwarzen zu sichern. Schon im Winter 1865/66 war es nämlich zu Rassenunruhen gekommen. Es sollten deshalb zwei Gesetze beschlossen werden, die den ehemaligen Sklaven Rechtsschutz bei der Erziehung bis zum Landerwerb und zur Arbeitssuche gewähren sollte, sowie ihnen den Zugang zu eigenem Eigentum ermöglichen sollte. Es gelang Johnson nicht, die beiden Gesetze zu verhindern.
Es wurde durch die republikanische Mehrheit der 14. Zusatzartikel zur Verfassung beschlossen, der die Union stärken und allen Bürgern gleiche Rechte einräumen sollte. Damit gab es erstmalig eine amerikanische Staatsbürgerschaft, die nicht abhängig von den Einzelstaaten war. Die Abstimmung sollte im November 1866 erfolgen, wobei eine Zweidrittelmehrheit im Kongreß erzielt wurde.
Der Süden wurde unter eine Militärverwaltung gestellt und nach Auflösung der Staatsregierungen in fünf Militärbezirke eingeteilt. Es wurden neue Organe mit schwarzer Beteiligung und unter Ausschluß der alten Amtsträger eingerichtet. Vor Wiederaufnahe in die Union sollte eine Mehrheit der männlichen Bevölkerung, wobei auch die Schwarzen einbezogen wurden neue Verfassungen und den 14. Zusatzartikel der US-Verfassung annehmen.
Da Johnson sich widersetzte, beschloß das Repräsentantenhaus am 24. Februar 1868 erstmals in Geschichte der USA, einen Präsidenten vor dem Senat wegen Amtsverfehlung anzuklagen. Die erforderliche Zweidrittelmehrheit wurde aber um eine Stimme verfehlt. Es wäre auch die Balance zwischen Exekutive und Legislative gestört worden. Die Radikalen hatten aber dennoch erreicht, daß unter Johnsons Nachfolger Ulysses S. Grant (1869-1877) ihr Einfluß gewahrt blieb.
Die soziale Neuordnung des Südens blieb aber aus und die Schwarzen erhielten nirgendwo die versprochenen "40 Morgen und einen Esel". Auch wurde der Besitz der Rebellen nicht unter den Schwarzen und den armen Weißen aufgeteilt. Es gelang nicht, sich gegen die alte Elite durchzusetzen. Schon kur nach Wiedereintritt in die Union zerbrachen die radikalen republikanischen Regierungen in den Südstaaten.
Grant unternahm auch nichts gegen die Korruption, die sich überall breit machte. Der letzte große Coup der Radikalen war 1869 der 15. Zusatzartikel zur Verfassung, der den männlichen Schwarzen das Wahlrecht zugestand. Danach erlahmte der Elan im Norden für die Rechte der Schwarzen, auch wenn es 1875 noch ein Bürgerrechtsgesetz geben sollte. Dieses wurde 1883 aber wegen Kompetenzüberschreitung des Bundes wieder aufgehoben.
Formal endete die Zeit der "Reconstruction" mit der Präsidentenwahl von 1876. Die Republikaner nominierten den Gouverneur von Ohio, Rutherford . Hayes zu ihrem Kandidaten. Für die Demokraten trat Samuel J. Tilden, der Gouverneur von New York an. Samuel J. Tilden schien eine Mehrheit im Wahlmännerkollegium zu haben, aber die Ergebnisse in South Carolina, Florida und Lousiana wurden angefochten. Schließlich wurde Rutherford B. Hayes (1877-1881) gewählt und als Gegenleistung zogen die Republikaner die letzten Truppen aus dem Süden zurück.
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Die Besiedlung des Westens und der Bau der Eisenbahnen (1865-1878)
1873 kam es zu einer Wirtschaftskrise, die aber den Norden 1877, ungeachtet der Sklavenbefreiung und der Nachwirkungen des Bürgerkrieges, nicht davon abhielt, die Besiedlung des Westens in Angriff zu nehmen. Der Süden wurde weitgehend sich selbst überlassen, so daß sich dort die Trennung der Rassen durchsetzen konnte. Auch die indianische Urbevölkerung wurde weiter ausgegrenzt.
Bei Bedarf wurden den Indianern neue Siedlungsräume zugewiesen, in denen sie unbehelligt von den Weißen leben sollten.. Meistens hatten diese Siedlungsräume nicht lange Bestand angesichts des Vordringens der Weißen nach Westen. Goldsucher, Abenteurer und Siedler nahmen auf die indianische Kultur und die Rechte der Indianer keine Rücksicht. Nach dem Ende des Bürgerkrieges gab es wiederholt Indianerkriege, die - trotz Unterbrechungen und Friedensschlüsse - die Zeit zwischen 1865 und 1878 charakterisierten.
Am Ende wurden die Indianer in öden und abgelegenen Reservaten zusammengepfercht. Ein Indiz war auch, daß Anfang der 80er Jahre die Büffel, die eine Haupternährungsquelle der ‚Indianer darstellten, fast vollständig ausgerottet waren. Um 1900 lebten noch gerade 200.000 Indianer in den Vereinigten Staaten. Sie lebten meist in Armut und völliger Abhängigkeit von staatlicher Unterstützung. Alkoholismus und Arbeitslosigkeit wären unter ihnen weit verbreitet.
Die Ursache für den Untergang des traditionellen Lebens und der Kultur der Indianer lag in der Besiedlung des Westens durch die Weißen. Der Westen war aber keineswegs ein Auffangbecken für die Armen aus dem Osten, sondern galt als Möglichkeit, schnell zu Reichtum zu gelangen. Die Besiedlung des Westens wurde durch die "Homestead Act" von 1862 forciert, wobei jedem Bürger 160 Acres an Land zugestanden wurde, der bereit war, dafür 10 Dollar zu bezahlen und sich bereit erklärte, auf dem Land zu leben und dieses für mindestens fünf Jahre zu bebauen.
Über 600.000 Familien mit fast 2,5 Millionen Menschen machten bis zur Jahrhundertwende von diesem Anspruch Gebrauch und trugen noch mehr als die Goldgräber und die Rancher mit ihren Millionen von Rindern, die die Schlachthäuser Chicagos belieferten, dazu bei, daß alle Territorien des Westens mit Ausnahme von Oklahoma, Arizona und New Mexiko als eigenständige Bundesstaaten in die Union aufgenommen wurden. Die Westwanderung veränderte das Land. Bei einer Volkszählung im Jahre 1890 stellte man fest, daß der gesamte amerikanische Kontinent besiedelt war. Die 500 Jahre lang immer wieder verschobene Grenze zwischen besiedeltem und unbesiedeltem Land (die sog. "frontiers") hatte aufgehört zu existieren.
Zur raschen Besiedlung des Westens und seiner landwirtschaftlichen Erschließung trug auch der Bau von transkontinentalen Eisenbahnen bei. Die meisten großen Eisenbahngesellschaften wurden nach dem Bürgerkrieg gegründet. Die Schwerindustrie nahm einen enormen Aufschwung und verband die industriellen mit den agrarischen Produktionsstätten, den Märkten und den urbanen Zentren. Kohleförderung, Eisen- und Stahlerzeugung kurbelten die Wirtschaft an. Die Eisenbahn war das ideale Transportmittel um die gewaltigen Infrastrukturprobleme zu lösen und wurde deshalb von der Regierung gefördert, vor allem durch zinslose Darlehen und Landschenkungen. Bis 1880 wurden über 4,5 Milliarden Dollar investiert, von denen allein der Staat 600 Millionen bereitstellte. Nahezu 200 Millionen acres waren für den Bau verschenkt worden. Dies entsprach einer Fläche von der Größe Belgiens, Großbritanniens und Spaniens zusammen. 90 Prozent des verschenkten Landes lag westlich des Mississippi. 1865 betrug das Schienennetz35.000 Meilen und stieg bis 1900 auf ca. 310.000 km an. Damit war das Netz länger als das gesamte europäische Schienennetz einschließlich Rußland.
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Markenausgaben bis 1888
Als erste Ausgabe nach dem Bürgerkrieg erschien 1869 eine Serie zu zehn Werten mit verschiedenen Darstellungen, wobei es bei einigen Marken Farbvarianten gibt und außerdem mit und ohne Waffeleinpressung unterschieden wird. Es folgten 1870 weitere Marken der Serie "Präsidenten und Staatsmänner", wobei es ebenfalls zahlreiche Farbvatianten gibt und mit bzw. ohne Waffeleinpressung zu unterscheiden ist. 1882/83 gab es drei weitere Freimarken mit den Präsidenten "Washington", "Jackson" und "Garfield" sowie am 1. Oktober 1885 die erste "Eilmarke" mit einer sechszeiligen Inschrift. Für 1887/88 sind weitere Werte der Freimarkenausgabe "Präsidenten und Staatsmänner" zu nennen und für 1888 eine weitere Eilmarke, die aber diesmal nur eine fünfzeilige Inschrift enthielt.
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Der Aufschwung nach dem Ende des Bürgerkrieges
Auch technologische Entwicklungen und Erfindungen machten Amerika immer mehr zum Vorreiter des technischen Fortschritts. Da die Entfernungen riesig waren, wurden auch auf dem Feld der Kommunikation Neuerungen eingeführt, wir die Schreibmaschine, das Telefon, die Registrierkasse, die Setzmaschine und die Rechenmaschine. Erfinder wie Thomas Alva Edison waren keine weltfremden Gelehrte, sondern praktische Verbesserer des täglichen Lebens.
In Amerika machte sich ein Glaube in den Fortschritt breit. Es brach ein "Goldenes Zeitalter" mit scheinbar unerschöpflichen natürlichen Ressourcen an. Banken und Börsen boomten und neue Großunternehmen entstanden. Schon vor dem Bürgerkrieg gab es erste Großproduktionen von Massengütern und nach dem Krieg nahm der Ausstoß enorm zu. Es herrschte rücksichtslose Konkurrenz, die die Preise drückte, und Wirtschaftskrisen trugen mit dazu bei, daß kleine Betriebe nicht überleben konnten. Teilweise gab es Monopolisierungen.
Bei den Eisenbahnen zeigte sich dieser Trend besonders im Bereich der Gütertransporttarife, wo es einen ruinösen Preiskampf gab. Korruption, Preisabsprachen und andere fragwürdige Methoden veranlaßten im Jahre 1872 die Regierung, das Landschenkungsprogramm für Eisenbahnen einzustellen.
Der erste große Trust wurde 1882 von d. Rockefeller errichtet, der den Standard Oil Trust formte und über 90 Prozent der Raffineriekapazitäten des Landes kontrollierte. Bis zur Auflösung durch die "Sherman Anti-Trust Act" im Jahre 1991 dominierte Standard Oil die gesamte Branche in den USA und vielen Teilen der Welt. Swift, Morgan, Carnegie u. a. schufen gigantische Industrieimperien. Grenzenloser Konsum, die Entstehung großer Kaufhäuser und erste Ladenketten herrschten vor.
1865 war die Industrieproduktion noch deutlich geringer als in Großbritannien, Deutschland und Frankreich, aber 1900 schon war sie größer als die aller drei Länder zusammen. Ein entscheidender Faktor war der große zusammenhängende Binnenmark und weltweit größte zusammenhängende Wirtschaftsraum, der durch Schutzzölle von der ausländischen Konkurrenz abgeschirmt wurde. Die US-Regierung waren immer bereit, Wachstum zu fördern, indem sie Geld, Land und sonstige Ressourcen bereitstellte.
Der Prozeß war aber weitestgehend auf den Norden konzentriert, von wo 1890 über 85 Prozent der Industrieerzeugnisse stammten. Der Westen steuerte hauptsächlich Rohstoffe bei und der Süden litt noch unter den Kriegsfolgen. Die Industrieproduktion des gesamten Südens betrug 1890 nur ca. die Hälfte der des Staates New York. Zwischen 1865 und 1914 wuchs das amerikanische Bruttosozialprodukt jährlich jeweils um über 4 Prozent.
Einher ging eine Bevölkerungsexplosion, da immer mehr Einwanderer kamen. Es hatte fast 300 Jahre gedauert, um 1865 35 Millionen Einwohner zu zählen. In den nächsten 30 Jahren kamen weitere 35 Millionen hinzu. Von 1865 bis 1900 waren 13,5 Millionen Menschen gekommen, zwischen 1905 und 1914 wurde das Kontingent auf 1 Million pro Jahr begrenzt. Vom Ende des Bürgerkrieges bis zur Jahrhundertwende kamen 90 Prozent aus Europa, wobei wiederum 90 Prozent der Einwanderer aus Deutschland, Großbritannien und Irland kamen. Zum Ende des Jahrhunderts kamen ca. drei Viertel der Einwanderer aus Österreich-Ungarn, Italien und Rußland. Während es vorher meist Protestanten waren, kamen nun vor allem Katholiken und Juden, die angesichts der Unterschiede in Sprache, Kultur und Religion oft als Fremdkörper angesehen wurden. Sie waren aber billige Arbeitskräfte in der Industrie, weshalb sie von den Gewerkschaften mit Mißtrauen und Ablehnung betrachtet wurden, da sie die Löhne drückten.
Es gab zwar Verbesserungen bei den Löhnen, im Gesundheitswesen und im Erziehungsbereich, aber die Arbeit war hart und wegen der niedrigen Sicherheitsstandards auch gefährlich. In den USA war jede fünfte unverheiratete Frau über 16 Jahren um die Jahrhundertwende berufstätig und die Zahl der arbeitenden Kinder betrug 1,8 Millionen. In Amerika geborene Arbeiter verdienten mehr als Einwanderer, Protestanten mehr als Katholiken und Juden, Wei0e mehr als Schwarze und Asiaten. Frauen bekamen nur wenig mehr als die Hälfte an Arbeitslohn als die Männer. Schwarze lebten meist am Rande der Gesellschaft und verrichteten niedere körperliche Arbeiten. Dies galt auch für Chinesen und später für Japaner in Kalifornien.
Die Gewerkschaften konnten gegen Diskriminierungen und Arbeitsbedingungen wenig ausrichten, da ihre Mitgliedszahlen im 19. Jahrhundert nie über 2 Prozent aller Erwerbstätigen und ca. 10 Prozent aller Industriearbeiter lagen Ihr größter Erfolg war 1881 die Gründung der "American Federation of Labor" (AFL) als Allianz von Facharbeitergewerkschaften.
Regierung und Arbeitgeber nahmen gegenüber Gewerkschaften eine starke Abwehrhaltung ein. Als z. B. 1877 die Eisenbahnen Lohnkürzungen vollzogen, gab es beim Einsatz von Truppen gegen die Streikenden über 100 Tote. Zwischen 1880 und 1900 kamen über 23.000 Streiks, an denen sich 6,6 Millionen Arbeiter beteiligten.
Das Ausbleiben des sozialen Fortschritts im 19. Jahrhundert lag auch daran, daß Industriearbeiter und Agrarier nicht zusammen fanden. Nach der einsetzenden Wirtschaftskrise 1893 setzte man 1896 große Hoffnungen auf die Demokraten, die William Jennings Bryan zum Präsidentschaftskandidaten ernannt hatten. Er war gegen eine Politik, die die Reichen auf Kosten der Allgemeinheit noch reicher machte. Bei den Wahlen von 1896 erlangte Bryan aber nur 6,5 Millionen und der Republikaner William McKenzie (1897-1901) aber 7,1 Millionen Stimmen. Bryan gewann in 21 Staaten des Südens und Westen, McKenzie in 22 Staaten des Nordens und Ostens, womit das industriell-urbane Amerika über das ländliche Amerika gesiegt hatte.
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Weitere Expansionen 1865-1898
Der Kontinent war für Amerika schon bald zu klein, da schon 1854 die amerikanische Marine eine Öffnung des japanischen Marktes erzwungen hatte und der Pazifik von vielen Amerikanern als "mare nostrum" angesehen wurde. 1867 wurde zwar erfolglos über einen Handelsvertrag mit Hawaii verhandelt, aber dafür wurden die Midway-Inseln annektiert und für ca. 7 Millionen Dollar von den Russen Alaska abgekauft. Ein weiteres Indiz für die wachsende Bedeutung der USA war der Rückzug des französischen Kaisers Napoleons III. aus Mexiko.
Präsident Grant scheiterte mit seinen Annexionsvorhaben im Pazifik und der Karibik, aber die Begierlichkeiten zielten weiterhin auf Hawaii, Kuba und Puerto Rico. Mit Mexiko, Santo Domingo, den britischen westindischen Inseln, Kolumbien und weiteren Staaten wurden Handelsverträge geschlossen, um auf diesen Märkten amerikanische Produkte absetzen zu können.
Annexionen wurden in den nächsten Jahren nicht vollzogen, aber die USA bemühten sich erfolgreich, ökonomisch und politisch in den Staaten Lateinamerikas Fuß zu fassen. Während der Venezuela-Krise 1895-1897 konnten sie ihr Interesse an lateinamerikanischen Angelegenheiten zeigen. Anfang 1893 war in Hawaii mit Unterstützung der amerikanischen Marine durch amerikanische Siedler die Regierung gestürzt worden und ein Annexionsvertrag mit den USA abgeschlossen worden. Die USA besaßen nun einen Marine- und Handelsposten auf dem Weg nach China. Deutschland einigte sich mit den USA auf eine Teilung der Samoa-Inseln, wodurch man einen weiteren Stützpunkt gewann.
1898 war Amerika schon eine Weltmacht. Kuba und Puerto Rico waren die letzten Teile des ehemals großen spanischen Kolonialreiches. Auf Kuba stießen Rebellen, die gegen Spanien kämpften auf breite amerikanische Unterstützung. Als im Januar 1898 in Havanna spanische Truppen gegen die neue spanische Autonomiepolitik revoltierten, schickten die IUSA ihr Schlachtschiff Main, das am 15. Februar 1898 im Hafen explodierte. Am 19. April 1898 erklärte der Kongreß Kuba für unabhängig und ermächtigte Präsident McKenzie, die Streitkräfte zu entsenden, um die Spanier aus Kuba zu vertreiben. Am 25. April wurde der Krieg erklärt, der nach 113 Tagen endete. Schon am 1. Mai konnte die in Hongkong stationierte flotte in der Bucht von Manila die spanische Flotte vernichtend schlagen. Auf Kuba hatte man die spanische Flotte eingekesselt und Ende Juni mit der Invasion begonnen. Am 12. August wurde im Weißen Haus ein vorläufiger Friedensvertrag unterzeichnet.
Spanien gab Kuba die Unabhängigkeit und trat Puerto Rico und Guam an die USA ab. Die Philippinen sollten von den USA annektiert werden. Im Februar 1899 wurde der Vertrag vom Senat ratifiziert, der die USA zu einer Kolonialmacht machte. 1898 bis 1902 kam es zu einem philippinisch-amerikanischen Krieg. Die Bewohner Puerto Ricos akzeptierte die amerikanische Herrschaft und erhielten 1917 die amerikanische Staatsbürgerschaft.
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Markenausgaben der neunziger Jahre
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